Pontonanleger (Eigenkonstruktion, Maßstab 1:250)

  • Hallo zusammen,


    nach Jahren der Abstinenz melde ich mich im Forum mit diesem Beitrag zurück.


    Lange Zeit habe ich keinen Bogen mehr angerührt. Doch seit ein paar Monaten erarbeite ich mir nun die Geschicklichkeit und Routine beim Zusammenbau kleiner Schiffe zurück. Dabei wandert derzeit auch noch vieles in die Rundablage. Wenn ich mir ansehe, wie schnell viele Mitglieder des Forums ein Modell fertigstellen, kann ich nur staunen. Mir selbst fehlt es einfach an der dazu notwendigen Zeit. Bei mir geht es also wieder voran, aber sehr langsam. Doch jetzt lieber zu dem Pontonanleger.


    Worum geht es eigentlich?


    Ich versuche mich also derzeit an kleinen Schiffen und möchte diese Winzlinge in einem kleinen Diorama präsentieren. Zunächst dachte ich, die Kleinen könnten zum Beispiel am Freiladekai aus dem HMV-Programm festmachen. Dessen Kaimauer ist 17 mm hoch und mir schwante, dass das Ganze am Ende nicht so wirken würde, wie ich es mir vorstelle. Es musste etwas niedrigeres her. Da erinnerte ich mich an einen Besuch in Bremerhaven, der schon ein paar Jahre zurückliegt. Unten am Willy-Brandt-Platz, die Seebäderkaje, das wäre genau das richtige. Pläne hatte ich keine und eigentlich wollte ich auch keine benutzen. Das Modell sollte sich an dem Anleger orientieren, ohne dessen exakte, verkleinerte Nachbildung zu sein. Bei der Konstruktion standen mir lediglich BIlder zur Verfügung, die ich im Internet gefunden habe.


    Die Konstruktion der Pontons

    Für die Konstruktion benutzte ich eine abgespeckte Version eines CAD-Programms. Die Bodenplatte bildet sozusagen den Boden einer Schachtel, in den ich die Verstärkungen einkleben wollte. Die Anlegeroberseite bildet den Deckel dieser Schachtel, den ich der Bodenplatte überstülpen wollte. Nach dem Zusammenbau eines Weißmodells erschien mir das Ganze nicht so stabil, wie ich es mir wünschte: Die Räume zwischen den Verstärkungen gaben auf Druck nach, obwohl ich die Verstärkungen im Abstand von rund 10 mm eingeklebt hatte. Bei Zusammenbau der letzten Version verstärkte ich den Boden und den Deckel mit einem 0,5 mm starken Karton und verminderte die Höhe der Verstärkungen entsprechend. Damit erreichte ich die gewünschte Druckfestigkeit. Auch die Dalben habe ich innen verstärkt.


    Die Textur

    Dies ist mein erstes selbstkonstruiertes und selbst am PC koloriertes Modell. Neben dem CAD-Programm war mir Paint von Windows eine große Hilfe. Aus Urheberrechtsgründen wollte ich keine fremde Textur verwenden. Ich brauchte ein paar Tage bis alles passte. Am schwierigsten war das Betongrau zufriedenstellend zu treffen. Es gab Abweichungen zwischen dem Grau, das ich am PC-Bildschirm sah, und dem Grau, das aus dem Drucker kam,

    Die Anlegerseiten sollten einen Schutz aus Holz erhalten. Das lies sich mit eigenen Mitteln nicht realisieren. Daher habe ich mich für einen schwarzen "(Kunststoff-) Schutz" entschieden. Nun ist genug getextet, jetzt sollen die Bilder sprechen:




    Die Baubogen. Die schwarzen Teile oben auf dem Bogen, die den Schutz der Pontonseiten darstellen sollen, habe ich so nicht umgesetzt. Am Ende habe ich Streifen aus einem 1 mm starken Karton genommen, auf den ich die Teile aufklebte.










    Die in den Boden eingeklebten Verstärkungen. Bei einem weiteren Versuch bin ich anders vorgegangen (siehe oben).











    Der derzeige Bauzustand. Ich habe mich für zwei Pontons entschieden, die miteinander verbunden werden soll. Vielleicht sollte ich die gestrichelten Linien an den Seiten noch irgendwie übermalen.








    Ausschlaggebend für dieses Projekt war der Umstand, dass kleine Schiffe vor einer 17 mm hohe Kaimauer - nach meiner Meinung - einfach nicht richtig zur Geltung kommen. Das kleine Bereisungsschiff vor diesem Weißmodell zeigt es deutlich.



















    Hier zum Vergleich das gleiche Schiff an dem Pontonanlieger. Die Seitenhöhe des Anleger beträgt 7 mm. Die gestrichelten schwarzen LInien sieht man hier leider recht deutlich. Ja, das kleine Bereisungsschiff ist auch noch nicht fertig, aber das ist eine andere Geschichte.


    Sobald es mit dem Pontonanleger bei mir weitergeht, melde ich mich wieder. Ich hoffe, dass Euch der Beitrag bis dahin gefallen hat.


    Viele Grüße

    Josef

  • Moin Josef,


    es ist doch immer schön zu sehen, wenn Modelbauer selber kreativ werden und sich neue Präsentationsformen ihrer Modelle überlegen. Wenn der Ponton einmal fertig ist, wird er bestimmt ein schönes Zentrum mit den umliegenden Kleinschiffen abgeben. Auf dem Ponton selbst können später noch zur Belebung der Szenerie Fahrzeuge stehen oder Zelte. Solche Zelte stehen zum Beispiel in Hamburg auf dem Ponton der Überseebrücke wenn ein Kreuzfahrtschiff festgemacht hat. Darin werden entweder Werbematerialien verteilt oder sie diesen zum einchecken von Passagieren. In Deinem Fall könnte so ein Champagnerzelt Tische mit Infomaterial zur Kleinschifffahrt bereithalten. Oder eine andere Phantasieverwendung finden?


    Viele Grüße

    Klaus

    »Gib jedem Schiffsmodell die Chance, das schönste deines Lebens zu werden!»

  • Moin Josef,


    der Anleger gefällt mir und ich bin gespannt, wie es weitergeht. Ich habe mal angefangen, das Pendant für die Schlepper hinter der Sportbootschleuse zu entwerfen. Vielleicht kommt dabei irgendwann auch etwas raus.

    "Ist dem Gezücht Verdienst ein Titel? Ein Falsum wird ein heilig Mittel.

    Das schmeichelt ja, sie wissen's schon, der frommen deutschen Nation,

    Die sich erst recht erhaben fühlt, wenn all ihr Würdiges ist verspielt."

    (Goethe)


    Viele Grüße, Nils

  • Moin zusammen,


    @ Klaus: Danke für Deinen Tipp. So einen Anleger kann man im Diorama-Bau für viele Zwecke einsetzen. Aus diesem Grund möchte ich auch keine Beleuchtung in der Mitte des Pontons anbringen. Wenn ich die Pontonmitte nicht verbaue, kann ich dort verschiedene kleine Hütten, Häuschen und so weiter plazieren, je nach Anlass.


    @ Nils: Danke für Dein Lob. Die Schlepper und ihren Anleger habe ich auch in guter Erinnerung. Ich bin jetzt schon gespannt wie Du Deinen Entwurf umsetzten wirst, wenn es soweit sein wird. Die Gegend zwischen der Geestemündung und dem ehemaligen Columbusbahnhof bietet den Modellbauern schon einige Anregungen.


    Zu meinem ersten Beitrag möchte ich noch ein paar Worte hinzufügen.


    Wie bereits geschrieben, orientiere ich mich bei der Konrstruktion an der Seebäderkaje in Bremerhaven, ohne den Anspruch zu erheben, ein genaues Modell der Seebäderkaje bauen zu wollen. Dies schafft Freiräume bei der Gestaltung, birgt aber auch Gefahren.

    Viele frei gestalteten Modelle, die ab den 1960er Jahren im Handel angeboten wurden, könnten so im Maßstab 1:1 nicht nachgebaut werden. Die Modelle haben zwar Ausstrahlung, sind aber nicht maßstabsgerecht konstruiert. Ich wollte einmal vor Jahren die Burg Hoheneck von Hubert Siegmund im Maßstab 1.250 bauen. Nach dem Skalieren habe ich mir die Mühe gemacht, die Gebäude zu vermessen: Unter anderem ist die Kapelle viel zu schmal. Nimmt man eine in dieser Epoche übliche Mauerstärke an, so passen in das Kapelleninnere noch zwei Stühle nebeneinander. Schade ...

    Mein Ansatz ist ein anderer. Ich möchte ein Modell bauen, das von den Maßen und der Ausstattung her so auch in der realen Welt vorkommen könnte. Deshalb habe ich über Google-Maps das Satelittenbild der Seebäderkaje ausgewertet. Anhand dessen habe ich mich entschlossen, für einen Pontonkasten 12,50 m Breite und 50 m Länge anzunehmen. Dies entspricht dann 50 mm x 200 mm im Modell. Bei der Höhe konnte ich keine Fotos aus dem Netz zu HIlfe nehmen. Im Handel werden Modell-Kaianlagen angeboten, die 17 mm hoch sind. Als ich mit der Konstruktion begann, dachte ich daran, ein solches Kaianlagenmodell miteinzubeziehen. Einen Höhenunterschied von 10 mm kann mit einem nicht zu langen Steg überwunden werden. Aus diesem Grund legte ich die Höhe mit 7 mm fest.


    Derzeit sitze ich an den Pollern. Ich habe mich für einen Durchmesser von 1,8 mm entschieden. Der erste Ausdruck auf einem Karton mit einem Gewicht von 160 gr./m² wanderte in die Tonne. Beim Runden der Teile spaltete sich der Karton auf. Nun habe ich die mittleren Teile, die zu runden sind, auf einem Blatt mit 100 gr./m² Gewicht ausgedruckt. Das Runden gelingt besser. Zum Zusammenkleben lege ich das Teil über einen Nagel von 1,6 mm Durchmesser. Schaun wir 'mal, wohin das führen wird.


    Viele Grüße

    Josef

  • Moin zusammen,


    allen Dauemdrücker ein schönes Dankeschön. Es ermutigt weiterzumachen, wenn der Beitrag auf Interesse stösst.


    Auf den letzten Bildern waren schon zwei Dalben zu sehen. Insgesamt brauche ich aber vier. Die fehlenden zwei habe ich nun fertig. Daher möchte ich noch ein paar Worte dazu verlieren.


    Für die Dalben habe ich einen Durchmesser von 2 Meter angenommen, was 8 mm im Modell entspricht, und eine Höhe von 7,50 m ( 30 mm im Modell). Die recht einfache Farbgebung erfolgte im CAD-Programm, was viel einfacher war als die Kolorierung der Pontonkästen.


    Den Bogen habe ich auf einem 160 gr./m²-Karton ausgedruckt.


    Nachdem Runden habe ich innen eine Klebelasche aus einem Stück Briefpapier mit Weißleim an einer Röhrenseite angeklebt und erst nach dem Trocknen die Röhre mit Weißleim vorsichtig verschlossen. Nach einem weiteren Trocknenlassen ging es an den Einbau der Versteifungsteile. Zuerst schob ich den Boden von oben hinein, achtete auf einen guten Abschluss an der Dalbenunterseite und lies dann etwas aus der flinken Flasche hineinlaufen. Dann schob ich den ersten Abstandhalter hinein, wieder etwas flinke Flasche darauf und die nächste Scheibe hinein, wieder etwas flinke Flasche ... und so weiter bis zur letzten weißen Scheibe. Nach dem Trocknen kam noch das gelbe Oberteil drauf. Dann ging es an das Kantenfärben und fertig war der Dalben. Wie ihr auf dem letzen BIld seht, habe ich mehr als notwendig gebaut, ich kann mir also die aussuchen, die am besten gelungen sind.


    Bild 1 und 2: Bestandteile eines Dalben

    Bild 3: Die Unterseite

    Bild 4: "Dalbenparade"
























    Ein schönes Restwochenende wünscht

    Josef