Hallo Kartonmodellbaukollegen,
nachdem die Thematik um die INTERMODELLBAU und die damit verbundenen aktuellen Probleme hier thematisiert wurden, möchte ich gerne auch noch meine persönliche Meinung dazu äußern.
Vorweg, für diejenigen Leser, die mich nicht kennen sollten, ich blicke auf eine aktive Ausstellertätigkeit auf der INTERMODELLBAU von 1994 bis einschließlich 2014 zurück. In der Zeit von 2005 bis 2014 habe ich Dieter Matysik bei der Organisation des Kartonmodellbaustandes unterstützt. Das war jener Stand, der unter der Bezeichnung „Kartonmodellbauworkshop“ über den Schiffsmodellbaudachverband NAUTICUS logistisch betreut wurde.
Mein Ausscheiden 2014 / 2015 hatte den Hintergrund, eine Veränderung war für mich erforderlich. Bei dem Stand in Dortmund sah ich irgendwie keine Zukunft mehr, denn das ausstellerisch - logistische Konzept war für mich damals an seine Grenzen gekommen. Das Ende der Fahnenstange war für mich erreicht, neues Potential ließ sich mit diesem Standkonzept nicht mehr erschließen. Jetzt wird mit Sicherheit die Frage kommen: was hat dies mit den aktuellen Problemen der Kartonmodellbauer auf der INTERMODELLBAU zu tun?
Als die Präsentation unsererseits in den 1990igern begann, gab es noch keine digitale Vernetzung. Somit waren die Messen die einzige Möglichkeit, sich zu informieren, zu kaufen und sich auszutauschen. Doch schon 2007 hörte ich einen Warnschuss, als ein befreundeter, inzwischen verstorbener Modellbaufreund die Aussage machte: „Um Modelle anzuschauen, dazu brauche ich keine Kilometer fahren, das kann ich im Internet auch machen.“ Daher betrachtete ich es immer als wichtig, auf den Modellbaumessen etwas zu präsentieren, was im Web nicht geboten werden konnte. Doch 2014 / 2015 fiel mir nichts mehr ein. Und es war für mich daher die Zeit, Schluss zu machen.
Eine Zeitlang lief jedoch alles in seinen bisherigen Bahnen weiter. Auch wenn man bemerkte, dass z.B. GPM sein Engagement herunterfuhr, die Anzahl der offerierten Bogen schwand. BETEXA stieg aus, usw. Die Präsenz der Händler und Hersteller vor Ort bröckelte. Und immer wieder wurde gerade auch in den Internetforen gerne die gleiche Argumentation hervorgeholt: „Jaja, die Standkosten sind einfach zu hoch…“
Und dann kam CORONA. Und wie es nun mal so ist, wo eine Tür geschlossen wird, gehen halt neue auf. Die Messehallen blieben geschlossen, die Internetpräsenz jedoch potenzierte sich. Und ich erinnere mich an jene mahnenden Stimmen, die, wenn auch bezogen auf andere Bereiche des öffentlichen Lebens, darauf hinwiesen, dies seien Entwicklungen, die sich nicht mehr rückgängig machen lassen würden. Viele träumten und glaubten wohl, nach dem Ende von CORONA würde sich alles wieder einrenken und man könne irgendwie weitermachen, wie zuvor.
Nun jedoch kommt die Ernüchterung. Es sind keine Händler mehr vor Ort? Wozu denn auch. Wenn die Umsätze der Steigerung auf der digitalen Ebene die Verluste auf der analogen Präsenzebene mehr als wettmachen, weshalb soll der Händler / Hersteller es sich antun? Um schöne Gespräche zu führen und dann ein Modellböglein von 9,90 € zu verkaufen???
Und seien wir doch ehrlich, wenn wir als Kartonmodellbauer etwas gebastelt haben und wollen es der Öffentlichkeit zeigen, brauchen wir dann noch die Messe? 1995 gab es noch kaum eine andere Möglichkeit. Heute habe ich dermaßen viele Möglichkeiten, meine Machwerke zu präsentieren, da ist eine INTERMODELLBAU nicht mehr zwingend erforderlich.
Damit bin ich mit meinen Ausführungen durch. Ich denke mal, die INTERMODELLBAU hat langfristig durchaus noch Chancen und Potential. Aber nur, wenn sich Konzeptionäre und Visionäre mit mehr Gehirnschmalz als meine Wenigkeit Gedanken über eine zeitgemäße Form der Präsentation machen. Denn das alte Konzept basierend auf den 1990igern hat leider wohl doch langsam, aber sicher, ausgedient.
Wie anfangs erwähnt, meine rein persönliche Meinung…
Viele Grüße
Axel