Moinsen,
nachdem wieder ein Kartonmodell im Rundordner gelandet war, hatte ich so langsam die Faxen dicke von Bögen und habe mich auf das besonnen, womit ich vor ca. 20 Jahren meinen Wiedereinstieg in den Modellbau angefangen hatte: Buddelschiffe.
Ich hatte da noch so eine Anfängerflasche 'rumfliegen. 700 ml mit einem Hals wie ein Scheunentor. Vielleicht die Gelegenheit zum Frustabbau?
Für die Hermann Marwede habe ich einen Plastikbausatz im Bestand. War mir im Moment aber auch nicht nach der Mütze. Aber der Bauplan war nützlich: die Seitenrisse habe ich auf 1:500 skaliert, ebenso den Aufriss aus meinem Buch über die Hermann Marwede. Damit habe ich angefangen, aus Pappe ein relativ simples Spantengerüst zu bauen.
Die Abwicklung habe ich nach Altvätersitte mit Pritt-Stift, Butterbrotpapier und Bleistift vorgenommen. Dann kam der Einsatz des Rechners: Einscannen, spiegeln und beide Seiten ausdrucken. Die Hohlräume habe ich noch mit Balsholz-Resten vollgestopft und alles etwas glatt geschliffen, dann die Abwicklungen aufgeklebt. Hat einigermaßen hingehauen.
Dergestalt ermutigt, habe ich dann mit den Aufbauten weitergemacht. Für das Helideck kam etwas Deko-Schleifenband aus dem Geschenkeladen zum Einsatz.
In dieser Bauphase sind die Bullaugen einfach mit der Nadel durchgestochen. Hat mir aber nicht gefallen. Normalerweise nehme ich für Fenster in dem Maßstab schwarzes Seidenpapier und schneide die passenden Formen aus. Beim Tochterboot ausprobiert, gefiel mir aber nicht. Der Kontrast war zu stark. Sieht man aber zum Glück nicht mehr. Daraufhin habe ich mir dunkelgraues Seidenpapier beschafft. Stichwort "Farbskalierung" - je kleiner der Maßstab, desto weniger sollte man mit reinen Farben arbeiten. Aufhellen ist angesagt. Die Bullaugen habe ich dann auch aus Seidenpapier ausgestanzt (mit diesem Japanischen Bohrstanzer) und aufgeklebt. Finde ich besser.
Wie sich auch bei der Kommandobrücke zeigt, wirkt das mit dem Seidenpapier nicht schlecht. Es wirkt "schwarz", hat aber keinen unnatürlichen Kontrast. Dunkelgrau, wie gesagt.
Unterdessen habe ich auch schon mal die Flasche vorbereitet. Als "See" habe ich keinen Kitt verwendet, wie im klassischen Buddelschiffbau üblich. Ich mag den Klebkram und die damit verbundene Sauerei nicht.
Stattdessen habe ich aus Balsaholzstreifen eine Art "Klapptisch" gebaut. Die "Scharniere" des dreiteiligen Tisches sind dabei schlicht Stoffstreifen (Geschenkbank). Die Unterseite habe ich vor dem Einbringen in die Flasche mit mattschwarzer Farbe eingesprüht. Die Wasseroberfläche hat mehrere Schichten. Die Unterste ist Aquarellpapier mit Humbrol 77 + Weiß eingepinselt. Darüber kommt Faller Seefolie (Modellbahnbedarf) mit einem Ausschnitt für den Schiffsrumpf. Der Rand wurde noch mit Acrylgel verziert und die Gischt weiß gefärbt. Der Tisch ist in der Flasche unten mit UHU-Plus befestigt. Aquarellpapier und Seefolie sind mit UHU Flinke Flasche jeweils auf die darunter liegende Schicht gebappt.
Danach musste nur noch das Schiff fertig gebaut werden. Was das Material angeht, habe ich mir da keinen Zwang angetan. Größtenteils Papier, aber auch etwas Polystyrol. Und für die Reling Fotoätzteile in 1:500.
Die Kreuzpoller habe ich aus Fäden gemacht (Webrahmen, wie bei Fadenreling. Ihr kennt die Technik....)
Letztlich blieben drei Teile, die nacheinander durch den weiten Flaschenhals an Ort und Stelle bugsiert werden mussten: Rumpf mit Aufbauten bis zum Hauptdeck, Kommandobrücke und Mast. Dabei war die Montage des Mastes der kniffligste Teil. Scheint aber (Stand heute) gut gegangen zu sein.
Der Korken hat auch schon ein aus starkem Papier ausgeschnittenes Hansekreuz als Verzierung bekommen. Der Ständer ist aus 1.5 mm starker Graupappe (Rückseite eines ehemaligen Kalenders) zusammengebaut. Der wird noch mit Furnierholz überzogen, und dann kommt noch ein Schild drauf. Das habe ich jetzt noch nicht fertig. Wenn's so weit ist, gibt es dann ein paar Galeriebilder.
Fazit: Frustbewältigung zu meiner Zufriedenheit abgeschlossen. Gut zwei Monate Frickelei. So macht Modellbau wieder Spaß. Dank vor allem an Klaus für seine Ermutigungen!
Viele Grüße
Mathias