Wasserburg Konradsheim, Schreiber - Bogen, 1:160

  • Wasserburg Konradsheim nahe Erftstadt


    Hallo Kartonmodellbaufreunde,


    meine beiden momentanen Langzeitprojekte kommen nicht so wirklich vorwärts. Bei dem einen Projekt, einem Kontrollbau für ein Museumsschiff, ist die Lust im Moment einfach nicht gegeben. Das zweite Projekt, ein alter Modellbaubogen von Mały Modelarz von 1971, möchte nicht so recht wie ich es gerne hätte. Obwohl es nun schon der dritte Versuch ist, aus der Segelyacht "Opty" ein ansprechendes Modell zu gestalten, ist das Zwischenergebnis immer wieder frustrierend.


    Frustrationsbedingt suchte ich daher kürzlich nach einer Alternative, sozusagen einer kurzweiligen Entspannungsübung. In meinem Fundus befand sich auch noch ein Modellbaubogen der Wasserburg Konradsheim aus dem Hause J.F. Schreiber. Dieses hübsche kleine Modell entsprach genau dem, was ich brauchte. Nicht zu umfangreich, eine ansprechende, nicht überfrachtete Grafik und vom Ergebnis nur wenig Stellplatz vonnöten.


    Allerdings gönnte ich mir auch zuerst eine Tour zum Original. Nun, dies lag zwar nicht unbedingt direkt vor meiner Haustür, aber die Anreise war mit knapp unter 100 km schon erträglich.


    Diese Burg ist in Privatbesitz und eigentlich nur zu bestimmten Feierlichkeiten und Anlässen zugänglich. An dem betreffenden Tag hatte ich unerwartetes Glück, denn die Vorbereitungen für eine große Hochzeitsfeier liefen. Es gelang mir, bis auf den Innenhof zu kommen und einige Bilder anzufertigen.


    Nähere Informationen über das Vorbild dieser Burg kann man auch hier erfahren:


    http://www.burg-konradsheim.de/


    http://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Konradsheim


    Der Modellbaubogen wurde im Jahr 1976 von Hubert Siegmund, dem legendären Konstrukteur des J.F. Schreiber - Verlages, konstruiert. (Quelle: Architektur aus Papier; Dieter Nievergelt; Lausanne 2000)

  • hi axel!


    da bin ich doch gespannt, ich habe 10 jahre keine 200 meter von der burg entfernt gewohnt, und naturgemäss liegt sie auch in meiner sammlung.


    viel spass beim bauen und viele grüsse aus der eifel, robert

  • Hallo Robert,


    dann ist diese Burg eigentlich für dich doch eine Pflichtübung... ;)


    Mein Exemplar ist zwar schon fertiggestellt, aber noch nicht komplett fotografiert. Ich hoffe dies in den nächsten Stunden nachholen zu können, und dann wird dieser Beitrag auch korrekterweise in die Rubrik "Galerie" gehören.


    Also noch in wenig Geduld bitte.


    Axel

    Das Unvollendete liegt in der Natur.


    Es ist eine große Kunst, ja Weisheit, im richtigen Moment aufzuhören.


    Wir sollten uns alle vor dem Perfektionismus in acht nehmen.

  • Der eigentliche Zusammenbau bereitete keine großen Probleme. Es gab bei mir zwar geringe Paßungenauigkeiten, aber diese ließen sich problemlos retuschieren. Obwohl es mich schon wunderte: Die Umwehrung des Hofes gelang mir nicht ganz exakt gerade, und die Türme gerieten auf der Grundplatte immer ein wenig schief. Es gibt interessanterweise hier im Forum noch zwei Berichte über dieses Modellchen, deren Autoren wohl keine Probleme mit Ungenauigkeiten beim Bau hatten. Lag es also doch an meiner vielleicht etwas schlampig - schnellen Ader, weil ich mal wieder ein zügiges Ergebnis benötigte. Sei mir auch mal vergönnt.Den Übergang zwischen Mauerwerk und Bodenplatte kaschierte ich daher anschließend mit Streupulver aus dem Modellbahnzubehör, und war sodann mit dem Ergebnis recht zufrieden. Beim Vergleich mit den Bildern des Originals stellte ich fest, dass alle Mauern und Türme von sich aus krumm und schief sind.


    Eigentlich logisch, denn das Umfeld einer Wasserburg war ja ständig in Bewegung, und dermaßen massive Mauern drückten kräftig auf den aufgeweichten Untergrund. Somit war auch das gesamte Gebäude im Grunde immer in Bewegung.


    Daher bot mir dieses Modell auch künstlerische Freiheiten, wenn mir etwas mal auf Anhieb nicht so gelang wie ich es mir vorstellte.


    Allerdings waren auch einige Dinge im Modellbaubogen schlichtweg anders dargestellt wie im Original. Der Innenhof war im Original eine durchgehende Fläche mit einem massiven, jahrhundertealtem Baum. Dieser Baum fehlte im Modell völlig, auch war kein Hinweis darauf zu finden das dort eigentlich ein Baum platziert werden müsste. Ferner bestand der Innenhof im Modellbaubogen aus zwei getrennten Ebenen von unterschiedlicher Höhe. Und jeder der Türme hatte im Modell eine wunderschöne Spitzhaube, doch leider war vor Ort diese bei einem der Türme nicht existent. Nach einem aufmerksamen Studium der auf der Rückseite des Bogens vermerkten Geschichte entdecke ich dazu folgende Sätze: "Der flankierende Rundturm im Süden war in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wegen Auswinterung der Fundamente eingestürzt. Unser Modell zeigt die Rekonstruktion, mit spätgotischem Spitzhelm, die auf einer um 1860 gefertigten, originalgetreuen Handzeichnung beruhen."


    Die Farbgebung des Bogens war auch in keiner Weise real entsprechend zum Vorbild. Dies störte mich aber in keinster Art und Weise, denn der stimmige Gesamteindruck des fertigen Modells war für mich ausschlaggebend. Hätte man versucht, die düstere Farbgebung des Originals auf den Modellbaubogen zu übertragen wäre der Charme des Modells sicher in Mitleidenschaft gezogen worden. Zu Dekorationszwecken wurden noch einige Figurengruppen aus dem Modellbahnzubehör der Spur N "angeheuert" und großzügig platziert. Auf die dem Bogen beiliegenden Bäume verzichtete ich jedoch aus rein persönlichen Betrachtungsgründen.


    Mein persönliches Fazit: Ein schönes, ansprechendes Modell, dem man sein Alter in der Binnenzeichnung und Farbgebung durchaus ansieht. Doch als kleines AHA - Erlebnis für zwischendurch ideal, ohne große Macken, überfordernde Detailfülle und einem Bauergebnis, das sich in einem überschaubaren Zeitrahmen verwirklichen lässt. Das Modell ergibt direkt aus dem Modellbaubogen gebaut keineswegs das heute ersichtliche Vorbild, sondern eher einen zurückdatierten rekonstruierten Zustand. Dem Reiz dieses Modells tut dieses Wissen jedoch keinen Abbruch. Lediglich das Titelbild wirkt heute gar nicht mehr ganz so zeitgemäß, besonders der reflektierende Hochglanz stört des Betrachters Auge. Hier könnte bei einer Neuauflage in Zukunft vielleicht einmal vorsichtig etwas modifiziert werden.


    Axel Huppers