Hallo Kartonbaugemeinde,
Nach langer Pause hat sich im letzten Vierteljahr die Frequenz meiner Gastbesuche in diesem Forum stark erhöht. Sicheres Zeichen dass der Kartonbau-Virus eingefangen ist und auszubrechen droht.
Eine längliche ICE-Fahrt war dann der finale Auslöser, mich nach einem passenden Modell umzusehen. Der Bau dieses Modells ist schlussendlich der Grund weshalb ich mich hier kürzlich angemeldet habe.
Bislang habe ich 2 Schreiber-Modelle gebaut, jetzt sollte es mal eine kleine, machbare, Stufe schwieriger werden. Wie schon in der Vorstellung der Schreiber-Straßenbahn beschrieben, faszinieren mich die Konstal-Straßenbahnmodelle von Modelik seitdem ich im hiesigen Forum einen Baubericht dazu gelesen habe. Aber realistisch bleiben - zu anspruchsvoll. Aus dem Bahnbereich sollte es aber schon was sein.
So bin ich schließlich beim Hohenzollern-Modell gelandet. Auch hierzu gibts hier im Forum einen Baubericht, dort wurde das Modell als im Vergleich nicht allzu anspruchsvoll und außerdem (wichtig!!) fehlerfrei beschrieben wurde. Also beste Voraussetzungen sich dranzuwagen.
Der Baubericht hier im Forum ist eher knapp, ich will mit diesem nochmaligen Bericht einfach meine Irrungen und Wirrungen auf diesem für mich neuen Weg beschreiben. Ausserdem würde mich bei manchen Punkten schon interessieren wie Ihr euch entschieden hättet und vor allem: warum. Vielleicht ist das ja auch für Nachahmungstäter interessant, denn so viel ich auch in den Tips&Tricks schon gelesen habe, so manche Frage stellt sich dann doch erst in der Praxis.
Doch zurück zur Geschichte: Zum Glück beim Bestellen noch gemerkt, dass es sowohl die 1:25 als auch 1:45 Variante gibt. Dazu noch den Lasercutsatz (auch eine Premiere) und ein Satz Nieten. Eine FlinkeFlasche nicht zu vergessen, denn die Altvorräte sind inzwischen in diversen Familenaktivitäten untergegangen. Dito Verstäkungskartons in 0,5 und 1mm Stärke, soviel habe ich schon mitbekommen dass die bei polnischen Modellen nicht mit dabei sind.
Und so erwartete mich bei der Heimkehr ein kleines Packerl mit schickem Inhalt und auch noch ein paar Kartonplatten in unterschiedlicher Stärke
Erste Sichtung des Modells: die durchschnittliche Teilegröße ist merklich kleiner als bei den bisher gebauten Modellen. Aber (meistens) noch so dass die Teile machbar sind. Was auffällt im Vergleich zu den Schreiber-Bausätzen: Klebelaschen gibt es fast keine, Stumpf ist Trumpf. Na denn, schaun wer mal.
Inhalt des Bogens kann man gut hier in der Modellvorstellung sehen: Hohenzollern Tramlok 1:25
Und so ... geschah erstmal gar nichts
Ursache: in den kartonbauabstinenten Jahren hat das Material irgendwie verflüchtigt hat. Also erstmal Basis suchen (Skalpell - Lineal - Kleber - Schneidmatte, ...) . Mit der Zeit ist bis auf die Schneidmatte alles wieder aufgetaucht, die Schneidmatte ist bis heute noch verschollen. Daher bitte bei den nachfolgenden Bildern nicht über die Unterlage wundern, geht aber eigenlich ziemlich gut -- Blatt verwatzt - ab damit und ein Frisches kommt zum Vorschein, fast so wie früher bei den Papierschreibtischunterlagen zum Vollkritzeln.
Dann aber ging es endlich los.
Erste Fragestellung: wie macht man das eigentlich bei Lasercut, beklebt man die Teile mit dem entsprechenden Bogenteil oder nicht? Diese Frage stellt sich bei den dünnen Seiten im Bogen, die lediglich als Vorlagen für Spantenteile dienen, aber auch bei denen, die lediglich ein einfarbiges Teil abbilden: Ich habe mich schlussendlich generell dafür entschieden, die Lasercut-Teile scheinen so berechnet zu sein, dass die entsprechende Bogendicke noch dazugehört.
Das hält mir auch noch die Option offen, das Modell zu lackieren oder auch nicht. Bei den Bauberichten die ich bislang zu den Hohenzollern-Trams gesehen habe sind die Modelle immer vollackiert. Sieht schon gut aus und erscheint mir bei diesem Modell einfach machbar, da es große einfarbige Flächen ohne Verzierungen, Beschriftungen o.Ä. gibt. -- Letzeren Aufwand hat man sich früher sparen können, weil bei Kleinbahnen die Anzahl der Loks eher überschaubar war. Allerdings ist die Notwendigkeit, dass die Modelle lackiert werden müssen, das was mich vom Plastikmodellbau abhält. Abklebearbeiten sind so ziemlich das Grauseligste was ich mir vorstellen kann und sauber mit dem Pinsel lackieren nicht grad meine Stärke im Schul-Kunstunterricht.
Also frohen Mutes los und die Klinge angesetzt
die ersten Teile waren auch schnell ausgeschnitten und beklebt, mit dem Unterschied dass es beim letzten Modell noch ohne Lupenlampe ging, diesmal nur noch mit. Also ready for Zusammenbau des Rahmens? Äh, Mist, Bastelleim (der Weiße) ist ja steinhart eingetrocknet. Zum Glück gibts ja die Mikrowelle und wenige Sekunden später ist das Problem gelöst. Glück im Unglück: Der typische Leimunachtsamskeitsfleck der ersten Klebungen ist zum Glück auf der Unterseite wo er nicht auffällt.
Anmerkung: im slowakischen Forum habe ich jetzt noch einen Baubericht gefunden der anders vorgeht: dort wird der Rahmen nur mit den Innenseiten beklebt zusammengebaut und die Außenbeplankung erfolgt erst viel später. Vielleicht hätte ich doch die Anleitung mal durchlesen sollen.Die Teile haben ganz feine Zähne die ineinandergreifen, wo dann nur der „Sichtkarton“ stehen bleibt, so dass die Kanten minimiert werden. Gut gemacht, mal schauen was die richtige Technik dafür wäre.
Auf dem Foto sieht man auch sehr gut, dass bei dem oberen Frontteil die Beklebung leicht schief geraten ist. Mal sehen wie sich das später auswirkt.
Kleber angesetzt und los gehts.... zum Glück erstmal Hirn eingeschaltet, denn
- wie bekommt man die Räder rein wenn der Rahmen schon fertiggebaut ist. Geht bestimmt besser wenn die gleich beim Zusammenkleben mit eingebaut werden
- ausserdem vielleicht die Frontseiten bestücken, die Teile lassen sich sicherlich viel besser verarbeiten wenn nicht das ganze Modell immer duch die Gegend zu wuchten ist?
Also zunächst die Nietenfrage geklärt. Beim Bestellen hatte ich, wie oben bereits geschrieben, auch Nieten mitbestellt. Hatte mich für 0,8mm Nieten entschieden, weil ich das in einem 1:25 Eisenbahnmodellbaubericht gelesen hatte. In der Zwischenzeit sind mir aber doch Zweifel gekommen – das sind in der Realität mit 2cm Durchmesser schon eher kleine Nieten. Beim Größenvergleich sah es für die Kaufnieten noch ziemlich gut aus, aber nach dem Ausschneiden war irgendwie nur noch wenig von der Niete übrig. Und nachdem auch die dritte Niete nur noch ein undefinierbarer Papierfaser war, habe ich diesen Weg für mich erstmal abgehakt.
Alternativen: Mininägel—zu groß und zu plumper Kopf. Stecknadeln: schöne Kopfform, eigentlich ideal. Schlussendlich bin ich aber bei ausgestanztem Tonkarton geblieben; der Aufwand jede Stecknadelniete abzuzwacken, ein Loch zu bohren und zu Lackieren ist mir die Sache nicht wert.
Probekleben: zwischen der Leimwüste, trotz Auftragen mit Nadelkopf sehen die Nieten schon einigermaßen gut aus. Aber die Leimwüste (ok in der Realität fällts nicht wirklich auf, halt nur im Makro)?
Mit einem kleinen Tupfer Wasserfarbe pro Niete und ein bisserl als Schmutz drumherum (braun -- nicht schwarz, Merke: ganz wichtige Modellbahneralterungserkenntnis: Dreck ist 50 Shades of Bräunlich, nur Öl ist schwarz!!) sieht das schon ziemlich gut aus. Die eine Niete die nur noch halbhoch ist, ist inzwischen korrigiert: das ist mit den Tonkartonnieten so ein Problem dass ich plötzlich nur noch die halbe Dicke am Karton habe und die andere am Zahnstocher klebt). Habe mir auch, Tip aus dem Forum, Schnellschleifgrund gekauft. Beugt das diesem Effekt vor??
Soviel bis hierher, war eh schon wieder viel zuviel Text.