Die Golden Hind,
oder ein Modell was Zeit brauchte. Das Modell stammt vom polnischen Verlag Szkutnik und hat die Nummer 1. Dieser Verlag veröffentlicht heute unter dem Namen Shipyard seine Modelle. Gekauft habe ich das Modell vor langer Zeit (noch zu D-Mark Zeiten) bei dem bekannten Versandhaus in Hamburg mit dem zugehörigen Mastensatz. Angefangen habe ich das Modell vor ca. 2 Jahren, mit dem Hintergrund die Techniken des historischen Schiffsmodellbaus (Holz) in punkto Takelage an einem Kartonmodell umzusetzen, bzw. auszuprobieren. Gebaut habe ich an dem Modell immer nur wenn ich die nötige Lust und Laune dazu hatte. Der Rumpf ging schnell von der Hand und war nach etwa 2 Monaten fertig. Die Kleinteile wie Leitern (aus Einzelteilen) und Kanonenlafetten (1.5 mm Karton) dauerten aber schon etwas länger. Irgendwann war auch dieser Bauabschnitt erfolgreich beendet.
Die Masten mit Karton zu ummanteln war auch nicht die große Schwierigkeit. Mit dem Setzen der Masten allerdings begann die Takelung, und damit die Frage, wie die Wanten verspannt werden können, und aus welchen Material die Rüsten und die Jungfern sein sollten.
Es dauerte recht lange, bis mir eine Lösung des Problems einfiel. Beim Modell des Umschlagbildes sind die Jungfern und Blöcke aus Holz. Der Bausatz bietet aber diese aus Karton, zumal dreieckige Jungfern nicht aus Holz zubekommen waren. Also doch aus Karton!
Wie aber so versteifen, das die Bauteile den Zug der Takelage aushalten? Die Lösung heißt: in Schnellschleifgrundierung tauchen und durchtrocknen lassen. Das Bauteil wird dadurch versteift und gehärtet, es lässt sich sogar bohren. Der nächste Schritt war nun alle Jungfern und Blöcke wie auch die Rüsten und Nagelbalken mit 1.5 mm Graukarton verstärken, ausschneiden, zusammenkleben, tauchen und bohren. Die Blöcke zusätzlich mit Seilen belegen, die Jungfern mit Draht umlegen und am Rumpf vernageln. Diese Arbeit hat sich dann doch sehr in die Länge gezogen, zumal die Wanten auch paarweise an den Masten belegt worden sind. Der Wunsch das Modell in diesem Jahr auf der Intermodellbau in Dortmund zu präsentieren beschleunigte aber die doch manchmal langwierige Arbeit mit der Takelage. Nachdem dann die ersten selbstgenähten Segel angebracht waren, stieg auch die Motivation das Schiff fertig zu bauen. Das Ergebnis will ich nun in den folgenden Bildern vorstellen.
Das Original übrigens, als Pelican 1577, zur Zeit der Königin Elisabeth I., von England aus in See gestochen, in der Magellan-Straße in Golden Hind (engl. wohl Golden Hinde) umbenannt, kam nach drei Jahren Kaperfahrt unter Sir Francis Drake im herbst des Jahres 1580 wieder mit reicher Beute nach England zurück.