Auferstanden aus der blauen Tonne (Église de Saint Pavin, Gilbert et Louise Baud)

  • Hallo, liebe Freunde des Kartonmodellbaus,


    wie schon am Ende meines letzten Bauberichts angedeutet, möchte ich diesmal eine Kirche in Angriff nehmen. Oh, ich merke gerade, das könnte man missverstehen, sagen wir also lieber, ich möchte ein Modell davon in Angriff nehmen! Es handelt sich um das Modell "6.02 Èglise de Saint Pavin" von, ihr werdet es sicher sofort erraten, Gilbert und Louise Baud.


    Ich habe in den 1990er Jahren diese Kirche schon einmal gebaut, damals noch vom Originalbogen und erstmalig mit Glühlampenbeleuchtung. Leider habe ich mich in einem Anfall von Aufräumfieber und geistiger Verwirrung 2020 für die Entsorgung entschieden, zwei Jahrzehnte Küchendunst hatten dem Modell alles andere als gut getan. Ich habe aber den Modellbogen (er ist der einzige noch original verschweißte in meiner Sammlung) wieder beschaffen können, als das noch möglich war, und nun würde ich gern sehen, was sich mit den heutigen Mitteln und Erfahrungen daraus machen lässt.



    Diesmal ist, nur nebenbei gesagt, gar keine Bauanleitung dabei, nur einige Hinweise auf einzelnen Bögen. Dabei ist auch interessant, was Gilbert Baud bei seinen Modellbauern als bekannt vorausgesetzt und wo er Hinweise für nötig erachtet hat.


    "Jede große Reise, auch der weite Weg von 1.000 Meilen, beginnt mit dem ersten Schritt" (Laotse). Also fangen wir traditionell mit der Grundplatte an. Wie schon bei anderen Modellen erwähnt, hat Gilbert Baud keine Verstärkung der Grundplatte vorgesehen. Deshalb sind manche Anbauten nicht im Grundriss enthalten. So passt das Ganze auch auf A4.


    Auf der originalen Grundplatte fehlen die Apsis, der Anbau für das Hauptportal am Turm und alle Stützmauern, die rund um die Kirche angeordnet sind. Ich habe meine Grundplatte vergrößert und alle überstehenden Teile wegen meines fehlenden grünen Daumens erst einmal gepflastert. Die benötigten Pflastersteine habe ich hemmungslos bei Rainers (schreinerrainer1) Staanerhüsern geklaut! Ich bin mir ziemlich sicher, dass er da nichts dagegen hat, anderenfalls ist der Baubericht hier schon zu Ende. :D



    Jetzt sind die Wandelemente vorzufertigen, d.h. Lichtabschirmung, Versteifung mit Finnpappe und Einbau der Fenster müssen als nächstes gemacht werden. Und nun kommt mein Lieblingssatz: "Das wird wohl einige Zeit dauern!"


    Bis dahin freundliche Grüße euch allen

    Bernhard

    Edited once, last by befu ().

  • Schur Bernhard.

    So wie ich dich kenne wird es wieder ein wunderschöner Bau mit einem guten Baubericht werden.

    Was mich interessiert ist die größe der Kirche. Es wäre schön wenn du uns die Länge und die Höhe der Kirche mitteilen würdest. Ich wünsche dir viel Spaß beim bauen und werde deinen Baubericht mit Interesse begleiten.

    Mit freundlichem Gruß: Rainer.

  • Hallo Rainer,


    vielen Dank für deine Vorschuss-Lorbeeren, schau'n wir mal und warten ab, was kommt. Schon der Turmschaft hat mich fast zwei Tage beschäftigt, ich hatte gar nicht mehr in Erinnerung, dass der Bau damals vor über 20 Jahren so schwierig war.


    Nun zu deiner Frage: Die Grundplatte ist 380 mm lang und 185 mm breit. Die Kirche selbst hat eine Länge von 364 mm und eine Breite von 172 mm inklusive aller Anbauten wie Stützmauern und Türportale. Die Höhe kann ich im Moment nur aus den Bauteilen ermitteln, sie wird ca. 360 mm betragen. Ich staune selber über die Ausmaße, ich hatte das Modell kleiner in Erinnerung, wahrscheinlich deshalb, weil es immer hoch oben auf einem Schrank stand. Es dürfte gerade noch in das höchste Fach des Schranks passen, in dem ich die neuen Modelle unterbringen will.


    Danke auch an alle anderen Forumsmitglieder, die ihr Interesse bekundet haben, 12 Daumen nur für die Ankündigung eines Bauberichts, Donnerwetter!


    Freundliche Grüße euch allen

    Bernhard

  • Hallo, liebe Freunde des Kartonmodellbaus,


    nach knapp einer Woche möchte ich euch einen kurzen Zwischenbericht geben. Ich bin noch immer dabei, alle Wandelemente für den Kirchenbau vorzubereiten: Den Turmschaft, das Hauptschiff, das Querschiff, die beiden Seitenschiffe und die Apsis. Am weitesten ist der Turmschaft gediehen, wobei mir die gotischen bzw. neugotischen Spitzbögen etwas Schwierigkeiten gemacht haben. Allein das Fenster über dem Hauptportal habe ich dreimal angefertigt.



    Als erstes habe ich eine Wand des Hauptschiffes mit Fenstern versehen. Dabei mussten die beiden seitlichen Teile der Fensterwölbung angepasst werden, sowohl die Länge der beiden gebogenen Teile als auch der Schnittwinkel in der Spitze sind nicht korrekt gezeichnet. Beim linken Fenster, das ich zuerst ausgeführt habe, ist das nicht wirklich optimal gelungen.



    Dem originalen Baubogen von Gilbert Baud sind für die Fenster klare Folien beigefügt, denen lediglich waagerechte schwarze Streifen aufgedruckt sind. Damit steht sofort die Frage der Gestaltung des Innenraums auf der Agenda. Außerdem ist eine Kirche nur mit klaren Glasfenstern wohl eher eine Ausnahme und nicht typisch. Deshalb habe ich stattdessen eigene farbige Fenster gestaltet.



    Zum Schluss eine erste Ausschau auf die beleuchteten Fenster. Im Turmschaft ist die Lichtabschirmung bereits vollständig, beim Wandelement muss aber noch für jedes Fenster eine Maske eingebaut werden, die alle Teile der schrägen Fensterwölbungen abdunkelt.



    Es geht sehr viel langsamer vorwärts als erwartet, aber es geht vorwärts. Wenn die Wände aufgestellt sind, melde ich mich wieder bei euch.


    Bis dahin freundliche Grüße euch allen

    Bernhard

  • Gerechter Himmel...

    Das ist ja so was von genial :thumbup:

    Wo hast Du denn DIE Bildchen her? :love:

    Gruß, Renee

    Im Wald boten sich mir zwei Wege dar.

    Ich nahm den, der weniger betreten war!

  • Schur Bernhard, du erstaunst einen immer wieder! Das sind ja super Kirchenfenster, so was habe ich im Kartonmodellbau noch nie gesehen. Auch die größe der Kirche ist recht stattlich, ich nahm an die Baud Kirchen seien kleiner.

    Mit freundlichem Gruß: Rainer.

  • Liebe Freunde des Kartonmodellbaus,


    Es freut mich, dass euch die Fenster gefallen. Mit GIMP wurden die unvermeidlichen perspektivischen Verzerrungen korrigiert und die Fenster dann für die vorgesehenen Öffnungen zugeschnitten und skaliert.


    Im Moment bin ich mir nicht im Klaren darüber, wie ich fortfahren soll. Das Modell von Gilbert Baud wirkt bei genauerem Hinsehen etwas ungewöhnlich. Die meisten historischen Kirchen haben einen kreuzförmigen Grundriss, hier aber fügt sich der Altarraum (Apsis) direkt an das Querschiff an. Das vermutliche Vorbild hat aber noch zwei Joche des Hauptschiffs zwischen Querschiff und Apsis und auch die Seitenschiffe setzen sich vor dem Querschiff fort.



    Ich habe schon einmal angefangen, die notwendigen Teile für diese "Verlängerung" aus den vorhandenen Bauteilen mit GIMP zu entwickeln, aber ich bin mir nicht sicher, ob mir das durchgängig gelingen wird.



    Noch ist es nicht zu spät, bisher müsste nur eine neue, um 60 mm längere Grundplatte gemacht werden. Am meisten jedoch schrecken mich die 14 zusätzlichen Fenster mit ihren Spitzbögen! Jetzt kämpfe ich mit mir und meinem Ehrgeiz, aber etwas Lust auf Abenteuer hätte ich schon. Schlimmstenfalls muss am Ende die Überschrift für diesen Thread geändert werden:


    "Auferstanden aus der blauen Tonne und wieder darin versenkt"


    Früher oder später werdet ihr erfahren, wie ich mich entschieden habe und ob das Ganze gut gegangen ist, und wenn ja, warum nicht. :S


    Freundliche Grüße euch allen

    Bernhard

  • Schur Bernhard, du erstaunst mich, das habe ich nicht erwartet, das du genau so detailbesessen bist wie ich es manchmal bin und neue Wege gehst ! Ich finde es super, wenn man sich Gedanken über ein Modell macht und einiges verbessert, oder wie bei den Fenstern, absolut neu und sehr originalgetreu gestaltet.

    Herr Akesson und ich denke auch Herr Baud wären begeistert gewesen.

    Weiter so, du begeisterst mich.

    Mit freundlichem Gruß: Rainer.

  • Hallo Renee,


    herzlichen Dank für deine guten Wünsche, ich betrete hier wirklich ziemliches Neuland.


    Hallo Rainer,


    auch dir vielen Dank für den überschwenglichen Kommentar, das macht mich etwas verlegen. Wie du weißt, habe ich mir die Entscheidung nicht leicht gemacht, danke auch hierbei für deine Unterstützung und Beratung, auch außerhalb des Forums.


    Damit auch andere interessierte Mitleser einen besseren Eindruck von der Problematik bekommen können, stelle ich hier noch mal meine Musteraufbauten der beiden Varianten vor:



    Inzwischen sind alle Wandelemente ausgeschnitten, gefalzt und mit Lichtschutz versehen, jetzt sind noch 29 Fenster und die beiden Rosetten im Querschiff anzubringen, bevor die Montage beginnen kann.


    Freundliche Grüße euch allen

    Bernhard