Moin aus Hamburg:
Ich möchte Euch gerne auf Wunsch mein Modell des schwedischen Dampfers HANSA (gebaut 1899) im Maßstab 1:250 zeigen. Eingefügt ist das Schiff in eine fiktive Hafenszene die in den Vierziger-Jahren des letzten Jahrhunderts in Visby/Gotland spielt. Das Diorama ist 2014 entstanden und war ein Wettbewerbsbeitrag im untergegangenen Forum »kartonist.de«.
Die HANSA gehörte zu den Fährschiffen die zu Anfang des 20. Jahrhunderts die schwedische Insel Gotland mit dem Festland verbanden. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Dampfer zum Schutz vor Angriffen deutlich als Schiff einer neutralen Nation gekennzeichnet (aufgemalte schwedische Farben, der aufgemalte Schiffsname sowie die Nationalität auf den Rumpfseiten).
Der Linienverkehr von Stockholm nach Visby auf Gotland wurde während des Krieges aufrechterhalten. Am Morgen des 24. November 1944 blieb jedoch die erwartete Ankunft der HANSA im Hafen von Visby aus. Ausgesandte Suchmannschaften mit Flugzeugen und Booten fanden lediglich zwei Überlebende und viele Wrackteile. Was genau mit dem Schiff passiert war blieb lange unklar.
Erst nach dem Ende der Sowjetunion und der Öffnung derer Archive bestätigte sich die Vermutung, dass ein sowjetisches U-Boot die HANSA rechtswidrig versenkt hatte.
Schweden hielt sich im Zweiten Weltkrieg neutral. Aus der Befürchtung heraus, von Nazi-Deutschland dennoch überfallen zu werden, arbeite das Land aber mit den Deutschen zusammen und lieferte ihnen kriegswichtige Güter (besonders Eisenerz zur Stahlherstellung). Die Versenkung der HANSA ist - soweit ich herausfinden konnte - mit einigen Spekulationen belegt (ähnlich wie die der ESTONIA-Katastrophe 50 Jahre später). So gibt es Meinungen, dass der Dampfer Munition oder gar Truppen für die Deutschen beförderte, Gotland sollte damit als geheimer Umschlagplatz für kriegswichtige Güter werden, um die deutschen Truppen bei ihren Kämpfen im Baltikum zu unterstützen (oder Truppen aus Finnland zu evakuieren). Die schwedische Marine wollte die Versenkung angeblich geheim halten (weil sie dieser Fahrt keinen Geleitschutz geboten hatte) und sprach anfangs von einem Unfall. Soweit die Gerüchte die ich im Internet finden konnte (http://sv.wikipedia.org/wiki/Hansakatastrofen)
Bestimmt war es so, dass das sowjetische U-Boot L-21 in der Ostsee erfolglos operierte und der Kommandant seinen Vorgesetzten mindestens einen Abschuss melden wollte. Auf dem Rückmarsch zur Basis entdeckte der Kommandant Mogilevskji morgens das beleuchtete Schiff und torpedierte es. Der Wrackfund 1988 bestätigte die Versenkung mit einem Torpedo. Die HANSA liegt in zwei Teile gerissen auf dem Grund der Ostsee.
Wie auch immer: Der Untergang der HANSA forderte 84 Opfer (das jüngste war ein sechsjähriges Mädchen) und erschütterte Schweden und vor allem die Insel Gotland sehr. Der Zugang zum Festland war nicht mehr sicher.
Das Schiff wurde 1899 mit ungewöhnlich luxuriöser Ausstattung in Stockholm gebaut (Lindbergs Mekaniska Verkstad).
Es war ursprünglich 41,90 m lang, 7,85 m breit und hatte einen Tiefgang von 3,90 m. 1904 wurde der Dampfer auf 47,91 m verlängert.
Die Dreifachexpansions-Dampfmaschine mit drei Zylindern leistete 700 PSi (515 kW) und wirkte auf einen Propeller. 64 Passagiere konnten auf dem Schiff Platz finden und hatten eigene Kojen an Bord. Als Besatzung waren 23 Mann vorgesehen. Unterhalten wurde die HANSA von der Reederei Ångfartygs AB auf Gotland.
Das Kartonmodell ist auf der Basis des schwedischen Kartonmodellbaubogens von Gunnar Sillem aufgebaut (http://www.bildrum.se). Nach einigem Buddeln nach Informationen im Internet habe ich das Schiff um einige Details erweitert. Der Kran auf der Kaikante stellt den sog. ELEFANTEN aus dem Hafen von Visby dar (ein Freedownload von bildrum). Der Kran ist heute noch vorhanden.
Alle Hafenelemente (Kai, Kran, Eisenbahnwagen, Schuppen) sind aus verschiedenen kostenlosen Freedownloads gebaut. Die Schuppen sind eigentlich kleine Vorortbahnhöfe die ich zu Hafenschuppen umgeändert habe.
Auf das Schiff und seine Geschichte stieß ich 2012 bei einem Aufenthalt in Visby. Im dortigen Mariendom gibt es eine Gedenktafel für die Opfer der Katastrophe und ein - leider sehr grobes - Modell in einer eigenen kleinen Gedenkkapelle.