Perspektivische Verzerrungen

  • Hallo!

    Bei meinen Konstruktionen auf Fotobasis taucht immer wieder das Problem auf, wie wirkt sich die Perspektive auf die einzelnen Maße z.B. eines Turmes aus ?( Ich gehe davon aus , dass ein Objekt von unten aufgenommen, je höher, um so mehr verkürzt wird. D. h. das z.B. gleich große Fenster in der Höhe immer kürzer wirken. Allerdings kann ich mir das nicht richtig erklären. Habe es mal versucht zu zeichnen, ergibt aber auch keine Lösung, denn die in der Kamera gespiegelten Objekte sind gleich groß ?( Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass hier die Proportionen eine Rolle spielen, ist doch die Entfernung von der Objektivlinse zum Objekt um ein vieles größer als die Distanz Objektiv - Sensor. Vielleicht gibt es unter euch einen Experten, der mir das richtig erklären kann. Bei Google finde ich immer nur die Verzeichnungen eines Objektives.


    Harald

  • Ich verstehe die Frage nicht ganz. Eigentlich ist doch klar: Je weiter weg desto kleiner. So ist das auch mit dem Blick in die Höhe, da werden die Gegenstände in allen Richtugen kleiner. Aber ich nur ein Laie...

    Hat vielleicht auch etwas mit darstellender Geometrie zu tun (hatte ich mal in meinem unvollendeten Bauingenieurstudium ;( ), kannst ja mal hier einschauen - ist allerdings schon sehr komplex:

    >https://de.wikipedia.org/wiki/Darstellende_Geometrie

  • Hallo Harald, das kommt davon, weil Du von unten nach oben fotografierst. Früher gab es mal Kameras, wo man die Filmebene dann wieder parallel stellen konnte, oder beim Foto-Entwickeln ebenfalls die Ebenen verkippen konnte. Wie Du siehst, ändern sich die beiden gleichlangen Striche nach der Kreuzung zu unterschiedlicher Länge.

    Gruß Micha

  • Hallo,


    da kann ich nur noch sagen "Kartonmodellbau bildet". Wieder was gelernt!


    mit freundlichen Grüßen Josef

    geht nicht gibt's nicht! :D

  • Hallo Ihr!

    Herzlichen Dank für eure schnellen Antworten! Das Prinzip war mir schon irgendwie klar, allerdings wollte ich wissen wie das sich im System Objekt/Objektiv darstellt. Und da hat Micha meinen Denk/Zeichnungsfehler korrigiert. Klar 8o die Kamera steht ja nicht parallel zum Objekt, sondern wird gekippt! Ich habe mir jetzt überlegt, dass ich bei meinen nächsten Drohnenaufnahmen, diese auch in halber Höhe des gesamten Gebäudes mache. Um damit die Proportionen besser abschätzen zu können.

    Gruß Harald

    P.S. Genau Micha, ich habe praktisch ein Shiftobjektiv gezeichnet!

  • Früher gab es mal Kameras, wo man die Filmebene dann wieder parallel stellen konnte,

    Es war selten die Kamera, sondern es gab Shift-Objektive, speziell von der Firma Schneider, die einen Parallaxen-Ausgleich ermöglichten.


    @ Harald; Photoshop bietet die Möglichkeit, dieses auf rechnerische Weise in Teilen ausgleichen zu können. Neigen und Entzerren ...

  • Es war selten die Kamera, sondern es gab Shift-Objektive, speziell von der Firma Schneider, die einen Parallaxen-Ausgleich ermöglichten.


    @ Harald; Photoshop bietet die Möglichkeit, dieses auf rechnerische Weise in Teilen ausgleichen zu können. Neigen und Entzerren ...

    Hallo Kartonskipper,

    ja, ist im Wikipedia-Beitrag auch so beschrieben. Aber die Kameras mit dem Balgen gab es auch.

    Auch im frei verfügbaren Gimp gibt es Tools zur perspektivischen Entzerrung.

    Gruß Micha

  • Entschuldige Micha, ich habe Wiki nicht gelesen; ich bin ambitionierter Fotograf gewesen, damals als man noch analog mit dem besten fotografierte, was es gab. Mein Leica-Shift-Objektiv habe ich damals verkauft, als es noch Geld dafür gab. Ich arbeite seit 1994 mit Photoshop, auch bei Gimp habe ich hineingeschmeckt; da habe ich allerdings nicht so tief offensichtlich. Danke für den Hinweis; man muss ja auch nicht Abonnements bei Adobe verbraten.

    Wobei es ja immer noch die Möglichkeit im digitalen gibt; Kamera aufs Stativ, auf Querformat schwenken und dann das Stativ so hoch kurbeln, wie es geht. Viele Kameras haben heute einen klapp- und schwenkbaren Sucher, die eine gute Beurteilung des Bildes möglich machen. Auch die aktivierte Gitterteilung hilft beim Einrichten ... ich gerate schon wieder ins Fachliche ..

    Gruß
    kartonskipper

  • Quote from kartonskipper

    dann das Stativ so hoch kurbeln, wie es geht

    ...bei einem Kirchturm von 30m Höhe muss man schon ganz schön hoch kurbeln... :cool: Denke da ist meine Variante mit der in der Mitte schwebenden Drohne einfacher ;)

    Zu Gimp, werde ich mich mal intensiver damit befassen, ist vielleicht variabler als meine genutzte Software.

    Aber auf jeden Fall interessant eure Beiträge!

    Harald

  • Hallo Harald,


    der entscheidende Punkt ist das die Kamera nicht parallel zu dem Objekt ist. Egal wie gut man fotografiert wird man das auch nicht hinbekommen.

    Du musst das Objekt in deinem Bild erkennen und dann die Pixel so umrechnen das das Objekt entsprechend gedreht, transformiert, geschert etc. wird.


    Weiter unten auf folgender Wikipedia Seite findet du die entsprechenden Matrizen:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Affine_Abbildung
    Oben auf der Seite wird ein ähnliches Problem auch als kleine Animation visualisiert.


    Auf die schnelle habe ich ein Beispiel gemacht wie ich vorgehe.


    Ich habe einfach einen meiner Märklin Waggons beliebig von Schräg oben fotografiert:



    Dann habe ich mir überlegt das ich die Seitenwand als Bauteil haben möchte und diese daher parallel zur Kamera sein muss.

    Nach anwenden der Formeln entsteht folgendes Bild:



    Auf den ersten Blick sieht es sehr verzehrt aus, aber man kann erahnen das das ganze Objekt im Bild so bewegt wurde das die Seitenwand nun perfekt parallel zur Kamera steht.


    Dann muss man sich nur mit einem beliebigen Bildverarbeitungsprogramm die Seite rausschnippeln und das Bauteil ist fertig.

    Es macht aber Sinn die Seitenverhältnisse noch wieder anzupassen und ggf. Helligkeiten, etc. anzupassen.


    Das größte Probleme sind die Glanzpunkte. Diese lassen sich leider nicht so trivial entfernen.

    Je nach Bild kann man das Licht aber in seine wesentlichen Komponenten zerlegen, und dann genau die Glanz Komponente entfernen:

    Phong-Beleuchtungsmodell – Wikipedia



    So lassen sich relativ leicht verschiedene Motive auf Modelle bringen:



    Viele Grüße

    Justus