Posts by Nobelix

    Moin Gummikuh,


    da hast du allerdings recht, der Buchheim konnte mehr als farbig und schillernd beschreiben. Sowohl die Szenen, die man mit einem Augenzwinkern abhaken kann, als auch die wirklich schlimmen Momente.


    Aber um noch mal auf das eigentliche Thema zurückzukommen... Der Schnorchel war tatsächlich nur für wenige Knoten Geschwindigkeit ausgelegt. Fuhr man zu schnell, konnte der umklappen oder sogar abreißen. Einziger und wirklicher Vorteil: so lang der Diesel reicht getaucht umherkriechen. Stichwort Fliegerdeckung - wenn die Besatzung den Flieger entdeckte, dann an den einklatschenden MG-Geschossen. Da war das Boot aber noch lang nicht unter Wasser...was auch noch Zeit dauerte.
    Die Sichtbarkeit ist da aber immer so ne Sache: grauer Spargel im grauer See bei grauem Himmel, dazu noch die sichtbare Höhe von unter einem Meter (wenn ich mich recht erinnere)...von See aus sieht man das Ding erst, wenns einem schon ins Gesicht leuchtet. Aus der Luft ist das etwas anderes...dort sollen sogar schon die Schatten von flach getauchten Booten sichtbar gewesen sein. Natürlich nur bei gutem Wetter...aber da sieht man das Kielwasser schon besser. Grade Wellen, die sich Kielwassertypisch ausdehnen, fallen halt auf. Bei Schietwetter aber auch nicht so sehr...
    Gegen Ende des Krieges hatten die Alliierten mehr oder weniger die Lufthoheit, meistens mehr. Da nützten auch zusätzliche Bewaffnungen nichts. Damit die Boote nun aber aus den Stützpunkten kamen, sollten sie halt schnorcheln. Der Rest ist Geschichte...wie man so schön sagt.


    Was das Gebollere der Diesel angeht: die Peil- und Abhörtechnik war damals noch nicht so weit entwickelt. Um Sonar bzw. ASDIC effektiv nutzen zu können, musste der Zerstörer (oder Korvette) fast stehen, da waren Geschwindigkeiten um die 5 Knoten drin...aber nicht mehr.


    Heutzutage sieht das ja schon etwas anders aus. Akustisch entkoppelte Diesel, Schleppsonar und eine passive Ortungstechnik, die durchaus den Pups eines Wales der passenden Öffnung zuordnen kann, machen es Dieselbooten zwar einfacher, festzustellen, wer oben rumkrebst, aber gleichzeitig hat die Überwasserfraktion ebenso empfindliche Geräte...und hört auch bei größerer Geschwindigkeit nem Wal beim ablassen seiner Verdauungslüfte ;)


    Heutige Dieselbooten benutzen den Schnorchel übrigens immer noch: bei niedrigen Geschwindigkeiten (unter 5 Knoten) zum Durchlüften des Bootes und zum Laden der Batterien.


    Die Gummimatte war früher nicht nur eine Tarnung der Form, sondern auch der Versuch, Radarstrahlen (grad noch in den Kinderschuhen) zu absorbieren. Heutzutage sind Uboote wieder mit gummiartigen Überzügen bedeckt, nur sollen diese jetzt auftreffende Schallwellen von Aktiv-Sonar und Sonarbojen dämpfen und verfälschen.


    Aber ich merke, ich hab wirklich zu viel gelesen :) drum schwafle ich nicht länger umher.


    Gruß vom Nobelix (der sich grad fragt, woher er all das Zeug weiß...?)


    P.S.: Kosten-Nutzen-Rechnung wurde damals etwas anders bewertet. Da kamen eher Faktoren wie "Neue Möglichkeit, unentdeckt zu bleiben" und ähnliches auf den Tisch. Wirklich ausgereift war die Schnorchelei bei de VIIC-Booten aber nicht.


    P.P.S.: Mehr Infos zum Schnorchel - insbesondere beim Typ XXI (wo er effektiver eingesetzt wurde und nicht nachgerüstet werden musste) gibt's bei Onkel Wiki: http://de.wikipedia.org/wiki/U…asse_XXI#Schnorchelanlage

    Hallo zusammen,


    so ein Zufall, ich hab das Buch auch gelesen. Naja, eher "verschlungen", denn ich hab irgendwie nur ein paar Tage gebraucht :whistling:



    Das größte Problem der damaligen Schnorchel (und nicht nur der nachgerüsteten auf den VII C - Booten) war der Seegang. Die Schnorchel waren am oberen Ende mit einer Art Schwimmerventil bestückt. Dieses sollte verhindern, dass Wasser durch überkommende See ins Boot läuft. Sinnvolle Erfindung eigentlich. Nun waren die Schnorchel allerdings so eingebaut, dass Frischluft ins Boot geführt wurde, diese quasi vom Schnorchel-Ansatz frei durch die Räume zum Diesel geführt wurde und die Abgase durch ein etwas geschlosseneres System wieder rausgebracht wurden.
    Wenn es jetzt allerdings passierte, dass der Schnorchelkopf absoff - was grad in Nordsee, Biscaya und Atlantik (die ja für ihre Wetter- und Seelagen berüchtigt waren und sind) öfter wohl mal vorkam, dann zogen die Diesel zwar Luft aus dem Boot, aber es kam nix frisches nach. Ergebnis: Unterdruck mit allen Konsequenzen. Ich glaube, Buchheim schreibt auch darüber noch in dem Buch.



    Es soll auch vorgekommen sein, dass der Auspuff dichtging und die Dieselabgase ins Boot geleitet wurden - ebenfalls mit unschönem Ergebnis.



    Woher ich das weiß? Ein Sammelsurium von Quellen, neben dem Buchheim auch noch diverse Sachbücher. Verlag, Titel und Erscheinungsjahr müsste ich mal nachschauen - DAS weiß ich nun wirklich nicht mehr ;)



    Grüße vom Nobelix (der früher mal viel zu viel gelesen hat und immer noch fürchterlich neugierig ist)