Windhutzen und Masten

  • Von einem lieben Kollegen habe ich einen ganzen Stapel wunderschöne Bücher über die deutsche Passgierschifffahrt geschenkt bekommen. Da musste ich natürlich gleich mit dem Blättern beginnen und beim Betrachten der Bilder sind mir zwei Fragen gekommen, die ihr Fachleute von der Küste sicher beantworten könnt.


    Während bei allen Modellen alle Lüfter immer stur nach vorne gerichtet sind zeigen die Bilder, dass sie z.T. auch nach vorne seitlich ausgerichtet waren. Im Internet habe ich dann gefunden, dass die Hutzen drehbar waren. Dazu meine Frage: wie wurde diese Drehung bewerkstelligt, von Hand oder motorisch und vor allem: schauten dann alle Hutzen in die genau gleiche Richtung? Wenn ich also z.B. die "Kaiser Wilhelm der Grosse" so bauen möchte, würde ich dann alle Hutzen zwar schräg, aber schön parallel bauen?


    Lange nachdem die Schiffe keine Segel mehr trugen, hatten sie immer noch mehrere sehr hohe Masten, wie z.B. die "Augusta Victoria". Das sieht zwar schön aus (und ist eine Herausforderung beim Bauen :)), aber beim näheren Überlegen kann ich den Sinn nicht nachvollziehen. Hatten diese Masten noch eine Funktion oder "war es halt schon immer so"?


    Andi

    Für unser Ego und unser Vergnügen opfern wir alles - solange es den Anderen gehört.

  • Hallo Andi.



    Praktisch alle Lüfter sind/waren getrennt drehbar, je nachdem, wieviel Zuluft oder Absaugung gewünscht war, wie der Wind stand (im Hafen ) usw.


    Die hohen Masten trugen damals, nach Wegfall der Segel, Antennendrähte.


    Bei der AV waren das wohl Masten für Flaggen und Lademasten, vielleicht auch für eine eventuell notwendige Hilfsbesegelung

    Fertig: MS WILHELM GUSTLOFF, 1:250



    Aufwachen - es ist 5 vor 33...

  • Moin Andi,


    die Bemastung bei modernen Schiffen hat grundsätzlich den Zweck Antennen, Funk-und Ortungseinrichtungen, Signalausrüstung einschl. Lampen, Flaggen und Ladebäume zu tragen. Vor Einführung der Ortungseinrichtungen war er auch für den Ausguck (Mastkorb) wichtig. Evtl. ist dieser Mastkorb auch jetzt noch auf den japanischen und norwegischen Walfangschiffen üblich. Wegen meiner Aversion gegen das Töten von Walen habe ich mich da aber nie drum gekümmert.


    Viele Grüße
    Gustav

  • Moin Andi,


    es stimmt, alle Windhutzen waren und sind drehbar. Dabei gibt es unterschiedliche Systeme, die man am besten anhand der beiden Dampfer BUSSARD und STETTIN beschreiben kann. Auf der BUSSARD haben wir an den drehbaren Lüfterkopf je zwei Handgriffe, mit deren Hilfe man das Teil in die gewünschte Richtung drehen kann. Da muss dann der Heizer - egal, welches Wetter ist - raus, nach oben aufs Bootsdeck turnen und dort tätig werden. Bei der knapp dreißig Jahre später gebauten STETTIN hat man es bequemer. Dort ist am unteren Rand des Lüfterkopfes ein rundum laufender Zahnkranz angebracht. Mit Hilfe eines kleinen Zahnrades, das mit einer Welle von unten aus dem Aufbau - und damit aus dem Trockenen! - heraus betätigt werden kann, wird da der Lüfterkopf sozusagen "ferngesteuert" bewegt. Beim Modell der ALTMARK ist das entsprechend nachempfunden.


    Was die Mast-Tonnen von Walfängern anbelangt, ja, die gibt es der besseren Übersicht wegen auch heute noch. Im übrigen auch bei allen Fahrzeugen, die sich ins Eis wagen, dort dann gelegentlich recht komfortabel im Gegensatz zu den alten Tonnen. Beste Beispiele dafür sind die Modelle der NELLA DAN und der POLARSTERN.


    Beste Grüße


    Fiete

  • Da muss dann der Heizer - egal, welches Wetter ist - raus, nach oben aufs Bootsdeck turnen und dort tätig werden. Bei der knapp dreißig Jahre später gebauten STETTIN hat man es bequemer. Beste Grüße


    Fiete


    Mensch Fiete,
    sünde für Dich! Aber Du hättest ja auf der Stettin bleiben können :D !
    Gruß
    Jochen