Cérès – Frégate à Vapeur – L’Imagerie d’Epinal N°290

  • Liebe Kartonmodellbaufreunde,


    Der Bastelbogen der Cérès wurde von Pellerin vor 1888 als N°82 gedruckt und ist dann nach 1888 als N°290 unter neuem Firmennamen der L’Imagerie d’Epinal erschienen.

    Als ich den Bastelbogen und speziell das Vorschaubild sah, wusste ich: diesen Raddampfer (Dampf-Fregatte) muss ich bauen.



    Der Bastelbogen sieht auf den ersten Blick ziemlich wild und kompliziert aus, denn sämtliche Teile sind auf einem einzigen Bogen platziert. Da muss der Konstrukteur lange daran getüftelt und geschoben haben – meine Hochachtung! Aber bei genauer Betrachtung lassen sich die einzelnen Bauteile und deren Zusammenbau leicht erkennen. Zumindest für mich, vielleicht habe auch nur ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen oder schon so viele Schiffe gebaut. Aber diese „Grande Construction“ (zu Deutsch: große Konstruktion) ist nicht besonders schwer und eine Anleitung nicht nötig. Es gibt auf dem Bogen ein paar Kommentare zu einzelnen Teilen, die habe ich gar nicht gelesen bzw. übersetzt.


    Der Scan, den ich bekommen habe, hat leider keine hohe Auflösung, und so habe ich den Bogen auf DIN A4 gedruckt. Für dieses Format reicht die Auflösung prima aus und lässt sich noch gut bauen. Den Maßstab muss ich noch berechnen, entweder anhand der Größe der vorhandenen Besatzungsmitglieder oder mit den Maßen des Original-Vorbilds. Doch die konnte ich bisher nicht finden. Es handelt sich bei dem Schiff vermutlich um die Fregatte Cérès der Französischen Marine, die 1857 in Lorient vom Stapel lief und 1884 aus dem Schiffsregister gestrichen wurde. Doch das sind die einzigen Informationen, die ich bisher im Netz finden konnte. Vielleicht habt Ihr ja noch ein paar Hinweise für mich.


    Begonnen habe ich mit dem Rumpf. Dieser besteht aus zwei Bordwänden und dem Hauptdeck.



    Bei der Abdeckung für den Maschinenraum musste ich feststellen, dass das Dach zwar von der Länge passt, es aber nicht breit genug ist. Kurzerhand habe ich den Kasten umgedreht und die Klebelaschen, mit denen der Kasten auf das Deck geklebt werden sollte nach innen gebogen und das Dach flach daraufgesetzt. Den Kasten habe ich dann stumpf auf das Deck geklebt.



    Erst viel später ist mir klar geworden, wie es sich der Konstrukteur eigentlich gedacht hatte. Doch dazu später mehr.

  • Eine weitere Veränderung habe ich beim Niedergang vorgenommen. Laut Markierungen auf dem Deck ist der Niedergang nach vorne zum Bug hin geöffnet. Das halte ich aber für unrealistisch, denn das Spritzwasser vom Bug und die Gischt würden so leicht ins Schiffsinnere gelangen. Ich bin mir sicher, der Niedergang war nach hinten zum Heck hin geöffnet, und so habe ich ihn dann auch aufgesetzt.



    Beim Heckaufbau gibt es eine Besonderheit. Die backborseitige Innenseite des Schanzkleids ist ein separates Einzelteil. An Steuerbord klappt man es einfach um. Vermutlich hätte ein umzuklappendes Backbordteil zu viel Platz auf dem Bogen weggenommen. Das ganze Schiff sollte ja auf einen einzigen Bogen passen. Also wurde es als separates Einzelteil woanders hingesetzt. Ich habe das Teil an seiner Farbe und der Größe aber sehr schnell gefunden und erkannt.



    Fortsetzung folgt…

  • ..........Blutdruck ist wieder runter, als ich das Wort "Scan" gelesen habe. Viel Erfolg bei solchen antiquariaten Raritäten .


    Viele Grüße Andreas

  • Danke Andreas!

    Ich würde diese "antiquariaten Raritäten" niemals zerschneiden. Dafür sind sie viel zu kostbar. Und auch der alte Karton würde das wahrscheinlich nicht mehr mitmachen.

    Viele Grüße,

    Frank

  • Das Maschinenraum-Oberlicht habe ich wie oben schon erwähnt nicht so gebaut, wie es sich der Konstrukteur gedacht hatte. Als ich mir den Scan des Bastelbogens später noch einmal genauer angesehen habe, sind mir nämlich die Winkel der Knicklinien in den vier Stützen aufgefallen. Sie bilden ein V.



    Das Maschinenraum-Oberlicht ist also geöffnet! In meinem Nachbau (auf einfachem Papier gedruckt) seht Ihr, wie es hätte sein sollen:



    In diesem Zustand fällt dann auch gar nicht auf, dass die Abdeckung eigentlich zu klein ist, um den Kasten vollständig zu verschließen. Ich denke mal, dass der Konstrukteur diesen optischen Trick angewendet hat, weil auf dem Bogen nicht genug Platz für Klappen in richtiger Größe zur Verfügung steht. Wie ich schon gesagt, das ganze Schiff musste auf einen einzigen Bogen passen. Raffiniert!


    Aber bei mir ist das Oberlicht geschlossen und bleibt jetzt auch so.

  • Den Schornstein und das Dampfablassrohr habe ich innen schwarz gefärbt.



    Weiter geht es mit den Radkästen. Diese sind relativ einfach zu bauen und die Passgenauigkeit ist sehr gut.


  • Die Schaufelräder mit Achse und Schaufeln sind auch ganz leicht zu bauen. Die Rückseite der Räder und der Schaufeln habe ich rot angemalt.



    Zuerst dachte ich die schwarzen Rechtecke auf dem Bogen sind die Schaufelrückseiten. Es gibt nämlich genau so viele schwarze Rechtecke wie rote Schaufelblätter.



    Doch dann habe ich auf dem Bogen eine kleine Skizze (Fig 1) gefunden und damit war mir daraufhin klar: die schwarzen Rechtecke bilden zusammengerollt die Kanonen.


  • Als nächstes habe ich die Brücke, die Niedergänge und die Reling hinzugefügt. Auf dem Bogen gibt es eine separate Reling-Rückseite, die ist allerdings etwas zu kurz. Ich habe sie dann noch ein zweites Mal gedruckt, um die nichtbedeckten Stellen zu ergänzen. Im Vergleich zum Schanzkleid ist die Reling allerdings recht niedrig.



    Die Niedergänge am Bug haben auf dem Bastelbogen keine Geländer. Das ist offenbar wieder ein Kompromiss wegen Platzmangel auf dem Bastelbogen. Einfache Leitern fand ich aber nicht ganz so passend, also habe die Niedergänge vom Heck kopiert und um ein paar Sprossen gekürzt, damit sie passen, denn der Heckaufbau ist etwas höher.



    Den Bugspriet mit der Gallionsfigur habe ich als nächstes zusammengeklebt und angebracht.


  • Die beiden Gangways, die von den Radkästen herunterführen, habe ich mit Streifen links und rechts mit Kopien von Decksplanken verstärkt. Danach habe ich die Kanonen gerollt und an die Bordwände geklebt. Das werden wahrscheinlich die ersten Teile sein, die mit der Zeit verloren gehen werden. Die Kanonen sehen aber supergut aus.



    Vielleicht sollte ich noch Geschützpforten/Klappen hinzufügen, was meint Ihr? Die sind im Originalbogen aber nicht vorgesehen.



  • Jetzt sind nicht mehr viele Teile übrig. Der Bau neiget sich langsam dem Ende zu. Es fehlen noch die Masten. Diese sind recht filigran und flach und werden aus zwei spiegelverkehrt gedruckten Seiten zusammengeklebt. An jedem der drei Masten ist allerdings eine Baum-Hälfte als separates Teil aufzukleben.



    Auf dem Bogen finden sich aber vier Baum-Hälften. Da hat sich der Konstrukteur beim Platzieren der Teile auf dem Bogen wohl vertan. Bei dem Gewusel auf dem Bastelbogen ist das kein Wunder. Aber besser einer zu viel, als einer zu wenig.



    Die Rahen sind durchnummeriert, ebenso die Klebelaschen an den Masten. Die Rahen bestehen auch jeweils aus einer Vor- und einer Rückseite, die aneinandergeklebt werden. Da alle Rahen unterschiedlich lang sind, lässt sich das Gegenstück schnell finden.


  • Für die Takelage habe ich Kupferdraht genommen, das gibt den dünnen und filigranen Masten noch einen zusätzlichen Halt und Stabilität. Fäden zu spannen wäre außerdem wesentlich aufwändiger gewesen. Die Drähte für das „stehende Gut“ habe ich mit einem Edding-Stift schwarz gefärbt, die Drähte für das „laufende Gut“ habe ich kupferfarben belassen.



    Die Dampffregatte ist wunderschön geworden. Hier habe ich ganz viele Impressionen für Euch.


  • Zu dem Charakter der Modell-Fregatte und insbesondere der Takelage passt der etwas zu dicke Kupferdraht recht gut.

    Ein schönes Modell hast du da gebaut!

    Glückwunsch.

    Im Bau:

    BREMEN IV und Columbuskaje

  • Sehr schönes Modell!

    Träume nie mit deiner Hand am Ruder! Kehr nie dem Kompaß den Rücken zu; folge dem ersten Wink der ruckenden Pinne ....

    Melville, Moby-Dick

  • Das ist ein sehr schönes Modell geworden.

    Übrigens: Bei solche alten Modellen die Größe der Personen als Referenzgröße für den Maßstab zu nehmen, klappt nicht immer. Denn die Personen wurden oft in der Größe überproportioniert dargestellt.

    Ulrich

                                                                                   Artikel 1 GG:

    Die Würde des Menschen ist unantastbar.

    Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt



  • Hallo Ihr Lieben,


    herzlichen dank für die netten Worte!

    Der Bastelbogen bietet auch noch eine kleine Wasserfläche, die auf vier kleinen Stelzen steht und Aussparungen für die Schaufelräder hat.



    Aber ich habe die Fregatte nicht auf dem Wasser festgeklebt, sondern nur für ein paar Fotos daraufgestellt. Mir gefällt das Modell ohne Wasser besser.


  • Fazit:


    Es hat mir einen riesigen Spaß gemacht, dieses wunderbare Modell zusammenzubauen! Und das Ergebnis spricht für sich.



    Bis auf ganz wenige Elemente (geschlossenes Maschinenraum-Oberlicht und zum Heck geöffneter Niedergang) habe ich das Schiff so gebaut, wie es der Bogen vorgegeben hat. Gut, die Kanten habe ich geschwärzt, aber das war auch damals möglich gewesen.


    Der Konstrukteur hätte sich bestimmt nicht träumen lassen, dass sein Bastelbogen nach mehr als 130 Jahren immer noch so viel Freude beim Basteln macht.


    Für mich war es faszinierend zu erkennen, welche raffinierten Tricks angewendet wurden, damit das gesamte Schiff mit all seinen wunderschönen Details auf eine einzige Seite passt. Meine Hochachtung!



    Der Bau selbst empfand ich nicht besonders schwer. Klar, man braucht eine Pinzette und eine feine Schere und man muss beim Ausschneiden gut aufpassen, dass man nicht versehentlich in ein anderes Bauteil hineinschneidet, denn die Teile liegen auf dem Bogen sehr eng beieinander. Aber alles gut machbar. Und ganz ohne Textanleitung.


    Und dann ist auch noch das Schiff selber und die Zeit, in der es fuhr und in der der Bastelbogen dazu entstand, sehr spannend. Es war die Zeit des Übergangs von den reinen Segelschiffen zu den Dampfschiffen. Ein faszinierendes Zeitzeugnis.


    Die Cérès – Frégate à Vapeur bekommt einen Ehrenplatz bei mir in der Vitrine.

  • Diesen Ehrenplatz hat sie absolut verdient!🎊

    Mit besten Grüßen aus Hagen

    Christoph



    "Der Mensch ist nur da in der vollen Bedeutung des Wortes Mensch wo er spielt und er spielt nur da, wo er Mensch ist."
    Friederich Schiller