Mein polnischer Erstling: Modelik Tram Hohenzollern (1:25)

  • Hallo Kartonbaugemeinde,


    Nach langer Pause hat sich im letzten Vierteljahr die Frequenz meiner Gastbesuche in diesem Forum stark erhöht. Sicheres Zeichen dass der Kartonbau-Virus eingefangen ist und auszubrechen droht.


    Eine längliche ICE-Fahrt war dann der finale Auslöser, mich nach einem passenden Modell umzusehen. Der Bau dieses Modells ist schlussendlich der Grund weshalb ich mich hier kürzlich angemeldet habe.


    Bislang habe ich 2 Schreiber-Modelle gebaut, jetzt sollte es mal eine kleine, machbare, Stufe schwieriger werden. Wie schon in der Vorstellung der Schreiber-Straßenbahn beschrieben, faszinieren mich die Konstal-Straßenbahnmodelle von Modelik seitdem ich im hiesigen Forum einen Baubericht dazu gelesen habe. Aber realistisch bleiben - zu anspruchsvoll. Aus dem Bahnbereich sollte es aber schon was sein.

    So bin ich schließlich beim Hohenzollern-Modell gelandet. Auch hierzu gibts hier im Forum einen Baubericht, dort wurde das Modell als im Vergleich nicht allzu anspruchsvoll und außerdem (wichtig!!) fehlerfrei beschrieben wurde. Also beste Voraussetzungen sich dranzuwagen.

    Der Baubericht hier im Forum ist eher knapp, ich will mit diesem nochmaligen Bericht einfach meine Irrungen und Wirrungen auf diesem für mich neuen Weg beschreiben. Ausserdem würde mich bei manchen Punkten schon interessieren wie Ihr euch entschieden hättet und vor allem: warum. Vielleicht ist das ja auch für Nachahmungstäter interessant, denn so viel ich auch in den Tips&Tricks schon gelesen habe, so manche Frage stellt sich dann doch erst in der Praxis.


    Doch zurück zur Geschichte: Zum Glück beim Bestellen noch gemerkt, dass es sowohl die 1:25 als auch 1:45 Variante gibt. Dazu noch den Lasercutsatz (auch eine Premiere) und ein Satz Nieten. Eine FlinkeFlasche nicht zu vergessen, denn die Altvorräte sind inzwischen in diversen Familenaktivitäten untergegangen. Dito Verstäkungskartons in 0,5 und 1mm Stärke, soviel habe ich schon mitbekommen dass die bei polnischen Modellen nicht mit dabei sind.


    Und so erwartete mich bei der Heimkehr ein kleines Packerl mit schickem Inhalt und auch noch ein paar Kartonplatten in unterschiedlicher Stärke



    Erste Sichtung des Modells: die durchschnittliche Teilegröße ist merklich kleiner als bei den bisher gebauten Modellen. Aber (meistens) noch so dass die Teile machbar sind. Was auffällt im Vergleich zu den Schreiber-Bausätzen: Klebelaschen gibt es fast keine, Stumpf ist Trumpf. Na denn, schaun wer mal.

    Inhalt des Bogens kann man gut hier in der Modellvorstellung sehen: Hohenzollern Tramlok 1:25


    Und so ... geschah erstmal gar nichts


    Ursache: in den kartonbauabstinenten Jahren hat das Material irgendwie verflüchtigt hat. Also erstmal Basis suchen (Skalpell - Lineal - Kleber - Schneidmatte, ...) . Mit der Zeit ist bis auf die Schneidmatte alles wieder aufgetaucht, die Schneidmatte ist bis heute noch verschollen. Daher bitte bei den nachfolgenden Bildern nicht über die Unterlage wundern, geht aber eigenlich ziemlich gut -- Blatt verwatzt - ab damit und ein Frisches kommt zum Vorschein, fast so wie früher bei den Papierschreibtischunterlagen zum Vollkritzeln.


    Dann aber ging es endlich los.


    Erste Fragestellung: wie macht man das eigentlich bei Lasercut, beklebt man die Teile mit dem entsprechenden Bogenteil oder nicht? Diese Frage stellt sich bei den dünnen Seiten im Bogen, die lediglich als Vorlagen für Spantenteile dienen, aber auch bei denen, die lediglich ein einfarbiges Teil abbilden: Ich habe mich schlussendlich generell dafür entschieden, die Lasercut-Teile scheinen so berechnet zu sein, dass die entsprechende Bogendicke noch dazugehört.

    Das hält mir auch noch die Option offen, das Modell zu lackieren oder auch nicht. Bei den Bauberichten die ich bislang zu den Hohenzollern-Trams gesehen habe sind die Modelle immer vollackiert. Sieht schon gut aus und erscheint mir bei diesem Modell einfach machbar, da es große einfarbige Flächen ohne Verzierungen, Beschriftungen o.Ä. gibt. -- Letzeren Aufwand hat man sich früher sparen können, weil bei Kleinbahnen die Anzahl der Loks eher überschaubar war. Allerdings ist die Notwendigkeit, dass die Modelle lackiert werden müssen, das was mich vom Plastikmodellbau abhält. Abklebearbeiten sind so ziemlich das Grauseligste was ich mir vorstellen kann und sauber mit dem Pinsel lackieren nicht grad meine Stärke im Schul-Kunstunterricht.


    Also frohen Mutes los und die Klinge angesetzt


    die ersten Teile waren auch schnell ausgeschnitten und beklebt, mit dem Unterschied dass es beim letzten Modell noch ohne Lupenlampe ging, diesmal nur noch mit. Also ready for Zusammenbau des Rahmens? Äh, Mist, Bastelleim (der Weiße) ist ja steinhart eingetrocknet. Zum Glück gibts ja die Mikrowelle und wenige Sekunden später ist das Problem gelöst. Glück im Unglück: Der typische Leimunachtsamskeitsfleck der ersten Klebungen ist zum Glück auf der Unterseite wo er nicht auffällt.




    Anmerkung: im slowakischen Forum habe ich jetzt noch einen Baubericht gefunden der anders vorgeht: dort wird der Rahmen nur mit den Innenseiten beklebt zusammengebaut und die Außenbeplankung erfolgt erst viel später. Vielleicht hätte ich doch die Anleitung mal durchlesen sollen.Die Teile haben ganz feine Zähne die ineinandergreifen, wo dann nur der „Sichtkarton“ stehen bleibt, so dass die Kanten minimiert werden. Gut gemacht, mal schauen was die richtige Technik dafür wäre.

    Auf dem Foto sieht man auch sehr gut, dass bei dem oberen Frontteil die Beklebung leicht schief geraten ist. Mal sehen wie sich das später auswirkt.


    Kleber angesetzt und los gehts.... zum Glück erstmal Hirn eingeschaltet, denn
    - wie bekommt man die Räder rein wenn der Rahmen schon fertiggebaut ist. Geht bestimmt besser wenn die gleich beim Zusammenkleben mit eingebaut werden

    - ausserdem vielleicht die Frontseiten bestücken, die Teile lassen sich sicherlich viel besser verarbeiten wenn nicht das ganze Modell immer duch die Gegend zu wuchten ist?


    Also zunächst die Nietenfrage geklärt. Beim Bestellen hatte ich, wie oben bereits geschrieben, auch Nieten mitbestellt. Hatte mich für 0,8mm Nieten entschieden, weil ich das in einem 1:25 Eisenbahnmodellbaubericht gelesen hatte. In der Zwischenzeit sind mir aber doch Zweifel gekommen – das sind in der Realität mit 2cm Durchmesser schon eher kleine Nieten. Beim Größenvergleich sah es für die Kaufnieten noch ziemlich gut aus, aber nach dem Ausschneiden war irgendwie nur noch wenig von der Niete übrig. Und nachdem auch die dritte Niete nur noch ein undefinierbarer Papierfaser war, habe ich diesen Weg für mich erstmal abgehakt.

    Alternativen: Mininägel—zu groß und zu plumper Kopf. Stecknadeln: schöne Kopfform, eigentlich ideal. Schlussendlich bin ich aber bei ausgestanztem Tonkarton geblieben; der Aufwand jede Stecknadelniete abzuzwacken, ein Loch zu bohren und zu Lackieren ist mir die Sache nicht wert.

    Probekleben: zwischen der Leimwüste, trotz Auftragen mit Nadelkopf sehen die Nieten schon einigermaßen gut aus. Aber die Leimwüste (ok in der Realität fällts nicht wirklich auf, halt nur im Makro)?

    Mit einem kleinen Tupfer Wasserfarbe pro Niete und ein bisserl als Schmutz drumherum (braun -- nicht schwarz, Merke: ganz wichtige Modellbahneralterungserkenntnis: Dreck ist 50 Shades of Bräunlich, nur Öl ist schwarz!!) sieht das schon ziemlich gut aus. Die eine Niete die nur noch halbhoch ist, ist inzwischen korrigiert: das ist mit den Tonkartonnieten so ein Problem dass ich plötzlich nur noch die halbe Dicke am Karton habe und die andere am Zahnstocher klebt). Habe mir auch, Tip aus dem Forum, Schnellschleifgrund gekauft. Beugt das diesem Effekt vor??



    Soviel bis hierher, war eh schon wieder viel zuviel Text.

  • Hallo Kartonbaugemeinde,


    Weiter geht es bei der Hohenzollern-Tram mit den Rädern. Sie sind sämtlich im Lasercutsatz enthalten und bestehen aus 4 Lagen -- 2 Ringen und 1 Scheibe sowie dem Spurkranz.



    Erster Gedanke: die kommen ja relativ klobig raus, vielleicht einen der Ringe weglassen? Normale Eisenbahnräder sind ja feine Scheiben.

    Aber Modelik hat das ganz korrekt umgesetzt; es sind nun mal kleine Räder einer Schmalspurbahn. Die Lauffläche muss genauso breit sein wie bei Normalspurbahnen und dann sieht das eben klobig aus.


    Was jedoch m.E anders sein müsste ist, dass die einzelne Scheibe im Vergleich zum restlichen Rad sehr dünn ist. Da die Räder ohnehin kaum sichtbar sind habe ich einfach losgelegt und einen der Ringe durch eine zweite selbstgeschnitzte Scheibe ersetzt -- eigentlich war es die Neugier wie sich der Bristolkarton so verarbeiten lässt.

    Ganz schön poröses Zeugs.

    Was nicht ganz passt zwischen Lasercut und Bogen ist die Form der Gegengewichte; die sind im Lasercut zu lang. Habe sie dann aus Pappe geschnitzt.


    Jedenfalls steigert die ganze Aktion nochmals meine Hochachtung vor allen, die Eisenbahnräder ohne Lasercut bauen, selbst eine einzelne Scheibe war schon eine gehörige Plackerei.



    Die Farbe habe ich auf Rot geändert, das gefällt mir für Eisenbahnräder besser als Schwarz. Und sie sind auch wieder eingesifft. Die Kanten der Spurkränze sind angefeilt, sieht besser aus als eckige Pappkante.

    Die Laufflächen sind mit Alupaste bemalt aus den Malbeständen meiner besseren Hälfte. Nicht ganz das Ideale; man schaue sich im Vergleich die Räder des aktuell parallel laufenden Pm 36-2 Bauberichtes an; aber einigermaßen OK. Irgendwo habe ich auch noch feines Schmirgelpapier, ggfs. hilft das.


    vie


    Die Laufflächen sind nicht sonderlich eben; vielleicht liegt das an den 2 unterschiedlichen verwendeten Materialien; und wie immer: vor dem Lackieren sah es viel ebener aus. Oder ich hätte den äußeren Papierring der Lauffläche nicht weglassen sollen. Nur gut dass die Räder ohnehin kaum sichtbar sind.

    Trotzdem gefallen sie mir ziemlich gut, jedenfalls besser als einfach nach Anleitung gebaut.


    Ready for Zusammenbau des Rahmens! Langsam sieht man also was.



    Die in der Zwischenzeit fertig genieteten Fronten sind nur provisorisch angefügt sonst wären sie auch verkehrt herum. Sie müssen auch noch richtig eingesifft werden, dann gibts auch ein Bild.


    Soweit für heute.

  • Hallo Freunde des gepflegten Kartonmeditierens,


    nach dem Erstellen des Grundrahmens ging es in den letzten Tagen mit dem äußeren Teil des Fahrwerks weiter. Wird man zwar nur durch die Luke der äußeren Verkleidung sehen können, aber gerade das gibt die Option, neue Techniken ohne großes Risiko auszuprobieren.
    Inzwischen bin ich zu 99,9% sicher, daß das Modell nicht vollakiert werden wird sondern einfach as-is gealtert werden soll. Das "Schlonzige" hat bereits bei den Rädern ganz gut geklappt und soll nun weiter gehen.



    Der Rahmen selbst is recht einfach gehalten, eigentlich sind nur die Blattfedern und die Achshalter zu ergänzen.


    Da ich den nackten Rahmen zu eintönig empfinde, habe ich noch einige Nietenreihen spendiert wie sie ggfs. gewesen sein könnten. Die Nieten sind diesmal eine Nummer größer als die staubkorngroßen (bzw. -kleinen) Nieten der äußeren Verkleidungen; für einen Rahmen braucht es sicherlich etwas stärkeres Material als für eine simple Verkleidung. Ausserdem geht die Verarbeitung um ein Vielfaches schneller und einfacher.

    Den Achshalter (oder wie auch immer das Ding heißt, durch das die Achse verläuft) habe ich rot angepinselt; das Schwarz des Bogens alleine für dieses Teil finde ich vollkommen unmotiviert. Eigentlich ist auch das Schwarz der Unterseite der Bodenplatte unmotiviert, aber das ist mir erst zu spät eingefallen. Egal.


    Danach also das Anbringen der vorbereiteten Kleinteile


    ... auch wenn von dem ganzen Zauber am Ende nur noch ein Guckloch übrig bleiben wird


    Positiv- was man nicht sieht kann man ja auch verhunzen. Also mal wieder Alterung probiert. "Verschlonzt" sind die Seiten mit Wasserfarben. Hat den riesengroßen Vorteil dass die Wasserfarben wieder ganz brav die Leimflecken abdecken und zusätzlich vom nicht immer 100% präzisen Ankleben ablenken.


    Muss sagen durch die "Verschlonzong" gewinnt das Modell ungemein. Bin zufrieden!


    Was nicht ganz präzise ist - und das liegt nur zu einem geringen Teil am Einbau mit leicht "runden Ecken" - ist die seitliche Breite des Rahmenteils. Hier haben sich die Konstrukteure offensichtlich an der Breite der Frontblende orientiert. Zur Erinnerung: die Frontblende steht ca. 0,5 mm über den Rahmenkarton über, damit sich die Seitenverkleidung dahinterschieben kann und von vorne keine Kante sichtbar ist. Nur darf dann der innere Rahmen nicht genauso weit überstehen, hier setzt sich die Seitenabdeckung ja davor.



    Glücklicherweise ist das Lasercut-Teil korrekt. Also noch schnell ab mit dem Überstand, bevor es nächste Woche an die andere Seite und die Kuppelstangen geht.


    in diesem Sinne eine gute Woche!