Hallo Kartonbauer,
nachdem ich längere Zeit rein lesend hier im Forum unterwegs war, will ich nun meinen ersten Baubericht beginnen. Die Endeavour ist nicht mein erstes Modell, aber mein erster Segler und mein erstes Projekt von diesen Ausmaßen. Ich werde mir Zeit lassen, Schritt für Schritt, es hetzt mich niemand …
Das Schiff lief 1764 als Kohlefrachter „Earl of Pembroke“ vom Stapel. 1768 wurde es von der Royal Navy aufgekauft und zum Expeditionsschiff umgebaut. Der Grund dafür waren die durchwachsenen Erfahrungen, die man mit Fregatten auf Entdeckungsreisen gemacht hatte. Der Auftrag des „HMB Endeavour“ getauften Schiffes und seines frisch beförderten Kapitäns James Cook bestand darin, auf Tahiti den Transit der Venus zu beobachten, der ansonsten erst mehr als 100 Jahre später erneut stattgefunden hätte und von dem sich die Royal Society eine genauere Bestimmung der Entfernung zur Sonne und damit eine präzisere Navigation auf See erhoffte. Am 26. August 1768 brach die Endeavour mit 96 Mann an Bord von Plymouth auf (die „Earl of Pembroke“ war auf 16 Mann Besatzung ausgelegt). Ihre Fahrt führte sie über Rio de Janeiro und durch die Magellanstraße nach Tahiti, wo die Wissenschaftler im Juli 1769 den Venustransit beobachteten. Danach kehrte Cook nicht zurück, sondern durchquerte die Südsee, umrundete Neuseeland und kartografierte die Ostküste Australiens. Dabei erlitt die Endeavour Schiffbruch auf einem Ausläufer des Great Barrier Riffs, konnte jedoch von der Besatzung geborgen und provisorisch repariert werden. Im Oktober 1770 erreichte sie das holländische Batavia (heute Jakarta) und wurde komplett überholt. Nach drei Monaten wurden die Anker erneut gelichtet für die Rückkehr nach England über das Kap der guten Hoffnung. Am 13. Juli 1771 erreichte die Endeavour wieder Plymouth. Danach wurde sie zum Frachter zurückgerüstet und an einen zivilen Eigner verkauft, der sie unter dem Namen „Lord Sandwich“ wieder in ihrer ursprünglichen Bestimmung einsetzte. Im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg wurde die „Lord Sandwich“ mehrfach von der Royal Navy gechartert, um Soldaten und Versorgungsgüter in die aufmüpfigen Kolonien zu bringen. Dabei verliert sich ihre Spur, ob und auf welcher Seite sie den Krieg überdauerte, ist bis heute nicht abschließend geklärt.
Für die Endeavour gibt es ein von Karl-Heinz Marquardt geschriebenes Buch aus der Reihe „Anatomy of the Ship“, das ich neben einigen anderen Quellen als Referenz verwenden werde. Eine weitere Leseempfehlung ist Cooks Expeditionstagebuch, das im 19. Jahrhundert mehrmals veröffentlicht wurde und auch einige Schiffsdetails beschreibt. Das Copyright ist längst abgelaufen, das E-Book kostet nur wenige Cent.