Hallo zusammen,
mit dem folgende Baubericht möchte ich mich in diesem Forum nun auch mit einem Modell vorstellen. Ich verfolge Bauberichte hier schon seit einigen Jahren und habe mich entschlossen, jetzt aktiv mitzuwirken.
Ein Urlaub vor etlichen Jahren führte mich nach Lübeck. Mal abgesehen davon, dass ich gerne in Modellbauläden jeglicher Art stöbere, hatte ich dort einen Laden gefunden, der, damals wie heute, ganz meinem Geschmack entspricht. Eine Kombination aus Modellbau (in diesem Fall ausschließlich Papiermodellbau), Buchladen und Kaffee. Leider gibt es diesen Laden heute nicht mehr, schade. Bei einer gemütlichen Tasse Capuccino konnte man in aller Ruhe die angebotenen Modellbaubögen begutachten und seine Wahl treffen wenn, ja wenn da nicht die Familie gewesen wäre, die nach einer gewissen Zeit zum Aufbruch gedrängelt hat.
Ich hatte mich bei dieser Gelegenheit für einen Bogen des Passagierdampfers ‚Cap Polonio’ vom Deutschen Schifffahrtsmuseum Bremenhaven entschieden.
Zum Original:
Technische Daten:
Reederei: Hamburg - Süd
Werft: Blohm & Voss, Hamburg
Tonnage: 20576 BRT
Stapellauf: 25.03.1914
Länge: 210,80 m
Breite: 22,10 m
Jungfernfahrt: 21.06.1919
Namen: Vineta, Cap Polonio
Kurze Geschichte des Schiffes:
Die Cap Polonio lief am 25. März 1914 auf der Werft Blohm & Voss im Auftrag der Reederei Hamburg-Süd vom Stapel. Mit einer Länge von 201,80 m und einer Breite von 22,10 m war das Schiff ausgelegt 356 1. Klasse, 250 2. Klasse und 949 3. Klasse Passagier zu befördern.
Der beginnende 1. Weltkrieg führte jedoch dazu, dass das Schiff nicht als Passagierschiff fertig gestellt wurde, sondern zum bewaffneten Hilfskreuzer umgebaut und im Februar 1915 unter dem Namen Vineta in Fahrt gesetzt wurde.
Als Vineta erreichte das Schiff auf seiner ersten Fahrt eine Höchstgeschwindigkeit von 12,5 kn, die stark von der projektierten Höchstgeschwindigkeit von 19 kn abwich. Nach diesem enttäuschenden Ergebnis wurde das Schiff nicht mehr als Hilfskreuzer verwendet, sondern als Passagierschiff fertig gebaut und bis zum Kriegsende in Hamburg aufgelegt.
Nach dem Krieg ging die Cap Polonio als Reparationsleistung an Amerika und absolvierte 1919 unter der Reederei Union Castle Line ihre Jungfernfahrt als Passagierschiff. Aber auch hier enttäuschte sie mit ihrer geringen Geschwindigkeit und wurde später außer Dienst gestellt und in Liverpool aufgelegt.
1921 kaufte die Hamburg-Süd das Schiff zurück und setzte es 1922 bis 1931 für Fahrten nach Südamerika ein, auf denen sie jetzt auch ihre Höchstgeschwindigkeit von 18-19 kn erreichte.
1935 wurde die Cap Polonio in Bremerhaven abgewrackt.
Bau des Modells:
Dieser Modellbaubogen besitzt nicht die exakte Grafik anderer Verlage. Es ist ein handgezeichneter Baubogen mit einer eher künstlerischen Grafik, die allerdings ihren eigenen Charme hat. Das hat zur Folge, dass meiner Meinung nach ein übermäßiges Supern dieses Bausatzes hier nicht angebracht ist, es würde den Gesamteindruck des Modells sogar stören.
Spantgerüst:
Die Bodenplatte, Mittelträger und Spanten habe ich mit 1mm Graukarton verstärkt. Das ist bei diesem Bausatz so nicht vorgesehen. Ich habe aber bei anderen Modellen sehr positive Erfahrungen mit einer derart verstärkten Grundstruktur gemacht, so dass ich die Methode auch hier angewandt habe.
Der Grund für diese Vorgehensweise liegt nicht nur in der erhöhten Festigkeit der Grundstruktur, sondern auch in der Art und Weise wie später die Bordwände mit der Grundplatte verklebt wurden. Eigentlich werden ja Klebefalze am Rand der Grundplatte hochgebogen, so dass an diese die Bordwände geklebt werden können. Doch meistens haben diese Falze bei mir dazu geführt, dass die Aussenkante der Grundplatte ihre homogene Linie verloren hat und das Verkleben nicht das gewünschte optische Ergebnis brachte. Bei Verwendung von 1mm Graukarton lasse ich die Klebefalze weg. Die Stärke des Kartons reicht als Klebefläche vollständig aus, um eine sichere und optisch einwandfreie Verbindung zwischen Bordwand und Grundplatte herstellen zu können. Zum Verkleben benutze ich dann auch wasserhaltigen Bastelleim. Dieser weicht den Bastelkarton der Bordwand ein wenig an, so dass sie sich der Grundlinie besser anpasst. Aber Vorsicht, hier gilt wie Überall, zuviel Leim schadet nur. Den Leim sparsam mit einem Zahnstocher auf die Kante der Grundplatte auftragen und die Bordwand dann andrücken. Nicht umgekehrt! Man kann auch ruhig in Etappen arbeiten. Es muss nicht die gesamte Bordwand in einem Schritt mit der Bodenplatte verklebt werden.
Doch nun zurück zum Bau des Spantengerüsts.
Bodenplatte und Mittelträger bestehen jeweils aus zwei Teilen, die zusammengefügt werden mussten. Bei dem Mittelträger war es kein Problem. Die beiden Teile der Bodenplatte hatten allerdings an ihrer Schnittstelle eine verschiedene Breite. Die Korrektur war nicht so schwierig, da der Fehler in einem Bereich lag, wo die Rumpfbreite konstant bei 44 mm liegt. Ich konnte also von Spant 8 bis 10 das Lineal anlegen und einen geraden Schnitt durchführen.
Als Folge der Verstärkung musste einzig die Höhe der Spanten der Materialstärke des Bodens angepasst werden. Beim Ausschneiden der Spanten habe ich deren Breite immer mit der entsprechenden Breite auf der Bodenplatte vergleichen damit eventuelle Differenzen (die durchaus auftraten) ausgeglichen werden konnten. Nach dem Ausschneiden wurde alles bis auf Spant 8 zusammengeklebt. Hierbei habe ich ebenfalls die Klebelaschen an den Spanten weggelassen, da bei diesen Kartonstärken ohne weiteres stumpf verklebt werden kann.
An Spant 8 schließt sich das Vorderdeck an und da auch dieser Spant jetzt eine Stärke von 1mm aufweist, also dicker ist als vorgesehen, wurde er entsprechend diesem angrenzenden Deck ausgerichtet und eingeklebt.