USS Constitution

  • Hallo Freunde,


    mit der etwas ungewöhlichen provisorischen Überschrift möchte ich ein kleines Rätsel stellen.
    Die Bodenplatte sieht etwas ungewöhlich aus. Und auch die Spanten zeigen nicht so die gewohnten Formen.
    Mit freundlichen Grüßen
    Ulrich

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    Die Würde des Menschen ist unantastbar.

    Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt



    Edited 2 times, last by modellschiff ().

  • Hallo Modellschiff,


    ich hätte auf einen Schlepper getippt, aber der Spant 12 macht mich einigermaßen ratlos.


    Das wird doch ein Wasserlinienmodell?


    Zaphod

  • Na, da hab' ich wohl was angerichtet - oder? :)
    Aber lösen kann ich das Rätsel nicht. Und ohne Maßstab gleich gaaaaar nicht... Bin gespannt, wie's ausgeht!

  • Hallo,
    Hans Joachim Möllenberg hat richtig geraten. Es wird die USS Constitution.
    Mit freundlichen Grüßen


    Ulrich

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  • Moin zusammen,


    Ulrich... Du hast aber eine Schlagzahl...!!! Donnerwetter, jetzt kommt das älteste noch segelnde Kriegsschiff!


    Mit offenen Pforten und ausgerannten Kanonen, bereit sich mit den englischen Fregatten anzulegen?


    Dann Frohes Schaffen!!!


    Gruß
    Hadu

    Vielleicht kommt der Tag, an dem mehr Leute checken, dass Idiotie nicht links oder rechts ist, sondern in erster Linie daher rührt, dass jemand ein Idiot ist! (M. Tegge)




    www.modell-und-geschichte.jimdo.com


    Mitglied der Luft'46-Gang

  • Hallo Hadu,
    mit den geöffneten Pforten ist mir auch schon durch den Kopf gegangen. Es sind dem bogen nur die Geschütze des Hauptdecks beigegeben. Die könnte man ja klonen.
    Aber nach einem alten ungeschriebenen Gesetz der historischen Schiffbauer muss ich mich entscheiden entweder alle ausfahren oder alle hinter ge-
    schlossenen Pforten lassen d.h. keine bauen).
    Im jetzigen Bauzustand (Hauptdeck aufgesetzt und Niedergänge eingebaut) ginge das noch zu bewerkstelligen.


    Mit freundlichen Grüßen


    Ulrich

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  • Bevor ich mit dem Baubericht fortfahre, will ich kurz etwas über die Constitution sagen.
    Das Schiff wurde 1795 mit 5 Schwestern gebaut, die alle unter dem Namen old ironside bekannt sind. Die Constitution und die Constellation haben die Zeiten überlebt. Die Constitutuin liegt Boston und die Constallation in Baltimor.
    Es waren spezielle schiffe für den Seekrieg gebaut. Über alles maßen sie 104,80m. Der Rumpf war aber wesentlich kürzer. Die Gesamtlänge ergibt sich aus den sehr langen Bugsprit. Die Breite beträgt 15,40m und der tiefgang 6,20m. Da hat sich bei der Baubeschreibung das Komma verdünnisiert, so dass ein Tiefgang von 62(!) m angebeben wird.
    Der Modellbogen besteht aus 2 DIN A 4 Bogen und einer Bauanleitung, schriftlich und mit Zeichnungen. Eine Schablone für die Wantenherstellung gibt es leider nicht. Auf der anderen Seite sind z. B. an der außenhaut die Markierungen, an denen die Püttingseisen von der Rüste an den Rumpf gehen.


    Nun hatte Hadu ja so in die Diskussion eingeworfen, ausgefahrene Geschütze. Sein Wunsch war mir fast Befehl. Ich habe aber schon das Hauptdeck eingebaut. Dieses wird durchbrochen durch die Niedergänge in einer großen Gräting. Bei der Gräting habe ich die gedruckten Grätings ausgeschnitten und mit einem versteiften und gelb gefärbten Stoff nachgeahmt und zwar diesen so eingebaut, dass es eine einigermaßen glatte und durchgehende Oberfläche ergab

  • Hadu so eingeworfene Idee, die Geschütze ausgefahren zu zeigen war mir fast Befehl, stieß bei mir auf offenen Ohren. Nun aber hatte ich schon das Kanonendeck eingebaut. Da musste ich mir für das Kanonendeck, das ja unterhalb des Hauptdeck in Rumpf liegt etwas besonderes Einfallen lassen.Zuerst baute ich eine Kanone.Auf dem Bild sieht man, um welche Ausmaße es sich handelt.

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  • Dieses Kanöneken galt als Muster,auf welche Höhe das Kanonendeck eingebaut werden musste. Die Maße wurde auf die innere Bordwand übertagen und zuerst an jeder Stückpforte ein Winkel angeklebt. Von der Explorationzeichnung übernahm ich den Umriss und schnitt einen Strteifen, der schwarz gefärbt wurde und an die Laschen angebracht wurde. Dann schnitt ich horizontale Schnitt in die Spanten, damit der Streifen in den Rumpf gebracht werden kann. Auf dem rechten Bild ragt das Kanonenrohr nach oben.

  • Noch 15 weitere kleine Geschütze wurden für die Steuerbordseite angefertigt und dann an Ort und Stelle gebracht. Zuerst aber musste die Innenverkleidung des Schanzkleides angebracht werden. Bei vielen europäischen Schiffen der Zeit war die in rot gehalten, damit man das Blut der Verwundeten nicht so sah. Hier aber ist das Schanzinnenkleid grün gestrichen. Die Bordwand hat eine Bugklebelaschen. Die habe ich entfernt und an der vorgezeichneten Stelle am Längsspant eine neue Klebehalterung eingeüft. Ich kann dann einfacher die Bordwand da ankleben.
    Auf dem Bild erkennt man schon die Geschützrohre, die wie Igelstacheln wirken.

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  • Hier sieht man die ganz Batterie von innen an ihren Stückpforten. Auf eine Takelung habe ich verzichtet, da die beim Einbau der Bordwand nicht mehr zu sehen ist. Und das zweite Foto zeigt, wie das Ganze wirkt, wenn es später einmal fest eingebaut ist.

  • Hallo Ulrich,


    gute Idee die Geschütze im Batteriedeck ausgefahren darzustellen. Wirkt doch gleich viel lebendiger.


    Du schreibst das Du die Geschütze vom Oberdeck klonen willst. Dazu eine Anmerkung. Meines Wissens waren im Batteriedeck 30 x 24 Pfünder Kanonen,
    an Oberdeck 24 x 32 Pfünder-Karronaden und noch ein 18 - Pfünder Jagdgeschütz. Die Kanonen hatten Rollenlafetten und Karonaden einen Rahmen mit Gleitschienen. Das Rohr war auch kürzer.


    Schau doch mal Wikipedia rein. Da findest Du auch ein Bild mit einen Ausschnitt der Takelage. Das beantwortet vielleicht auch Deine Frage über die Wanten.


    Gruß

    Mit besten Grüßen


    Andreas Paul

    Edited 2 times, last by Andreas P. ().

  • Die Kanonen stehen auf einen schwarzen Band. Unter jeder Stückpforte habe 1,5mm tiefer ein kleine Winkellasche angebracht, auf die dann das Band kam. Danach ging es an die Massenproduktion von Geschützen. Beim Einbau der Bordwand musste ich im Bugbereich das Band einschneiden, damit sich die Außenhaut besser ans Spantengerüst schmiegen konnte. Man erkennt auch die vorgestochen Löcher der Bordwand. Durch diese Löcher kommen später die Püttinge.

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  • Ein Blick auf das Hauptdeck mit seinen Niedergängen. Zur gleichen Zeit als das Schiff gebaut wurden , baute man in England noch Schiffe mit einer Kuhl mittschiffs. Die Amerikaner dagegen haben diese Kuhl überbaut, dort wo die Gräting sich befindet. Entstanden ist dann ein Glattdecker.

  • Typisch für Spiegelheckschiffe sind die nach achtern ausladenden Davits. Auch die Constitution besitzt solche. Das Größte Boot hatte auf der Mittschiffgräting seinen Platz. Auch erkennt man, dass die Nagelbänke und die Rüsten angebracht sind.

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  • Normalerweise müssten jetzt die Masten aufgestellt werden. Aber da ich die Decksgeschütze zumindest mit dem Brooktau darstellen möchte kommen diese zuerst an die Reihe. Denn wenn die Wanten und Pardunen angebracht sind , wird es schwierig diese an ihren Ort zu bringen. Drei Geschütze stehen am Bug aus der Steuerbordseite.
    Das hier dargestellte Tau muss in dieser Position der Geschütze so locker liegen. Gespannt sind die Taue nur, wenn das Geschütz eingeholt und von vorne beladen wird. Da es sich hier um ein amerikanisches Schiff handel habe ich die englische Version des Taus ( Halterung am Ende des Geschützrohres) gewählt. Franzosen, Niederländer und die kontintalen Seefahrer takelten anders.

  • Nun kommen die Masten an die Reihe. Den Spriet baue ich zum Schluss, weil der sehr lang ist, fast die Schiffshälfte lang. Die Masten- für nicht so Firme im hist. Schiffbau-, das ist praktisch der Unteteil bis zur Mars- hat bei der Constitutuion eine Fischung vorne. Das ist eine Schutzlasche, die so lang ist wie der Mast. Damit habe ich die Klebenaht kaschiert. Dann mussten als ersten Bauteile die Marsbacken angebracht werden. Das sind die Teile, die in die Längsrichtung des Schiffes zeigen. Auf diesen Leisten liegt dann die Mars, und die anderen Salinge. Leider sind bei dem Bogen nur die Marsbacken mitgegeben. Die zwei restlichen sind aus der Literatur ausgeschaut und angefertigt. Nach der Bauanleitung werden die Wanten nur am Mast unterhalb der Mars angeklebt. Nein, so einfach wollte ich es nciht haben. Ich habe es nach der originalen Bauweise gemacht. Die Wanten besitzen ein Auge mit dem sie über den Masttopp gezogen werden. Und zwar in der Regel zwei Wanten - ein Auge. Steuerbords beginnend die erste vorderste Want, dann kommt die erste BBWant, dann die zweite SB, usw.
    Auf dem Bild erkennt man wie die Wanten über dem Masttopp nach links und rechts führen. Erst wenn alle Wanten aufgezogen sind kommt die Mars auf ihren Platz. Eventuell muss man die Öffnung etwas vergrößern, damit die Wanten auch Platz haben und nicht von der Mars gedrückt werden.

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  • Wenn die Wanten angebracht sind wirden die Stage, die von der Fockmars ausgehen angefertigt und über die Wantaugen gezogen. Bei der Constitution gibt es hier zwei Stage. Diese Stage haben ein Auge, durch das das Tau gezogen wird. Dann folgt eine sog. Maus, damit sich der Kragen nicht zuzieht. Die Maus konnte ich in 1:250 nicht durchweben( zu klein) aber zwei aufeinergelegt Knaten imitiren die Mäuse. Ein Mausstag zeigt nach SB, die andere nach BB.

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  • Und hier sitzt die Fockmars an ihrem Platz. Ich habe noch ein paar Öffnung angebracht, durch die später Taue laufen. Auch hier half die Fachliteratur und ein 1:98 Holzmodell des Hauptspanten samt Mast mit Stengen, das ich vor Jahren einmal baute.

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  • Die Wanten stelle ich mit Hilfe eines Webrahmen aus 1mm dicken Karton her.
    Das Wantengeflecht bildet ein Dreieck. Das übertrage ich aus Millimeterpapier. Dann markiere ich den Punkt, wo sich die die Wanten am Masttopp oder Stengentopp freffen und narkiere den Wantverlauf. Klebe das MMpapier auf den Karton und schneide das Wantdreieck etwas größer aus, damit es einen Arbeitsraum rings um die Wanten gibt. Dann steche ich alle 1,5 mm ein Loch( alle 3mm ein Loche mehr zum Ausschnitt, dann bei 1,5 mm Abstand dazwischen etwas weiter außen wieder Löcher. Diese letzten liegen auch 3mm auseinder.
    In diesem Fall der Constitution haben die Wantpaare Augen und müssen über einen Behelfsmasttopp gelegt werden. Dazu habe ich in den Karton ein Loch beknipst. Dadurch kommt von unten ein kleiner "Kartonmast", der auf eine Kartonplatte geklebt ist. Später kann ich dann das entsprechende Wantgebilde auch von der Rückseite her flechten. Denn ich möchte, dann die Webleinen auf den Wanttauen liegen und nicht die Wanttaue auf den Leinen.
    Für jeden Mastabschnitt sind nun diese Webrahmen anzufertigen.
    Mit der Nähnadel werden dann mit dünnerem schwarzen Faden die Webleinen auf den Rahmen genäht. Mit einem Pinsel trage ich ziemlich verdünnten Weißlein auf das Fadengeflecht, lasse es trocknen, Prüfe nach, ob alle Kreuzungspunkt festgeklebt sind. Wenn nötig, muss die eine oder anderen Stelle nochmals mit etwas Leim fixiert werden.
    Nach dem Trockne wird das Geflecht mit einer scharfen Schere aus dem Rahmen geschnitten und dann die einzelnen augen abwechseln SB und BB über das Mastende gelegt.

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  • So wird der Mast dann Stück für Stück aufgebaut. An den Salingen sind auch unten kleine Drahtösen angebracht, durch die Späten die Toppnanten der Rahen geführt werden. Eigentlich gehören da Blöcke hin. Aber das scheint mir nicht durchführbar zu sein. Der Block hätte u. U. nur eine Größe von 0,5 mal 1mm oder sogar noch geringer, je nachdem, wo er angebracht ist.
    Die Wanten werden im Original mit Jungfern(Juffern) auf dem Rüstbrett und später durch die Püttinge am Rumpf befestigt. Der Modellbogen zeigt nur, dass die Wanten am Rumpf befestigt werden. Als erstes habe ich bei diesem Arbeitsschritt die Rüste mit einen schwarzen Stück Karton nochmals beklebt, so dass die weißen Punkte für die Führungslöcher nicht mehr zu sehen sind. Dann habe ich die Wanttaue so an den Rumpf gehalten, dass der Verlauf keinen Knick zeigt. Dann in der Rüste eine kleine Kerbe geschnitten, in die das Tau kan. Ersten dann habe ich mit der Nadel die Taue durch die Außenhaut nach unten durch die Bodenplatte gestochen. Dort sind sie noch provisorisch mit nur einem kleinen Tropfen Leim fixiert, um event. später noch nacharbeiten zu können.
    Die Jungfern habe ich mit der Lochzange 1mm d hergestellt und dann an den Tauen befestigt. Später habe ich noch die Bändsel, die die Originaljungfern verbinden, von außen aufgeklebt. Das ergibt einen authentischeren Eindruck.

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  • Hallo Ulrich,


    könntest Du bitte noch ein paar Detail-Fotos von den Jungfern und der Befestigung der Wanten an der Bordwand zeigen. Finde Deine Herangehensweise klasse, aber leider ist auf dem letzten Foto nicht so viel von dem Ergebnis zu erkennen.


    Welchen Faden verwendest Du?! Er scheint mir auf den Fotos etwas dick und somit die Wanten etwas "flächig". Aber in Real könnte das natürlich auch ganz anders aussehen.


    Weiterhin viel Bastelspaß,


    Grüße, Torsten

  • Hallo Torsten,
    mit der Frage nach der Takelage berührst du einen uralten Punkt des Kartommodelbau in den Maßstäben mehr als 1:100. Würde man die Originalen Taustärken auf 1:250 runterrechen kämen man leicht in Garnstärken von 1/10mm und weniger. Also heißt es Kompromisse schließen. Mein Garn für die Wanten und Pardunen stammt von Gütermann und misst im Durchmesser 0.4mm(so gemessen. Auf dem Lineal ein Zentimeter genau Garnlage fürGarnlage umwickelt und dann die
    Törns abgezählt und die 10mm durch diese Anzahl dividiert)
    Umn nun aber die Verschiedenheit der Taue auf einem Schiff zu imitieren nehme ich für die Wante Nähgarn.
    Die Rechenformel für die Stärke der Wanten lautet laut v. Mondfeld: Hiistorische Schiffsmodelle, S. 266.
    "Die Maße (der angegebenen Tauestärken, d. Vf) beziehen sich auf das Großstag = 0,166% des Großmastdurchmessers an Deck =100%.
    ...
    Bei der Verwendung eines Großstags aus Stahltau wird trotzdem den Berechnungen ein Großstage aus Hanftau zugrunde gelegt".
    Die Flächigkeit des Wantgewebes ist wohl den Abständen der Webleinen geschuldet.
    Marquardt: Bemastung und Takelung von Schiffen des 18. Jahrhundert übersetzte mehrere englische Fachbücher aus der Zeit und stellt fest, dass ein WebleinenAbstand von 12 - 15/16 Zoll in England üblich war. Da ich einen Abstand von 1,5 mm gewählt habe, komme ich umgerechnet auf 37,5 cm Abstand, was in etwas weniger als 15 Zoll ergibt.
    In diesem Zusammenhang ist auch zu sagen, dass ich die Constitution nach englischem Vorbild takele. Amerikanische Vorbilder aus dieser Zeit sind mir nicht bekannt. Aber es ist sicherlich davon auszugehen, das die Amerikaner sich an der englischen Schiffsbauweise orientierten.
    Eigentlich sieht man von vorne gesehen bei den Jungfern drei Taljereepsschläge.
    Dann wäre auf meinen Juffern nur noch Faden zu sehen. Da ich die Jungfern auber auf die Wanten mittig beklebt habe, sieht man beim ganz genauen Hinsehen auch drei Führungen.
    Die Taljereeps sind so hergestellt. Ein Nähfaden mit einer Klammer hochaufgehängt. Dann mit verdünntem Weißleim eingestrichen( Wiesel sei Dank, der mich vor einiger Zeit auf die Verwendung von Weißleim brachte) und unten wieder mit einer Klammer beschwert. Nach dem Trocknen erhalte ich einen geraden und festen Faden. Das Abschneiden der gewünschten Länge ist kein Problem. Auf die Jungfer kommt nun etwas Weißlein und darauf die Taustückchen.

  • Nach langer Recherche zur Takelung des stehendem Gutes habe ich die Constitution mit dem stehenden Gut getakelt. Dabei habe ich versucht - soweit das in 1:250 mit handelsüblichen Garnen möglich ist, die unterschiedlichen Taustärken nachzuahmen.
    Die Constitution dürfte im Großen und Ganzen nach englischer Bauweise getakelt sein, obwohl es auf dem Bildern des derzeitigen Bauzustandes einige Abweichungen gibt. Es ist halt eim amerikanisches Schiff.
    Als Lietratur habe ich den oben schon erwähnten Marquardt benutzt, weiterhin das Buch von Schäufelen: Die letzten großen Segelschiffe, Delius und Klasing, 1984,
    John McKay, Victory, Delius Klasing, 1994 und B. W. Bathe et al. Der Segelschiffe Große Zeit, Delius und Klasing 1973.
    Hier sieht man die Constitution am Kai und den Bugspriet. Auf früheren bilder erkennt man rötlich gefärbte Jungfern. Die habe ich schon z. T. wieder entfernt, weil sie mir in der Farbe nicht gefallen. Mein Eddingstift mit rotbrauner Farbe wird beim Auftragen auf das Papier eher rot als braun.

  • Ach von der Achterkante wirkt die Takelung recht eindruckscoll. Alle Wanten und Pardunen und Stage (außer denen des Bugspriets und des Großmaststags und des Großmastborgstags) sind mit einer Nadel auf die Grundplatte durchgestochen und dort festgeklebt.

  • Quote

    Original von modellschiff
    Bevor ich mit dem Baubericht fortfahre, will ich kurz etwas über die Constitution sagen.
    Das Schiff wurde 1795 mit 5 Schwestern gebaut, die alle unter dem Namen old ironside bekannt sind. Die Constitution und die Constellation haben die Zeiten überlebt. Die Constitutuin liegt Boston und die Constallation in Baltimor.


    Hi, was Du schreibst, ist nicht ganz richtig: Die Schwesterschiffe der USS Constitution waren die USS United States und die USS President.
    Die USS Constellation und USS Congress waren als 38-Gun Ships ausgelegt, also etwas kleiner.
    (Chapelle, Howard I: The American Sailing Navy, New York, 1949, S. 118ff)


    Viele Grüße
    Thomas

  • Quote

    Original von modellschiff
    Das Schiff wurde 1795 mit 5 Schwestern gebaut, die alle unter dem Namen old ironside bekannt sind.


    Der Spitzname Old Ironsides steht allein für Constitution und geht auf das Gefecht mit der britischen Fregatte HMS Guerriere im Jahre 1812 zurück, weil Geschosse dieses Schiffs an den starken Bordwänden der Constitution abgeprallt sein sollen.


    Gruß


    Michael

    "Die beste aller möglichen Welten ist eine Welt ohne Religion" John Adams (1735 - 1826) US-Präsident

  • Moin zusammen,


    das stehende Gut ist ja wirklich gelungen, in dem Maßstab eine Kunst.


    Die neuen US-Fregatten waren damals revolutionäre Neukonstruktionen, praktisch Eindecker-Linienschiffe mit elegant geschnittenem Rumpf.
    Auch das Rigg war schwerer und zugleich praktischer als das bisheriger Schiffe, insbesondere die relativ kurzen Mars-und Bramstengen, die die ungeteilten Segel handig hielten.


    Diesen kraftvollen Schiffen konnte die Royal Navy nichts entgegensetzen, und sie liessen Zweidecker sogar auf den Werften hektisch umbauen, sog. "Razee"-Schiffe, die mit einem Geschützdeck zwar artilleristisch mitkamen, aber dennoch die fülligen Linienschiffsenden behielten.


    Die grossen Drei wurden von den Briten und Franzosen zunächst als monströse Fehlkonstruktionen verlacht, aber als es ernst wurde, zeigten sie ihren Wert!


    Schönes Modell eines schönen Schiffes.


    Gruß
    Hadu

    Vielleicht kommt der Tag, an dem mehr Leute checken, dass Idiotie nicht links oder rechts ist, sondern in erster Linie daher rührt, dass jemand ein Idiot ist! (M. Tegge)




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  • Hallo Hadu,
    ich habe nicht vergessen, dass du Dir eine vollgetakelte Const. wünschst in der Verfolgung eines brit. Schiffes. Für das letztere bin ich auch auf Vorbildsuche, um es dann aus irgendeinem anderen Modell oder Ähnlichem umzubauen.
    Ein Stück Neuenglandlandschaft habe ich schon.
    Mit vielen Grüßen


    Ulrich

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  • Hi Ulrich,


    ich möchte Dich zu Deiner sehr gelungenen Takelage beglückwünschen.
    Ein normales Kriegsschiff zu takeln ist schon relativ anspruchsvoll, aber einen Segler - sagenhaft! :)
    Erstens braucht es dazu Detailkenntnisse, wie diese Schiffe seinerzeit getakelt waren und zweitens auch die Fähigkeit das in diesem Maßstab nachzuempfinden.


    Super!


    Hast Du die Masten rein aus Karton gebaut, oder hast Du einen Holz - oder sonstigen Kern zur Stabilisierung eingebaut (was ich wahrscheinlich probiert hätte...)?




    LG
    Peter

  • Hi,
    die Amerikanischen Fregatten haben sich nicht nur mit den Englischen Kriegschiffen "gekloppt".

    Für den Seehandel des 19. Jahrhunderts war vor allem die nordafrikanische Küste ein Problemgebiet. Algerische Piraten waren damals ein echtes Problem für die Handelsschiffahrt und offenbar waren sie so gut organisiert, das sie sogar für Kriegschffe gefährliche Gegner waren. So haben die Amerikaner dann auch mal eine Fregatte verloren, die sie dann in einem Husarenstück im Hafen der Algerier verbrannt haben, damit die Piraten damit keinen weiteren Unsinn anstellen konnten.


    Du kannst also die Constitution auch mal eine Felukke jagen lassen.....


    Die Constitution ist im Laufe ihrer Zeit mehrmals stark umgebaut worden. Ich nehme an, das Modell gibt den Bauzustand der Gegenwart wieder. Am Besten macht sich da natürlich das nachstellen der jährlichen Paradefahrt...



    Viele Grüße
    Thomas

  • Nachdem nun das stehende Gut angebracht ist kommt das laufende andie Reihe. Dabei ist zu beachten, dass das Garn für das laufende Gut immer heller gewählt wird als für die shenden Teile.
    Nach einer Regel des hist. Schiffbau soll man ein Modell von achtern her auftakeln. Man kann dann Spannungen des Tauwerk noch ausgleichen; so begann ich auch mit der Gaffel. Diese ist bei der Constitution an einem Schnaumast befestigt. D. h. direkt hinter dem Kreuzmast gibt es einen dünneren Mast, an dem das Gaffelsegel ungehindert gefiert werden kann. Der Gaffelbaum bekam von mit einen Haken, damit er in einem Lager am Schnaumast gedreht werden kann. Demnach muss aber die Gaffel selber eine Klaue samt Rack führen.
    Die Segel des Möwebogen haben in der Mitte ihre Referenznummer. Die Segel müssen deshalb auf ein anderes Medium kopiert werden. Ich habe alten Schreibmaschienendurchschlagpapier genommen.

  • Auf dem ersten Bild erkennt man, was sich solles an Garnen und Tauen an der Kreuzmars tummelt. Der Kreuzmast (laufendes Gut) ist bis auf die Segel getakelt. Mit Hilfe des Takelplan der Const. im schon erwähnten Buch von Marquardt über die Takelung von Schiffen im 18. Jahrhundert ging es ganz gut vorwärts.
    Ich habe nicht alle Taue angebracht, die so ein Mast und Rahen führen. Denn bei diesem Maßstabe meine ich ist weniger mehr. Pflicht sind bis jetzt die Toppnanten, die Brassen. Beim Anbringen der Segel kommen noch ein andere Taue dazu.

  • Halo Jabietz,
    wir stecken hier in dem unauflösbaren Widerspruch zweier Schulen des Hist. Schiffbau. Die eine sagt keine Segel, die andere sagt, zeigt, was das Schiff an Segeln hat. Ich neige eher zur letzteren Fraktion. Zumal ich ein kleines Diorama darstellen möchte, wie die Constitution ein englisches Schiff jagt.
    Aber ich gehe nochmals mit mir zu Rate.


    Mit freundlichen Grüßen


    Ulrich

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    Edited once, last by modellschiff ().

  • Hier das Kreuzmarssegel. Es bekommt drei Streifen quer, um die Reffbändsel(auch Rattenschwänze genannt) aufzunehmen. Diese Reffbändsel sind hinter dem Segel mit einem Knoten befestigt. Ich fixiere den Knoten mit etwas Uhu und vornen kommt bei Loch auch etwas Leim hin, damit die Bändsel nicht in die Luft staken. Allein bei diesem Segel sind es über 60 Rattenschwänze. Es kommt also eine Geduldsarbeit auch mich zu, wenn ich auch noch die beiden Groß- und Marssegel und das Besansegel mit Bändsel versehen will.
    @Ti-Torque,
    no I wasn't absent. I only took my time to build the Constitution.
    Sometime I need a time off. Sitting and surfing don't build a model.
    Vielel Grüße


    Ulrich

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  • Ich muß mich der Meinung von Jabietz anschliessen. Lass die Segel weg. Vernünftige naturgetreue Segel lassen sich meiner Meinung nach nur in größeren Maßstäben nachstellen. So ab 1:50 aufwärts.
    Zudem sind die Nähte eines Segels nicht schwarz und sind auch im Maßstab 1:1 nahezu unsichtbar.
    Ich habe mal versucht Segel aus Tempo-Taschentüchern herzustellen, das gab ganz brauchbare Ergebnisse. Dazu müßte hier im Forum noch ein Beitrag existieren.


    Gruß vom Schlickrutscher

  • Als Arbeitshilfe zum Anbringen der Reffbändsel habe ich das Segel an den Rand einer glasplatte gelgt und zwar auf die entsprechende Höhe der Verstärkungsbänder. Ein Linieal drauf gelegt und mit zwei Klammern beiderseits befestigt. Und nun konnte es mit dem Anbringen der Bändsel losgehen. Das Durchschlagspapier lässt sich gut formen wie man sieht.