Panzer T-70, Maly Modelarz, 1:25, Ausgabe 5/1979

  • Hallo Kartonmodellbaufreunde,


    es ist an der Zeit auch wieder einmal einen Baubericht zu veröffentlichen. Das Opfer meines Vorhabens ist der sowjetrussische Panzer T-70. Dieser Modellbaubogen erschien 1979 bei MaBy Modelarz in Polen. Auf dem Bogen ist der Maßstab mit 1:20 angegeben. Diese Angabe ist jedoch falsch, das fertige Modell ist 1:25, wie Nachmessungen ergeben haben. Obwohl dieser Modellbaubogen schon als recht betagt eingestuft werden kann, taucht er noch regelmäßig im Handel und in Internetauktionshäusern auf. Bei einer damaligen ersten Auflage von 140 000 Stück auch nicht wirklich verwunderlich.
    Über die Historie des Originals will ich keine großen Worte verlieren, die kann man auf Wikipedia wahrlich besser nachvollziehen:


    http://de.wikipedia.org/wiki/T-70


    Was mich persönlich, auf das Original bezogen, wundert, ist, das die sowjetische Armee bereit war, die typischen Nachteile eines Ein Mann Turmes zu akzeptieren. Hatten doch 1940 schon die Briten und Franzosen damit bittere Erfahrungen sammeln müssen. Vielleicht trifft daher doch das Urteil eines Chronisten zu: Mit diesem Fahrzeug seien Verbände ausgerüstet worden, die sonst wohl keine Panzerfahrzeuge erhalten hätten.


    Leider ist in unserem hiesigen Umfeld kein solches Fahrzeug in einem Museum zu finden. Die mir bekannten, in Museen befindlichen Exemplare sind halt doch ein wenig weiter weg: Kubinka (bei Moskau) in Russland, Parola in Finnland und Aberdeen in den USA. Alles leider nicht um die Ecke, somit kann ich diesen Beitrag auch nicht mit eigenen Bildern eines Originals unterfüttern.


    Zuerst einmal einige Bilder des Bogens, in schwacher Auflösung:

  • Mich persönlich verbindet mit diesem Modellbaubogen eine gewisse Hassliebe. 1989 war dies einer der ersten Modellbaubogen von Maly Modelarz, welchen ich von der Firma Waldmann in München erhielt. Meine ersten Erfahrungen hatte ich, wie so viele, mit Produkten aus dem Hause J.F. Schreiber und Wilhelmshavener Modellbaubogen begonnen. Umso entsetzter war ich dann damals, als ich diesen Bogen öffnete: Dicker, holzhaltiger Karton, ein unsauberer Druck und eine Anleitung, die ich nun so gar nicht verstand. Nun ja, woher sollte ich auch mit damals knapp 19 Jahren erahnen, das in Polen der gesamte Kartonmodellbau ganz anderes betrieben und angesehen wurde wie bei uns. In meiner Ahnungslosigkeit schnippelte ich dann fröhlich drauflos und scheiterte fürchterlich. Nun, gute 20 Jahre nach diesem Erlebnis, habe ich dieses Trauma überwunden und dieses Modell noch einmal gebaut. Aus einem Originalbogen, wie ich betonen möchte. Etwa um 1998, man möge mich zeitlich nicht explizit festnageln, erschien dann von einem weiteren Hersteller ein anderer Modellbaubogen dieses Fahrzeuges. Dieser Bogen hat allerdings mit jenem hier vorgestellten nichts gemeinsam. Meines Wissens nach blieb dieser Verlag mit diesem Modell eine Eintagsfliege, weitere Bogen folgten nicht.
    Der reinen Vollständigkeit halber möchte ich auch noch auf einen älteren Beitrag aus meiner Hand verweisen, der ein Variante des T-70 zum freien Download zum Thema hat. Auch dieser Bogen hat mit den beiden anderen nichts gemeinsam, ist also eine völlige Neuentwicklung und für sich zu betrachten:


    Sowjetrussischer Panzer T-70

    Images

    Das Unvollendete liegt in der Natur.


    Es ist eine große Kunst, ja Weisheit, im richtigen Moment aufzuhören.


    Wir sollten uns alle vor dem Perfektionismus in acht nehmen.

    Edited once, last by Axel Huppers ().

  • Der eigentliche Zusammenbau war bei den wenigen Bauteilen nun wahrlich keine Kunst. Ich musste mir vorher nur direkt im klaren sein, dass eine Paßgenauigkeit nicht zu erwarten war. Das bedeutet, nahezu jedes Bauteil musste vor dem Ausschneiden nachgemessen und bei Bedarf angepasst werden. Mir lag es besonders am Herzen, dies ohne digitale Bearbeitung und Ausdrucke zu bewerkstelligen. Alle Bauteile sind aus dem Originalkarton entstanden. Lediglich an einigen, wenigen Stellen habe ich leichte Modifikationen vorgenommen. Ein Supern im großen Stil kam für mich persönlich nicht in Betracht. Diese Mühe wäre dieses alte Modell nicht wert gewesen, da hätte ich dann im voraus besser auf eine der neueren Versionen zurückgreifen können.


    Der Turm barg eine unangenehme Überraschung. Die Bauteile des Geschützrohres ließen sich nicht in der Reihenfolge zusammensetzen, wie die Bauanleitung es vorgab. Ich konnte es drehen und wenden (im wörtlichen Sinne!) wie ich wollte, das Ergebnis sah nie so richtig überzeugend aus. Schließlich griff ich zu Geodreieck und Zeichenstift, opferte einen zweiten, als Reserve gedachten Bogen und fertige anhand von Fotos die Teile des Geschützrohres neu an. Einige aus Messing angefertigte Bauteile ergänzten die kantonale Fraktion. Zum lackieren der Messingteile benutzte ich Farben von Model Master.

  • Die Panzerwanne barg einige Ungenauigkeiten, besonders die Bodenplatte, welche die Wanne verschloss, war unsymmetrisch und zum Glück- viel zu groß. Wieder zu Geodreieck und Stift gegriffen, nachgemessen und angepasst. Anstelle des in der Anleitung vorgesehenen Spantengerüstes verstärkte ich jedoch alle Wände von innen durch hinterkleben mit Filzkarton. Das gesamte Gebilde wurde somit schön stabil, und es konnte sich nichts mehr durchbiegen.

  • Mit den Laufrollen war ich nicht einverstanden. Gemäß Anleitung sollten sie schlicht durch fortwährendes verstärken auf die in einer Skizze vorgegebene Stärke gebracht werden. Anschließend etwas nachschmirgeln, einfärben und das wäre es gewesen. Nix da, ich habe für die Laufrollen Mäntel gestaltet, die Seitenflächen verstärkt und beidseitig bündig einsetzt. Sieht bedeutend besser aus, und macht sogar weniger Mühe. Leider sind auch nicht alle Laufrollen gleich groß. Zwei der dem Bogen beigefügten Exemplare sind im Durchmesser etwa 1 mm kleiner als alle anderen. Ich habe mir zum Schluss damit beholfen, die kleineren Exemplare als hintere Umlenkrollen zu benutzen, da fällt es nicht auf und macht sogar noch einen gewissen Sinn.

  • Die Vereinigung der bisherigen Baugruppen brachte dann noch einmal eine Überraschung zu Tage. Die Abdeckung der Lüftung war kleiner als die auf der Wanne vorgesehen Markierung. Erste Versuche des Einfärbens führten nicht so recht zum gewünschten Ergebnis. Die sehr gewöhnungsbedürftige Struktur dieses Druckes auf diesem Karton lässt sich halt nicht so einfach imitieren. Daher griff ich wieder auf den Reservebogen zurück und klebte ein passendes Stück über die weiße Fläche.
    Die Auspuffrohre bog ich aus Messingrohr und lackierte sie wieder mit Farbe von Model Master. Bei meinen Recherchen im Internet stieß ich immer wieder auf Bilder die eine völlig andere Anordnung der Auspuffrohre darstellten. Hier gab es wohl verschiedene Versionen im Original, welche sich immer in Details unterschieden.

  • Die Kette hatte ich mir zum krönenden Abschluss aufgespart. Entgegen der Anleitung und dem Aufbau der Bauteile ging ich jedoch anders vor. Ich besorgte mit graues Papier von etwa 100 g/m² im örtlichen Schreibwarenhandel. Anschließend zerlegte ich die Kette in ihre einzelnen Glieder und klebte diese mit etwa 0,5 mm Abstand wieder auf einen passend zurechtgeschnittenen Streifen des grauen Papiers. Die kleinen Drachenzähne verstärkte ich auf insgesamt 0,5 mm und klebte sie dann einzeln auf. Als Orientierungshilfe hatte ich zuvor auf dem grauen Papier Markierungslinien gezogen. Ursprünglich sollte das Bauteil, auf welchem die Führungszähne dargestellt waren, durch mehrmaliges falten in eine geeignete Form gebracht werden. Ein erster Versuch stellte mich jedoch nicht zufrieden, so dass ich mir diese andere Methode erdachte. Besonders erfreut war ich im Resultat über die Flexibilität der fertigen Kette. Sie ließ sich exzellent zwischen den diversen Rollen befestigen und hing auch richtig schön durch.

  • Als Fazit bleibt nach meiner Meinung: Dieser Modellbaubogen ist nicht für den Modellbauer geeignet, der ein nahezu perfektes, dem Original möglichst nahe kommendes Modell anstrebt. Auch wer reine Freude am Bauen haben will, ist mit diesem Modell sicher nicht gut bedient. Eher schon, wer ein wenig Herausforderung abseits vieler Bauteile, guter Paßgenauigkeit und präziser Anleitung sucht. Ansonsten empfiehlt sich doch einer der anderen Modellbaubogen dieses kleinen Panzers.

  • So, einige Bilder habe ich noch. Ich wünsche viel Freude beim Betrachten und würde mich über konstruktive Kritik oder Rückfragen freuen.


    Axel

  • Hallo Axel,


    ein sauber gebaute Panzer, zugegebenermaßen im Verhältnis zu modernen Produktionen liegen dazwischen Welten, dir ging es jedoch um das Hinlegen eines Baus eines Modells mit relativ schlichter Darstellung und relativ überschaubarer Anzahl an Bauelementen.
    Eine Frage habe ich da noch an dich: wie hast du die Ketten des Panzers gebaut? Wohl nicht nur aus "einfachen", vielleicht verstärkten Papierstreifen... Könntest du dieses Detail kurz beschreiben?


    servus


    frettchen

  • Hallo Alfred,


    die Ketten herzustellen war recht simpel, wie ich schon schrieb: Ich nahm einen dünnen Streifen grauen Papier, und schnitt ihn genau auf die Breite der zukünftigen Kette. Auf einer Seite zeichnete ich mir zwei parallele Hilfslinien, auf welchen später die Führungszähne aufgeklebt werden sollten.


    Die Bauteile 40 und 43 klebte ich so wie sie waren auf Verstärkungskarton von ca. 170 g/m". Anschließend schnitt ich alle Kettenglieder einzeln ab und klebte sie auf dem Papierstreifen wieder auf. Diesmal jedoch mit ca. 0,5 mm Abstand zueinander. Die Teile 44 verstärkte ich ebenfalls auf Karton, schnitt sie zu einzelnen Streifen und klebte sie dann wieder auf die Teile 40/43 auf. Dadurch wirkte alles schon sehr plastisch. Die einzelnen Zähne klebte ich dann auf die Rückseite des Streifens auf die zuvor gezogenen Hilfslinien.


    Auf den Bildern bezüglich der Kette kann man diese Methode glaube ich recht akzeptabel nachvollziehen.


    Viele Grüsse


    Axel

    Das Unvollendete liegt in der Natur.


    Es ist eine große Kunst, ja Weisheit, im richtigen Moment aufzuhören.


    Wir sollten uns alle vor dem Perfektionismus in acht nehmen.