Botschaften der alten Baumeister

  • Ich grüße Euch Ihr Lieben,

    ich habe beim durchstöbern des Forums gelesen, dass es bei einigen von Euch um viel mehr geht, als um die grandiosen Modelle, die entstehen.

    Auch meine Formen sind das Ergebnis langjähriger Beobachtungen und Erforschung der heiligen Geometrie. Sie sind das Fundament einer ganz neuen(alten) Architektur.

    Geholfen haben mir dabei die Botschaften, die die alten Baumeister uns hinterlassen haben. Durch das entschlüsseln dieser Zeichen, habe ich mich Schritt für Schritt , zunächst über das zeichnen und später dann über die Formen in die Welt der Geometrie hineinbewegt.

    Ich könnte -wenn von Eurer Seite Interesse besteht und es in diesem Forum erlaubt ist- eine kleine Reise durch diese tolle Welt für Euch in einzelnen Steps hier beschreiben.

    Wer weiß, vielleicht kann der eine oder andere von Euch dadurch noch tiefer in die Verbindung mit den eigenen Modellen kommen.

    Also gebt mir bitte ein Zeichen ob es okay und gewünscht von Euch ist.


    Alles Liebe und einen zauberhaften Tag wünsche ich Euch

  • Guten Morgen,


    da ich mich durch meine zurückliegenden, aktuellen und vielleicht auch kommenden Bauprojekte schon geraume Zeit mit der Gotik befasse, die ja einer strengen Geometrie unterliegt, bin ich sehr gespannt auf Deine Berichte.


    Willkommen von meiner Seite hier im Forum! :)


    Liebe Grüße

    Peter

  • Das Interessante an dieser Architektur ist, dass die Baumeister zumindest zwei Botschaften zu erledigen hatten, einmal die ideelle, d.h. hier die theologische-religiöse Seite. Aus welchen religiösen Motiven sie die Idee eines Kirchenbaues umgesetzt haben. Zweitens, wie haben sie die Idee umgesetzt. Einen Eindruck zur Beantwortung dieser Frage gibt das schon etwas ältere reich bebilderte Buch: Blüte des Mittellaters. In dem wird gezeigt, wie Gott als allmächtiger Weltenschöpfer mit Zirkel und Lineal die Welt plant und erschafft. In dieser Gedankentradition als verlängerte göttlicher Arm stehen der mittelalterliche Architekt und die Dombauhütten. Auch siearbeiteten mit Zirkel und Lineal. Einen Plan hatte er Architekt im Kopf. Eine Steinplatte mit benötigten Kurven, Bögen Strecken usw. beinhaltete alle notwendigen Informationen, die man zum Bau einer Kirche bzw. auch eines weltlichen Gebäudes benötigte. Erst in späterer Zeit wurden Risspläne gezeichnet. Einer vom Kölner Dom landete im 19. Jahrhundert in Darmstadt. Über die Geometrie, z. B. auch die Zahlenverhältnisse eines Baukörpers gibt es viel Literatur. Da arbeitete man z. B. mit dem Goldenen Schnitt oder bevorzugte Streckenverhältnisse von 3:4 oder legte die 12 als Konstruktionsmaß fest, um nur ein paar wenige Beispiele zu nennen.

    Die aufkommende wiederentdekcte Glasindustrie ermöglichte es, das viel gepriesene göttliche Licht real leuchten zu lassen. Farben symbolisierten die Welt.

    Aber auch ganz profane Dinge kann man in den Domen erkennen, z. B. die Steinmetzzeichen, die belegen, welcher Handwerker z. B. an diesem Stein gearbeitet hat. Diese Zeichen galten als Arbeitsnachweis. Durch sie kann man bis heute die Wanderungen so manchen Steinmetzes z.b einer Bauhütte durch Europa verfolgen.

    Ulrich

                                                                                   Artikel 1 GG:

    Die Würde des Menschen ist unantastbar.

    Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt



  • Wie schön, das einige von Euch das Interesse an diesem schönen Thema bekundet haben. Ich danke Dir Pitje für Deinen Willkommensgruß und Dir modellschiff für praktisch die ersten einleitenden Worte zu diesem fazinierenden Thema.

    Es ist vollkommen richtig, dass wir nichts weiter an Werkzeugen brauchen, als einen Zirkel, ein Bleistift und ein Lineal, um eine Hütte einen Turm, oder ein Dom oder was auch immer zu konstruieren.

    Allerdings nützt uns dieses Werkzeug nichts, ohne das nötige Hintergrund Wissen.

    Wir können davon ausgehen, dass wir alle dieses Wissen in uns tragen, das Problem ist nur, dass wir es vergessen haben. Deshalb schlummert es still in uns weiter, bis wir anfangen es auf unsere Weise zu wecken. Da wir uns hier im Modellbau-Forum treffen, können wir davon ausgehen, dass wir den Weg des Erinnerns über das Bauen gewählt haben.

    Genau für diejenigen haben die Baumeister praktisch Spuren hinterlassen, die vergleichbar mit Schnipsel bei der Schatzsuche sind.

    Als ich wieder in aller Stille am basteln war ist mir klar geworden, dass wir hier im Forum zwei unterschiedliche Wege gehen. Es gibt diejenigen, die sich von einem fertigen Bau inspirieren lassen, sich mit dem Bau verbinden, die Entstehung studieren und sich so immer weiter nach innen bewegen, bis sie am Ende von innen das Licht erstrahlen lassen.

    Es gibt aber auch diejenigen, die ein konkretes inneres Bild haben und sich von innen nach außen bewegen, damit aus dem inneren Bild ein fertiger Bau wird.

    Was uns alle miteinander verbindet, ist das Medium mit dem wir unser Ziel verwirklichen.

    Diese Bewegungen von innen nach außen und von aussen nach innen mit einem Schnittpunkt, ist eine ganz wesentliche Erkenntnis im Umgang mit dem Zirkel.

    Im Nachfolgenden zeige ich Euch zwei Fotos, die genau diese Bewegungen zeigen.

    Ich werde demnächst beide Bilder genauer beschreiben.

    Bis dahin Ihr Lieben

  • Hallo Sylvia,


    Wir können davon ausgehen, dass wir alle dieses Wissen in uns tragen, das Problem ist nur, dass wir es vergessen haben. Deshalb schlummert es still in uns weiter, bis wir anfangen es auf unsere Weise zu wecken. Da wir uns hier im Modellbau-Forum treffen, können wir davon ausgehen, dass wir den Weg des Erinnerns über das Bauen gewählt haben.

    Hm, das ist der antike sokratische (o. platonische) Ansatz, aber mir scheint, wenn man einen konkreten Bau ins Auge fasst, gehört auch ein gerüttelt Maß an (empirische) Erfahrung dazu. Nicht jede Pyramide steht seit viertausend Jahren herum , etliche sind eingestürzt oder die Seitenflächen sind (wie bei einem Murenabgang) abgerutscht, auch die alten Dombaumeister haben nicht nur immer standhafte Gotteshäuser erstellt. Und die angesehensten Dombaumeister waren nur wenige, die wirklich den Erfahrungsschatz hatten um solch ein dauerhaftes Gebäude zu erstellen. Sokrates ist ein guter Ratgeber, wenn es um die Ideale geht, die gehören aber einem anderen Reich an.


    Egal wie stark ich versuche mich an mein schlummernden Wissen zu erinnern, es kommen nur immer drei "Weisheiten" zutage (wenn mir etwas einfällt):


    a) das klappt, habe ich schon mal gemacht,

    b) das klappt nicht, habe ich schon x-mal probriert

    c) ob das klappt, keine Ahnung, habe ich noch nie ausprobiert.

    Herzliche Grüße
    Gerald

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    I'm walking! @fats_domino