Hallo liebes Kartonbau Forum,
da das Wetter am Wochenende sehr gut war (zumindest wenn es um Modellbau geht ;-)), und ich schon seit Jahren als schweigender Zaungast hier im Forum unterwegs bin, möchte ich heute hier meinen ersten Baubericht einstellen.
Was Modellbau betrifft, so habe ich wie die Meisten von Euch meine ersten modelllbauerischen Schritte als Heranwachsender mit Karton erlebt. Im Lauf der Jahre bin ich auch mit Holz und Polystrol in Verbindung gekommen. Holz und Polystrol sind für sich genommen schöne Materialien, man benötigt aber doch wesentlich aufwendigere Gerätschaften als unser heiß geliebter Karton! So komme ich nach Jahren kartonistischer Abstinenz wieder zum Karton zurück.
Nur dass ich früher eventuelle Fehler einfach mit Farbe überjauchen konnte, das geht natürlich heute nicht mehr so. Und darin liegt auch der Grund für mein langes Schweigen hier im Forum, was hier mittlerweile die Qualität der meisten Modelle angeht, so habe ich den größten Respekt vor ihren Erbauern. Offen gestanden weiß ich nicht, ob und wann ich diese Qualitätsstufe jemals erreichen werde. Aber es ist schließlich noch kein Meister vom Himmel gefallen, und nur durch Versuch wird man, oder besser ich, klug.
In diesem Sinne!!
Nun aber zum Modell, als Liebhaber der grauen Dampferkompanie habe ich mich für den Anfang für einen kleinen Zerstörer entschieden, genauer gesagt für einen Zerstörer Typ 1938 B. Kenne ich nicht, werden jetzt wahrscheinlich die meisten sagen! Stimmt, der ist nämlich nie über das Projektstadium hinaus gekommen. Vor Jahrzehnten habe ich im Gröner einen ersten kleinen Seitenriss von dem Entwurf gefunden, und war sofort fasziniert. Vor einiger Zeit habe ich dann in einem der Marine Arsenal Hefte einen groben Seitenriss mit Aufsicht gefunden. Ich habe mich daraufhin entschieden daraus ein kleines Blenderprojekt zu machen. So konnte ich auch den Schwierigkeitsgrad selber bestimmen. Als Vorbild habe ich mir die alten Wilhelmshaven Bögen genommen.
Das meiste ist bereits geblendert, jetzt geht es ans Bauen. Nur ist es eine Sache, etwas in Blender zu erstellen und abzuwickeln, und eine andere, das Bauteil im realen Leben dann auch zu bauen.
Da habe ich schon so manches mal geflucht.
Jetzt aber noch einige Informationen zu dem geplanten Zerstörertyp.
Den meisten sind die Zerstörer der Typen 1934, 1934 a als auch 1936 und 1936 A wohl hinlänglich bekannt. Ihre Aufgabe sollte im Kriegsfall darin bestehen, als Aufklärungsstreitkräfte und zur Bewachung der Seeverbindung zu fungieren. De Facto hätten sie die Aufgabe von kleinen Kreuzern übernommen. Ihren Aufgaben in heimischen Gewässern sollte nunmehr der geplante Typ 1938 B übernehmen. Im Gröner findet sich diesbezüglich auch die Bezeichnung kleiner Zerstörer für Nord und Ostsee. Am Rande erwähnt, gab es parallel zum Typ 1938 B noch mindestens eine weitere Entwicklungslinie, nämlich der Typ 1938 Ac , ein Grosszerstörer, vergleichbar mit der zeitgenössischen Fantasque Klasse oder auch der Mogador Klasse. Ihre Aufgabe sollte der Atlantische Zufuhrkrieg sein, sowie als Begleiter der geplanten ozeanischen Kampfgruppen. Aus ihnen entwickelten sich später die Spähkreuzer.
Zurück zum Typ 1938 B, die Bauaufträge für die ersten zwölf Einheiten dieser Klasse (Z31-Z42 ) erging noch am 28. Juni 1939. Aufgrund ihres geplanten Operationsgebietes waren hohe Geschwindigkeit (35-36 Knoten), große Wendigkeit und eine möglichst kleine Silhouette die Vorgaben bei ihrer Planung. Bei einer Länge von 117, 7 m und einer Breite von 11,3 m hätten sie eine Einsatzverdrängung zwischen 1969 und 2747 Tonnen gehabt, dabei einen maximalen Tiefgang von 4,3 m. Der Antrieb sollte aus Getriebeturbinen mit insgesamt 50.000 PS bestehen, womit eine Geschwindigkeit von 36 Knoten erreicht werden sollte. Es wurde eine Seeausdauer von ca 8 Tagen angestrebt. Die Operationsreichweite veranschlagte man mit 3350 Seemeilen bei 19 Knoten. Wie ihre Vorgänger sollten sie die 12,7 SK C/34 als Hauptbewaffnung erhalten, allerdings als geschlossene Doppellafette. Bei den vorherrschenden Wetterbedingungen in Nord- und Ostsee (nicht nur im Winter) wäre dies sicherlich eine Entlastung für die Geschützbedienungen gewesen.
Die selben Türme sollten auch auf den geplanten Kolonialkanonenbooten zum Einbau gelangen. Sie sind nicht zu verwechseln mit den 12,8 cm Mehrzwecktürmen, die u.a. auf den später geplanten Zerstörerklassen vorgesehen waren.
Hinzu kamen noch zwei 53,3 cm Vierlingstorpedorohrsätze, sowie eine 3,7 cm Doppellafette und zwei 2 cm Flak C/30. Bemerkenswert ist auch ein großer Zylinder oberhalb der Brücke, den ich als (mehr oder weniger) geschlossenen Feuerleitstand ansprechen würde. Ebenfalls ein Novum im damaligen deutschen Zerstörerbau.
Vergleichbar wären sie mit den englischen Zerstörern der A- und H Klasse.
Aufgrund des Kriegsausbruchs wurden sämtliche Bauaufträge für diese Zerstörer bereits am 19. September 1939 annuliert.
Quelle:
Marine-Arsenal Special Band 5
Der Z-Plan
Streben zur Weltmachtflotte
Siegfried Breyer
Wölfersheim-Berstadt 1996
S. 41
Die Deutschen Kriegsschiffe 1815 – 1945
Band 2: Torpedoboote, Zerstörer, Schnellboote, Minensuchboote, Minenräumboote
Erich Gröner
Koblenz 1983
S. 86 FF.
Das Modell hat eine Länge von knapp 59 cm und eine Breite von 5,65 cm, was einem Maßstab von 1zu200 entspricht. Kleiner geht bei meinen Wurstfingern garnicht, sorry ;-))))!
Soweit jetzt erst mal, für Fragen und Anregungen stehe ich gerne zur Verfügung.
Da ich aus den bekannten Urheberrechtlichen Gründen keine Bilder aus der Literatur einstellen darf, hier einige Screenshots, und natürlich Fotos: