Segel in kleinen Maßstab wölben

  • Hallo,


    Wie lassen sich geblähte Segel in kleinen Maßstab herstellen?

    In der Vergangenheit habe ich Segel aus Bibelpapier durch reiben mit einem kugeligen Werkzeug darzustellen versucht.

    Wie hier zu sehen:

    Für mein aktuelles Projekt möchte ich die Wölbung jedoch deutlich ausgeprägter.

    So wie hier:


    Das Segel sollte also sehr deutlich in 2 Richtungen, also sehr ballig gewölbt sein.


    Hat jemand Tipps, wie das gelingen könnte?


    Gruß Bela

  • Hallo Bela,

    möchtest du das wirklich so darstellen?

    Jeder Seemann freut sich über Wind, lebhaften Wind aber keine stürmischen Böen oder sogar Orkane. In deinem Wunschbild müssen ja die Segel unter größten Kraftanstrengungen eingeholt werden.

    Die Manschaft wird den Käpt'n verfluchen das Kommando/ Befehl nicht schon eher gegeben zu haben.......



    Viele Grüße Andreas

  • Gerade solche extrem geblähten Segel sind doch so typisch für die Schiffsdarstellungen dieser Epoche. Dem möchte ich mich schon nähern.

    Es wird ja kein Modell eines wirklichen Schiffes, sondern des brueghelschen Schiffes!

  • Verdünnten Leim hab ich schon ausprobiert. Der Leim ist durchs Papier gedrungen und hat mein Segel bombenfest auf die Glühbirne geklebt... :whistling:

    Wenn Du Celophanfolie zwischen legst? Damit sollte der Leim nicht Fest kleben.


    Ansonsten habe ich mit einem an den Lieken eingeklebten Draht mal gearbeitet. Ob sich damit jedoch diese monumentale Wölbung darstellen lassen kann? Vielleicht geht beides: Draht und Leim?


    Hast Du den Plan zu Deinem Modell selbst gezeichnet? Das interessiert mich. Zeig' bitte mehr davon und darüber.


    Klaus

    »Gib jedem Schiffsmodell die Chance, das schönste deines Lebens zu werden!»

  • Segel auf Transparentpapier ausdrucken und entsprechend der Laufrichtung rollen: U-förmig fixieren, kann man mit Klemmpinzetten o. ä. machen. dann die Seiten mit Sekundenkleber tränken - nicht alles, nur ganz homöopathisch. Die Leinen zum Tightholen dann auf das gerollte Segel aufbringen. Nach Trocknung kann dann die Auswölbung unter Zugabe von etwas Feuchtigkeit mittels eines Kugelpunzens erfolgen. Voraussetzung ist dass das Segel im unteren Bereich nicht als glatter Schnitt erfolgt ist sondern eher wie die Flügel einer Fledermaus. Ich gebe zu, etwas Phantasie ist hier erforderlich - aber wo steht, dass alle Lösungen einfach sein müssen. Es ist hier die Idee eines Ansatzes zur Lösung ...

  • Vielen Dank kartonskipper ,


    So ganz sicher nachvollziehen kann ich es jetzt noch nicht. Vielleicht etwas näher beschreiben (Skizze)?

    Was ist mit den Leinen zum Tightholen gemeint?


    Gruß Bela

  • ...

    Wenn Du Celophanfolie zwischen legst? Damit sollte der Leim nicht Fest kleben.

    ...


    Wie wärs denn mit einer Holzform und dann mit Tiefziehfolie?


    Noch ein Vorschlag: Mach eine Trocknungsform für das Segel aus Knetmasse. Da sie ein bisschen fettig ist, verbindet sie sich nicht mit wasserlösßlichem Leim. Wenn es trotzdem Schwierigkeiten beim Abnehmen des getrockneten Segels gibt, kann man die Knete mit einem Föhn aufwärmen. Sie wird dann geschmeidiger und kann vielleicht einfacher entfernt werden. Soweit die Theorie - ausprobiert habe ich das allerdings noch nicht. Versuch macht kluch.


    Wenn du erst mal dein Ballonsegel hingekriegt hast, kommt die nöchste Hürde. Nämlich, wie das Segel befestigen, daß es wie vom Wind getrieben vom Mast absteht? Durch sein Gewicht und durch den Zug der Modellschoten hat es nämlich die Tendenz gegen den Mast zu klappen - wahrscheinlich bis das Unterliek von den Wanten aufgehalten wird. Das sähe dann aber bescheiden aus. Es wäre zu überlegen Liektau und Schoten aus einem einzigen durchgehenden möglichst steifen Draht (Messing, Neusiber) darzustellen, der mit dem Segel und dem Schiffskörper verklebt wird. Hier im Bild 3 Liek-Schot-Drähte. Feste Parts der Schoten und Seitenlieks in Rot und laufende Parts (Parten?) und Unterliek in Cyan.

    Ist auch eine nicht ausprobierte Idee. Ist wahrscheinlich super schwer umzusetzen, da während der Montage Knicke im Draht kaum zu vermeinden sind.

    Viel Erfolg

    Bernhard

    Ewig währt am längsten.

  • Ist wahrscheinlich super schwer umzusetzen, da während der Montage Knicke im Draht kaum zu vermeinden sind.

    Vielleicht wäre Wonderwire hier auch eine Option. Da das Keramik ist, knickt der nicht ganz so leicht. Allerdings muss man dabei höllisch aufpassen, weil er wenn er dann doch knickt, bricht er direkt, was dann auch potenziell gefährliche Splitter durch die Gegend schießt…


    Wonderwire; keramischer Draht mit ⌀ 0,15 mm
    Das zur Zeit beste bekannte Material zur Darstellung von Antennen, und allen Dingen an Bord eines Schiffes, wo es auf Filigranität ankommt. Verbindung von…
    kartonmodell-gruendling.de

    (Disclaimer: Ich bin Inhaber des Shops. Ich bin aber afaik der einzige Anbieter von dem Zeug in Europa.)

  • Man könnte auch die Segel mit Harrspray der kräftigsten Stufe einsprühen. Da hat man den "Wind" gleich mit. Unter des historischen Schiffsbauern gilt das Formen der Segel mit Draht als ein No-Go. Zumindes war das so als ich vor mich vor Jahren mit dem Bau von Segelschiffen des 16. und 17. Jahrhunderts beschäftigte.

    Ulrich

                                                                                   Artikel 1 GG:

    Die Würde des Menschen ist unantastbar.

    Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt



    Edited once, last by modellschiff ().

  • Das sind alles sehr gute Vorschläge, die es wert sind ausprobiert zu werden.

    Papier ist allerdings wenig elastisch und es ist nicht einfach es dazu zu überreden. Sich ohne Kincke und Falten zu wölben.

  • Also ich habe es so gemacht: das Segel waagerecht so hinhängen, dass es in gewünschter weise durchhängt. Dann das Ganze mit Fixierspray bearbeitet. Das habe ich auch mit Stoffsegel so gemacht.

    Eddi

  • Könnte man so ein Segel auch mit einer Abwicklung bauen? Sie wie wir Kugeln und andere geometrische Körper bauen?


    Klaus

    »Gib jedem Schiffsmodell die Chance, das schönste deines Lebens zu werden!»

  • Meine Herrn, wir müssen uns vor Augen halten, dass das Focksegel 62 x 40 mm! klein ist, die Rute des Besan 82 mm lang.

    Bei der Größe hängt nichts freiwillig durch.


    Segel aus Bahnen mit leicht konvexen Rändern zu bauen könnte hinhauen. Nur, bekomme ich die sauber ausgeschnitten...?🤔

  • Nicht einzelne Bahnen, zwei, drei Teile zu einem Segel bauen. In etwa so:


    Die Bahnen sollten dann den Schwung der Außenseite entsprechend mitmachen. So, dass beim fertigen Segel wieder der Eindruck paralleler Bahnen entsteht. Die zwei grob skizzierten Teile würde ich in der Mitte verbinden, so dass die markante Falte der Mittelschot entsteht. Das Unterliek müsste auch gewölbt sein um später wieder – historisch korrekt – gerade zu erscheinen. Weisstewieichmeine...?

    »Gib jedem Schiffsmodell die Chance, das schönste deines Lebens zu werden!»

  • Man könnte sich ranntasten. Ich habe zwar 17 Bahnen vorgesehen. 16 wären aber auch akzeptabel. Da könnt ich es mit 4 Teilen versuchen. Da muss ich mal drauf herumtüffteln, wie die Teile dann geformt sein müssten.... Und wie ich die verbinden, dass die Verbindung nicht auffällt...

    Kniffliger wirds da aber beim dreieckigen Besan.

  • Mal so ganz schnell probiert: wenn man das nun ordentlich macht, könnte es doch hinhauen?


     


      

    »Gib jedem Schiffsmodell die Chance, das schönste deines Lebens zu werden!»

  • Ich würde mit ne Form schleifen als Urmodell und dann aus Taschentuchpapier drauf laminieren. Ich bin da aber auch nicht so puristisch.

  • ich würde statt dem Luftballon eher eine Glühbirne als Form nehmen,

    das kommt bei der Größe etwa hin.


    Viele Grüße


    Wolfgang

  • Moin,


    Meine Methode wäre :

    Ein paar dicke Lagen Karton übereinanderkleben und ihnen mit der Feile die Form des Segels geben. Darüber stramm Haushaltsklarsichtfolie ... faltenfrei spannen.

    Dann das Segel ... feucht angehaucht oder kurz über Dampf gehalten ... von innen nach aussen andrücken darüber in Form bringen ... kann man auch evt mit der Folie spannen und halten. Ein Segel ist ja nur wenig 3D geformt ... keine Kugel.

    Ähnliches hab ich bei 3D geformten Ecken bei Loks gemacht ... auf einen festen Kern gedrückt/verklebt.

    Wenn das Segel aus weißem Papier selbst hergestellt werden soll geht das Ganze natürlich sehr einfach im richtig nassen Zustand ... ggfs mit Tapetenkleister.


    Gruß von Frank

    ... I just sit here and watch the river flow ...

  • Ich habe mit der hier beschriebenen Methode gute Erfahrungen gemacht (Ende 1. Seite, Anfang 2. Seite)


    Plastik: Die Thermopylae in 1:96 - Bauberichte - Das Wettringer Modellbauforum


    Vor dem Aufzeichnen der Bahnen habe ich die Segel mit dem Dampfbügeleisen noch geglättet. Eine kräftigere Wölbung als hier dargestellt ist problemlos möglich, allerdings sollte man dabei aufpassen, dass die Farbe dünnflüssig genug ist, um ein Abplatzen zu vermeiden.

    Das müsste auch im kleineren Maßstab funktionieren. Den Einwand der Puristen gegen den Metalldraht kann man mit dem Hinweis auf ein brueghel'sches Schiff leicht entkräften.


    Die Form des Segels müsste vorab auf einer dreidimensionalen Hohlform (Glühbirne o.ä.) ermittelt werden.


    Viele Grüße


    Dirk

  • Moin Frank,


    Dann das Segel ... feucht angehaucht oder kurz über Dampf gehalten ... von innen nach aussen andrücken darüber in Form bringen ... kann man auch evt mit der Folie spannen und halten. Ein Segel ist ja nur wenig 3D geformt ... keine Kugel.

    Kann man so mit "normalen" Segeln machen.

    Schau aber mal in den ersten Beitrag.

    ?thumbnail=1

    Wenig 3D geformt is das aber nich. 8|


    Für die Größe von 62x40mm würde wohl auch ein Luftballon zu Groß sein.

    Ne Glühbirne wie Bela und Wolfgang erwähnt haben, wäre auch meine Wahl.

    Aber das ganze dan nicht aus Papier sondern aus ganz feinem Stoff der ordentlich fixiert werden müsste.


    Gruß aus Bremen

    Stephan

  • Da schau mal in den Stoffladen des Vertrauens nach Vorhangstoffen. Im Sommer gibt es auf den Jahrmärkten auch entsprechende Stoffe. Da habe ich mich mal vor Jahren für gar nicht so teures Geld eingedeckt.


    Die flachen, uns geläufigen Segel entwickelten sich erst im Laufe des 19. Jahrhunderts.


    Ulrich

                                                                                   Artikel 1 GG:

    Die Würde des Menschen ist unantastbar.

    Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt



  • Ich glaube, auch beim feinsten Stoff wäre die Strucktur und Bindung von Kette uns Schuss extrem übermaßstäblich.

  • Die ersten Versuche mit Seidenpapier, Farbe, Wasser und Glühbirne (und Frischhaltefolie ☝️😁) haben begonnen.

    Vielen Dank für alle Ideen und Anregungen.

    Da ist vieles dabei.

    Letztlich bleibt jedoch die größte Herausforderung, das Segel in seiner Fläche unterschiedlich stark zu dehen, ohne das an den Rändern Falten entstehen (wenn ich es nicht aus Einzelteilen zusammensetze).

  • Erstes Zwischenergebnis:

    Dünndruckpapier erwies sich als völlig ungeeignet, Seidenpapier als in feuchten Zustand zu instabil und zu wenig dehnbar.

    Dieses Probestück besteht aus Teebeutelpapier. Teebeutel sind ja bekanntermaßen in feuchtem Zustand recht haltbar. Es zeigte sich, dass das Papier dabei auch etwas dehnbar ist und so ließ es sich in der gezeigten Wölbung faltenfrei aufziehen. Da es jedoch sehr transparent ist und seine Struktur sehr "luftig" wirkt, habe ich es in zwei Lagen verklebt. Soweit schon mal recht ermutigend. Mals sehen, ob ich es noch mehr wölben kann.

    Die nächste Schwierigkeit wäre die Imitation der Segelbahnen. Aufgedruck verwischen sie beim anfeuchten und verkleben des Papieres.

    Zusätzlich müsste ich zwei Lagen exakt deckungsgleich aufeinander positionieren.

    Nachträgliches Aufzeichnen lässt sich auf konvexen Seiten noch einigermaßen bewerkstelligen, aber auf der konkaven?


    Es bleibt noch weiter eine Herausforderung


    Bela

  • Ich bin nach wie vor noch an weitern Informationen und Bildern Deiner Karacke interessiert.


    Klaus

    »Gib jedem Schiffsmodell die Chance, das schönste deines Lebens zu werden!»