"German Speed Queens of the Atlantic" ist der Untertitel eines wunderbaren Buchs (von J. Russell Willoughby) über die legendären Schnelldampfer des Norddeutschen Lloyd, die BREMEN und EUROPA; soweit zur Erklärung des Begriffs "Speed Queen"...
Die Ausgangslage:
Der eine oder andere Leser dieses Forums wird bemerkt haben, dass ich zur Zeit an dem 1: 250-Modell der BREMEN baue.
Inzwischen bin ich, mehr oder weniger an der Reihenfolge der Bauteilnummern orientiert, bei den Schornsteinen angekommen. Sie waren vor allem in der ersten, niedrigen Form prägend für das zeitlos schöne, damals geradezu atemberaubend avantgardistische Design der beiden NDL-Schnelldampfer. Man muss nur einmal die Linien der nur 2 Jahre älteren CAP ARCONA zum Vergleich nehmen, um sofort zu erkennen, wie radikal sich die Formensprache von BREMEN und EUROPA hiervon unterschieden hat.
Piet hat dies mit dem Modell der BREMEN hervorragend eingefangen. Ohne damals nähere Kenntnis von der genauen Technik der Abgasanlage zu haben, war mir allerdings schon recht früh aufgefallen, dass die beiden Schlote des Modells möglicherweise eine sehr vereinfachte Wiedergabe des Originalzustands sind. Dies hat mir schon deswegen keine Ruhe gelassen, weil ja der übliche Blick mehr oder weniger von schräg oben auf ein Schiffsmodell gerichtet wird und auch dabei die mächtigen Schornsteine im Fokus sind...
So sind die beiden Baugruppen "Schornstein" im Modell umgesetzt:
Eine waagerechte Abdeckplatte verschließt den Schornstein oben; der eigentliche Schlot ist ein nahezu rundes Rohr (im Modell bei beiden Schornsteinen gleich).
Möglicherweise hat sich Peter damals unter anderem an dem Großmodell im Deutschen Schifffahrtsmuseum (bzw. im Bremer Überseemuseum) orientiert, das ganz ähnliche Schornsteinoberseiten zeigt.
Originalphotos, die die BREMEN so von oben zeigen, dass man auf oder halbwegs in die Schornsteine schauen kann, sind offenbar entweder sehr selten oder kaum aufgelöst (man erkennt meist nur einen tropfenförmigen schwarzen Fleck). Dazu kommt noch der Umstand, dass bereits wenige Monate nach der Indienststellung der Schnelldampfer die Schornsteine umgebaut und erhöht worden sind.
Hier ein Foto aus der Bibliothèque nationale de France vom September 1929,
das erahnen lässt, dass dort oben mehr war als nur ein Öffnung mit einer waagerechten Abdeckplatte.
Heute hilft uns das Internet bei der Recherche - ein Mittel, das Peter Brandt seinerzeit noch nicht in dem Maße zur Verfügung hatte; um so bewundernswerter, was er damals konstruiert hat!
Übrigens wäre die Frage "Schornsteine" bei der "Fastschwester" EUROPA leichter zu beantworten gewesen. Die EUROPA hatte 2 bzw. 3 große Abgasrohre; dies ist auf einigen Fotos gut zu erkennen