Abwicklung nach der Methode "Neubert"

  • Hallo Modellbaufreunde !


    Nächste Woche ist es 28 Jahre her, dass das erste internationale Kartonmodellbautreffen stattgefunden hat. Ich hatte das große Glück, dass ich an allen der bisher 28 Treffen teilnehmen konnte. Damals war ich 40 Jahre alt. Eines der größten Highlights für mich war die Begegnung mit meinem Idol Gerhard Neubert, dem Konstrukteur der Wilhelmshavener Modellbaubögen. Auf meine Frage erläuterte er mir, wie er die Bordwandabwicklungen konstruiert.


    Wie es grundsätzlich funktioniert, habe ich bereits in meinem Beitrag zur SAVANNAH geschildert. Jetzt habe ich es aber selbst einmal ausprobiert und kann über die Praxis-Tauglichkeit berichten. Abweichend von meiner bisher praktizierten Butterbrotpapier-Methode hatte ich die Bordwandstreifen der SAVANNAH berechnet und dabei die Erfahrung gemacht, dass das Ergebnis zwar sehr genau, das Verfahren aber sehr arbeitsaufwendig ist. Klaus-Dieter Brunßen hat diese Methode perfektioniert und wird dazu in Bremerhaven einen Vortrag halten.


    Für das Verfahren nach Neubert braucht man zunächst ein Werkzeug, das man sich leicht selbst herstellen kann: Ein schmales Centimetermaß



    Es liegt vor dem Spantgerüst, hat eine Zentimetereinteilung, ist 5mm schmal und hat eine gerade mittlere Achse.


    Dieses Zentimetermaß klebt man auf das Spantgerüst, wobei darauf zu achten ist, dass es sich an das Spantgerüst anschmiegt und nicht etwa Beulen schlägt.
    Neubert hat es aus 170g-Karton gefertigt und mit Fix-o-gum verklebt, einem Kleber der sich rückstandsfrei wieder abrubbeln lässt.



    Jetzt kann man anfangen, von der Achse aus den Abstand zum oberen und zum unteren Bordwandrand zu messen. Nach dem Ablesen des Wertes kann man ihn
    gleich in die Zeichnung der Bordwand übertragen.



    Im Foto wird bei der Längseinteilung 12 ein Abstand von 10,7 mm zum oberen Bordwandrand gemessen.
    Ich habe alle 2 cm die Abstände zu den Bordwandrändern gemessen.


    Sind alle Werte gemessen und in die Zeichnung übertragen, kann man die Bordwand ausdrucken,



    ausschneiden und anpassen.



    Die ganze Prozedur hat einschließlich Glätten des Kurvenverlaufs ca. 45 min gedauert. Die Passgenauigkeit war gut.


    Ich hoffe, dass der eine oder andere von euch es auch einmal mit der Methode des großen Neubert versucht.


    Henning

  • Moin Henning,


    ganz herzlichen Dank, das hört sich absolut klasse an und man bekommt tatsächlich Lust, es einmal selbst zu probieren. Toll, dass Du diese Methode hier vorgeführt hast!

    Schockvideos: Pinguine verspeisen den selben Eisbären gleich zweimal 8o Nur für starke Nerven hier und hier!


    Viele Grüße, Nils

  • Moin Henning,


    so ähnlich wurde es auf den Schnürboden und in der Anzeichnerei gehändelt.


    Die Straklatten hatten 4 Seiten und so konnte man eine Seite als Information für den Spantverzug nehmen.


    Also Finger am Mann denn beim Straken mit Gewichten gab es ab und zu blaue und andersfarbige Fingers.


    was für ein schönes Model. Mit Heckwanne für Tochterboot oder vielleicht einen Speedboot?


    Viele Grüße
    Arne

    Viele Grüße vom Rande der dänischen Südsee

    Arne



    als Langläufer:

    Helgen 1 einen 299 BRT Kümo kurz vor dem Stapellauf, vom Reeder zurückgestellt
    Helgen 1a einen AHTS in Arbeit.
    Helgen 2 einen 1599 BRT Mehrzweckfrachter in Arbeit, wird auf Wunsch der Reederei umgebaut

  • Moin Henning!
    Auch von mir ganz herzlichen Dank für dies Beispiel. Langsam wird es eng für alle, die sich darüber beschweren, dass nicht alle Modelle veröffentlicht werden: selber machen ist halt auch hier möglich, auch ganz ohne Computer, man muss es eben nur versuchen. Und vielleicht mit was einfachem anfangen; ich nehme mal an, dass man beim Bug der Cap San Diego auch mit dieser Methode auf gewisse Schwierigkeiten stößt?
    Im Übrigen bin auch ich sehr angetan von dem Rumpf, an dem Du uns hier die Methode gezeigt hast, und sehr neugierig, was das denn nun wieder wird... :thumbsup:

    "Ich glaube nicht, dass der Shitstorm die Weiterentwicklung der Demokratie ist." (Wolfgang Schäuble)

    Wer "Remigration" wählt, wird "Endlösung" ernten.

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  • Danke Henning,


    mit einem Male, verstehe die Kunst.

    Ich hoffe, dass der eine oder andere von euch es auch einmal mit der Methode des großen Neubert versucht.

    Das will ich tun. Ja, auch ich Landratte habe ein Schiffsprojekt, schon lange in Planung. ;)


    LG
    René

    ....es ist 5 vor 33

    Demokratie ist alternativlos!

    "sei a Mensch"

  • Moin Moin,


    Moin Henning!
    Auch von mir ganz herzlichen Dank für dies Beispiel. Langsam wird es eng für alle, die sich darüber beschweren, dass nicht alle Modelle veröffentlicht werden: selber machen ist halt auch hier möglich, auch ganz ohne Computer, man muss es eben nur versuchen. Und vielleicht mit was einfachem anfangen; ich nehme mal an, dass man beim Bug der Cap San Diego auch mit dieser Methode auf gewisse Schwierigkeiten stößt?
    Im Übrigen bin auch ich sehr angetan von dem Rumpf, an dem Du uns hier die Methode gezeigt hast, und sehr neugierig, was das denn nun wieder wird...


    ich breche für die CAP SAN Schiffe eine Lanze und blicke auf den Generalplan, den Eisenlängsschnitt mit den Hauptspanten und der Abwicklung des Ruderblattes.


    Der Bug ist tropfenförmig und das Heck ist als Kreuzerheck ausgeführt.


    Für einen Spantenriss und die dazugehörige Abwicklung ist es vor allen wichtig mit Wasserlinien, Längsschnitten und Senten zu arbeiten.
    Im Schiffbau ist der Spantenriss mit Blick vom Achtersteven zu Mitte Schiff, dem Hauptspant auf der linken Seite und von Mitte Schiff, wieder den Hauptspant zum Vorsteven auf der rechten Seite angeordnet. So ist es auf den Schnürboden.


    Ich habe mir angewöhnt, bei kleinen Schiffen die Risse erst im M 1:50 zu zeichnen und dann im M1:250 zu verkleinern.
    Alle größeren Schiffe haben einen Spantenriss im M1:100.
    Die Größe ist willkürlich und bei mir bis zu 499 BRT also eine Länge von ca. 80,00m


    Hinzu kommt eine Aufmaßtabelle in der alles an Maße eingetragen wird.


    Aus dieser Rezeptur kann man eine Außenhaut abwickeln. Mit dem Unterwasserschiff.


    Das Arbeitszimmer ist fast fertig eingerichtet und dann werde ich; für jemanden der schon lange wartet loslegen.


    Viele Grüße
    Arne

    Viele Grüße vom Rande der dänischen Südsee

    Arne



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  • Im Übrigen bin auch ich sehr angetan von dem Rumpf, an dem Du uns hier die Methode gezeigt hast, und sehr neugierig, was das denn nun wieder wird...


    Geht mir auch so wie Heiner. Ich bin schon am raten, aber mir fehlt das nötige Fachwissen. Spontan hätte ich wegen der Heckaufschleppe auf ein Forschungsschiff getippt, vielleicht die POSEIDON, aber so richtig kommt alles, was ich vergleiche, nicht hin. Wird aber bestimmt wieder etwas Interessantes :thumbup:

    Schockvideos: Pinguine verspeisen den selben Eisbären gleich zweimal 8o Nur für starke Nerven hier und hier!


    Viele Grüße, Nils

  • Moin,


    einen Tip hätte ich.


    Kurze Back, langes Bootsdeck und Heckaufschleppe, nun ja wie wäre es mit der ehemaligen " MEERKATZE " , die heute als "AQUARIUS " fährt.


    Viele Grüße
    Arne

    Viele Grüße vom Rande der dänischen Südsee

    Arne



    als Langläufer:

    Helgen 1 einen 299 BRT Kümo kurz vor dem Stapellauf, vom Reeder zurückgestellt
    Helgen 1a einen AHTS in Arbeit.
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  • Hallo Ihr,


    da ich gestern ein Spantengerüst gebaut habe, hat das heute perfekt gepasst, System Neubert auszuprobieren.
    Die Methode ist gut. D.h. einmal korrigieren und man ist fertig.
    Wobei ich ein bisschen anders vorgegangen bin. Ich habe noch Längsstreifen benutzt um einen rechten Winkel zu bekommen und habe in der Mitte begonnen. Den Bug und das Heck habe ich dann wieder von Hand abgewickelt, da etwas komplex.
    Anbei habe ich für euch noch eine PDF mit "Schablonen", die sind jedoch auf eine größere Rumpfgröße ausgelegt.
    Vielen Dank Henning für den Tip zur rechten Zeit.


    Gruß pianisto

  • Na, da habe ich ja mal richtig gelegen. Sonst bin ich immer nur der einsame Rufer in der Wüste. Ich freue mich auch über das Modell, das da entsteht, auch wenn ich nicht ganz genau weiß, welches es wird.

  • Ahoi Henning,


    vielen Dank für die Erklärung zur Abwicklung von Bordwänden.


    Ich habe zwar vor langer Zeit den Beruf des Technischen Zeichners auf der Mützelfeldtwerft in Cuxhaven erlernt, aber auf dem Schnürboden hatten wir als sehr junge Azubi mehr Interesse am Werfen der flügelstabiliserten Anreißnadeln als am Erlernen der Abwicklungsmethode :D



    Gruß
    Jo

  • Hallo Ihr,


    ich habe nun meine Schablone überarbeitet. Das Problem war, dass das Ausmessen der Spanten etwas fehlerträchtig auf Grund derer Rundungen war. Nun habe ich einfach ein Lineal auf die Schablonen gedruckt im Raster 0,25mm.
    Dadurch habt ihr nun die Möglichkeit die Schablone auf das Spantengerüst aufzukleben und die Überstände einfach abzuschneiden. Danach lässt es sich perfekt ablesen, um am Computer die Rumpfhaut zu vollenden.
    Ich werde das Ganze auch einmal an der QE demonstrieren, sobald diese die Sommerpause verlassen hat (dürfte im September sein, da ich gerade mit etwas anderem beschäftigt bin) . Da geht es dann auch um die Heckabwicklung mit Einschnitten und die Bugabwicklung.
    Im Anhang die Schablone als PDF zum ausdrucken.
    Die Bilddatei ist nur zur Veranschaulichung.



    Gruß pianisto

  • Hallo Pianisto !


    Ich hätte Lust, deine Schablone auf Tranparentpapier zu drucken, die transparente Schablone provisorisch aufzukleben und die Randwerte abzulesen. Ich habe bei deiner Vorgehensweise Zweifel, ob man den Rand genau genug ausgeschnitten bekommt.


    Gruß
    Henning

  • Hallo Konpass,


    transparent ist eine gute Idee. Wobei ich glaube, dass es ja gar nicht so genau geschnitten werden muss, da man die Differenz zwischen Bordwand und Deck ja auch so ablesen kann. Hauptsache man bekommt die Schablone wieder vom Spantengerüst herunter, sonst muss man nocheinmal eines bauen.
    Die Praxis wird es dann zeigen, bisher ist die Schablone ein theoretischer Konstrukt, nach dem Motto: Das könnte funktionieren....


    Gruß pianisto

  • Moin,


    Ihr dürft nur den Spantverzug nicht vergessen, dadurch wird die Außenhaut etwas länger.


    Interessant wird es auch, wenn z. B Knickspanten und ein Kreuzerheck dazu kommen.


    Ende der kommenden Woche, weiss ich, welches Schiff es wird, von dem man einen Spantenriss aufreisen kann.


    Viele Grüße
    Arne

    Viele Grüße vom Rande der dänischen Südsee

    Arne



    als Langläufer:

    Helgen 1 einen 299 BRT Kümo kurz vor dem Stapellauf, vom Reeder zurückgestellt
    Helgen 1a einen AHTS in Arbeit.
    Helgen 2 einen 1599 BRT Mehrzweckfrachter in Arbeit, wird auf Wunsch der Reederei umgebaut