Passagierschiff THEODOR HERZL/ 1:250/ Eigenkonstruktion

  • Hallo Modelbaugemeinde !


    Ich will mich mal wieder mit etwas beschäftigen, das mich als Kind begeistert hat. Es war 1957 und ich 8 Jahre alt. Meine Eltern besuchten mit mir die Stadt Hamburg. Als wir im Bereich der St.Pauli-Landungsbrücken an die Elbe kamen, verschlug uns die Schönheit eines Schiffes, das an der Überseebrücke lag und abgeliefert werden sollte, die Sprache. Es war die THEODOR HERZL, ein ca. 10.000 BRT großes Passagierschiff, das von der Deutschen Werft für die israelische Reederei ZIM gebaut wurde.


    Quelle: ZIM


    Die THEODOR HERZL gehörte einer Vierer-Serie an, die durch ein Wiedergutmachungsabkommen mit Israel finanziert wurde. Zunächst wurden ISRAEL und ZION gebaut. Sie waren für den Atlantik-Verkehr von Israel in die USA vorgesehen. Von ihnen gibt es einen Modellbaubogen von WHV. Danach folgten die etwas kleineren JERUSALEM und THEODOR HERZL, die hauptsächlich auf der Route Haifa-Marseille eingesetzt wurden, aber auch für den Transatlantikverkehr geeignet waren. Sie hatten ein Deck weniger als ISRAEL und ZION und sahen dadurch viel eleganter aus.


    JERUSALEM und THEODOR HERZL waren 148,50m lang, 19,80m breit, ihre beiden Getriebeturbinen ermöglichten eine Geschwindigkeit von 18,5kn. Kabinen gab es für 570 Passagiere.


    Grundlage meines Modellbaus ist ein Generalplan aus der Zeitschrift HANSA, den Arne mir besorgt hat. Vielen Dank dafür ! Mit Fotos ist es sehr dünn !


    Angefangen bin ich mit dem Spantgerüst.


       


    Ich hoffe, ich kann euch in den nächsten Wochen für dieses Schiff interessieren.


    Henning

  • Moin, moin Henning,


    da hast du aber bei mir kräftig in die Kerbe gehauen...... :thumbup: ! Seit ein paar Jahren denke ich immer wieder daran, den alten und augenfälligen Whv`ner Bogen der ISRAEL - "etwas" aufgepeppt und gesupert - zu bauen. Ich finde das Modell wunderschön. In meiner Jugendzeit war das alte LI-Modell abverkauft und ich schaute damals immer sehnsüchtig in den umfangreichen 1964er-Gesamtkatalog........ähnlich erging es mir auch mit dem leichten Kreuzer LEIPZIG.


    Die Neuauflage des Möwe-Verlags....ja, das hätte was. Ich war auch schon am überlegen, welche Ladewinden es denn sein sollten......denn die wären so ein Teil, das ausgewechselt werden müsste.....die vom Bogen sind einfach zu schlicht.....inzwischen habe ich mir auch noch einen sehr alten DIN A2-Originalbogen beschaffen können. Auch von der ISRAEL gibt es nicht viele Foto-Dokumente.....habe da schon etwas zusammengetragen.


    Ich hatte auch schon überlegt, mit meinem Vorhaben beim "MRB Herzensangelegenheit" zu starten; da ich aber sehr langsam baue und zur Zeit die Arbeitsschwerpunkte bei unserer Dependance liegen, würde mir wohl die Zeit davonlaufen......aber mal sehen......


    Gruß und wie immer sehr interessiert dabei.....

    HaJo

    Exercitatio artem parat!

  • Hallo Henning,

    viel Erfolg wünsche ich dir für die Konstruktion und den Bau dieses Modells.

    Ulrich

                                                                                   Artikel 1 GG:

    Die Würde des Menschen ist unantastbar.

    Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt



  • Moin Henning,


    ein schiffiges Schiff mit Sprung und Bucht interessiert mich immer.
    Viel Spaß und gutes Gelingen wünscht


    Manfred

    Es muss nicht alles perfekt sein, was gut tut.

  • da hast Du ein wirklich schönes und interessantes Schiff rausgesucht :thumbsup:

    My mind is like my Internet Browser.

    I have 19 tabs open, 3 are frozen and I have no idea where the music is coming from....

  • Hallo Henning,

    an Deinen Baubericht bin ich sehr interessiert und freue mich darauf! Die Israel/Zion liegt bei mir auch schon in der Warteposition.

    Mit besten Grüßen aus Hagen

    Christoph



    "Der Mensch ist nur da in der vollen Bedeutung des Wortes Mensch wo er spielt und er spielt nur da, wo er Mensch ist."
    Friederich Schiller

  • Hallo Henning,

    so wie HaJo habe ich auch die "ISRAEL" bei mir liegen.

    Ich bin gespannt, welche Farbe deine Bordwände etc. haben, beim Möve-Verlag sind die sehr "gelblich"(?), oder ist das wirklich so?


    Gruß

    Rainer aus Bremen

    "Der Mensch macht viele Pläne, aber es geschieht, was Gott will" Sprüche 19,21


    Projekt: Startkomplex Space Shuttle (b.a.w.)

  • Moin Henning,


    das waren äußerst elegante Schiffe, ich verstehe, dass sie Dich damals beeindruckt hat!


    Als Kartonmodell wurde vor einiger Zeit noch die MOLEDET im papermodelers-Forum als Download eingestellt. Ein Freund im Forum hat sich an die Optimierung des sehr simplen Bogens gemacht, mit Erfolg wie ich finde, siehe hier. Der mittige Schornstein der THEODOR HERZL und der verwandten Schiffe lässt sie alleridngs gefälliger wirken.


    Ich bleibe am Baubericht dran!

    Schockvideos: Pinguine verspeisen den selben Eisbären gleich zweimal 8o Nur für starke Nerven hier und hier!


    Viele Grüße, Nils

  • Hallo Rainer !


    Die THEODOR HERZL war definitiv weiß (siehe Foto). Ich war heute im Internationalen Maritimen Museum in Hamburg. Dort steht ein Modell von der ZION - auch weiß:

  • Moin, moin Rainer,


    der Whv`ner Bogen der ISRAEL fällt unter das Whv`ner Eierschalen-Syndrom (als Farbe), denn die frühen Whv`ner Modelle durften nicht in weiß gedruckt werden, auch wenn ihre Vorbilder so gepönt waren.....der damalige Chef wollte das nicht......meinte, dass sich sowas schlecht verkaufen würde......so enstand diese "gelbe" Farbe.


    Das waren die Modellbaubögen GORCH FOCK (Erstausgabe, danach weiß), ANGELBURG (Erstausgabe, danach weiß), CHRISTINA, OLYMPIA, ISRAEL.....vielleicht habe ich noch einen Modellbaubogen vergessen.....


    Gruß

    HaJo

    Exercitatio artem parat!

  • Oh, da staune ich aber über euer reges Interesse. Ich hatte geglaubt, der einzige zu sein, der dieses Schiff kennt.

    Ich bin auch ein bisschen weiter gekommen. Das Spantgerüst ist fertig. Achtern habe ich in Höhe des B-Decks einen Stringer eingezogen, vorn einen in Höhe des A-Decks. Die Bordwände werde ich also vorn und achtern in je zwei Streifen abwickeln. Auf dem A-Deck achtern habe ich auch schon die ersten Aufbauwände eingebaut. Hier hinter ist ein Aufenthaltsraum untergebracht, deshalb die hohen Fenster.


      



    Noch eine Anmerkung zur Passagierzahl ( 570 Pers. bei 10.000 BRT): Die heutigen Kreuzfahrtschiffe brauchen für 1.000 Passagiere ca. 40.000 BRT, entsprechend 250 Passagiere bei 10.000 BRT. Sie bieten pro Passagier also mehr als doppelt so viel Platz wie seinerzeit die THEODOR HERZL. Ein Blick auf das C-Deck zeigt, dass die Passagiere der Touristenklasse in 6-er Kabinen auf 18 qm untergebracht waren. Bad und Klo waren auf dem Flur. Im Gegensatz zu heute, wo die Kreuzfahrtteilnehmer zu zweit in 27 qm-Kabinen wohnen, war damals von Massentierhaltung keine Rede.

  • Bevor das Hauptdeck aufgebracht werden konnte, musste erst einmal das A-Deck am Heck vollständig ausgerüstet werden. Die hölzernen Doppelschotten sind so etwas wie der Haupteingang des Schiffes. Dahinter liegt die Empfangshalle mit Treppenhaus und Lifts. Von hier geht es nach achtern in einen Aufenthaltsraum, nach vorn in den Speisesalon.



    Im Hauptdeck habe ich zwischen den Längsträgern und den Spanten Öffnungen ausgeschnitten, um Sprung und Bucht ausbilden zu können. Die Konstruktion ist trotzdem torsionssteif, so dass die Bordwände ein festes Auflager haben.


      


    Das Hauptdeck überragt die Bordwände mittschiffs, so wie es sich für einen klassischen Liner gehört. Als oberes Auflager für die Bordwände habe ich L-Profile eingezogen.


  • Immer noch mit großer Spannung gehe ich an die Bordwände heran, auch wenn vieles Routine geworden ist. Konstruiert habe ich die Bordwände nach der von mir einmal vorgestellten geometrischen Dreiecksmethode. Wenn die Bordwandteile an ihren Nahtstellen durch Stringer gehalten werden, kann man die Bordwandteile ruhig einzeln anbringen.


    Eine Besonderheit war für mich die häbräische Schrift, in der Name und Heimathafen zusätzlich aufgebracht sind. Es war mir zwar gelungen, die häbräischen Schriftzüge in mein Zeichenprogramm zu importieren, konnte sie aber nicht skalieren, so dass ich die Buchstaben nachzeichnen musste.


      

  • Ja, ein sehr schöner Rumpf!

    Und den Schiffsnamen in 2 Schriften… klasse gelungen, Henning!

    Viel Glück auch mit der Heckbeschriftung.

    Fertig: MS WILHELM GUSTLOFF, 1:250



    Aufwachen - es ist 5 vor 33...

  • Lieber Fiete !

    Ich kenne nicht einen einzigen Buchstaben des häbräischen Alphabeths. Ich könnte auch nicht sagen, ob sie von links nach rechts oder von rechts nach links geschrieben werden. Ich habe sie so nachgezeichnet, wie ich sie vorgefunden habe. Was soll daran falsch sein ?


    Henning

  • Moin Henning,

    schau Dir einfach mal ein Bild vom Original an, meinetwegen bei "Wikipedia", ist am einfachsten. Die hebräischen Worte des Namens sind deutlicher von einander abgesetzt, man kann den längeren Vornamen rechts und den kurzen Nachnamen links deutlich erkennen. Bei " deinem" Namenszug scheinen beide Worte irgendwie ineinander zu verlaufen...

    Beste Grüße von der Insel

    Fiete

  • Ich habe mir "Theodor Herzl" von einem Übersetzungsprogramm ins Häbräische übersetzen lassen. Da sieht es so aus, als bestünde der Vorname "Theodor" aus zwei Worten. Wenn ich die beiden Worteile zusammenziehe, dann müsste es wie auf den Fotos aussehen.

  • Moin Henning,


    Ich habe mal ein bisschen gesucht und folgende Fotos gefunden:


    © Chris Howell via Shipspotting.com



    © Shalom Strassberg via Wikimedia


    Und hier mal die Namen vergößert, das sieht schon ein ganzes Stück anders aus als bei dir...



    Ich habe "THEODOR HERZL" und Haifa auch mal in Hebräischen Text umwandeln lassen:
    תאודור הרצל

    חיפה


    Kopiers dir, dann kannst du es in Corel fast so wie "normale" Schriften benutzen. Schriftgrößen/Schriftarten etc. kannst du also alles einstellen. Es benimmt sich für unsereins nur manchmal etwas komisch, weil es eben eine RTL-Sprache ist.


    mfg

    Johannes

  • Hallo,

    Fiete hat mit dem Nachbessern recht. Auf dem Modell stimmt nur der Name Herzel.

    Ulrich

                                                                                   Artikel 1 GG:

    Die Würde des Menschen ist unantastbar.

    Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt



  • Zur Feier des Tages habe ich die Stb.-Bordwand komplettiert. Am Heck habe ich den hebräischen Namen überarbeitet, allerdings war der Schrifttyp beim Original anders.


     

  • Da ich gestern keine Lust hatte, erneut zig Bulleyes auszuklopfen, habe ich den Aufbau auf dem Hauptdeck vorgezogen. Hierin finden die Passagiere der Kabinenklasse Unterkunft. Das Bulleyes-Ausklopfen blieb mir dann heute aber nicht erspart. Der Rumpf ist dicht und schön.


      


  • Beim Kartonmodellbau gibt es ja Baugruppen, da muss man die Zähne zusammenbeißen. Bei Marinemodellen ist es das ewige Kantenfärben, bei alten Frachtern sind es die vielen Winden und bei Passagierschiffen die vielen Rettungsboote. Wenn man das Modell selbst zeichnet, dann sind die Signaturen der Holzdecks sehr zeitaufwändig. Deshalb freue ich mich, dass ich heute das Bootsdeck gezeichnet und gebaut habe.


      

  • toll, sehr schön, DAS ist noch Schiff

    Hat man das in den 60ern eigentlich auch so gesehen und sich an der Schönheit der Form erfreut? Oder war das "neumodischer Kram" und nur die alten Liner aus den 20ern waren "schön"?


    Klaus

    »Das muss das Boot ab können!»

  • Ich kann mich erinnern, dass in den 60er die damals gängien Formen schon als elegant angesehen wurden. Es war halt eine neue Zeit. Damals schmiss man oft viele ästhetische Anschaungen aus den 30er oder 20er Jahren über Bord. Aber was elegant und formschön angesehen wird liegt im Auge des Beschauers.

    Ulrich

                                                                                   Artikel 1 GG:

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    Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt



  • Hat man das in den 60ern eigentlich auch so gesehen und sich an der Schönheit der Form erfreut?

    ich glaube eher nicht, Klaus; es störte nur keinen weil man mit anderen Dingen beschäftigt war; berufliches Fortkommen und die Sicherung der eigenen Existenz; da war für Exoten im Schiffbau und deren Ergüsse kein Platz - es sei denn, man gehörte einer gehobeneren Einkommensklasse an. Keine Experimente galt überall; kann mich noch erinnern, als ich als Lehrling die strengen typographischen Gestaltungsregeln der Altvorderen in Frage stellte; die Kunden meiner Entwürfe aber waren begeistert; sie lehnten sich an die Schweizer Typographie an und auch die Formensprache eines Dieter Rams kam zumindest bei mir sehr gut an; wenn die Form einer Funktion folgte; galt damals auch für den Schiffbau - zumindest optisch bei Cäsar Pinnau ... gut, ist hier wohl nicht ganz passend zum Herzl - die Moderatoren mögen meinen Beitrag gerne löschen.

    kartonskipper

  • Naja, soweit ich mich erinnern kann, waren Passagierschiffe mit nur einem Schornstein damals keine richtigen Passagierschiffe. Nicht umsonst sind in den 50-er Jahren sehr wohl bekannte Passagierschiffe mit einer Schornsteinatrappe gebaut worden, z.B. UNITED STATES, FRANCE, EUROPA (Kungsholm).

  • Da machte die Bremen, ex Pasteur, das Flaggschiff des NDL, wohl eine rühmliche Ausnahme. :whistling: :D

    Mit besten Grüßen aus Hagen

    Christoph



    "Der Mensch ist nur da in der vollen Bedeutung des Wortes Mensch wo er spielt und er spielt nur da, wo er Mensch ist."
    Friederich Schiller

  • Gestern sind bei mir die Relings- und Niedergangplatinen angekommen. Vielen Dank für die prompte Belieferung, Michael !

    Ich konnte deshalb die Stützenreihen auf dem Hauptdeck anbringen - sieht gleich ganz anders aus ! Außerdem bin ich zum Bootsdeck aufgestiegen und habe Spantgerüst und Stb.-Aufbauwand eingebaut. Die großen Fenster verraten, dass sich auf dem Bootsdeck das gesellschaftliche Leben abspielte. Auf dem D-Deck unter der Wasserlinie gab es auch noch ein Kino und eine Synagoge.


      


      

  • Deine Theodor-Herzl sieht schon sehr gut aus! Klasse!!!

    Mit besten Grüßen aus Hagen

    Christoph



    "Der Mensch ist nur da in der vollen Bedeutung des Wortes Mensch wo er spielt und er spielt nur da, wo er Mensch ist."
    Friederich Schiller

  • Naja, soweit ich mich erinnern kann, waren Passagierschiffe mit nur einem Schornstein damals keine richtigen Passagierschiffe. Nicht umsonst sind in den 50-er Jahren sehr wohl bekannte Passagierschiffe mit einer Schornsteinatrappe gebaut worden, z.B. UNITED STATES, FRANCE, EUROPA (Kungsholm).

    Ich korrigiere Dich ungern, Henning.

    Die Kernaussage stimmt natürlich.

    Aber die UNITED STATES hat einen vorderen und einen achteren Kesselraum und benötigt so schon unter „Normallast“ 2 voll funktionsfähige Schornsteine.

    Aber zum Beispiel bei der wunderbaren NORMANDIE war der 3. Schornstein eine Attrappe, bei der TITANIC und ihren Schwestern der 4.

    Fertig: MS WILHELM GUSTLOFF, 1:250



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