Autoreifen als Fender

  • Bei Betrachten der Bilder, die Dieter (didbuch) vom Lotsenboot Bülk in den Baubericht von Andreas eingestellt hat (guckst Du), sind mir zwei Dinge aufgefallen:

    1. Die Autoreifen, die als Fender verwendet werden, scheinen mir brandneu zu sein.

    2. Diese Fender sind auch nicht mehr mit Ketten oder Seilen befestigt, sondern offenbar direkt auf die Bordwand montiert


    Ich dachte immer, dass man alte, abgefahrene Reifen als billige Lösung um die Schiffe rumhängt, um nicht bei jeder Minimalkollision eine Delle in der Bordwand zu riskieren. Aber scheinbar neue Reifen? Ist das wirklich billiger als die Fenderpolster, die z. B. an den Seenotrettungskreuzern angebracht werden? Von ästhetischen Aspekten mal ganz abgesehen.

    Wer weiß mehr?


    Gruß

    Eberhard

    Es reicht nicht, keinen Plan zu haben. Man muss auch unfähig sein, ihn auszuführen!


    Der Klügere gibt nach, eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit.


    In der Werft: Kombifrachter Schwan (HMV/Piet/1. Auflage), SdKfz 222 (GPM), V1102 Lützow (Mannheimer Modellbaubogen), Seenotkreuzer ERNST MEIER-HEDDE und HERMANN RUDOLF MEYER-Klasse der DGzRS (Passat-Verlag)

  • Moin Zusammen,


    das wurde schon in den 70 ger und 80 ger Jahren auf den Werften praktiziert.


    Speziell bei Kremer Werft, Elmshorn; Sürksen Werft Emden; Hitzler, Lauenburg und vielen mehr.


    Je nach Schiffstyp kamen verschiedene Reifengrössen zum Einsatz.

    Befestigt wurden sie seinerzeit mit Ketten am Rumpf. Dadurch wurde eine gewisse Flexibilität der Reifenfender erreicht.


    Die Reifen wurden in einen gleichschenkligen Dreieck befestigt.

    Viele Grüße vom Rande der dänischen Südsee

    Arne



    als Langläufer:

    Helgen 1 einen 299 BRT Kümo kurz vor dem Stapellauf, vom Reeder zurückgestellt
    Helgen 1a einen AHTS in Arbeit.
    Helgen 2 einen 1599 BRT Mehrzweckfrachter in Arbeit, wird auf Wunsch der Reederei umgebaut

  • Moin, moin Eberhard,


    ich habe mir folgendes überlegt und denke, dass die Lösung bei den Lotsenbooten erstens vom Einsatzprofil abhängt und zweitens auch eine praktische und kostengünstige Lösung darstellt. Die Alternativen wären, wie du schon aufgezeigt hast, die an verschiedenen Stellen der Bordwand integrierte Fenderkissen oder verschiedene mit Hartgummi belegte Wallschienen.


    Das Lotsenboot mit seinem Einsatzprofil der Verbringung und Abholung von Lotsen geht auf alle Fälle mehrmals täglich irgendwo längsseits bei den verschiedensten Wetterbedingungen - deutlich öfter als z.B. ein Seenotrettungskreuzer. Daraus folgt, dass Fender (Autoreifen), Fenderkissen und Wallschienen sehr stark strapaziert werden/würden und damit häufiger instandgesetzt werden müssen. Bei den Fenderkissen und mit Hartgummi belegten Wallschienen (Scheuerleisten) ist das wohl nur bedingt durch die Besatzung zu erledigen, zumal die integrierten Fenderkissen ggf. auch teure "Maßanfertigungen" sind. Aso wäre hier jedesmal auf Fachpersonal der Werft zurückzugreifen......sehr teuer, denn unter 500 EUR plus Materialkosten macht die Werft keinen Handschlag.


    Also, aus Kostengründen ist das bei den Lotsenbooten m.E. eine gute Lösung und kaputte Reifen können wohl mit Bordmitteln relativ schnell gewechselt werden.....wahrscheinlich hat man von den (neuen) Reifen einen gewissen Vorrat an Land liegen. Die feste Installation der Reifen hat den Vorteil, dass sie beim Längsseitsgehen nicht verrutschen können und immer an der "richtigen" Stelle verbleiben. Du erinnerst dich....bei der Marine stand hinter jedem Kugelfender ein Mann und konnte das Teil - jenach Bedarf - mitfieren oder holen......und trotz lautem Geschrei und der vielen "Fenderfahrer" gab es sie dann doch........die Beule in der Bordwand ^^.


    Letztendlich schützt man bei den Schleppern mit den zusätzlichen (früher alten) Reifen auch nur die mit Hartgummi oder Hartholz belegten Wallschienen bzw. Scheuerleisten - deren Instandsetzung ist eben sehr teuer.


    Gruß von der Ostsee

    HaJo

    Exercitatio artem parat!

  • Alle Argumente verstanden, aber bei der Unmenge an Reifen, die insgesamt (sind ja nicht nur die Lotsenboote) verwendet werden, hätte ich erwartet, dass man statt der Verwendung von Neureifen - die ja schließlich einen hohen konstruktiven und produktionstechnischen Anteil enthalten, der hier gar nicht gebraucht wird (Stichworte "Karkasse", "Befestigung und Abriebfestigkeit der Lauffläche" etc.) - nicht längst ein speziell auf die von HaJo dargelegten Fähigkeiten optimiertes Verfahren gibt.

    Außerdem sind Modell-Autoreifen schlecht zu bauen und zu befestigen. Zusätzlich sieht's Sch***e aus! Das ist ähnlich asthetisch wie Hausboote, die ständig mit außenbords hängenden Fendern durch die Weltgeschichte gurken ;).

    Gruß

    Eberhard

    Es reicht nicht, keinen Plan zu haben. Man muss auch unfähig sein, ihn auszuführen!


    Der Klügere gibt nach, eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit.


    In der Werft: Kombifrachter Schwan (HMV/Piet/1. Auflage), SdKfz 222 (GPM), V1102 Lützow (Mannheimer Modellbaubogen), Seenotkreuzer ERNST MEIER-HEDDE und HERMANN RUDOLF MEYER-Klasse der DGzRS (Passat-Verlag)

  • Moin,


    Es könnten auch Reifen sein, die durch die Qualitätskontrolle gefallen sind und daher für den Straßenverkehr nicht geeignet waren. Oder sie sind garnicht neu und sehen nur so aus, weil sie ständig gewaschen werden.

    Ich habe hier übrigens einige sehr schöne Fotos gefunden: https://mannys-schiffsfotos.de…rsetzboote-in-Travemuende


    hätte ich erwartet, dass man statt der Verwendung von Neureifen - die ja schließlich einen hohen konstruktiven und produktionstechnischen Anteil enthalten, der hier gar nicht gebraucht wird (Stichworte "Karkasse", "Befestigung und Abriebfestigkeit der Lauffläche" etc.) - nicht längst ein speziell auf die von HaJo dargelegten Fähigkeiten optimiertes Verfahren gibt.

    [...] Zusätzlich sieht's Sch***e aus!

    Es gibt 7 Worte, deren Macht du niemals unterschätzen solltest:


    "Das haben wir immer schon so gemacht." ;)


    mfg

    Johannes

  • Lotsenboote und Schlepper ohne Reifenfender sind wie "Suppe ohne Salz" (sagt einer, der an Fluss und Küste groß geworden ist und immer noch an der Küste wohnt....). Reifen sind Massenware, als "Fender" preisgünstig und trotzdem sehr robust (gerade die mit Drahteinlage stabilisierte Karkasse und deren Übergang zur Lauffläche wird ja hier gefordert) leicht zu beschaffen und zu wechseln.......und als Modellbauer nicht schwerer zu bauen als z.B. Rettungsringe :D ......und die Befestigung am Modell ist genauso schwer wie eben auch andere Sachen.

    "Das haben wir immer schon so gemacht."

    Das stimmt natürlich, aber zumeist gibt es gute und nachvollziehbare Gründe dafür........ und wenn einer eine Duftmarke setzen will und eine andere Lösung anordnet, schwenkt man sehr oft auf die alte Lösung zurück ..... weil der Anordnende nicht mehr da ist, oder die neue Lösung sich doch als schlechter herausgestellt hat. Denn auch die "Altforderen" haben sich bei ihren Lösungen was dabei gedacht.....das ist aber oft nicht mehr präsent in dieser schnelllebigen Welt.



    ^^

    Gruß

    HaJo

  • Es gibt 7 Worte, deren Macht du niemals unterschätzen solltest:


    "Das haben wir immer schon so gemacht." ;)

    Der Weg zum inneren Frieden beginnt mit den drei Worten: "Nicht. Mein. Problem."

    Es reicht nicht, keinen Plan zu haben. Man muss auch unfähig sein, ihn auszuführen!


    Der Klügere gibt nach, eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit.


    In der Werft: Kombifrachter Schwan (HMV/Piet/1. Auflage), SdKfz 222 (GPM), V1102 Lützow (Mannheimer Modellbaubogen), Seenotkreuzer ERNST MEIER-HEDDE und HERMANN RUDOLF MEYER-Klasse der DGzRS (Passat-Verlag)

  • Hallo Eberhard,


    leider bin ich nicht so nah an den Booten drangewesen, dass ich sehen konnte, ob die Reifen wirklich ganz neu waren.



    Dies Foto ist leider etwas gegen das Licht gemacht: Auf jeden Fall sind gleichartige Reifen verwendet worden, keine wilde Mischung, wie man sie an anderen Booten öfters sieht. Ich hatte gar nicht in Erinnerung, das es schon Modelle von den Booten gibt, sonst hätte ich genauer hingeschaut und mehr fotografiert.


    Die Lotsenboote sehen, meiner Meinung nach, gut aus, auch mit den Reifen. Sie wuselten immer geschäftig in der Travemündung herum.


    Viele Grüße

    Dieter

  • Moin Dieter!

    Die hier sehen mir nicht nach ausgelutschten Altreifen aus, wenn ich mir das Profil so angucke.

    Ich will ja gar nicht weiter meckern und halte mich an Johannes' Bemerkung mit den sieben Worten :D

    Gruß

    Eberhard

    Es reicht nicht, keinen Plan zu haben. Man muss auch unfähig sein, ihn auszuführen!


    Der Klügere gibt nach, eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit.


    In der Werft: Kombifrachter Schwan (HMV/Piet/1. Auflage), SdKfz 222 (GPM), V1102 Lützow (Mannheimer Modellbaubogen), Seenotkreuzer ERNST MEIER-HEDDE und HERMANN RUDOLF MEYER-Klasse der DGzRS (Passat-Verlag)

  • vor Jahren hatte ich mal mit Philipp Tietz das Problem erörtert. Wir haben dann mal beim einschlägigen Zubehör für HO Bahnen gesucht. Es gibt Reifen im 10 und 20er Pack bei Auhagen, Herpa und Busch. Der wesentliche Nachteil ist nur, dass der Durchmesser gering zu groß war. Zumindest hättest du dann auch ein Profil im Reifen.

    Jean Luc Picard ( USS Enterprise): Die Summe der Intelligenz auf dem Planeten bleibt immer gleich, nur die Bevölkerung wächst.


    Andere haben Flugzeugträger, wir haben die Gorch Fock.


    I´m a Billiever, #17, Go Buffalo

  • iiiiich?

    Jean Luc Picard ( USS Enterprise): Die Summe der Intelligenz auf dem Planeten bleibt immer gleich, nur die Bevölkerung wächst.


    Andere haben Flugzeugträger, wir haben die Gorch Fock.


    I´m a Billiever, #17, Go Buffalo

  • Moin Peter


    Aber ich dachte immer, dass die Fender-Reifen eigentlich Alt-Reifen sind und deshalb zu wenig oder gar kein Profil mehr haben. Deine Reifen sind ja brandneu ;) !


    Und mich habt ihr damals ausgelacht, mit meinen neuen Reifen


    Okay, okay, ich leiste Abbitte. Aber "ausgelacht" habe ich Dich nicht!

    Gruß

    Eberhard

    Es reicht nicht, keinen Plan zu haben. Man muss auch unfähig sein, ihn auszuführen!


    Der Klügere gibt nach, eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit.


    In der Werft: Kombifrachter Schwan (HMV/Piet/1. Auflage), SdKfz 222 (GPM), V1102 Lützow (Mannheimer Modellbaubogen), Seenotkreuzer ERNST MEIER-HEDDE und HERMANN RUDOLF MEYER-Klasse der DGzRS (Passat-Verlag)