Hallo,
endlich ist es so weit: Ich trau mich an meinen ersten dicken Dampfer! Nach meinem 5. Schiffmodell in 1:250 glaube ich genug Übung investiert zu haben.
Die Potsdam von CfM soll es sein. In diesen Bausatz habe ich mich schon vor einer Weile verguckt. Er ist von Reinhold Hahn konstruiert, und das sieht man auf den ersten Blick, wie ich meine. Die für diesen Konstrukteur typische Konstruktionsweise von Hand hat einen besonderen Charme, der nicht zu vergleichen ist mit Modellen, die als 3D Modelle am Computer entstanden sind. Letztere finde ich teilweise atemberaubend schön, aber die Reinhold Hahn Modelle haben es mir trotzdem angetan. Ich habe noch ein paar weitere davon im Fundus: Prinz Adalbert, Feldmarschall, Präsident und das Souvenir aus Bremerhaven: der Dampfer Kanal.
Doch nun zur Potsdam:
Es gibt zu diesem Modell bereits einiges hier im Forum: ein "Frisch ausgepackt" von Michael Diekmann:
http://www.kartonbau.de/wbb2/thread.php?threadid=9504
Ein PMP von Manfred Urschel:
http://www.kartonbau.de/wbb2/filebase.php?fileid=35&lim=50
und diverse Fotos von Ausstellungen, stellvertretend sei hier das herrliche Modell von Klaus Gilles auf der "Zamma" in Oberhausen 2007 genannt:
http://www.kartonbau.de/wbb2/thread.php?threadid=10358=0&page=2
zur Geschichte der Potsdam:
Stapellauf am 16. Januar 1935 bei Blohm und Voss, ursprünglich für die HAPAG bestimmt ist sie dann doch beim Norddeutschen Loyd in Dienst gestellt worden. Die beiden Schwesterschiffe Scharnhorst und Gneisenau wurden gleich bei der Deschimag in Bremen für den NDL gebaut.
Die drei werden gewöhnlich als Schwesterschiffe bezeichnet, die Potsdam ist aber auf den zweiten Blick schon recht unterschiedlich. Sie ist etwas kleiner und viele kleine und größere Details sind unterschiedlich. Wie die Scharnhorst hatte die Potsdam einen Turboelektrischen Antrieb. Das war damals etwas ganz neues (Scharnhorst war das erste deutsche Handelsschiff mit Turboelektrischem Antrieb) Die Gneisenau wurde mit herkömmlichem Turbinenantrieb ausgestattet, um Vergleiche zwischen den Schiffen anstellen zu können.
Scharnhorst und Gneisenau wurden erstmals mit einer neuen Bugform, der sogenannten "Maierform" ausgestattet. Dabei wurden die Spanten im Vorschiff keilförmig angeordnet anstatt der bis dahin gängigen steilen Anordnung. Diese Bugform wirkte sich günstig bei langen Wellen von vorn aus und verringerte unangenehme Stampfschwingungen. Potsdam erhielt dagegen einen Wulstbug.
Alle drei Schiffe wurden im Ostasiendienst eingesetzt. Die Reise nach Schanghai dauerte beträchtlich länger als eine Atlantiküberquerung. Alein die Strecke Genua Schanghai dauerte 23 Tage. Von Bremen nach Yokohama war man über einen Monat unterwegs. Um die lange Reisedauer möglichst angenehm zu halten waren die drei Schiffe außergewöhnlich großzügig ausgestattet. Wintergarten, mehrere Pools, hohe Räume mit großen Fenstern. Selbst die Decks für die Unterbringung der Besatzung waren so hoch oberhalb der Wasserlinie angeornet, daß man auch bei schlechtem Wetter die Fenster geöffnet lassen konnnte, was bei Tropenfahrt ein nicht zu unterschätzender Komfortfaktor war.
Der Ostasiendienst machte auch großzügige Ladeeinrichtungen notwendig. Das Schiff verfügte über große Laderäume mit 11mx5,5m Luken für normales Sperrgut, weitere Laderäume für gefrorenes (-25°C) und Obst/Gemüse (0°C), sowie Öltanks für Süßöl, Holzöl, etc. Als Ladegeschirr standen für Schwergut ein 50t und ein 25t Baum, für mittelschwere Ladung vier 10t Bäume und zusätzlich 18 weitere Ladebäume von je 3-5t zur Verfügung.
Nach Kriegsausbruch befand sich die Scharnhorst in Japan und wurde in Kobe aufgelegt. Sie wurde später an Japan verkauft und zum Flugzeugträger Shinyo (japanisch: Kondor) umgebaut. Gneisenau und Potsdam wurden als Wohnschiffe in Hamburg verwendet. Für beide Schiffe gab es ebenfalls Pläne, sie zu Flugzeugträgern umzubauen, doch dazu kam es nicht. Die Gneisenau lief auf eine Miene und sank. Die Potsdam wurde zunächst nach Gotenhafen (heute Gdynia) verlegt und diente zu Kriegsende als Flüchtlingstransporter. Unversehrt wurde sie nach dem Krieg den Engländern zugesprochen und als "Empire Jewel" zum Truppentransporter. Recht bald wurde sie erneut umbenannt in "Empire Fowey". Unter diesem Namen diente sie als englischer Truppentransporter bis ins Jahr 1960. Dann wurde sie an die Pan-Islamic Steam Ship Company verkauft, welche sie als "Safina-E-Hujjaj" für den Pilgerverkehr zwischen Pakistan und Jedda, Saudi Arabien, einsetzte. Ab 1964 befuhr sie auch die Linie Pakistan - Hong Kong, ab 1965 Pakistan - Ost Afrika. Außerdienststellung 1966.
Erst 1976 erfolgte die Verschrottung.
technische Daten:
Unterscheidungssignal: DOQS
Länge über alles: 193m
Tiefgang: 8,85m
Brutto Rauminhalt: 17518 BRT
Maschinenleistung: 26000PS elektrische Leistung, erzeugt mit zwei Turbogeneratoren
Geschwindigkeit: 23 kn maximal
Passagiere: 134 1. Klasse; 138 2. Klasse
Besatzung: 275
Zum Modell:
Konstrukteur: Reinhold Hahn
Verlag: CfM
Bestellnummer: 71014
Maßstab: 1:250
Länge: 77 cm
Bogen: 31
Bauteile: 2049 (Angabe des Verlags)
Bauweise: Wasserlinienmodell
Der Bausatz beinhaltet 10 Seiten Bauteillisten mit Beschreibung aller Bauteile und 20 Seiten Montageskizzen, von denen ich noch nicht beurteilen kann, ob ich mit ihnen allein zurecht komme.
Auf dem Umschlag sind mehrere Fotos des Schiffes abgedruckt, sie zeigen das Schiff jeweils als Potsdam, Empire Fowey und Safina-E-Hujjaj.
Alle Relingteile sind extra gedruckt. Ich habe vor die Reling mittels Ätzteilen darzustellen. Außerdem werde ich wann immer es sich als günstig erweist Ätz- und Laserteile einsetzen. Im Verlaufe des Baus werde ich entsprechend darüber berichten.