Moin aus Hamburg,
es wird exotisch: Als Karton habe ich Modelle von Einheiten der Preußischen Marine um 1850 herum noch nie gesehen. Gab es nicht mal den Aviso LORELEY als Download?
Ich möchte ein Modell des Kriegsschoners FRAUENLOB bauen. Vom Original wird gleich die Rede sein. Vielleicht finden sich hier im Forum Fachleute, die auf diesem dünn beackerten Gebiet der deutschen Marinegschichte zwischen 1852 und 1867 offene Fragen beantworten können. Alle anderen sind natürlich herzlich Willkommen.
Kgl. preußischer Kriegsschoner FRAUENLOB
Die kurzgefasste Geschichte des Schoners FRAUENLOB
Berliner und Potsdamer Frauen spendeten 1848/50 13.000 Taler, »zum Erwerb eines vaterländischen Kriegsfahrzeuges«. Als zu dieser Zeit Dänemark mit nur wenigen Kriegsschiffen den Seehandel der deutschen Lande lahmlegen konnte, war im Volk der Wunsch nach einer eigenen Marine groß. Das neu zu bauende Schiff sollte ein Zweimast-Schoner werden, der nach niederländischen Vorbildern auf einer deutschen Werft entstehen sollte. Zum Dank an die Spendenaktion, die einen guten Teil der Baukosten deckte, wurde der Neubau zunächst FRAUENGABE genannt. Der Schoner wurde Anfang 1851 in Wolgast auf der Werft von Schiffbaumeister Lübke auf Kiel gelegt. Der Bau verzögerte sich sehr. Erst am 27. August 1855 fand im Beisein von Prinz Adalbert von Preußen der Stapellauf statt. Auf Wunsch König Friedrich Wilhelm IV. wurde das neue Schiff ohne besondere Taufzeremonie FRAUENLOB genannt. Nach fünfjähriger Bauzeit wurde am 1. März 1856 der neue Kriegs-Schoner in Danzig in Dienst der preußischen Marine gestellt.
Der zeitgleich geplante Schoner HELA wurde ebenfalls zu einem guten Teil aus Spendengeldern gebaut. Es kam knapp zwei Jahre vor FRAUENLOB am 20. März 1854 in den Marinedienst und diente bis 1870, später als Brigg umgetakelt, als Schulschiff.
Der rund 300 Tonnen große und 32,1 Meter ü.a. lange Kriegsschoner FRAUENLOB war am Ende seiner kurzen Dienstzeit mit einem 30-Pfünder, wahrscheinlich aus schwedischer Produktion, armiert. Nach neuer Bezeichnung hatte der glattgebohrte Vorderlader ein Kaliber von 16,7 cm. Er ruhte auf einer schwenkbaren Rahmenlafette an Deck zwischen den beiden Masten. Die Lafette stammt wahrscheinlich von der Radkorvette BARBAROSSA und trug da einst einen 68-Pfünder (ein Kaliber, mit dem die FRAUENLOB anfangs auch bewaffnet war). Die Bewaffnung der FRAUENLOB variierte abhängig von der Verfügbarkeit geeigneter Waffen bzw. dem Einsatzzweck des Schiffes.
Die FRAUENLOB unternahm zunächst einige Fahrten in der Ostsee und führte Manöverfahrten mit anderen preußischen Kriegsschiffen durch. 1856 führte eine Reise über Madeira zum Rio de la Plata. 1858 standen Fahrten zur Vermessung der Ostsee an.
1859 brach der Schoner zusammen mit der Fregatte THETIS und der Korvette ARCONA zur großen preußischen Ostasienexpedition unter dem preußischen Staatsmann Friedrich zu Eulenberg auf. Die Schiffe erreichten über Rio de Janeiro am 7. August 1860 Singapur. Am 2. September sah man die FRAUENLOB zum letzten Mal: Der Schoner sank während eines Taifuns tragisch vor Japan und nahm alle 47 Mann Besatzung mit in die Tiefe. Das war der erste Totalverlust der preußischen Marine.
1902 ehrte die Kaiserliche Marine das Schiff mit einem neuen kleinen Kreuzer der FRAUENLOB genannt wurde. Die frühe Bundesmarine baute 1966 ein Binnenminensuchboot mit selben Namen.
Das Bild oben in diesem Link (eine Lihographie?)

ist wahrscheinlich vor dem Stapellauf des Schiffes entstanden. Vorn und achtern sind Stückpforten zu sehen, die der fertige Schoner entweder nicht hatte oder die zugesetzt wurden. Es waren für diese Plätze Geschütze vorgesehen, die dann doch nicht eingebaut wurden. Unterlagen zur Bewaffnung deuten darauf hin.