Russischer Kreuzer "Pallada", 1:200, Oriel [FERTIG]

  • Inzwischen ist die Ankerkette eingetroffen. Ein Stoss aus der Spraydose aus dem Baumarkt und schon fertig.



    Dann waren die Davits an der Reihe. Die vorderen 2 Paare je Seite habe ich noch nicht befestigt, da ich befürchte, sonst die Boote nicht mehr an ihren Platz zu kriegen. Bei diesen Davits habe ich zuerst den umlaufenden Papierstreifen mit Weissleim befestigt. Trotz homöopathischen Mengen verbog sich aber der sehr dünne Mittelteil durch das aufgesaugte Wasser. Also musste UHU her, auch wenn der beim nicht völlig sauberen Arbeiten besser sichtbar ist. Die Handräder waren so schön goldig gedruckt. Für die Kanten habe ich Plakatfarbe verwendet. Die lässt sich mit einem Zahnstocher gut auftragen, deckt sofort und trocknet schnell.



    Die Davits sind nicht so schief, wie es in den Bildern aussieht und werden zusätzlich beim Abspannen noch exakt ausgerichtet.


    Andi

    Für unser Ego und unser Vergnügen opfern wir alles - solange es den Anderen gehört.

  • Inzwischen ist die Ankerkette eingetroffen. Ein Stoss aus der Spraydose aus dem Baumarkt und schon fertig.


    Moin Andi,


    da scheinst Du aus Versehen die falsche Spraydose erwischt zu haben :D


    Ankerketten sind nie weiß, sondern scharz/rostig/dreckig, wie hier beim Kreuzer Bajan:




    Viele Grüße - Ully

    "Fröhlichkeit ist nicht die Flucht vor Traurigkeit, sondern der Sieg über sie."
    Gorch Fock

  • ...Ankerketten sind nie weiß, sondern scharz/rostig/dreckig, ...


    Moin Ully,
    was das Bild anbelangt, hast Du natürlich Recht. Das Stück Kette, das man dort auf dem Bild sieht, rostet normalerweise, wenn der Untersatz nicht vor Anker liegt, still vergnügt im Kettenkasten vor sich hin. Deshalb auch die muntere Wolke "Marinegold" über dem Vorschiff, wenn die Kette beim "Fallen Anker" ausrauscht. Ansonsten war man bei Marinens - die Leute mussten ja beschäftigt werden und außerdem wollte man angeben - schon darauf bedacht, gut auszusehen. Und insofern liegt Andi bei seiner Wahl der Farbe für sein in der Regel sichtbares Teil Kette gar nicht so verkehrt. Das wird sicherlich annähernd so grau gewesen sein, wie die Bordwand dahinter; zumindest nach dem malen. Nach ein paar Ankermanövern hat die Kette sicherlich etwas Patina angenommen...bis zum nächsten Einsatz der Picasso-Gäng und der war eigenmtlich - siehe oben - vorprogrammiert.
    Die - zugegeben etwas philosophische - Frage ist ja: Welchen Zustand des Originals stellen wir mit unseren Modellen dar? Frisch aus der Werft oder leicht schedderig mit "Gebrauchspuren"? Die Bögen geben ja meist die erstere Variante wieder. Und da passt dann auch die "Parade-Vorzeige-Maling"... :D
    Beste Grüße und Dir alles Gute
    Fiete

  • Danke, Ully und Fiete, für eure Kommentare. Ich habe mich an diesem Bild orientiert. Es zeigt zwar die neuere Version der Pallada (das Schwesterschiff der Bajan), aber es ging mir ja nur um die Ankerkette.


    Andi

    Für unser Ego und unser Vergnügen opfern wir alles - solange es den Anderen gehört.

  • Hallo Andi,


    Deine Aufnahmen setzen noch einmal einige der schönsten Stellen der Pallada ins Bild. Der hintere Kommandostand hat es mir wegen seiner filigranen Konstruktion besonders angetan !



    Zaphod

  • Das freut mich, Zaphod, wenn dir mein Modell gefällt.


    Die Boote sind an Bord. Bei den Ruderbooten liess sich der Rumpf schön runden, dann war ich aber zum ersten Mal bei diesem Modell mit der Passgenauigkeit nicht zufrieden. Die Heckspiegel waren in allen Fällen zu gross, die Ruderbankreihen dagegen etwas zu klein. Aber tragisch ist das nicht. Ich habe die Bootskörper nur mit dem Dollbord zusammengeholt und die Schlitze nicht separat verklebt. Dass würde ich ein nächstes Mal nicht wieder tun, denn offenbar dehnen sich diese schmalen Streifen später etwas, so dass immer ein kleiner Spalt bleibt.



    Die Dampfboote haben ein für diese Grösse massives Spantengerüst, dass sich aber leicht handhaben lässt und nicht sehr umfangreich geschliffen werden muss. Etwas seltsam erschien mir die obere Bordwand. Gemäss Montageskizze und den Abmessungen reicht sie über die untere Bordwand und bildet eine Stufe. Die Bilder im Internet sind unschlüssig: mindestens ein Wulst ist auf den alten Bildern erkennbar, aber die heutige Aurora in St. Petersburg hat Boote mit glatter Bordwand. Ich habe es mit dem Überwurf gemacht, u.a. auch darum, weil der Abschluss der unteren Bordwand bei mir nicht genau gerade war und ich diese nicht nochmals ablösen wollte.



    Zum Aufhängen der Boote sind im Bogen Blöcke vorhanden, die aus einem dicken Innenteil mit Verkleidung bestehen. Der Innenteil ist im Prinzip auch im LC-Satz vorhanden, aber leider hat der Konstrukteur des LC-Satzes übersehen, dass eine geschlossene Kurve eine Ebene zweiteilt. Ich habe daher selber etwas gebastelt.



    Vor allem bei den zweiten Booten von vorne enden die Davits weit weg von der Bootsmittellinie. Ich habe daher bei den Booten in den Blöcken die Flaschenzüge nicht eingehängt. Die Dampfboote passen nicht in die Davits, wenn man die Halterungen auf die Markierungen klebt. Ich rate daher, diese erst zusammen mit den Booten anzubringen.


    Und so sieht es dann aus:



    Andi

    Für unser Ego und unser Vergnügen opfern wir alles - solange es den Anderen gehört.

  • Moin Andi,


    der Rumpf deiner Dampfboote erscheint mir auch etwas seltsam. Nur zu deiner Information: Ich habe ein Foto der Aurora von 1910, da ist der Bootsrumpf herkömmlich geformt und zeigt nur die auf den Rümpfen deiner Boote aufgedruckte Linie. Das sollte Dich jetzt aber nicht unzufrieden machen, die Boote sind wunderbar sauber und präzise gebaut, für die Konstruktion bist Du nicht verantwortlich.
    Es macht sehr viel Freude, den Werdegang des Modells zu verfolgen, vielen Dank!


    Gustav

  • Hallo Andi,


    Beiboote haben oft ihre Tücken. Die einzigen wirklich angenehmen, die mir erinnerlich sind, sind die von der "Derfflinger".
    Wirklich ärgerlich finde ich die Bootslager, deren Form nur allzuoft rein gar nichts mit der Form des Bootskörpers gemeinhat.


    Was mir bei den Beibooten der "Pallada" gefällt, ist der schlanke stufenartige Zwischenboden, der ist äußerst realistisch. Viele Konstruktionen warten hier mit einem Teil auf, das beherzt von beiden Seiten gekürzt werden muss, weil es ansonsten nicht tief genug sitzt oder den Bootsrumpf viel zu weit aufspreizt.


    Gelungen sind die die Beiboote auf jeden Fall und auch die Flaschenzüge machen optisch einen feinen Eindruck.
    Die vier Übersichtsbilder freuen mich besonders, da kann man prima sehen, wie weit die Arbeit insgesamt gediehen ist.


    Zaphod

  • Danke, Gustav und Zaphod, für eure heads up.


    Da nun die Takelung an der Reihe ist, will ich mein Versprechen an Gustav einlösen und beschreiben, wie ich die Drahttakelung handhabe.


    Im ersten Bild die verwendete Ausrüstung. Als Draht verwende ich normalen Eisendraht, der in meinem Fall eine Dicke von ca. 0.15 mm hat. Ich habe ihn in einem Geschäft für Goldschmiedebedarf als "Bindedraht" gekauft. Ihr könnt euch also an den Goldschmied eures Vertrauens oder allenfalls an Peter_H wenden. Bei der Pinzette ist es ganz wichtig, dass sie für den Umgang mit Eisen- und/oder Stahldraht nicht magnetisch ist, da sonst der Draht immer an der Pinzette statt am Modell klebt. Die Schere verwende ich ausschliesslich, um Draht zu schneiden. Zum Kleben verwendet ich fast immer Weissleim. Nur bei Teilen, die grossen Belastungen ausgesetzt sind, kommt Sekundenkleber zum Einsatz, z.B. bei den über 30 cm langen Antennendrähten der Hiei.



    Als Erstes schneide ich ein Drahtstück von ca. 30-40 cm ab. Länger geht zwar auch, ist aber schwierig zu handhaben und sauber gerade zu kriegen. Dieses Stück wird dann mit zwei Zangen gestreckt. Bei zunehmendem Zug geschieht zuerst nichts, dann streckt sich der Draht spürbar und wird anschliessend härter. Idealerweise zieht man gerade bis zur Streckgrenze. Kommt man darüber, reisst der Draht und wird meistens wieder krumm. Bleibt man deutlich darunter, wird der Draht zu wenig gerade. Mit etwas Übung ist das keine Hexerei, jedoch verhält sich jeder Draht anders. Nach dem Strecken ist der Draht bei längeren Stücken nicht schnurgerade. Für die typisch benötigten Längen (einige cm bis ca. 15 cm) im Massstab 1:250 oder 1:200 reicht das aber allemal. Braucht man deutlich längere Stücke, so hängen diese auch im Original meistens durch und hier erreicht man mit Draht auf Grund des Verhältnisses von Gewicht zu Elastizität gegenüber Zwirn eine viel natürlichere Krümmung.



    Durch die Verformung wird der Draht gehärtet, bleibt aber deutlich plastischer als ein Federstahldraht. Er ist also nach wie vor sehr empfindlich gegen Verkrümmungen und Knicken. Geschieht dies, sind Begradigungsversuche zum Scheitern verurteilt, weil durch die zusätzliche Verformung die härteste Stelle gerade im Knick liegt. Daher wird sich der Draht überall biegen lassen, nur gerade da nicht, wo man es möchte. Aber er kostet ja nichts und man nimmt einfach ein neues Stück.


    Nun schneide ich einfach die benötigte Länge ab. Macht man das wie im Bild am Rand der Schneidmatte, kommt man mit der Schere gut unter den Draht. Das abgeschnittene Ende muss wegrutschen können, da es sich sonst verbiegt. Längere Stücke kommen nicht weit. Kurze Stücke halte ich ganz leicht zwischen den Fingern, da sie sonst sehr weit fliegen können.



    Und so sieht das dann aus:



    Das Ganze funktioniert auch mit Kupferdraht und beschichtetem oder ummanteltem Draht. Man kann den Draht auch bemalen und so z.B. Gittermasten etc. herstellen.


    Puristen werden mit dieser Methode vielleicht Mühe haben, aber erstens sind bei den meisten Originalen unserer Modelle die "Seile" sowieso aus Metall, zweitens sieht man auf die dem Massstab entsprechende Entfernung sicher keine Verdrillung mehr und drittens stabilisiert diese Methode die dünnen Masten statt sie zu belasten. Zudem bin ich der ganz persönlichen Meinung, dass eine Drahttakelung mit geraden Drähten besser aussieht als jede nicht ganz perfekte Zwirntakelung. Und schliesslich bin ich ganz einfach zu faul für das mühsame Spannen.


    Andi

    Für unser Ego und unser Vergnügen opfern wir alles - solange es den Anderen gehört.

  • Als Letztes waren noch die Torpedonetze an der Reihe. Nach Versuchen mit diversen Materialien kam ein schwarzbrauner Schuhnestel zum Zug. Die Linienführung scheint ziemlich extravagant, wäre aber nach der Zeichnung in der Bauanleitung noch viel mehr extremer.



    Damit ist die Pallada fertig.



    Abschliessend kann ich das Modell jedem empfehlen, der keine Mühe damit hat, auch mal etwas über der Bauanleitung zu brüten und allenfalls ein Teil zu platzieren, das dort nicht extensiv beschrieben ist. Die Passgenauigkeit ist ausgezeichnet bis auf die Boote (aber da nehme ich einen rechten Anteil auch auf mich und meine Ungeduld) und die Davits. Wer den Spantensatz von Oriel verwenden will, muss einige kleinere Korrekturen am Bug vornehmen, die aber leicht zu erkennen und durchzuführen sind.


    Mir hat das Modell viel Spass gemacht.


    Andi

    Für unser Ego und unser Vergnügen opfern wir alles - solange es den Anderen gehört.

  • Als eifriger Zaungast freu ich mich, Dir zur heutigen Fertigstellung zu gratulieren.


    Du hast ein Super-Modell gebaut! Spitzenklasse!


    Herzlichen Glückwunsch!!

    Fertig: MS WILHELM GUSTLOFF, 1:250



    Aufwachen - es ist 5 vor 33...

  • Hallo Andi


    Excellent! Ich konnte den Fast-Fertig-Bau ja in Friedrichshafen schon bewundern. Und ich muss sagen, Deine Takelung…allererste Sahne. Ich muss wohl gleich morgen zum Goldschmied meines Vertrauens eilen ^^
    Nun freue ich mich das Endprodukt schon bald live zu Gesicht zu bekommen!


    Herzlichen Glückwunsch zu einem weiteren selten gesehenen Modell aus des Meisters Hand.


    Nun bin ich wie immer, aber bei Dir ganz besonders gespannt, was als nächstes auf die Matte kommt.


    Freundliche Grüsse
    Peter

  • Guten Morgen Andi,


    herzlichen Glückwunsch zur Indienststellung Deines Kreuzers!
    Wieder einmal ein absolutes Prachtstück aus Deiner Werft. :thumbup: :thumbup: Und ein recht selten gebautes Exemplar obendrein.
    Die Draht-Takel-Version werde ich mir mal genauer ansehen. Die Baden-Takelung stellt dass, was ich bisher so zu takeln hatte deutlich in den Schatten. So könnte es wahrscheinlich ganz gut klappen. Mal sehen.


    Viele Grüße in die Schweiz
    Peter

  • Hallo Andi,
    da hast Du uns ein hervorragendes Stück Kartonbaukunst gezeigt. Vielen Dank.
    Ulrich

                                                                                   Artikel 1 GG:

    Die Würde des Menschen ist unantastbar.

    Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt



  • Moin Andi,
    da ist Dir ja wieder ein richtiges Schmuckstück gelungen! Gratuliere zur Fertigstellung.
    Beste Grüße aus dem halbhohen Norden
    Fiete

  • Moin Andi,


    wie nicht anders zu erwarten: Ein hervorragendes Modell eines schönen Schiffes!
    Vielen Dank für den Baubericht und herzlichen Glückwunsch zum Modell.


    Viele Grüße
    Gustav

  • Hallo Andi,


    auch von mir herzlichen Glückwunsch zur Indienststellung !!!


    Die Takelage macht einen großartigen optischen Eindruck, wie mit dem Lineal gezogen ! Und auch die Flaggen flattern äußerst lebensecht.


    Zaphod

  • WOW Andi,


    da hast Du mit der "Pallada" mal wieder ein großartiges Modell fertiggestellt!


    Einfach Super :thumbsup: .


    Gruß Jens

    ________________________________________________________


    Man darf nicht verlernen, die Welt mit den Augen eines Kindes zu sehen.
    (Henri Matisse )

  • Hallo,


    tolles Modell, aber scheinbar habe ich etwas verpasst. Warum stehen die Hauptgeschütze vorn und achtern frei? Auf Fotos im Internet sind sie in Türmen eingebaut.
    ?
    Gruss


    Clipper