Kgl. preußischer Kriegsschoner FRAUENLOB - 1856 - 1:250 -Eigenbau

  • Moin aus Hamburg,


    es wird exotisch: Als Karton habe ich Modelle von Einheiten der Preußischen Marine um 1850 herum noch nie gesehen. Gab es nicht mal den Aviso LORELEY als Download?


    Ich möchte ein Modell des Kriegsschoners FRAUENLOB bauen. Vom Original wird gleich die Rede sein. Vielleicht finden sich hier im Forum Fachleute, die auf diesem dünn beackerten Gebiet der deutschen Marinegschichte zwischen 1852 und 1867 offene Fragen beantworten können. Alle anderen sind natürlich herzlich Willkommen.


    Kgl. preußischer Kriegsschoner FRAUENLOB


    Die kurzgefasste Geschichte des Schoners FRAUENLOB


    Berliner und Potsdamer Frauen spendeten 1848/50 13.000 Taler, »zum Erwerb eines vaterländischen Kriegsfahrzeuges«. Als zu dieser Zeit Dänemark mit nur wenigen Kriegsschiffen den Seehandel der deutschen Lande lahmlegen konnte, war im Volk der Wunsch nach einer eigenen Marine groß. Das neu zu bauende Schiff sollte ein Zweimast-Schoner werden, der nach niederländischen Vorbildern auf einer deutschen Werft entstehen sollte. Zum Dank an die Spendenaktion, die einen guten Teil der Baukosten deckte, wurde der Neubau zunächst FRAUENGABE genannt. Der Schoner wurde Anfang 1851 in Wolgast auf der Werft von Schiffbaumeister Lübke auf Kiel gelegt. Der Bau verzögerte sich sehr. Erst am 27. August 1855 fand im Beisein von Prinz Adalbert von Preußen der Stapellauf statt. Auf Wunsch König Friedrich Wilhelm IV. wurde das neue Schiff ohne besondere Taufzeremonie FRAUENLOB genannt. Nach fünfjähriger Bauzeit wurde am 1. März 1856 der neue Kriegs-Schoner in Danzig in Dienst der preußischen Marine gestellt.


    Der zeitgleich geplante Schoner HELA wurde ebenfalls zu einem guten Teil aus Spendengeldern gebaut. Es kam knapp zwei Jahre vor FRAUENLOB am 20. März 1854 in den Marinedienst und diente bis 1870, später als Brigg umgetakelt, als Schulschiff.


    Der rund 300 Tonnen große und 32,1 Meter ü.a. lange Kriegsschoner FRAUENLOB war am Ende seiner kurzen Dienstzeit mit einem 30-Pfünder, wahrscheinlich aus schwedischer Produktion, armiert. Nach neuer Bezeichnung hatte der glattgebohrte Vorderlader ein Kaliber von 16,7 cm. Er ruhte auf einer schwenkbaren Rahmenlafette an Deck zwischen den beiden Masten. Die Lafette stammt wahrscheinlich von der Radkorvette BARBAROSSA und trug da einst einen 68-Pfünder (ein Kaliber, mit dem die FRAUENLOB anfangs auch bewaffnet war). Die Bewaffnung der FRAUENLOB variierte abhängig von der Verfügbarkeit geeigneter Waffen bzw. dem Einsatzzweck des Schiffes.


    Die FRAUENLOB unternahm zunächst einige Fahrten in der Ostsee und führte Manöverfahrten mit anderen preußischen Kriegsschiffen durch. 1856 führte eine Reise über Madeira zum Rio de la Plata. 1858 standen Fahrten zur Vermessung der Ostsee an.


    1859 brach der Schoner zusammen mit der Fregatte THETIS und der Korvette ARCONA zur großen preußischen Ostasienexpedition unter dem preußischen Staatsmann Friedrich zu Eulenberg auf. Die Schiffe erreichten über Rio de Janeiro am 7. August 1860 Singapur. Am 2. September sah man die FRAUENLOB zum letzten Mal: Der Schoner sank während eines Taifuns tragisch vor Japan und nahm alle 47 Mann Besatzung mit in die Tiefe. Das war der erste Totalverlust der preußischen Marine.


    1902 ehrte die Kaiserliche Marine das Schiff mit einem neuen kleinen Kreuzer der FRAUENLOB genannt wurde. Die frühe Bundesmarine baute 1966 ein Binnenminensuchboot mit selben Namen.


    Das Bild oben in diesem Link (eine Lihographie?)


    S.M.S. Frauenlob (1853) - deutsche-schutzgebiete.de
    S.M.S. Frauenlob (1853), Segelschoner der preußischen Marine, technische Angaben und Geschichte in alten Postkarten.
    deutsche-schutzgebiete.de


    ist wahrscheinlich vor dem Stapellauf des Schiffes entstanden. Vorn und achtern sind Stückpforten zu sehen, die der fertige Schoner entweder nicht hatte oder die zugesetzt wurden. Es waren für diese Plätze Geschütze vorgesehen, die dann doch nicht eingebaut wurden. Unterlagen zur Bewaffnung deuten darauf hin.

    »Das muss das Boot ab können!»

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  • Die Planungen zum Modellbau


    Zu diesem Schiff wurde im Forum "Segelschiffsmodellbau.com" und im "Arbeitskreis historischer Schiffbau e.V." in den letzten Jahren sehr viel geforscht und einiges an Material zusammengetragen (in dem erstgenannten Forum gibt es übrigens auch Kartonmodellbauer, im zweitgenannten Verein ebenso). Ich möchte die Ausgangslage nutzen, um eine kleine Modellrekonstruktion zu wagen.


    In Wolgast gibt es ein Museumsmodell, welches von einem Forenmitglied, einem Schiffbauingenieur, vermessen wurde. Diese Risse, als vorläufig deklariert, darf ich zum Bau des Modellrumpfes nutzen. Die restlichen Details habe ich nach den Modellfotos aus Wolgast (bei "Segelschiffsmodellbau.com" zu sehen) und Plänen der damals als Vorbild genommenen niederländischen Kriegsschonern SCORPIOEN und ADDER nachgezeichnet.


    Es gibt die Vermutung, dass das Wolgaster Modell um 1900 entstanden ist. Fraglich ist, nach welchen Unterlagen es damals erbaut wurde. Das Modell wird in meinem favorisierten Maßstab von 1:250 natürlich aus Karton und Papier entstehen.


    Außer dem Modell in Wolgast finde ich im Netz noch weiteres Museumsmodell (Standort unklar). Im Küstenmuseum Wilhelmshaven ist mir ein weiteres Modell bekannt. Der Miniatur-Modellbauer H.P. Weiss hat eine FRAUENLOB im Maßstab 1:1200 aus Papier gebaut. Weitere Modelle sind mir bisher nicht begegnet.


    In Wolgast sollte vor Jahren die FRAUENLOB 1:1 nachgebaut werden. Dazu sind mir keine Bilder oder Pläne über den Weg gelaufen. Ich halte mich bei meinem Modell in der Hauptsache an das Wolgaster Modell und die daraus abgenommenen Risse, an die im Forum "Segelschiffsmodellbau.com" veröffentlichten Rechercheergebnisse und die Pläne von SCORPIOEN und ADDER (im Netz einsehbar).


    Bei Detailfragen muß ich also - im wahrsten Wortsinne - Farbe bekennen und eine Lösung finden. Mein Modell kann also nur der Versuch einer Rekonstruktion sein


    Nach den vorhandenen Unterlagen (s. oben) habe ich mir eine Arbeitsskizze vom zu bauenden Modell gemacht:



    Ein Rumpf mit "Aberdeen-Bug", Masten mit starken Fall und zwischen den Masten ein dicker 30-Pfünder.


    Bald gehts weiter mit der Berichterstattung zum praktischen Modellbau.


    Viele Grüße bis dahin,

    Klaus

    »Das muss das Boot ab können!»

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  • Sehr ambitioniertes Projekt, Klaus; schön, daß noch jemand sich an Modellen von Originalen versucht, deren Plan- und Bildlage sehr spärlich ist. Erinnert mich immer an das Huhn, daß einen Korn trank und den Blinden fragte, woher die Flasche kam oder der Sack mit dem Korn steht ... ? Oder so ähnlich? :D
    Ich freue mich auf einen interessanten Bericht, obwohl diese Schiffe nicht direkt meine Baustelle sind.
    Mit einem lieben Gruß

    Wilfried

  • Hallo,

    viel Erfolg beim Konstruieren. Findet sich vielleicht beim Gröner etwas mehr über das Schiff? Oder frag doch mal
    Kontakt Arbeitskreis Historischer Schiffbau e.V. nach.

    Ulrich

                                                                                   Artikel 1 GG:

    Die Würde des Menschen ist unantastbar.

    Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt



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  • Moin Klaus;


    Hallo,

    viel Erfolg beim Konstruieren. Findet sich vielleicht beim Gröner etwas mehr über das Schiff? Oder frag doch mal
    Kontakt Arbeitskreis Historischer Schiffbau e.V. nach.

    Ulrich

    genauer gesagt Gröner Band 1 von 9 sollte es sein.


    Dann gibt es das Marine Lexikon von Witthöft und von Hildebrand-Röhr-Steinmetz " Die deutschen Kriegsschiffe " eine 10 bändige Buchreihe, kam fast mit den Gröner Büchern auf den Markt.


    Sonst kann ich Dir nur die üblichen Verdächtigen, wie Marine Rundschau und Marine Forum empfehlen.

    Viele Grüße vom Rande der dänischen Südsee

    Arne



    als Langläufer:

    Helgen 1 einen 299 BRT Kümo kurz vor dem Stapellauf, vom Reeder zurückgestellt
    Helgen 1a einen AHTS in Arbeit.
    Helgen 2 einen 1599 BRT Mehrzweckfrachter in Arbeit, wird auf Wunsch der Reederei umgebaut

  • Moin in die Runde,


    genau, Willi, das Schiff meinte ich. Ich sehe nun aber, dass es schon zur Kaiserlichen Marine gehörte und doch keine preußische Einheit ist. Demnach gibt es meines Wissens kein Kartonmodell aus dieser - zugegeben - sehr engen Epoche der deutschen Marinegeschichte. Ullrichs Tipp bin ich schon gefolgt (siehe Angaben unter #2). Die Forschungen im Ak bzw. im Forum Segelschiffsmodellbau laufen seit rund zehn Jahren. Unterlagen habe ich soweit zusammen, die Fragen werden nun beim Bauen von Details kommen.


    Das erwähnte Modell im Stadtmuseum Wolgast kann vermutlich jenes sein, welches schon im Museum für Meereskunde in Berlin ausgestellt war (das Museum wurde im letzten Krieg zerstört, die Exponate sind entweder zerstört oder in alle Winde verstreut). In Wolgast ist über die Herkunft des Modells leider nichts bekannt. Sicher ist jedoch, dass es sehr alt ist und möglicherweise nach Originalunterlagen gebaut wurde. Die Maße decken sich jedenfalls mit den überlieferten technischen Daten.


    Na, und jetzt will das blinde Huhn mal nach Körnern picken... ^^


    Klaus

    »Das muss das Boot ab können!»

  • Der praktische Modellbau


    Begonnen habe ich - Nein, nicht mit dem Spantengerüst! Zuerst habe ich das Teil gebaut, auf welches ich am wenigsten Lust hatte: nämlich die Plinte, auf der das fertige Vollrumpfmodell einmal stehen soll.


    Den Kern aus Graupappe habe ich mit lackiertem Karton überzogen und darüber braunen Tonkarton gezogen. Das wollte ich dann alles mit Farbe so behandeln, das es wie Holz aussieht. Das habe ich zwar schon mal hinbekommen, diesmal aber leider nicht. Also habe ich das Ganze am Ende mit Furnier überklebt.


    Oben sind mittig die beiden Einlässe für die beiden Sockel eingebaut. Da der Bugspriet mit Klüverbaum später weit vorn übersteht, müssen die Löcher entsprechend versetzt werden damit das komplette Modell optisch ausgewogen zu stehen kommt.


     


     

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  • Moin Klaus,


    das ist mal wieder ein tolles "Nischenprojekt", da werde ich spannen!


    Von den Japanern gab es einen Kartonbausatz der Kaiten ex Danzig (1:144 ?)

    und von Heinkelmodels (was für ein Name für Schiffsbausätze) gibt es die

    Stonewall und die Kotetsu, Schwesterschiffe der Prinz Adalbert.


    Jetzt wo das Schwierigste geschafft ist viel Spaß mit dem Rest! :thumbsup:


    Gruß Joachim

  • Super gedacht, Joachim!


    Klar, die DANZIG - das erste in Preußen gebaute maschinengetriebene Kriegsschiff - wurde an Japan verkauft. Das war ein interessantes Schiff und würde als gutes Kartonmodell bestimmt auch eine gute Figur machen. Und richtig: das Rammschiff PRINZ ADALBERT wurde unter dem Tarnnamen CHEOPS in Frankreich ursprünglich für die konföderierten Staaten gebaut. Die traten aber nach dem Bürgerkrieg vom Kauf zurück und die Preußen griffen zu.


    Das Modell der KAITEN ist im Maßstab 1:144. Genau wie die LORELEY sind mir persönlich beide Modelle aber ein bißchen zu »phantasievoll«.


    Klaus

    »Das muss das Boot ab können!»

  • Moin Klaus,

    sehr interessantes Projekt das Du ausgesucht hast,

    falls du noch z.T. sehr detaillierte Unterlagen zu Schonern suchst,

    das Buch "Schoner in Nord und Süd" von K.H. Marquard ist sicher

    eine hilfreiche Quelle.

    Bei Interesse melde dich einfach.


    Gruß


    Jürgen

  • Moin Jürgen,


    das Buch habe ich auch, es liegt schon zur Klärung von Detailfragen griffbereit neben meinem Bastelplatz. Die darin behandelten Schiffe sind klasse und Herr Marquardt war als Autor, Zeichner und Modellbauer unübertroffen gut :thumbup:


    Klaus

    »Das muss das Boot ab können!»

  • Toll, eine Interesse an diesem Schiff scheint vorhanden 8o .


    Den schönen Schoner kennen sicher nur an der MAterie Interessierte, so ist das Schiff in seiner kurzen Lebenszeit ja nie groß in Schlachten oder anderen spektaküläre Aktionen verwickelt worden. Nur der zweifelhafte Ruhm, der erste Totalverlust der preußischen Marine zu sein, wird dem Schoner zu Teil.

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  • Das Spantengerüst


    Den Rumpf möchte ich wieder in der bewährten "Halbrumpfmethode" bauen. Wie Plastikmodelle baue ich mir zwei Rumpfhälften die dann später zusammengefügt werden. Die Technik hat schon ein paarmal funktioniert.


    Die Vorteile bei diesem Vorgehen sind, dass der Verzug des Kartons besser eingedämmt werden kann, die Werkteile einen sicherne Auflage beim Beplanken haben und die Formbarkeit der Rumpfsilhouette deutlich leichter ist.


    In die doppelten Mittelspanten müßen die Führungen für die Masten, die Einlässe für die Sockel und achtern das Hennegatt für das Ruderblatt mit eingeschnitten werden. Eine Luke an Deck möchte ich später teilweise geöffnet zeigen. Auch diese Öffnung ist eingeplant.


      

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  • Die Beplankung


    Ein Griff in die Altpapierkiste förderte Baustoff für die Beplankung hervor. Die einzelnen Streifen dafür klebte ich zuerst diagonal, dann im zweiten Durchgang in die andere Richtung wieder diagonal über Kreuz auf.



    Oben auf dem Foto ist die einfach beplankte Backbordseite, darunter die fertige Steuerbordseite zu sehen.

    Geklebt habe ich bisher nur mit UHU



    Der Rumpf hat die Maße eines größeren Beibootes im Maßstab 1:100. beim Zusammengehalten zeigen sich schon jetzt die schönen Rumpflinien.

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  • Das Schanzkleid und die Spachtelarbeit


    Für die Ermittlung der Schanzkleidabwicklung habe ich mir eine Form aus dem Deck und aus der Oberkante der Reling aus Karton geschnitten. Sie sind mit Abstandhaltern in Höhe der Schanz verbunden und ermöglichten es nun, ein Papier anzudrücken und mit dem Bleistift die Kontaktpunkte abzunehmen (auf dem Foto oben zu erkennen, leider ist die Höhe der Hilfskonstruktion nur durch den Schatten erkennbar).



    Nach der so entstandenen Schablone schnitt ich die Schanzkleider aus Karton und klebte sie auf den restlichen Rumpf.

    Dabei musste ich einiges mit der Schere anpassen. Die Schanzkleider fallen vorn und achtern nach außen, mittschiffs jedoch leicht nach innen. Da waren einige Einschnitte nötig.



    Der Rumpf auf dem Foto ist nach wie vor aus Papier, nicht aus Marmor geschlagen. Ich habe ihn nur mit normalem Wandspachtel behandelt und geschliffen.

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  • Der Rumpfbau geht weiter


    Auf den geschliffenen Rumpf habe ich Bahnen mit Zigarettenpapier aufgeklebt. Das Überwasserschiff hat einen Bezug aus dem Papier einer Brötchentüte bekommen. Der Vordersteven und der Kiel - geteilt, um die Durchlässe der Sockel frei zu lassen - sind angebracht. Alles ist mit Schnellschleifgrund behandelt.

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  • Farbe bekennen, erster Teil, und Kupferung


    Laut meinen Quellen (Räusper: Wikipedia...) war das Unterwasserschiff der FRAUENLOB mit Kupferplatten beschlagen. Die Platten habe ich mir mit dem Rechner wie eine Mauerstruktur angelegt. Als Plattengröße habe ich das niederländische Originalformat von 1200 x 500 mm (E. W. Petrejus: Das Modell der Brigg IRENE) auf 1:250 heruntergerechnet. Die Struktur habe ich mit einer patinagrünen Farbe unterlegt.


    Das Überwasserschiff habe ich vorher dunkelgrau gemalt (Revell Aqua-Color, "Panzergrau"). Das soll mein Schwarzton sein. Mit der "Kupferung" habe ich mitschiffs begonnen (auf dem Foto im unteren Bildteil zu sehen). Stück für Stück habe ich dann in Bahnen weitergearbeitet. Alle Linien sind vorab mit dem Cutter eingeritzt. Das Ziel war, eine homogene Fläche zu schaffen die aber aussehen soll, als ob sie aus zig einzelnen Stücken gemacht ist (eine Kupferhaut eben)


    »Das muss das Boot ab können!»

  • Farbe bekennen, zweiter Teil


    Genau festgelegte Farbschemen der preußischen Marine aus den 1850ern konnte ich nicht ermitteln. Aus dem aneren Forum bzw. dem AkhS bekam ich den Vorschlag, den Rumpf schwarz, die Schanzkleider weiß und je einen roten Streifen in der Wasserlinie und einen weißen Streifen unter der Schanzkleidoberkante außen zu malen.


    Ich habe einen Notiz vom 18. Oktober 1872 in der der Wegfall des roten Streifens in der Wasserline verordnet wird. Ab wann der Streifen jedoch geführt wurde, konnte ich nicht ermitteln.


    Der Streifen kam mir aber gelegen, weil ich damit die Wasserline abgrenzen konnte.

    Auf dem Foto habe ich den Rumpf auf den Plan gelegt. Der Eindruck, wie das spätere Modell wirken wird, kommt ganz gut heraus.


    »Das muss das Boot ab können!»

  • Aus Zwei wird Eins


    In Hamburg haben die Hochzeitsglocken geläutet: Beide Rumpfhälten sind feierlich vereint. Die Stirnkanten des Kiels habe ich "gekupfert" und wer genau hinsieht, erkennt den Loskiel aus einem Haardünnen, braunen Papierstreifen. Wie schon in den voran gegangenen Schritten zu erkennen, werden die Pforten im Schanzkleid beidseits des 30-Pfünders geöffnet dargestellt werden.


     


    Den Rumpfbau habe ich zum besseren Verständnis nun in einem Rutsch beschrieben um zu zeigen, wie die Technik mit den zwei Rumpfhälften wirkt :love:


    Viele Grüße,

    Klaus

    »Das muss das Boot ab können!»

  • Moin Klaus,


    unterhaltsam und lehrreich, wie erwartet!


    Kannst du etwas über die Dicke des diagonalen Altpapiers sagen?

    Hast du das bei den Spanten berücksichtigt?


    Wandspachtel aus der Tube oder mit Wasser angemischt?


    Der Rumpf sieht ohne Farbe total verschärft aus. Freu' mich auf mehr


    Joachim

  • Hallo Joachim,


    die erste Lage bei der Beplankung war ein Beilageblatt in einer Packung A4-Briefumschläge. Ich schätze, dass es rund 130 g stark war. Die Lage darüber ist aus dem Thermopapier eines Kassenzettels (die Druckfarbe schmierte im Kontakt mit dem UHU, daher die Farbwirkung). Die Spanten habe ich an den Innenlinien ausgeschnitten, die Linienstärke ist dann Pi mal Daumen die Stärke der Beplankung. Den Spachtel habe ich auf den Kunststoffdeckel einer Olivenpackung gedrückt und mit Wasser verdünnt. verteilt habe ich den Spachtel mit einem ganz kleinen Malerspachtel aus dem Künstlerbedarf. Häufiges Schielen am Rumpf längs, drehen und Gegenhalten gegen verschieden helle oder dunkle Hintergründe halfen dann, Beulen und Knicken zu Leibe zu rücken.


    Du siehst: Ich arbeite eher aus dem Bauch und nach Gefühl denn nach Anleitungen oder Lehrbüchern. Absolut wichtig ist mir nur, dass mein Modell eine möglichst exakte Abbildung des Originals zeigt (was in diesem speziellen Fall schwer zu sagen ist). Die Mittel und Wege dahin sind also offen und recht.


    Die überkreuzten Diagonallagen auf den Spanten ergeben übrigens einen sehr stabilen Rumpf der beim schleifen viel aushalten muss und eben auch kann. Ruderboote werden übrigens auch manchnmal in diesem System gebaut. Mir fällt dazu bspw. das zerschlagene Rettungsboot der PAMIR in der Lübecker Jakobikirche ein. Am Wrack lässt sich die Bauweise gut erkennen.


    Ich danke Dir für Deine aufmerksame Frage! :thumbsup:


    Klaus

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  • Aus dem Kartonmodellalltag


    Erst beim vereinten Rumpf bemerkte ich die falsche Heckform. In der Draufsicht war es mir zu rund geraten. Mit Schnitten und Füllungen kleiner Pappkeile habe ich es zur eher eckigen Form laut Plan modeliert. Solche Korrekturen machte ich immer wieder am Rumpf. Ich zeige diesen Schritt exemplarisch für alle anderen vorher gemachten Korrekturen. Besonders am Schanzkleid war viel Nachjustierung und Biegerei nötig.


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  • Auf den Sockel gehoben


    Der Rumpf ruht nun auf der vorbereiteten Plinte (Gut, dass ich vorgearbeitet habe :D ). Zwei mit Papier umwickelte Zahnstocherabschnitte bilden die Stützen. Der Bugspriet mit Klüverbaum wird das Gesamtbild später wieder "ins Lot" rücken. Momentan steht der Rumpf scheinbar nach hinten versetzt auf seiner Unterlage.


    Das Deck ist aufgeklebt. Die Decksplanken habe ich mit dem Computer etwas breiter angelegt als wir es heute auf aktuellen Schiffen gewohnt sind. Die Stöße sind nach historischen Vorbildern unregelmäßig wiedergegeben, stossen aber natürlich auf imaginäre Decksbalken. Es gibt keine Rahmen um die Decksöffnungen.


    Das Deck ist einen Grauton gehalten, einzelne Planken habe ich mit Farbstiften etwas herausgearbeitet. Ich weiß was eine Balkenbucht ist, habe sie mir aber geschenkt da sie a) kaum zu sehen wäre und b) mir das Leben unnötig schwer machen würde.


    Die Gefechtslauf- und Rangierslaufschienen für die Geschützlafette ist aus Papier ausgestichelt und soll eine Bronzebeschaffenheit zeigen. Die Augbolzen zur Geschützsicherung sind gestanzte Papierkreise mit je 1 mm Duchmesser und einem schwarzen Punkt als Öffnung in der Mitte.


    Achtern ist eine kleine Plattform über dem Ruderkoker eingezogen.


    Die Seitenpforten sind aufgeschlagen dargestellt. Lange Beschläge sichern die Deckel nach innen.


    Die Oberlichter für die Messen sind da. Ich habe sie ohne konkrete Quelle einfach in Weiß dargestellt.


    Der rote Streifen auf der Wasserline erwies sich als viel zu eierig. Der neue Streifen ist sicher zu breit, zeigt nun aber eine gerade Linie (ich lasse das jetzt so).


    Das Ruder ist angebracht und nach dem Vorbild zeitgenössischer Segler führt mein Modell seinen Namen auf einem schlichten Namensbrett am Heck (dazu fehlten mir Darstellungen bzw. Dienstanweisungen). Das ist auf dem Foto schlecht zu erkennen, ich werde aber im Laufe des Baus öfter mal mit der Kamera dort in der Gegend sein.


    Aproporos Kamera: Die Makros zeigen wieder ein schlimmeres Bild, als es in Wirklichkeit ist ;(


      


     



    Es ist Zeit für meine Lieblingsbemerkung an dieser Stelle: Man kann erkennen, was es werden soll...


    Viele Grüße,

    Klaus

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  • Es hat wieder im Karton gerappelt


    Das Deck ist nun ausgerüstet. Die Luken habe ich mit einliegendem Deckel (s. LOGBUCH 2015_2, S. 92 ff.) dargestellt. Eine Luke mit Niedergang ist geöffnet. Es kann gut sein, dass der Niedergang in der rechteckigen Lukenöffnung auch seitlich aufgestellt sein konnte. Ich habe ihn in Schiffslägsrichtung gesetzt, so dass der Wind dem Ein- und Aussteigenden nicht ins Gesicht bläst.


    Die Anordnungen der Nagelbänke, der Ankerbeting sowie der Bugsprietbeting folgen wieder dem Wolgaster Modell. Ebenso steht das Gangspill auf seinem Platz. An der Stelle gebe ich zu, das Oberlicht hinter dem Spill mit etwas mehr Abstand gesetzt zu haben als es auf dem Plan von SCORPIOEN angegeben war. Die Männer am Spill sollten durch die Maßnahme etwas mehr Raum zum Arbeiten bekommen.


    Die beiden gusseisernen Lenzpumpen sind meine Zutat, mit irgendwas mußte der Rumpf schließlich gelenzent werden. Die Pumpen folgen historischen Vorbildern (zu Mondfeld, Petrejus) und bestehen immerhin aus neun Bauteilen. Ebenso sehe ich die beiden Seeschlagklappen im Schanzkleid achtern als eine Notwendigkeit an, die so ein Schiff benötigt.


    Die lange Pinne wurde auf Kommandantenwunsch vor der schicksalhaften Asienreise eingebaut und gegen das vorher genutzte Steuerrad getauscht (Freundliche Information eines Kolegen, derin Originalakten recherchiert hat). Vor der Pinne steht der Kompaß.


    In Höhe des Fockmastes habe ich beidseits je eine Kettenpiepe zur Aufnahme der Ankerketten dargestellt. Die Ankerklüsen führen aussenbords Klüsbacken. Das sind beides Details, die das Wolgaster Modell nicht zeigt. Ebenso ist das einfache Ofenrohr an Deck meine Lösung zum Problem, wie die Dämpfe des Ofens in der Kombüse abziehen konnten.


     


     

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  • Danke für Eure Zustimmung und das Lob :love:


    Bei diesem Modell kommen ein paar Dinge zusammen: Ein Schiff, das kaum fünf Jahre in Dienst war, aus einer Zeit der deutschen Marinegeschichte, die wenig erforscht ist. Ein Schiff, von dem aktenkundlich technische Daten und ein paar Details überliefert sind. Es gibt noch die Pläne der vorbildgebenden niederländischen Schoner. An Bildern gibt es nur eine detailierte Lithografie, die vor der Fertigstellung der FRAUENLOB entstanden ist und gemalte Bilder die vier Jahrzehnte nach dem Untergang entstanden sind. Es gab mal ein Modell im ehemaligen Museum für Meereskunde in Berlin. Und im Stadtmuseum Wolgast gibt es ein Modell, das sehr alt ist, dessen Herkunft aber unklar ist.


    Der Rest ist Vermutung und Beobachtung, was gleichartige Schoner aus der Zeit um 1855 so zu bieten hatten. Aber Spaß macht das alles trotzdem ;)


    Bis zum nächsten Bauschritt,

    Klaus

    »Das muss das Boot ab können!»

  • Der 30-Pfünder


    Nach einigen Anläufen und Fehlversuchen habe ich nach historischen Quellen ein 30-Pfünder-Geschütz auf einer Rahmenlafette gebaut.

    Da der 30-Pfünder von der Dampffregatte BARBAROSSA kam, habe ich als Vorbild die Darstellungen von Lafette und Rahmenlafette auf dem BARBAROSSA- Modell im "Tamm-Museum" gewählt (Meine Fotos, im September 22 geschossen)


     


     


    Die Maße des Rohrs habe ich den Zeichnungen von Funke (C. Funke "Artilleriematerial der Königlich Preussischen Marine" 1861) entnommen. Die Form der Lafette richtet sich ebenfalls aus zeitgenössischen Zeichnungen (Seitenwangen mit stufenförmigen Enden). Die Breite der Lafette ist nach dem Duchmesser des Rohrs orientiert. Sie läuft nach vorn leicht v-förmig zu und ruht mit zwei Querhölzern auf der Rahmenlafette.


    Die Länge der Rahmenlafette habe ich vom Radius der Gefechtslaufschienen festgelegt. Der Anschlagzapfen zur Seitendrehung der Lafette liegt im Mittelpunkt des Kreissystems. Vorn und hinten liegt die Rahmenlafette ohne Anstieg nach hinten auf zwei überstehenden Querhölzern ("Polster" genannt). An den Überständen werden später die Brooktaue und die Richttakel angeschlagen.


    Es zeigte sich, dass die halbrunden Schienenstücke im vorderen Decksbereich sinnlos sind. Dazu später (leider ;( ) mehr.


    Hier eine Stellprobe mit der unlackierten Kanone:


     

    »Das muss das Boot ab können!»

  • Moin Klaus,

    immer gut zu wissen, daß die Lenzpumpen direkt in Nähe zum Geschütz sind; Krepierer oder falsche Richtung ... man weiß ja nie; wieso sinnlos im vorderen Bereich; man kann doch auch über Bug und Heck schießen; ist dann oft nur ein Versuch ... oder bei Vergehen? Sie stellen sich jetzt aufs Luk, wenn Sie's überleben, bleiben sie an Bord ..

    Ich liebe solche Modelle, die auf Recherchen fußen und nicht nur irgendwo rudimentär von Plänen abgenommen werden ..
    Guten Wirkungsgrad weiterhin.

    Gruß kartonskipper