To Nieten or not to Nieten?

  • Also wie ist es in der Modellrealität?


    Vier Beispiele:


    Halinski's Harrier Panellinien mit Nieten
    Fly'S Lancaster Nieten überall zu hauf (nicht nur entlang der Panellinien)
    Maly Modelarz's Halifax kaum Nieten (nur dort wo etwas, so sieht es jedenfalls aus, wo was auf die Außenhaut "aufgetackert" worden ist).
    Short Stirlings der Plastefraktion (egal ob Airfix o. Italeri) haben viele Nieten Sichtbar und sogar fühlbar.


    Nieten haben beim Anschauen des Modells so einen "reality factor", ohne Nieten sieht es eher "steril" aus.


    Als technischer Depp habe ich von Nieten auf Rümpfen von Flugzeugen keine Ahnung.
    Bei langsamen Bombern könnte ich mir vorstellen, dass die Nieten tatsächlich aus der Außenhaut rausstehen (Luftwiderstand noch nicht so brisant).
    Andererseits könnte es auch sein, dass die Nietenköpfe in Versenkung verschwinden, dann sieht man nach dem Anstrich des Vogels nicht mehr so viel.


    Gibt es da zur Zeit des WW II eine Art Standadrdverfahren?
    Kann mich da jemand mal schlau machen?

    Herzliche Grüße
    Gerald

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    I'm walking! @fats_domino

  • Hallo Gerald,
    es ist im Prinzip so, wie Du schon selbst schreibst; es hängt (meistens zeitlich) von der Konstruktion ab – je „älter“ desto „mehr“ sichtbare Niete, da sie meistens auch nicht versenkt waren. Am besten sieht man das auf Nahaufnahmen konkreter Flugzeuge, im Netz reichlich zu finden.
    Die modernen Nietverbindungen werden versenkt bzw. es kommt ein anderes Verfahren zum Vorschau (z.B. bei Anwendung von Verbundstoffen), so dass die Nieten kaum bzw. überhaupt nicht sichtbar sind.
    Das alles mit Vorbehalt, da ich mit Flugzeug Herstellung/Konstruktion nichts zu tun habe... :)

  • Hallo Gerald,


    m.W. kamen versenkbare Nieten in den 1930er Jahren auf und waren im Zweiten Weltkrieg schon weit verbreitet.


    Zaphod

  • Hallo Gerald,


    ein Hüllensegment wird mindestens mit zwei Nieten am Spant befestigt - deshalb : "to" schreibt sich in der Mitte mit dabbelju also so : "two";


    Ich hoffe das damit deine Frage etwas mehr geklärt ist - keine Ursache - hab ich gern gemacht.


    LG Klaus

  • Moin zusammen,


    aaaalso... Die Nietenwut der Plastik-Modelle ist unrealistisch. Ältere Bausätze wurden mit Nieten regelrecht überkrustet, das war bis Ende der 90er Jahre ein regelrechtes "Muss". Ich liebe diese älteren Modelle, doch gleichzeitig tobe ich bei denen erst mal mit dem Schmirgelpapier ordentlich drüber.


    Inzwischen haben die Hersteller kapiert, daß es zwar Plattenstösse zu Hauf gibt, aber die meisten Nieten versenkt sind. Aber---ABER natürlich gibt es auch Fliegezeugs mit Nieten, denn viele An/Einbauten wurden nachträglich vernietet, also wers genau will, sollte da heftigstes Studium an Fotos machen.


    Und unzählige Ausnahmen. ZB. ist die Bell Uh-1 komplett mit Rundnieten bepflastert. Ju 87 im Cockpitbereich...


    Bei vielen Maschinen aus dem WK-II-Bereich sind die Nieten oft leicht versenkt und kaum verschliffen/verspachtelt, so daß sogar kleine Senklöcher unter der Bemalung zu sehen sind.


    Gruß
    Hadu

    Vielleicht kommt der Tag, an dem mehr Leute checken, dass Idiotie nicht links oder rechts ist, sondern in erster Linie daher rührt, dass jemand ein Idiot ist! (M. Tegge)




    www.modell-und-geschichte.jimdo.com


    Mitglied der Luft'46-Gang

  • Hallo Freunde,


    an Alle vielen Dank für's schlau machen!


    Ich habe in der letzten Zeit auf den Photos die Hülle der Stirling goutiert, und habe wie haduwolff wohl schon anmerkte kaum irgendwelche Nieten gesehen. Es lassen sich auf der Aussenhaut sogar die Längsrippen innerhalb des Rumpfes erkennen. Ich habe auch deshalb nachgefragt, weil ich mir nicht sicher war, ob man vielleicht die Nieten nicht sieht, weil die Auflösung der damaligen Photos so niedrig war. Aber vom Datum her passt es, weil die versenkten Nieten schon vor dem WW II erfunden worden sind.


    Also hauptsächlich Blechstöße...ist so schon anstrengend genug.

    Herzliche Grüße
    Gerald

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  • Falls es wen interessiert wie's gemacht wird - hier gibt's ein Instruktionsvideo über sog. "flush rivets" wie der Fachterminus in Englisch lautet).


    Und noch eine Zusatzbemerkung: Auf Tragflächen können versenkte Nieten auch negative Effekte haben. Zwar schlägt die Strömung bei rauhen Oberflächen eher von laminarer in turbulente Strömung um (und hat damit einen höheren Widerstandsbeiwert), turbulente Strömung ist dafür aber weniger anfällig für einen Strömungsabriß - und damit auch den gefürchteten "Stall". Das ist übrigens auch der Grund, warum ein Golfball so merkwürdige Dellen (Dimples) hat - der Ball fliegt so weiter als wenn er glatt wäre, nachdem der Strömungswiderstand hauptsächlich durch Strömungsabriß zustande kommt.



    schöne Grüße,
    Rene

  • Hallo Rene,


    auch Dir ein Dankeschön für die Aufklärung. Wenn ich alles mir selbst beibringen müsste dauert das viel länger. Auch Deine Bemerkung ist hoch interessant.

    Herzliche Grüße
    Gerald

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