Modellfotografie - Focus Stacking

  • Wer kleine Objekte, - Modelle in unserem Hobby - , von Nahem fotografiert kennt das leidige Problem der Schärfentiefe - oder vielmehr die Abwesenheit derselben.

    Stellt man auf den vorderen Bereich des Modells scharf, dann bleibt das Hinterteil unscharf - und umgekehrt. Als Kompromiss fokussiert man dann auf den bildwichtigsten Bereich und nimmt zähneknirschend in Kauf, daß der Rest etwas erbärmilich aussieht. Hier als Beispiel meine seit Jahren unfertige Vulkan:


    Vorne scharf ______________________________ Achtern scharf ___________________________ Kompromiss: Brücke scharf


    Was kann man tun um die Bildqualität zu verbessern?

    Wer eine Kamera mit Blendensteuerung hat, kann sie zwingen mit kleinster Blende (größte Zahl, in der Regel 16 oder gar 32) zu arbeiten. Dadurch wird der scharfe Bereich im Bild maximiert. Da die winzige Blendenöffnung nur wenige Photonen per Zeiteinheit durchläßt, erkauft man diese Qualitätssteigerung mit langen Belichtungszeiten, die dann das Risiko der Unschärfe durch Verwackeln mitbringen. Stativ is daher ein Muß und Supernova-artige Beleuchtungsverhältnisse helfen auch, die Belichtungszeit kurz zu halten.

    Was machen nun die armen Schweine, die nur eine blöde einfache Schnappschusskamera besitzen? Meine einzige funktionierende Kamera ist zur Zeit mein Handy, und das ist auch schon ein paar technologische Generationen hinter dem neuesten Stand. Außerdem, selbst mit bester Macroausrüstung und kleinster Blende ist oft der Schärfentiefenbereich immer noch nicht ausreichend. Hilfe!


    Hilfe gibt's durch computerisierte Bildbearbeitung; Stichwort "Focus Stacking". Man füttert dem Computer eine Serie von Bildern, die mit exakt gleichem Bidausschnitt und identischer Beleuchtung aufgenommen worden sind. Die einzelnen Bilder unterscheiden sich lediglich darin, daß in jedem ein anderer Bereich des Modells scharf abgebildet ist. Der Rechner kombiniert dann die schärfsten Bereiche aus den Einzelbildern zu einem neuen Idealbild, in dem alles scharf ist. Focus Stacking Software kann man teuer kaufen, muß man aber nicht. Ein paar barmherzige Seelen haben nämlich eine Webpage für online Focus Stacking eingerichtet. https://focusstackingonline.com/

    Der Knaller ist, es funktioniert vollautomatisch und ist KOSTENLOS.


    Ich habe es mal ausprobiert. Meine Bilderserie bestand aus den 3 oben gezeigten plus 3 weiteren Zwischenbildern. Die nicht gezeigen Bilder hatten den Fokus auf Ankerwinde, Schornstein und Maschinenschacht. Diese 6 Bilder habe ich nach focusstackingonline.com hochgeladen Das 'Kompromissbild' (Fokus auf die Brücke) habe ich zum Referenzbild erklärt und dann den Prozess gestartet. Nach ca. 2 Minuten Bearbeitungszeit spuckte der Computer dieses Ergebnis aus:

    Kann man nicht meckern!


    Das Schwierigste an der ganzen Sache ist es die Bilderserie aufzunehmen. Dazu muß man die Kamera (oder in meinem Fall, das Handy) gut fixieren. Am Sinnvollsten geht das mit einem Stativ. Für das Handy braucht man noch ein Adapter um es auf dem Stativkopf zu befestigen. Ich habe mir eins beim längsten Fluss der Erde gekauft, für weniger as $9 US. (Ich nehme an, in Euroland gibt's sowas auch für ähnliches Kleingeld.) Das Handy wird per Federspannung in einen Rahmen eingeklemmt - simpel aber effektiv.


    Für Fotos von Baufortschritten ist Focus Stacking wohl "Overkill". Aber für Galleriebilder des fertigen Modells wäre der Aufwand schon gerechtfertigt. Jetzt müßte ich nur noch was fertigbauen. Mal sehen.


    Gruß

    Bernhard

    Ewig währt am längsten.

    Edited 3 times, last by Bernhard ().

  • Supernova-artige Beleuchtungsverhältnisse helfen auch

    :D Als 15 jähriger mit einer alten Spiegelreflexkleinbildkamera (also ohne Automatikfunktionen) mit einer Makrolinse bin ich zum ersten Mal auf dieses Problem gestoßen..... das Modell ( bzw. Model :cool: )war die Deutschland 2 von WHV.


    Gruß pianisto

  • Ich benutze Stativ, den maximallen Blendewert (die kleinste Öffnung), maximalle Auflösung (in meiner Kamera sind das 16 Megapixel) und „gute“ Beleuchtung – das reicht, um mit diesem „Unschärfeproblem“ zurechtkommen. Dazu natürlich noch ein Bildbearbeitungsprogramm, um zum Schluss den passenden Ausschnitt zu generieren.

    Die von Dir beschriebene Methode wäre mir zu umständlich – aber warum nicht? :)

  • Bei meinen beiden Modellen - natürlich bei diesen Einstellungen vom Stativ - Lumix TZ 202 sowie FZ 1000 mk.II - ist die Möglichkeit in die Kamera integriert. Vor allem die Möglichkeit, die Schärfepunkte selbst zu setzen und sich dann das Bild zusammenrechnen zu lassen. Nutze ich aber nur im Extremfall ...

    Gruß
    kartonskipper