Die Dorfstraße - es war einmal, Modelle aus Pappe, aber nicht von... 1:87, Stangel

  • Moin zusammen!

    Dies ist der Versuch, hier meinen ersten Baubericht über konfektionierte Modelle im Bereich Architektur zu erstellen; gleichzeitig sind es zum ersten Male die Lasercut-Modellbausätze von Stangel aus Polen; die hier angesprochene Dorfstraße ist eine Serie von Gebäuden, die nach Vorbildern aus dem Osten Deutschlands entstanden sind; sie passen insofern zu meiner Epoche, die hier bei mir bei I-II und bei meiner Minimax-Gruppe bei III angesiedelt ist.

    Was bei mir aber nicht viel bedeutet, da ich quer durch die Szene alles bastele, was bei 3 nicht aus meinem Sichtkreis ist! .

    Meine Geschichte von Schiffen der Bundesmarine ist weitgehend auserzählt; mittlerweile habe ich viel mehr Spass am freien Gestalten von Gebäuden und Landschaft.

    Die Bausätze von Stangel enthalten grundsätzlich alles, was zum Bau und Gestalten der Gebäude erforderlich ist. Eines enthalten sie allerdings nicht oder nur sehr selten - Teile aus durchgefärbtem Karton. Alle Bauteile für die Gebäude bestehen aus Finnischer Holzpappe unterschiedlicher Stärken; sie sind sauber gelasert und enthalten nicht Schmauchspuren, die aufwendig entfernt werden müssen; ich habe diesbezüglich mit MZB so meine Erfahrungen gemacht, wo meine Finger und Teile des Arbeitsplatzes nach einer Viertelstunde aussahen, als hätte ich in Holzkohle gegraben, vom Geruch ganz schweigen, welcher der Plastiktüte entfleuchte. Dies bitte nicht als Wertung für die jeweilige Qualität - lediglich als Hinweis zu nehmen.

    Der Werkzeugbedarf ist schnell erklärt und befindet sich wohl bei jedem im Zugriff? Abbrech-Klingenmesser - ich verwende Olfa 30° Klingen; einen Schleifklotz von 50 x 120 mm - Stück Tischlerplatte 13 mm - beidseitig aufgezogenes Schleifleinen 240 und 400er Körnung; erlaubt sauberes Entfernen der "Angüsse" und eventuelle Nachpassungen. Und einen kleinen Winkel.

    Als Klebstoff verwende ich Bindulin BINDAN RS - andere Marken gehen sicherlich auch - nur dieser Hersteller verwendet keine Füllstoffe, der Leim ist schadstoffrei, keine Lösungsmittel und zudem schimmel- und feuchtigkeitsbeständig. Klar, dass er auch bei meinem Modulbau die erste Wahl ist.

    So, nun wird es aber Zeit an den Basteltisch zu gelangen, wo ich mich wohler fühle als hier im Wettbewerb um den Pulitzer-Preis für Bauberichte ...

    Zur Anwendung kommen nun die Gebäude Dorfstraße 11 - Scheune, Speicher; Dorfstraße 7 - kleines Wohnhaus sowie Dorfstraße 12 - größeres Wohnhaus mit Apotheke/Drogerie - schon etwas größer und pompöser für eine Dorfstrasse....

    Bilder mögen meine Stammeleien nun ersetzen ...


    Aufbau der beiden Gebäude ist fertig; wichtig, noch nicht die Rückwand ankleben. Die Scheune hat schon ihren Anstrich mit Primer von Valejo erhalten; manche Kollegen empfehlen ein Grundieren vor dem Anstrich mit Einlaßgrund oder ähnlichen stinkigen Sachen zur Vermeidung des Aufquellens der Finnpappe –


    Nein, es fand nicht statt. Sehr gut kann man hier die Oberflächenstruktur des Materials erkennen; verputztes Mauerwerk quasi frei Haus...


    Hier bei einer Standprobe - Kontinuität gibt es im Werkeln, nicht beim Fotografieren in diesem Falle; normalerweise arrangiere ich mit Hintergrund und vom Stativ - diese sind aus der "Hüfte" geschossen, ich denke, sie sind dennoch aussagekräftig?


    Ich möchte noch auf die Fenster eingehen; bei IGRA, Kreativ3d und auch bei Stangel ist es üblich, dass die Fenster auf Kunstoffolie selbstklebend in 1 oder 2 Ebenen zu verwenden, gelasert sind; eine feine Sache - ich habe gleich einen ganzen Schwung meiner Fenster mit Sprühlack versehen; man kann sie sauber aufeinander kleben und zum Schluß auf eine Klarsichtfolie ... ich mag es...


    Ich habe lange überlegt, ob ich hier noch mal einen Baubericht beginne; der Maßstab 1:87 ist aber mittlerweile an die Nummer 1 gerückt und, ein wenig auch für die Freunde hier, die sich für Architektur ins Zeug legen.

    Gruß

    kartonskipper

  • Guten Abend!

    Danke für den Zuspruch und die erhobenen Daumen, Skepsis, "der schon wieder" :D ... na, egal. Hat mich jedenfalls gefreut. Man muss ja erst einmal sehen, ob diese Art von Bausätzen hier genehm? Sie sind für mich auch Neugier, Kennenlernen, Probieren, Eintauchen, Experimentieren, eigene Grenzen erfahren und letztlich doch wieder von den eigenen Erfahrungen profitieren; und eigentlich ein Widerspruch - festgefahrene Gleise zu verlassen, obwohl ich diese Modelle doch gerade für den Einsatz auf Modulen für meine Modellbahn zusammenbaue.

    Die Rohmodelle von Stangel bezüglich der Dorfstraße sind mit Nummern versehen; nicht ganz ernst nehmen – am Ende fügt es sich.



    Wie man unschwer erkennen kann, bin ich gerade bei Nr. 12 am Werkeln; hier der bereits vorher erwähnte Winkel; ich schneide aus Resten oft kleine Dreiecke als Hilfe beim Verkleben, damit ich den Winkel in der Trocknungsphase entfernen kann.

    Dabei bin ich natürlich nicht untätig und wende mich den Fenstern zu, derer es bei diesem Gebäude einige sind:



    Eine Sache ist mir bereits bei Nr. 7 aufgefallen; Stangel hat die Fenster so konzipiert, daß sie nicht – wie bei einigen meiner Modelle, auch denen, die ich selbst gezeichnet habe – in die Laibung schlüpfen sondern hinter die Mauerwand geklebt werden. Siehe die hellen Streifen, die den Fensterausschnitt angeben.

    Worum handelt es sich bei Dorfstraße Nr. 12? Wird als Wohnhaus angegeben; bei mir wird es wohl eine Königlich Privilegierte Apotheke werden. Meine Epoche ist nun einmal die Zeit zwischen 1920 und 1930 im Osten Deutschlands, den der Grössenwahnsinnige damals verspielt hat.



    In Kommentarsprache der Fussballwelt würde man jetzt wohl sagen, nach hintenraus ... mir geht es nur darum, die Struktur dieses Herstellers bei seinen Bausätzen zu zeigen.

    Und der erste Satz bei Stangel ist - die Rückwand zuletzt.


    Resinbausätze folgen da oft anderen Gesetzmäßigkeiten; als Verwender von Artitec aus seinen Anfängen bin ich da ein wenig bewandert.

    Karton, Pappe ist ein wunderbarer Werkstoff, Papier ebenso - viele kluge Gedanken und vor allem Wissen sind auf diesem Werkstoff verewigt worden. Ich liebe die Haptik dieses Materials, den Geruch von frisch Gedrucktem ...


    Viel Spaß einstweilen

    kartonskipper

  • Freut mich wirklich zu lesen.. Ich sehe die Stangel-Bausätze in Spur 0 immer wieder auf der Ebay, aber irgendwie "traute" ich mich (bisher?) nicht recht..

  • Moin Frank und andere Interessierte,

    ich bin ja auch Erstanwender, was diese Bausätze angeht; mich sprachen die Modelle an, die mir im Original in Teilen so vertraut sind und waren. Und sie haben eben den Vorteil, dass sie gestalterisch und farblich eben meiner Phantasie und Gestaltungsfreiheit unterliegen. Pinselbemalung – ausser den Fenstern vielleicht – eine Voraussetzung um in geschlossenen Räumen zu basteln.


    Und an dieser Stelle ein Danke für die Belobigungen; wobei ich mir als Autor – auch in anderen Foren - die Frage stelle, was denn nun genau hat den Betrachtern gefallen – oder einfach alles?



    Das Aussehen der Gebäude aus Finnpappe hat sich etwas verändert; nach dem Versuch mit dem Primer bin ich direkt dazu übergegangen und habe mit Acrylpaste ein wenig gespielt; mit einem kleinen Borstenpinsel - flache Spitze die Paste flächig aufgetragen und dann nach einer Weile - schnelle Abbindezeit - getupft. Glatte Wände waren damals äußerst selten, außer bei den Gebäuden in Berlin, die mit edleren Baustoffen hantieren konnten.

    Auf dem Lande wurde gekalkt und geputzt .. manchmal auch mit Bier angerührt, der Mörtel.

    Bei der Scheune habe ich schon mal in den noch leicht feuchten Putz stark verdünnte Acrylfarbe lasierend aufgetragen, einfach um meinem Spieltrieb zu frönen.

    Denn, alles was ich hier beschreibe, tue ich zum ersten Mal mit diesen Bausätzen von Stangel.

    Und ich stelle auch hier wieder fest, Mut zum Manschen und Panschen - das Ergebnis entsteht aus dem Tun - hier selten aus Planung.


    Tja, und wie ich da so für mich hin plastifiziere, lasiere und sinniere, kommt mir in den Sinn - warum eigentlich nicht?

    Nimm doch mal die Reißnadel zur Hand und ... mach' aus Nr. 7 einen Sanierungfall ...



    Ich gebe zu, bei Plastikmodellen hätte ich mir vermutlich eine Sehnenscheidenentzündung geholt - aber die Acrylpaste läßt doch einiges über sich ergehen ...



    Zum Abschluß noch eine Ganzkörperaufnahme. Nummer 12 hat schon einen Anstrich bis zur ersten Etage bekommen ...

    Ich wünsche einen schönen Tag und immer daran denken, machen ist wie wollen, nur geiler!

    kartonskipper

  • Moin Hajo,


    meine Gebäude werden in den 20er und 30er Jahren angesiedelt sein; und auch damals gab es schon Sanierungsfälle. Die Weltwirtschaftskrise hatte auch im Osten nicht halt gemacht; Todesfall des Alteigentümers und die Erben wohnen in Dortmund, weil dort auf Zeche malochen gut Geld brachte; die letzte Mieterin im Erdgeschoss verstarb ... solch' eine Geschichte oder ähnlich könnte ich erfinden – aber die Wahrheit ist, nach der farblichen Gestaltung der Mauerfläche hatte ich einfach Lust, mich auszuprobieren. :D Architektur ist ein ganz eigenes Feld und läßt viele Spielereien zu. Und man kann mit ihr und ein paar Figuren ganze Geschichten erzählen. Die der kleinen Leute sind mir am liebsten ...

    Gruß

    kartonskipper

  • Hallo Wilfried,


    Deine Experimente mit den Oberflächen gefallen mir fast noch besser als Deine Scheibe - und das will was heißen!

    Beste Grüße von Andy, dem Railgoon

  • Deine Experimente mit den Oberflächen gefallen mir fast noch besser als Deine Schreibe - und daß will was heißen!

    Andy, es freut mich, daß meine Texte doch hin und wieder gelesen werden; mein Name steht eben nicht für weichgespülte Texte, sie erregen manchmal Aufsehen und haben oft eine Meinung und vertreten einen Standpunkt. Insofern hoffe ich, dass meine Bastelei in Zukunft besser ist als mein Geschreibsel.

    Gruß
    kartonskipper :whistling:

  • Die Wandstruktur sieht fantastisch aus.. würde mich wirklich reizen... es sind so typisch "langweilige" Häuser, an denen man vorbei geht und nach einigen Jahren - wenn Sie abgerissen sind - nicht weiss, was einem mit einem Male fehlt. Die würde ich mir tatsächlich noch für ein-zwei Szenen im Hintergrund meiner Bahn wünschen als Ergänzung zu den Wilamo-Häusern..

  • Die Wandstruktur sieht fantastisch aus.. würde mich wirklich reizen... es sind so typisch "langweilige" Häuser, an denen man vorbei geht und nach einigen Jahren - wenn Sie abgerissen sind - nicht weiss, was einem mit einem Male fehlt.

    So ist das Frank,leider.

    Grüße von der Ostseeküste,

    Thomas

  • Hallo Wilfried,


    weil ich zu dämlich für die Zitatefunktion bin, schreibe ich es eben so:


    Ich bin froh, das es noch solche nicht rundgelutschten und weichgespülten Leute wie Dich gibt! Ich bin Dir unendlich dankbar dafür!


    Mit einem lieben Gruß der Andy :whistling:

    Beste Grüße von Andy, dem Railgoon

  • Moin Wilfried


    die Lasercutmodelle sind eine echte Bereicherung für das Portfolio der Modelleisenbahner, bin auch jedesmal von der FIligranität und Originalität der Modelle begeistert. Deine Umsetzung mit zusätzlichen Superungen macht das Ganze nochmal leckerer.

    Ich hatte mir zuletzt mehrere Modelle der Firma Unique ( https://scenery.shop) aus den Niederlanden zugelegt, sie gefielen mir auf der Intermodellbau in Dortmund einfach zu gut . In der Spur N ist die Auswahl dann doch leider wieder etwas begrenzt und auch das Supern fällt etwas schwerer als im Maßstab HO, aber ich habe da noch einige Versuche ausstehend. Ich finde einfach die Maßstäblichkeit bei den Lasercuts überragend.


    Bin gespannt, wie es weitergeht bei dir, denn die gezeigten Umsetzungen sind schon Klasse.


    Liebe Grüße

    Robi

    Jean Luc Picard ( USS Enterprise): Die Summe der Intelligenz auf dem Planeten bleibt immer gleich, nur die Bevölkerung wächst.


    Andere haben Flugzeugträger, wir haben die Gorch Fock.


    I´m a Billiever, #17, Go Buffalo

  • Moin zusammen!

    Die Wandstruktur sieht fantastisch aus

    Danke, aber lassen wir es gut sein, ich sehe durchaus noch einige Feinheiten, die ich bei folgenden Projekten verbessern muß. Aber für den Einstieg wird es reichen? Ich kann Dir nur den Rat geben, hier bestellen; bei Thomas bin ich schon länger Kunde. Und nein, ich bekomme für den Einkaufstip keine Vergünstigungen.


    die Lasercutmodelle sind eine echte Bereicherung für das Portfolio der Modelleisenbahner,

    Dem habe ich nichts hinzuzufügen: ich habe vor mehr als 20 Jahren den Bahnhof Bruchhausen-Vilsen für meine Schmalspur – es war ein Sondermodell, erschaffen von Kai Brenneis – gebaut. Mittlerweile sehe ich auch diese Art von Gebäudemodellen als sehr nachhaltig an; sie sind sehr leicht, was den Modulbau unterstützt im Gegensatz zu den Polystyrolgebäuden und sie benötigen keine gesundheitsschädlichen Kleber. Die Bemalung kann mit Acrylfarben erfolgen; eine Luftbürste ist nicht zwingend erforderlich.


    Und nein, ich werde jetzt nicht schreiben, Danke für die abgegebenen Daumen – die braucht Ihr noch selbst; nehme aber das Symbol als Dank an :D

    So, bevor meine Maulwerkerei hier wieder ausartet, wende ich mich lieber dem Handwerk zu; davon haben wir ja auch in diesem Lande zu wenig.


    Daß nächste Bild ist jetzt kein Fingerzeig, auch nicht die Anleitung für subkutane Infusionen in Fingerspitzen ...



    sondern mit diesem Werkzeug forme ich mir meine Firstpfannen.

    Ich habe lange nach brauchbaren Pfannen gesucht, aber weder gelaserte am Stück noch ebensolche aus Plastik hielten meinen bescheidenen Ansprüchen stand.

    Stangel legt seinen Bausätzen deswegen erst einmal gar keine bei! Auch eine Ansage.

    Vor 2 Jahren begann ich erste Häuskens zu zeichnen und kam auf folgende Idee für meine Zwecke: rotes Tonpapier trapezförmige Kleinteile, die einen schwarzen Verlauf bekamen...



    Sie harmonieren wunderbar mit dem Kremper Altdach, was ich der Hausnummer 11 spendiert habe.



    wie man hier sehen kann:




    Erste Pfanne liegt - Ausschneiden, Ausformen und behutsam aufbringen - daß ist es doch was viele wollen, entspannen und entschleunigen ...

    Zwischendurch habe ich schon mal die Fenster für Nummer 7 mit Glas komplettiert; durch die Klebefolie erfolgt es komplett fadenfrei, wie ich es oft erlebt habe mit Kunststoff-Fenstern. Oder Klebeflecken, die dann mattierten ....

    Eine Fensterhälfte wird geöffnet dargestellt; deswegen am unteren Bildrand die Teilung der Scheiben.



    Der Bausatz sieht verbretterte Tür sowie unteres Fenster vor; daß geht ja nun mal gar nicht, also war freies Gestalten angesagt:



    Ein neues Fenster, einfache zweifarbige Tür sowie Hausnummer und Briefkasten - schnell gezeichnet und ausgedruckt. Die rustikalen Verbretterungen gab es – ich habe es gesehen, nur kurz vor der Wende in Halle/Saale.

    Dachrinnen nehme ich am liebsten von Auhagen; wenn Endstücke nötig sind, grauer Karton und Lochzange sind hilfreich; die ausgestanzten Stücke halbieren und plazieren ...



    Firstpfannen auf Nummer 11 sind komplettiert und die seitlichen Bretter auch angebracht ...



    Meine Bastel- und Plauderstunde geht nun zu Ende und – macht Euch keine Sorgen; das Klima ist in Ordnung, nur der Mensch sorgt für die Jahrhundertfluten.

    In diesem Sinne – immer ein paar Sandsäcke in Reichweite, wenn man von CO2-Ausflügen zurückkommt.

    Gruß
    kartonskipper

  • Moin zusammen!

    Nach einem schönen Wochenende möchte ich hier wieder in den Alltag der kleinen Welt eintauchen.

    Die Dacheindeckung erfolgte bei Nummer 7 mit Pfanne Altdach im Maßstab TT; mir erschien sie passender in der Proportion als die Version H0. Die Dacheindeckungen und Fenstersätze beziehe ich seit Jahren bei Jürgen Düll; kreativ3.de. Wenn man Sonderformate braucht, reagiert er sehr flexibel.

    Anschließend der Einbau der Fenster sowie der Tür nebst Hausnummer und Briefkasten.



    Die Vorhänge stammen aus meinem Fundus; ich hatte mir bei IGRA nebst einigen Bausätzen auch die Selbstklebefenster bestellt und sie enthielten eine feine Vorlage:



    Einmal gescannt und dann entsprechend den Erfordernissen skaliert.

    Die Dachrinne stammt hier aus dem Programm von BUSCH; sie haben es tatsächlich geschafft, sie als Zubehör anzubieten. Das Fallrohr ist aus 1 mm Messingdraht gezogen und im unteren Bereich mit Seidenpapier umwickelt; die Halter ebenfalls aus Seidenpapier; ist ein bißchen Fidelei, schult aber die Feinmotorik ungemein.



    Der Türbeschlag ist aus einem Ätzrahmen von Modelbau-Kaufhaus. Da ich fast alle Gebäude – hier mal eine Ausnahme – selbst baue oder aus vorhandenen Bausätzen überarbeite, hat sich ein entsprechender Fundus von Zubehörteilen als sinnvoll erwiesen.



    Schornstein und Dachluke - bei der nächsten Hausnummer nehme ich die von mir gestalteten - ergänzen und dann geht es mit dem nächsten Gebäude weiter.



    Ich wünsche Euch einen schönen Tag

    Wilfried

  • Moin zusammen!
    Ein Dank gebührt auch wieder den freundlichen Anerkennungen.


    Ich beschäftige mich ja schon lange mit Gebäuden; ergibt sich zwangsläufig, wenn man Module für Modellbahn oder für die Präsentation von Fahrzeugen baut.

    Und wie auch bei meinen langjährigen Recherchen für die Schiffe der Bundesmarine; auch hier schaue ich, wie es andere machen, und was brauchbar.


    Rotstein, Klinker sind ein heikles Kapitel bei Modellen aus Karton; nur wenigen ist es gelungen, dies überzeugend umzusetzen. Ich habe hier mal 3 Beispiele aus den Tiefen meiner Vitrinen gesucht;



    Dieses ist ein kleines Stationsgebäude von Walfried Fehse, den ich 1990 in Bremerhaven beim Treffen kennengelernt hatte - MaKaBo: Walfried hat den Laserdruck gewählt; ich persönlich finde es sehr überzeugend; in der Entstehungszeit dieser Gebäude waren sie noch nicht dem Charme der Vergänglichkeit geweiht, so wie ich einige Originale leider im Osten Deutschlands vorfinde; und hier habe ich auch die Scheibengardinen realisiert.

    Ein besonderes Gimmick ist natürlich der Abort, dem ich noch zwei Deckel verpasst habe; oder Donnerbalken, wie wir als Kinder vom Dorf sagten.




    Meiner Meinung nach, hätten die Fugen aus Hellgrau bestehen sollen; aber das liegt auch immer im Auge des Betrachters;

    Bei einer kleinen Häuserreihe nach Originalen in Norden/Ostfriesland habe ich mich auch an Klinker versucht; mein 70-Euro-Tintenstrahler hat das ganz ordenlich gemacht;



    Auch hier habe ich Seidenpapier – Gunmetal auf der Rückseite – für die Traufbleche verwendet. Ich gebe zu, die Fugen sind sicherlich nicht in der Tiefe des Originals ausgeführt; aber mal ganz ehrlich - bei einem Betrachtungsabstand von 50-60 cm – davon gehe ich bei Modulen einmal aus – löst sich das im Gesamteindruck auf?! Und durch Übermaß beim Zeichnen der Fensteröffnungen konnte ich die Laibungen ganz brauchbar hinbekommen.

    Sollte Interesse bestehen, stelle ich diese Gebäude, zu denen noch ein anderes gehört – und die mittlerweile unter Denkmalschutz als Strasse stehen – gerne hier vor.


    Jetzt möchte ich noch ein Gebäude von einem der Urväter des gelaserten Kartons vorstellen;


    An diesem Colonialwaaren-Geschäft kam ich einfach nicht vorbei; endlich konnte ich mal wieder typographisch tätig werden und Schilder entwerfen und zeichnen; nur das Schild von Thams & Garfs habe ich von deren Firmenhistorie entnommen; als Kind bin ich immer an ihrem Geschäft in Zeven vorbei, so etwas prägt – zumal dort auch Süßwaren angeboten wurden, die ich natürlich in den Anfang der 50er Jahren nicht bekam; Essen und Dach über dem Kopf sowie ein neuer Schulranzen waren wichtiger.

    Ich mag den rustikalen Eindruck, den das gelaserte Mauerwerk hinterläßt; hier ist Fugen aufgrund der reliefartigen Herausarbeitung des Mauerwerks eher zum Scheitern verurteilt. Das Mauerwerk ist wie geliefert, die Fenster und Türen habe ich entsprechend gestaltet; ebenso das Dach mit den Luken aus eigener Fertigung. Die Dachrinne wurde auch hinzugefügt, Fallrohre fehlen noch: werden ergänzt beim Einbau in ein Modul. Der Laden ist eingerichtet und mit Beleuchtung versehen ...


    Tja, wie gestaltet man nun Klinkermauerwerk, damit es überzeugend wirkt; Friedrich hatte hier, wenn ich erinnere, schon ein paar brauchbare Tips. Zu meiner Dorfstraße gehört natürlich auch ein preussischer Wasserturm, steht in der Nähe des Bahnhofs. Der untere Teil ist ein Klinkerbau. Ich habe mir nun folgendes überlegt – angelehnt an Friedrich's Ausführungen. Grundierung der Wände mit einem Brick Red oder ähnlichem, eventuell auch ein paar Steinreihen mit den Aquarell-Stiften Albrecht Dürer, die wasservermalbar sind, kolorieren? Anschließend das ganze mit Mattlack versiegeln. Nun gibt es zwei Möglichkeiten, die Fugen hervorzuheben. Panelliner in hellgrau von AK, mit White Spirit aus dem Hause und Kolinsky-Rotmarder-Pinsel 4x0 gaaanz behutsam und tiefenentspannt applizieren oder – da ja der Untergrund versiegelt ist – das gute Deckweiß aus dem Tuschkasten der Schulzeit, leicht als Brühe verdünnt, aufbringen, kurz antrocknen lassen und mit einem Schwamm, wie ihn die Pan-Pastell-Verwender nutzen, Schaumstoff geht auch – von den Ziegeln wieder abzunehmen ... ich werde beides zu gegebener Zeit probieren und berichten.


    Noch Fragen, Kienzle - ja Hauser ...


    Ich hoffe, wieder zur Unterhaltung beigetragen zu haben. Wobei, liest wirklich noch jemand Texte?

    Nur Bauberichte abzuliefern ohne Hintergrund – wenn ich Forum und Modellbau als Teil einer Kultur verstehe, dann ist es hier ein virtueller Raum für Kommunikation.

    Aber jener tun sich die meisten ja schon im realen Leben schwer, oder? :D


    Ich wünsche Euch einen guten Tag

    kartonskipper

  • Ich hoffe, wieder zur Unterhaltung beigetragen zu haben. Wobei, liest wirklich noch jemand Texte?

    Moin Wilfried,

    Häuser sind zwar nicht so direkt in meinem Fokus, aber Deine Berichte gefallen mir sehr, nicht nur die Bilder.
    Also ja, ich lese durchaus noch Texte, wenn auch nur die interessantesten, so wie diesen.

    Beste Grüße und weiter so,

    Manfred

    Es muss nicht alles perfekt sein, was gut tut.

  • Moin Wilfried


    Ich würde die zweite Methode bevorzugen, ist vielleicht etwas einfacher, aber auch effektiv. Wen die Technik interessiert sollte mal unter Washing bei den Plastikmodellbauern suchen.


    Liebe Grüße

    Robi

    Jean Luc Picard ( USS Enterprise): Die Summe der Intelligenz auf dem Planeten bleibt immer gleich, nur die Bevölkerung wächst.


    Andere haben Flugzeugträger, wir haben die Gorch Fock.


    I´m a Billiever, #17, Go Buffalo

  • Moin wilfried!

    Text gelesen. :cool:

    der Wasserturm in der Nähe des Bahnhofs läßt doch höchstwahrscheinlich auf Dampfbetrieb schließen. deine Fugen un d die Ziegel haben dann doch wahrscheinlich einen leichten Rußüberzug, den Du dann auch nicht vergessen darfst. Das schöne Weiß der Fugen,--dahin, dahin. :huh:

    Grüße

    Hanns.G


    Hänschen klein ging allein in die weite Welt hinein...das e-bike wartet schon.

  • Ich "klebe an Deinen Lippen, bzw. Deiner Tastatur" Wilfried - beim Thema Ziegel/Klinker triffst Du einen wunden Punkt bei mir. Mit Deiner Erlaubnis einfach mal drei Versuche von mir in dem Punkt:


    Der "Güterschuppen" von Metcalfe in Spur 0 - Bausatz in Lasercutkarton, vorgestanzt. Den habe ich gebaut "ooB" - wie es in der Verpackung war. Ergänzt habe ich (nach dem Bild) mit einem Geländer usw. Nett ist die Inneneinrichtung der Rampe - dafür ist das Häuschen kpl. leer.. .



    Lasercut-MDF von FPM in Spur 0. Hier wird der reine Korpus + Fensterrahmen geliefert. Rest ist "Grabbelkiste" vom Erbauer immer. Beide Häuser haben Inneneinrichtung und Beleuchtung. Dach aus gebrushter Bastelkarton, die Wände sind aus Mauer/Ziegelkarton von Faller in Spur 0 - umgerechnet sind die Steine sogar für Spur 0 ziemlich groß.


      


    Den (doch arg glänzenden) Karton von Faller habe ich versucht, mit der Airbrush abzutönen... zumindest wirkt es jetzt nicht mehr "flammneu".

  • Wobei, liest wirklich noch jemand Texte?

    Moin Wilfried!


    und ja, definitiv werden Deine unterhaltsamen Texte gelesen! Geschichtliche Hintergründe, interessante Tipps und eine ganze Portion Fachwissen wunderbar erzählt.

    Deine Berichte machen Freude beim Lesen!

    Gruß, Lars

  • Moin Frank,

    auch wenn sie im Maßstab 1:45 sind – mir erscheinen sie sehr überzeugend. Eine Sache würde ich allerdings noch verbessern. Die Gebäudeecken vertragen ein kaschieren entweder durch Regenfallrohre oder irgendwelches rankendes Grünzeug. :D

    Die Türen würde ich mit einem matten Hellgrau granieren; Farbe auf ein Stück Pappe und dann mit einem stumpfen Borstenpinsel etwas Farbe aufnehmen und dann kurz abstreifen, damit nur noch Reste an der Pinselspitze bleiben und vorsichtig über die entsprechenden Stellen gehen.

    Um das Auge von den gleichförmigen Klinkerfassaden zu entfernen, ist es auch hilfreich, mit
    elektrischen Leitungen, ich habe da einige Verteiler gesehen, abzulenken. Ebenso helfen Warnhinweise, Beschriftungen jeglicher Art, um die Flächen aufzulockern. Auf Modul oder Anlage geschickte plazierte Bäume, Lichtmasten - auch eine Tropfenlampe über Eingängen - kann hier ergänzend wirken.



    Geschichtliche Hintergründe, interessante Tipps und eine ganze Portion Fachwissen

    Schön, wenn es so bei Dir und anderen Lesern ankommt; wobei Fachwissen – im Moment eher gemachte Erfahrung mit dieser Art von Bausätzen.


    Lieber Gruß
    kartonskipper

  • der Wasserturm in der Nähe des Bahnhofs läßt doch höchstwahrscheinlich auf Dampfbetrieb schließen. deine Fugen un d die Ziegel haben dann doch wahrscheinlich einen leichten Rußüberzug,

    In der Nähe des Bahnhofs, ja. Aber ich habe auch schon solche Gebäude nicht direkt am Geschehen gesehen. Und beim Wasserfassen wird man sicher nicht mit einem Heizergruß und offenem Regler an die Zapfstelle fahren; Bewitterung allerdings gibt es schon.


    Gruß

    kartonskipper

  • Moin zusammen!

    erst einmal Danke für eure Anerkennung meines Tuns. Bauberichte sind aus meiner Sicht kein Selbstzweck, sondern haben bei mir immer dazu geführt, von anderen Bastlern zu lernen oder Ideen, Werkzeuge, Farbhinweise und Techniken zu übernehmen. Ich hoffe, ich kann hier auch etwas wieder für Interessierte zurückgeben?

    Ein guter Tip war, irgendwo einmal gelesen, das Anbringen von Gardinen; nicht direkt ans Fenster sondern mit etwas Abstand;



    Ich habe hier die Reste von Teilerahmen verarbeitet; der Abstand schien mir brauchbar.

    Ein anderes Werkzeug, welches ich nicht mehr missen möchte, ist meine Naßpalette; die habe ich mir abgeguckt von den TableTop-Künstlern;



    Eine DIN A5 große Wanne, in der ein Fliess aus Kunststoff liegt, welches Wasser aufsaugt und darauf eine Art Butterbrotpapier; darauf lassen sich wunderbar Farben mischen und - bei entsprechender Feuchthaltung - ein paar Pipetten Wasser genügen, kann ich angemischte Farben gut eine Woche lang verwenden. Acrylfarben bringe ich direkt auf die Palette auf, keine eingetrockneten Näpfchen und das Mischen von Farben läßt sich wunderbar bewerkstelligen.

    Apropos bewerkstelligen, daß vom Hersteller angebotene Tor für Nummer 11 schien mir doch etwas rustikal;



    Eigentlich sind es Böden für Güterwagen; aber die Größe passte, flugs eine Schablone angefertigt und - Böden sind selbstklebend ausgelegt, drauf gebabscht und Kontur geschnitten.

    Mit diesen Böden lassen sich locker ganze Scheunenwände und ähnliches gestalten.



    Hier Nummer 11 in ganzer Pracht, nein ich will nicht übertreiben; irgendwo fand sich noch ein Werbeschild in meinem Fundus; feines Schleifpapier sorgt für etwa Alterung ... ja, der Spieltrieb ...

    Ich strebe bei meinem Basteln nicht die absolute Originaltreue an, für mich muß die Anmutung stimmen oder daß so-könnte-es-damals-ausgesehen haben. Denn die Welt war auch in den 20er und 30ern nicht ohne Farbe, ganz im Gegenteil.

    Farbe ist das Stichwort für die Nummer 12.



    Hier habe ich die mitgelieferte Schwalbenschwanz-Eindeckung verwendet und entsprechend behandelt. Ich habe mich bei der Wahl der Gardinen an diesem Foto orientiert; welches auch schon wieder bei mir Phantasien ausgelöst hat:

    Dieses Foto entstammt dem Hamburger Fotoarchiv, welches auch die Bildrechte hat.

    Und Werbung gab es damals schon - heute würde wohl kaum jemand solche Schilder an ein großbürgerliches? Wohnhaus dengeln.

    Ach so, bevor ich wieder Bilder vergesse, hier der Stand der Bautätigkeit:



    Ob sie jemals in dieser Reihenfolge auf einem Modul ihren Platz finden, oder einzeln - mir völlig egal, es macht einfach Spaß mit diesen Bausätzen zu experimentieren - die Scheune rechts zum Beispiel; mach' das Tor auf, füge an die rechte oder linke Seite einen Schornstein und eine Dorfschmiede kann entstehen; oder eine Stellmacherei?



    n Spur 0 wird sie von Stangel angeboten; solche Steilvorlagen kann ich nicht liegen lassen!

    Die Geschichte der Dorfstraße ist noch nicht zu Ende erzählt; der Weg geht weiter. Schön, wenn Ihr mich begleitet ...

    Schönen sonnigen Sonntag und viel Spaß

    kartonskipper

  • ich habe bei meinen WILAMO-Kulissenhäusern tatsächlich ein Rührstäbchen als Abstandshalter zwischen Fenster und Gardine gewählt...



    Was dann so aussieht nachher,..


      


    Ladengeschäfte voll möbiliert, die Wohnungen mit LED zum Teil beleuchtet, die beleuchteten haben eine angedeutete Einrichtung

  • Hallo Kartonskipper,

    Deine Häuser sind sehr schön geworden, insbesondere das Mauerwerk des Colonialwarenladens sieht echt überzeugend aus. Wie ist das reliefartige Mauerwerk entstanden? Ist die Oberfläche geprägt und die Kontur gelasert oder ist auch die Oberfläche irgendwie gravurgelasert?


    Micha

  • Wie ist das reliefartige Mauerwerk entstanden?

    Micha, ich gehe einmal davon aus, das Joswood, der Hersteller dieses Bausatzes gravurgelasert hat; leider hat er wohl diesen Karton nicht mehr im Zugriff, wurde mir von anderer Quelle berichtet. Der Nachteil bei seinen und vielen oberflächenbehandelten Mauerwerken ist, daß die Kanten nicht auf Gehrung gelasert sind. Man sieht es in den Eingangsbereichen. Nachgravieren ist hier äußerst schwierig. Mittlerweile gehen einige Hersteller dazu über, ein Material mit dem Namen Polyplate zu verwenden. Einer der ersten war Günther Huppertz. Seine Modelle, die im norddeutschen Raum angesiedelt sind, werde ich – falls es nicht gegen die Regeln des Forums verstößt – auch in diesem Faden vorstellen.

    Dein Bahnhof Klütz wird die Endstufe meiner Experimente mit Gebäuden aus Karton sein.

    Gruß
    kartonskipper

  • Hallo Kartonskipper,

    danke für die Info über die Oberfläche. Auf Gehrung lasern ist aus meiner Sicht schwierig, da die Laser üblicherweise nur von oben senkrecht schneiden. Ich denke das wäre nur mit Nachbearbeitung der Kanten möglich.

    Micha

  • Auf Gehrung lasern ist aus meiner Sicht schwierig, da die Laser üblicherweise nur von oben senkrecht schneiden.

    Michael, ich denke auch, daß es da noch? technische Grenzen im physikalischen Bereich gibt. Aber ich als absoluter Laie bin da sicher nicht der Ansprechpartner.

    Es gibt aber auch Hersteller, die die Bausätze konstruktiv so konzipieren, dass man als Zusammenpapper die Seitenwände auf Gehrung schleifen muss oder einfach sollte;



    Wie hier bei dem Wasserturm, der gerade testweise im Rahmen meiner Reihe der Dorfstraße entsteht.

    Für mich der erste Versuch, so etwas wie Rotsteinmauerwerk auf Karton farblich zu übertragen. Farbliche Anregung gibt es direkt in meinem Umfeld, das Haus ist mit Klinkerriemchen verkleidet, vor der Tür liegt im Eingangsbereich Torfbrandklinker aus dem Anfang des 20. Jahrhundert - recycelt aus einer Dorfstraße 30 km entfernt. Die Farbskala reicht von bis ...


    Die flächige Grundierung erfolgte mit der Luftpistole und Vallejo Light Rust; die haben offensichtlich die Rezeptur geändert; selbst die Triplex mit 0,5 Düse schloss nicht mehr nach 2 Sprühgängen ihre Pforten :D

    Die Infinity CRplus setze ich für diesen Hersteller von Farben schon lange nicht mehr ein. Da kannst Du improven und irgendwann ist trotzdem Schluss.

    AK und Ammo/mig sind meine Favoriten als Farblieferant mittlerweile; bei ganz feinen Arbeiten empfehlen sich die AeroColor von Schmincke.


    Die farbliche Akzentuierung der einzelnen Ziegel – ich spreche hier von einem Maß 0,75 mm Höhe und Breite zwischen 1,5 und knapp 3 mm – war etwas speziell, ließ sich aber bei entsprechendem Ruhepuls mit diversen Farben und einem Pinsel hochwertiger Qualität gut bewerkstelligen.



    Die Versiegelung für den nächsten Arbeitsgang – "versauen" des zuvor geschaffenen – ging wunderbar mit dem Gloss Polyurethane Varnish, klingt wie ein spanischer Regenmantel, ist aber sauguter Glanzlack, der sich fein mit Pinsel auftragen läßt.

    Die Palette stammt von einem Süßwarenhersteller, Damen meines Umfeldes abgetrotzt, die sie der Sekundärrohstoffversorgung zuführen wollten, einem Qualitätspinsel, der noch einige Marderhaare übrig gelassen hatte und Washes auf Enamel-Basis sowie dem entsprechenden Verdünner, der nicht nach Chemie roch. Diese sogennten Washes sind sogenannte Panelliner; sie dienen eigentlich dazu, im größerem Maßstab die Trennfugen verschiedener Metallflächen an Rumpf und Tragflächen bei Flugzeugen optisch darstellbar zu machen und zu akzentuieren.

    Ich missbrauche sie nun für meine Zwecke.


    Warum sülze ich hier nun wieder das Forum voll? Weil ich mich immer geärgert habe, Schiffe nicht so zeigen zu können, wie sie im richtigen Leben eigentlich aussehen, nämlich nicht fabrikfrisch.

    Und Finnpappe bemalt ist nichts anderes als bedruckter Karton. Hier böte sich möglicherweise an, dem Original etwas näher zu kommen?

    Diese Enamel Washes sind nämlich extrem flüchtig, nicht deckend im Auftrag und greifen die Oberfläche von Druckfarben - die meisten sind heute wasserbasiert - nicht an. Ich werde es bei meinem nächsten Kartonmodell ausprobieren.



    Hier aber nun das Ergebnis meiner Pinseleien; links am Sockel kann man den Ursprung erkennen. Ich werde nie ein VanGogh oder Picasso mit dem Pinsel, aber die erse Orgie am Untergeschoß hat mir richtig viel Spaß bereitet.


    Im nächsten Beitrag werde ich mich aber wieder explizit der Dorfstraße widmen.


    Gruß

    kartonskipper

  • und jetzt noch die Fugen eingrauen.

    Jean Luc Picard ( USS Enterprise): Die Summe der Intelligenz auf dem Planeten bleibt immer gleich, nur die Bevölkerung wächst.


    Andere haben Flugzeugträger, wir haben die Gorch Fock.


    I´m a Billiever, #17, Go Buffalo

  • und jetzt noch die Fugen eingrauen.

    Tja, da bin ich noch in der Experimentierphase; die Washes auf Enamel-Basis kapillieren nicht so in die Fugen, wie ich dachte. Habe aber in einem Feldversuch festgestellt, dass sich die Farbe auf den Steinen mit einem simplen Radiergummi prima entfernen lässt. Also werde ich im nächsten Arbeitsgang die Fläche vollständig mit Grau versiegeln, gut trocknen lassen und dann Rub-a-Dub-Dub tätig werden.

    Gruß
    kartonskipper

  • Moin zusammen!
    Während gerade die Pampe auf dem Wasserturm – sieht bisher ganz gut aus, vor sich hin trocknet, werde ich weiter von der Dorfstrasse berichten.



    Hier zuvor, der Bauteilrahmen des nächsten Projektes aus der Dorfstrasse, die Eckkneipe.

    Der Spaßfaktor und die Faszination dieser Gebäudebausätze von Stangel liegt genau darin, Grundform und aus dem Karton gebaut oder eben freies Gestalten. MBZ bietet mit seinen Modellen eine ähnliche Möglichkeit.

    Dieses Merkmal unterscheidet sie von Joswood, MKB, Moebo - wo ich nach 2 Jahren immer noch auf Ersatzlieferung von fehlenden Teilen warte - und IGRA, deren Modelle ich seit Jahren sehr schätze. Und wo wir schon dabei sind; ich empfehle auch als Einstieg die Modelle von Scale Scenes, die man als PDF-Datei selbst skalieren kann - in England ist 1:76 der Standard - und so oft ausdrucken kann, wie man möchte.

    Aber ich schweife schon wieder ab in meine Werbekampagne für nachhaltige Bausätze ...


    Die Fertigstellung der Dorfstraße 12 - es wird eine Preussisch-Privilegierte Apotheke - war nicht so ganz nachhaltig;




    Regenrinne, Fallrohre sowie die Handläufe - Kunststoff und Metall; manchmal geht es eben nicht ohne.

    So ist es auch bei Prof. Dr. Jakubeit, der gerade daß Haus verläßt. Er ist seit Jahren Nachbar der Apothekers-Witwe, die im oberen Geschoss ihre Wohnung hat;



    Ihre Tochter, Freifrau von Stuttenfels, ist gerade mit ihrem Enkel zu Besuch und wartet nur darauf, dem Herrn Professor noch nachzurufen, denken Sie bitte an die Flasche Danziger ...



    Der jedoch ist schon auf der Strasse, als er von seinem alten Freund, Leiter des Vorwerks auf Gut Düsternbrook angesprochen wird; der wegen Magenbeschwerden sich noch mit einer Großpackung Bullrich-Salz aus der Drogerie nebenan eingedeckt hat.

    Denn der Rotspon aus Lübeck schmeckt ihm - trotz der Mahnungen seines Arztes - immer noch hochwohllöblich.



    Das Maß aller Dinge ist der Mensch; leider nicht mehr sehr häufig - aber in der Modellwelt bekommen Gebäude erst ihren Sinn, wenn sie nicht nur der Staffage dienen sollen, durch Figuren, die in einen Dialog treten oder eine Beziehung zur Szenerie ermöglichen.

    Ich bin seit Jahren immer wieder auf Recherche nach Bildern, Szenen und Eindrücken aus der Epoche, die mich so interessiert, weil sie in meiner Schulzeit nur ganz am Rande erwähnt wurde. Und - sie war bunt und die Häuser sauber und zeigte eine Vielfalt in der Architektur, wie ich jetzt an Beispielen aus Ostpreussen zeigen möchte.



    Die Farbvielfalt bei den Fassaden läßt sich nur erahnen; grau wurden sie erst später, als Bomben ganze Städte - auch im Osten - vernichteten und teilweise als Ruinen übrig blieben. Der Sozialismus hatte für die Reste weder ein Interesse noch das Geld und die Möglichkeiten der Farblieferung waren sehr eingeschränkt, besonders wenn es um Mietshäuser ging.



    Ein Detail am Rande, die blaue Telefonzelle hatte Brawa einmal im Programm. Und Kaiser's Kaffee-Geschäft war auch schon vertreten.

    Ich arbeite noch an der Namensgebung für meine Apotheke, auch Werbeschilder sind noch in Arbeit.


    Prüfe Dein Gewicht, diese Waagen gab es damals schon.

    Oder diese Version?



    Auf der linken Seite eine Zapfsäule von Standard-Oil, diese wurden damals von Apotheken betrieben.

    Wie meine Entscheidung ausfällt, ich lasse sie Euch wissen, wenn es interessiert.

    Die Fotos stammen aus dem Ostpreussen-Bildarchiv, wo auch die Bildrechte beheimatet sind.


    Gruß
    kartonskipper

  • In diesem Thread ist nicht nur die Berichterstattung über den Bau der Häuser, sondern auch die historischen Geschichten dahinter sehr interessant.

    Beim Lesen genieße ich gerade das schöne Regenwetter draußen. ;)


    Gruß

    Walter

  • Danke für Deine umfangreiche Berichterstattung. Hat mir sehr gefallen. Ich bin gespannt auf Deine Fugenarbeiten. Im Hintergrund links sind ja schon einige Experimente zu erkennen. Bei meinen 1:160-Gebäusen ist das ja nur Fotodruck mit Textur aus realen Ziegeln. Aber ich denke bei diesem Maßstab ist das akzeptabel.

    Gruß Micha

  • Moin zusammen!

    In diesem Thread sind nicht nur die Berichterstattung über den Bau der Häuser, sondern auch die historischen Geschichten dahinter sehr interessant.

    Danke und ja, für mich gehören die Auseinandersetzung mit den Originalen oder das Suchen nach Vorbildern einfach dazu. Ist wohl Bestandteil meiner Gene :D Mich interessieren geschichtliche Hintergründe, Zusammenhänge oder daß Sah-es-so-aus?

    Nur das Abladen von ein paar Zeilen Text und Bildern reicht mir für meine Bauberichte nicht aus. Gut, Recherche ist eben auch mit Zeit und Aufwand verbunden. Nur so erfährt man aber unendlich viel mehr und manchmal auch Dinge, die dann wieder für ein neues Modell oder die Umfeldgestaltung herhalten können oder einfach nur inspirieren.


    Gruß

    kartonskipper

  • Moin zusammen!

    Zuvörderst Danke für Däumlinge und Zeilen; es geziemt sich, sich zu bedanken; meine Tante damals pflegte noch diesen Sprachstil; höchste Kritik von ihr war, das geziemt sich nicht und zog dabei ein Gesicht, daß einem als Junge sämtliche Gesichtszüge entglitten.

    Es vermag sich die junge Generation kaum noch vorzustellen, aber damals war die Dorfkneipe oder der Dorfkrug oder hier – in der Stadt – die Eckkneipe, der Ort, wo soziales Zusammenleben ausserhalb der Wohngemeinschaft gelebt, gelitten und gestritten wurde.

    Wohl' an, so sei es denn; die Bauplatte wurde schon vorgestellt; der nächste Schritt, das Zusammenfügen nach dem Anpassen – ein bißchen G(ä)ehrung war angesagt; mittelfeines Schleifpapier auf Klotz und ab die Luzie; der kleine Winkel, wie immer dabei – und ein Fläschen Mattlack als Gegendruck, damit das Gebäude nicht gleich wieder zusammenfällt.



    Eine Dachrinne war zwar auf dem Teileplan angegeben, aber solche Teile entnehme ich dann doch meinem Fundus; idealerweise haben die Busch-Dachrinnen eine wunderbare Auflage; diesen und Abstand habe ich dann bei dem nächsten Bauschritt, dem Ankleben des oberen Vorsprungs – keine Ahnung , wie daß in der Architektur heißt – berücksichtigt.



    Im nächsten Schritt erfolgte die Kontrolle mit der Rückwand, und ja – zufriedenstellende Edelpapp, -passung. Die Putzer und Kalker haben dann ihr Werk verrichtet - einige Teile des Mörtels wurden offenbar mit Bier angerührt, aber damals war daß wohl so?



    Die Glättung der Wände habe ich dann doch selbst übernommen; im nächsten Schritt habe ich die Stellen, denen der Putz fehlte, mit roter Farbe einen Anstrich von Ziegel zu geben; nach Trocknung den Mattlack von Bergs aufgetragen. Kein Problem, doch! Verdünnte, hellgraue, weißliche Acrylfarbe zum Ausfüllen von Fugen mochte er absopartut nicht.



    Ich höre schon die Stimmen aus dem Off: "Der Putz ist doch viel zu grob!" Wat dem een sien Uhl is dem annern sien ... :D

    Aber, kein Problem, die mit stumpfem Borstenpinsel und Acrylpaste aufgetupften Flächen lassen sich wunderbar glatt schleifen.


    Dann eben nicht – und ich wandte mich der Inneneinrichtung zu; Fenster und Behang, wie gehabt; den Scheibengardinen im unteren Bereich habe ich noch eine Stange aus Polystyrol spendiert;


    Die Maler hatte ihre Arbeit in meiner Abwesenheit erledigt; so kann ich leider erst Bilder in diesem Zustand zeigen – in den Zwanziger Jahren ging es den Gastwirten auch schon schlecht; das Bier lief – aber die Kasse quoll nicht über.



    Nicht nur meine Schreibe ist rustikal, auch meine Kamera hat diesen Habitus;

    eigentlich wollte ich ein dezent gealtertes Gebäude – so mit Wohlfühlcharakter, kann ich nicht; nicht bei dieser Vorlage, da gebe ich dem Affen immer wieder Zucker und so entstehen aus Pappe eines Herstellers Unikate, etwas, daß bei konsequent durchgestalteten Bausätzen nicht immer gegeben?


    Ich habe mich mit Mauerankern ausgetobt; die Dachrinnen von Busch hatte ich ja schon erwähnt. Wenn schon keine grauen Fugen im abgeplatzen Teil, dann eben Black Washes von AK .. auch damit kann ich leben. Ob daß nun alles so richtig, stimmig oder überhaupt – wenn es Euch animiert, es auch einmal zu versuchen? Ich bin immer noch in der Findungsphase für diese Art von Gebäudebau – und ich glaube, die Straße wird noch länger...

    Ich hoffe, wir sehen uns bei der Einweihung?


    Schönen Feiertag, leider gehören eine Menge nicht zu den Gewinnern von damals ... :(

    Gruß
    kartonskipper

  • Moin zusammen!

    Herrlich, deinem Bericht zu folgen

    Man dankt; leider im Moment wenig Zeit –



    gestern noch eben schnell dieses Bild aus der Hüfte; ein Freund suchte eine Anregung für das Ende seines Industriemoduls. Der Eingang zum Bierkeller - liegt auf dem Rücken - der Eile geschuldet; der Name der Eckkneipe wird erstellt, wenn ich alle Gebäude zusammen verbraten habe; das Schild: Heute Ruhetag, fehlt leider dann hinter der Eingangstür ...


    Gruß
    kartonskipper