Notschlepper NORDIC HMV 1:250 - Versuchsbau für ein Vollrumpfmodell

  • Moin,


    schon seit einer Reihe von Jahren beschäftigt mich immer wieder das Thema Vollrumpfmodell/Unterwasserschiff. Anders als z.B. bei Modellbaubögen aus Polen stellen die Unterwasserschiffe bei Konstruktionen deutscher Verlagen i.d.R. nur eine „Dreingabe“ dar – d.h. das Modell wird in erster Linie als Wasserlinienmodell konstruiert. So haben haben wir es bei unseren Vollrumpfmodellen quasi mit zwei eigenständigen Modellteilen zu tun, die dann „übereinander gestellt“ werden. Bei großen Modellen wie z.B. der HMV CAP ARCONA mag eine damit unvermeidliche Trennlinie zwischen Überwasser- und Unterwasserschiff optisch noch zu verschmerzen sein. Bei kleinen Modellen habe ich den Spalt aber immer als sehr unbefriedigend - weil überdimensioniert - wahrgenommen.


    Deshalb habe ich für mich immer wieder über Lösungen nachgedacht, wie man mit dem vorhandenen Bausatz zu einem besseren Ergebnis kommen kann. Vor zwei Jahren habe ich mit dem Bausatz der BUGSIER 17/18 Schlepper von Andreas Jacobsen herumexperimentiert. Da die Außenhaut von Über-und Unterwasserschiff nur eine geometrisch relativ einfache Wanne bilden, ließ sich das Gesamtspantengerüst in diese Wanne einfach hineinstellen und musste anschließend nur am Rand des Hauptdecks mit dem Schanzkleid verklebt werden. Das Ergebnis hat mich sehr überzeugt – und könnte im Übrigen auch bei der NEUWERK aus dem gleichen Verlag funktionieren.



    Nun zum Notschlepper NORDIC vom HMV-Verlag. Hier hat mich schon immer die Gesamtsilhouette fasziniert. Der bullige Rumpf, das Unterwasserschiff mit dem markanten Wulstbug und der Antriebsanlage mit den ummantelten Schrauben sowie den Becker-Rudern sind zusammen mit den Aufbauten schon sehenswert!




    Die vielen Kurven in der Konstruktion und vor allem der Wulstbug ließen ein Vorgehen wie bei den Bugsier-Schleppern nicht zu. Ich habe mir für den Bau dieses Schiffsrumpfs eine andere Vorgehensweise überlegt, die ich an einem Exemplar der 1. Auflage des Modells ausprobiert habe und im Folgenden vorstellen will:


    1. Entfernen der Laschen von U1, U1a, 1 und 1a. Beide Bodenplatten werden übereinander geklebt so dass die jeweiligen Spantenlinien unten und oben zu sehen sind.
    2. Montage des gesamten Spantengerüsts für das Unterwasserschiff. Durch die drei Längsspanten sowie die Stringer hat man gleich einen ziemlich torsionssteifen Rahmen.
    3. Montage des Spantengerüsts für das Überwasserschiff. Hier habe ich den Wulstteil des Längsspanten abgeschnitten sowie die Querspanten 17 b-e weggelassen. Entfernen der Laschen bei den Stringern 20 a und c.
    4. Montage der Decksteile 22-25 – dabei Abschneiden der Schanzteile an Teil 23. Montage der Teile 30 -30. wie vorgesehen. Zunächst keine Montage von Teil 32.
    5. Vorbereiten der Bauteile für die Außenhaut 33-38 wie vorgesehen, aber kein Zusammenfügen der beiden Heckteile für die Außenhaut. Vor dem Zusammenkleben der Bugteile bereits Montage der „Übergangsteile“ Richtung Bugwulst (39-39a) an die beiden vorderen Außenhautteile. (Bei der 1. Auflage stimmt die Graphik der Innenschanz nicht mit der äußeren Schanz überein. Vielleicht ist das bei der 2. Auflage korrigiert).
    6. Am Wasserpass der Rumpfteile Anbringen eines Papierstreifens (ca. 5mm) mit entsprechenden Einschnitten für die Rundung am Heck. Der Streifen soll sicherstellen, dass die Unterwasserrumpfteile einen glatten Anschluss bekommen.
    7. Montage der zusammengefügten oberen vorderen Rumpfschale. Dafür hatte ich Spant 17 zwischen Backdeck und Stringer entfernt, damit die Ankertaschen bei der Montage keinen Schaden nehmen. Klebstoff ausschließlich an den Laschen des A-Decks sowie B-Decks(Backdeck) (Teile 24 und 25). Mehr ist nicht nötig, weil die Außenhaut vorne ganz straff am Spantgerüst anlag.
    8. Einzelmontage der Rumpfteile für das Heck mit sorgfältiger Vorrundung der oberen Laschen. Nach dem Anpassen und Zusammenkleben an der Heckmitte Montage der Abdeckuung 32-a und Festkleben der oberen Laschen des Heckrumpfteile auf dem weißen Rand von 32-a. Montage der Schwarzen Heckschürze 34d erst nach Montage der Beplankung des Unterwasserschiffs.
    9. Für die Beplankung des Unterwasserschiffs zunächst Aufkleben des mittleren Auflagestreifens U28. Montage der Teile U42-d/U43-d. Von den Auflagestreifen für die Querspanten (U29-U41a) habe ich diejenigen Streifen, die an der Naht für die Bauteile des Unterwasserschiffs sind, direkt an das Bauteil geklebt. Das deshalb, weil für mich Priorität für möglichst geringe Spalte gegenüber dem Anliegen am Spant bestand. Ich musste aber etwas improvisieren, weil mit meiner gewählten Vorgehensweise offensichtlich mehr Spiel im bei den Unterwasserteilen im Mittelschiff- und Heckbereich bestand.
    10. Montage des Bugwulstes: Bau von Ringen aus den Ober- (39b-f) und Unterteilen (44a-e) des Bugwulstes und Zusammenfügen der Ringe. Anpassen des Wulstteils über dem Spantengerüst (die wegeglassenen oberen Wulstspantenteile werden nicht benötigt!)
    11. Nachdem sichergestellt ist, dass das letzte noch verbleibende Unterwasserrumpfteil 44 die verbleibende Lücke zwischen den Bugwulst und dem restlichen Unterwasserschiff ohne Spalt ausfüllt, zunächst Montage von Teil 44 und abschließend Ankleben des kompletten Bugwulstes.
    12. Abschließend Montage der Heckschürze 34 d sowie Schrauben, Ruder und Schlingerkiele. Und weil es so schön war, habe ich mir der Vollständigkeit halber auch noch die Schanzkleidstützen, Schandeckel sowie Wallbänder gegönnt.


    Und so sieht das Ergebnis meines 1. Versuchs aus. Viel Spaß beim Betrachten der Fotos und wenn jemand sich durch meine Vorgehensweise animiert fühlt, würde mich das freuen.





    Viele Grüße,

    Michael

  • Moin Michael,


    danke für Deine ausführliche Beschreibung, die Gesamtsilhouette wirkt sehr überzeugend! An meinem fertigen Modell lässt sich Deine Vorgehensweise zwar nicht mehr umsetzen, bei einem möglichen Neubau werde ich bestimmt drauf zurück kommen!


    Gruß


    Lars