Petersdom in Rom - Schreiber-Bogen - 2017-2019

  • Hallo Freunde,


    nach sehr langer Abwesenheit hier im Forum möchte ich Euch sehr gerne einen Baubericht vorstellen eines Modells, das bei mir schon einige Zeit zurückliegt, das mich damals aber doch so gepackt hat - und auch so großartig ist - dass ich es Euch einfach nicht vorenthalten möchte...


    Es handelt sich dabei um nichts Geringeres, als das vielleicht bedeutendste Bauwerk der Menschheit (denke ich): Den Petersdom in Rom.


    Zum historischen Originalbau könnte man enorm Vieles sagen und ich muss mich als Bauhistoriker hier immer etwas zurückhalten, dass es nicht mengenmäßig explodiert, deshalb nur ganz kurz dieses: Der Neubau wurde an der Stelle der älteren konstantinischen Petersbasilika von 324 über dem Grab des Apostels auf dem Vatikanischen Hügel ab 1506 zunächst für Papst Julius II. und durch den Architekten Donato Bramante begonnen und zwar als grandioser, monumentaler Kuppelbau mit vier riesigen Pfeilern, die das Grab des Apostels umstellen.

    1591 war die Kuppel fertig, der gesamte Bau aber erst 1626 und schlussendlich hatten die berühmtesten Architekten ihrer Zeit daran mitgeplant und mitgebaut: Raffael, Michelangelo (dem wir die wunderbare Kuppel verdanken), Sangallo (das riesige, begehbare Modells seines Plans, der nicht ausgeführt wurde, existiert noch heute im Petersdom und ist einfach nur faszinierend - also DAS wäre mal was für den Kartonmodellbauer), Maderno und last but not least Gianlorenzo Bernini......


    Wer eingehendere Informationen sucht, bitte hier:

    Petersdom – Wikipedia
    de.wikipedia.org


    Ich verweise aber auch sehr gerne auf das großartige Buch im Michael-Imhof-Verlag:

    Der Petersdom in Rom - Michael Imhof Verlag
    Untertitel Die Baugeschichte von der Antike bis heute Autoren H. Brandenburg, A. Ballardini, C. Thoenes Umfang 24 x 32,5 cm, 352 Seiten, 225 Farb- und 169…
    www.imhofverlag.de


    © Wikimedia Commons / Wolfgang Stuck, 2004


    Und hier das erwähnte, absolut irre Sangallo-Modell (aus Holz) in der Fabricca di S. Pietro:

    © Wikimedia Commons / http://www.bildindex.de / gemeinfrei


    Bei mir - um das für alle Neugierigen hier gleich vorwegzunehmen - ist am Ende aber DAS hier dabei herausgekommen:



    Wer von Euch nun neugierig geworden ist, wie es entstanden ist, wie die charakteristischen Unterschiede (ich hoffe man merkt es) zustande kamen und was was sonst noch daran und darin ist, der sei herzlich eingeladen, in den nächsten Tagen mitzulesen.

    Ich hoffe, es ist ok, dass das Bau schon eine Weile zurückliegt. Der Bericht ist aber noch nirgendwo sonst veröffentlicht worden.


    Fortsetzung folgt!


    Liebe Grüße

    Stefan

    Nächste Projekte: Hamburger Michel, Kolosseum Rom, Bremer Rathaus, Notre Dame de Paris (alle von Schreiber)

  • Das hast Du jetzt aber spannend gemacht, Stefan... :thumbup:

    Das von Dir gezeigte Ergebnis wirft bei mir ein paar Fragen auf, die Du sicher lösen wirst.

    Fertig: MS WILHELM GUSTLOFF, 1:250



    Aufwachen - es ist 5 vor 33...

  • Und weiter gehts!


    Den Anfang machte meine liebe Mitarbeiterin, die mir an Weihnachten 2016 den Bogen schenkte mit der Bemerkung "Du wirst mich hassen".

    Hintergrund war ein gemeinsamer Rom-Besuch ein paar Monate vorher und dann noch einmal ein Besuch in Köln, wo wir im Museumsshop des Römisch-Germanischen Museums den Köln-Bogen von Schreiber sahen. Auf ihr (schon damals mit Absicht gestellte) Frage: "Das wäre doch etwas für dich" entgegnete ich nur: "Nein, ich mag doch keine Gotik" . Dann also Rom - zumal sie eine Rom-Expertin und ich ein großer Rom-Fan bin.....


    Tatsächlich war der als Geschenk verpackte Bogen dick wie ein Buch und ich war tatsächlich verblüfft, als ich ihn auspackte: An den Petersdom von Schreiber hatte und hätte ich mich selbst nie herangewagt und auch niemals einen Kauf in Erwägung gezogen. Ich weiß nicht mehr - vielleicht aus Angst vor der Riesenaufgabe, mit Sicherheit aber aus Ungewissheit, wo und wie ich in meiner kleinen Wonung das Riesenmodell einmal beschädigungslos würde hinstellen können.


    Nach fast einem Jahr Brüten entschloss ich mich dann im August 2017, doch damit anzufangen. Die Platzproblematik löste ich durch eine gut machbare Zweiteilung: Den Petersplatz aufs Regal im Wohnzimmer, den Dom aufs Regal im Schlafzimmer, wo er tatsächlich gerade noch so unter die Zimmerdecke passte. Und an hohen Fest- und Feiertagen wie Weihnachten oder Ostern kann man ihn zusammenschieben und auf dem Esstisch als Ganzes betrachten....


    Der ausgebreitete riesige Grundriss machte mir dann aber schon etwas Angst:


    Fortsetzung folgt!


    Stefan

    Nächste Projekte: Hamburger Michel, Kolosseum Rom, Bremer Rathaus, Notre Dame de Paris (alle von Schreiber)

  • Hallo Stefan,

    die Teilung von großen Objekten ist eine gute Idee.

    Was mich bei meinem ersten Besuch der Peterskirche im Jahre 1994 so faszinierte war der Aufzug zum Besucherempore. Rein in den Kasten, Türe zu, Türe auf und oben raus. Der Aufzug fuhr so sanft, dass ich es überhaupt nicht merkte, dass man nach oben gehievt wurde.

    Ulrich

                                                                                   Artikel 1 GG:

    Die Würde des Menschen ist unantastbar.

    Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt



  • Und weiter gehts!


    Ich fange mal mit dem Petersplatz an. Zum einen um die Spannung nach hinten raus zu steigern. Zum anderen lagen dort eigentlich auch die einzigen Probleme, die das modell faktisch stellte.


    Ich habe also den Platz vom Hauptmodell abgetrennt - was ganz gut ging - und die 1mm-Plappe, die Schreiber mit dazu gab, wie immer ersetzt durch eine 2mm dicke Graupappe, auf die ich den Grundrissbogen (bzw die Grundrissbögen - es sind vier!) aufzog. Und zwar mit gut verstreichbarem Buchbinderleim. An den Ecken und Rändern wurden untenrum zusätzlich nocheinmal Verstärkungen in der gleich dicke angebracht. Und hier lieg und lag leider der einzige Mangel, den mein schönes Modell bis heute hat: Das Schreiber-Papier und die Pappe verziehen sich unterschiedlich stark, so dass der Platz bis heute leider gut zwei Zentimeter nach oben durchgebogen ist (ich habe es heute extra für euch mal wieder aufgestellt). Das ist auch, fürchte ich (es sei denn, jemand von Euch hätte ein Mittel dagegen) wohl nicht mehr zu reparieren.


    Das "Du wirst mich hassen" meiner lieben Kollegin bezog sich damals natürlich weniger auf den Dom, als auf die sage und schreibe (soweit ich mich erinnere) 2x 150 Säulen, die zu bauen und zu verkleben sind. War aber nicht so schlimm wie ich dachte und ging eigentlich flotter als ich dachte.


    ABER:

    Das Aufbringen des Daches, bzw. der ersten Dachabdeckung war schlichtweg eine Katastrophe bzw. führte dazu, dass ich nach 40 (in Worten: vierzig) Jahren Kartonmodellbau zum ersten Mal völlig die Geduld verlor: Die pro Platzseite ca. 150 Säulen ließen sich unter dem als Ganzes aufzubringenden Dach (bzw. dem ersten Dachteil) zwar auf-, aber unmöglich an ihrer Oberkante (dem Kapitell aus Pappe) gerade und sauber festkleben. Alles stand schief und schepp und drohte soch auch noch festzukleben - eine Katastrophe für mich als Genauigkeitsfetischist.


    Voller Zorn und Ungeduld riss ich das teilweise schon festgeklebte Dachteil ruckartig ab und - oh je! - die ersten 75 festgeklebten Säulen geich mit! Alles flog durch die Luft und dekorativ verteilten sich die Säulen mit den Kapitellresten schließlich in meinem Wohnzimmer. Ein Desaster und ich fürchtete, dass das ganze Platzmodell scheitern würde!! Leider habe ich von dem Desaster kein Bild gemacht. Auf dem ersten Bild hier sieht man aber noch die beschädigte Grundplatte.


    Als ich mich wieder beruhigt und berappelt hatte, versuchte ich zu retten, was ging: Die Säulen selbst waren ja gottseidank unbeschädigt geblieben, nur die Kapitelle und Basen (einfache 5x5 mm Pappteile zu 1 mm) waren neu zu machen. Kein Problem. Die Grundplatte war vorsichtig von den Kapitellresten zu säubern und dort wo sie abgerissen war, mit Wasserfarbe zu retuschieren (das sieht man auf dem ersten Bild)


    Aber wie in aller Welt, diese Masse an Säulen sauber aufkleben?


    In einem Nachbarforum fand ich die Lösung, die ich noch weiter verfeinerte: Immer erst vier Säulen aufkleben und oben mit einem dünnen Graupapier untereinander verbinden, so dass sie in sich gerade und im richtigen Abstand zueinander stehen. Und dann (das ist m. E. das Entscheidende) habe ich das Dachteil kurzerhand in mehrere Teile zerschnitten, und zwar immer nur für jeweils drei oder vier Säulen-Quartette, so dass ich die Ausrichtung der Säulen unter dem Dach immer noch schnell korrigieren konnte, bevor der Kleber fest wurde. Das zerschnittene Dach sah man dann später gar nicht mehr, da noch weitere Dachteile drüber und Abdeckungen an den Seiten dazu kommen würden. Perfetto!!!!!


    Hier sieht man die Reste des Desasters auf der Grundplatte, das verbindende Graupapier und das in Teile zerschnittene Dach:

           


    Die weiteren Dachabdackungen kaschieren das zerschnittene Unterdach:


    Die Säulen stehen alle jetzt untereinander kerzengerade

         


    Fortsetzung folgt!


    Stefan

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  • Hallo erstmal,

    Das Schreiber-Papier und die Pappe verziehen sich unterschiedlich stark, so dass der Platz bis heute leider gut zwei Zentimeter nach oben durchgebogen ist. Das ist auch, fürchte ich (es sei denn, jemand von Euch hätte ein Mittel dagegen) wohl nicht mehr zu reparieren.

    gegen das Verziehen hilft, eventuell, wenn man auf die Unterseite der Verstärkungspappe auch eine Lage Papier klebt. So das man insgesamt eine ungerade Anzahl Lagen hat. Beim furnieren macht man das jedenfalls so und ich könnte mir vorstellen das es bei starker Pappe auch funktioniert. Aber ob das im Nachgang machbar ist? Leider keine Ahnung.


    Gruß

    Michel

    Ich betrachte auch einen siegreichen Krieg an sich immer als Übel, welches die Staatskunst den Völkern zu ersparen bemüht sein muß. (Otto von Bismarck)

  • Hallo Michel!


    Ja genau, das hat man mir in einem Kunstkurs vor 2-3 Jahren auch mal so gesagt und ich habe es zum ersten Mal jetzt bei meinem aktuellen Projekt "Limburger Dom" auch so gehandhabt. Gaaaaaanz hundertprozentig klappte es aber auch dort nicht, da ich wohl quasi die genau gleiche Stärke etc. wie das Schreiber-Papier bräuchte.....


    Beim Petersdom wusste ich das alles leider noch nicht. Ich habe den Dom jetzt gerade wieder zusammengebaut und es sind tatsächlich über die Jahre 2 cm geworden, die die eine Kante "abhebt" aber es ist mir wurscht, in der Gesamtmasse verliert es sich. Wenn ich versuche, dran herumzudrücken oder zu ziehen, lösen sich die Säulen ab, das kann ich nicht riskieren.....

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  • Noch ein paar Bilder zum Abschluss des Teiles zum Petersplatz:


    Das Ganze hat, wie gesagt, dann am Ende sehr gut geklappt und ich denke, dass sich das Ergbnis sehen lassen kann. Gerade auch in den Durchsichten und Platzansichten sieht alles schon sehr authentisch nach "echtem Rom" aus. Die Figuren kamen ganz am Ende drauf, war etwas Schnippel-Arbeit aber nicht wirklich problematisch. Sehr schön in Textur und Detail von Schreiber gemacht übrigens...


             


    Einer der beiden berühmten Maderno-Brunnen. Hier würde ich nach meinen Erfahrungen mit dem Saarbrücker Schloss heute vielleicht gerne noch die Wasserfontänen aus Folie hineinbauen:



    Besondere Aufmerksamkeit erforderte dann noch einmal der zentrale Obelisk, den ich auf drei real gebaute Pappestufen stellte (bei Schreiber nur aufgemalt), innen mit Graupappe auskleidete und damit "einknicksicherer" machte, sowie am Ende noch von etlichen dieser typischen Poller umstellte (aus Holz). Sieht sehr gut und authentisch aus m. E.:




    Fortsetzung folgt!


    Liebe Grüße

    Stefan

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  • Vielen lieben Dank für all die netten Reaktionen und Daumen!!


    Und weiter gehts - jetzt mit dem Dom natürlich.


    Zu meiner Überraschung stellte sich dieser zwar als groß, aber nicht unbedingt als sonderlich schwer zu bauen heraus - ein Segen!


    Sehr gut gemacht von Schreiber waren die zahlreichen innenliegenden Verstärkungsmauern/Spanten, die dem Bau die nötige Stabilität verleihen (hab leider kein Bild davon). Ganz wichtig für mich jedoch: Seit etlichen Jahren hinterklebe ich fast jedes Teil meiner Modelle - zummal die größeren Wände oder Mauern - hinten mit dünner Pizza-Pappe, die ich ich in rauen Menge zuhause bunkere (bissel peinlich, aber wozu die Fresslust doch nicht mal gut ist...). Diese ist 0,5 mm stark, sehr flexibel im Zuschnitt und optimal, um eine nötige Verstärkung zu erbringen, ohne jedoch für Anschlüsse die Wand dann zu dick zu machen. Allzumal mir die von Schreiber meist mit dazugegebene 1 mm-Pappe schlichtweg zu wertvoll ist, in größeren Mengen verbaut zu werden. Okay, der einzige Nachteil: Man benötigt deutlich mehr Klebstoff......


         


    Und los gehts: Die Hauptfassade und die große Freitreppe zum Platz hin. Sehr schön sind die aufgemalten Texturen. Ich glaube, das Modell ist 2000 zum Heiligen Jahr entstanden. Da gab es bei Schreiber das (an sich ja auch nicht schlechte) Fotomapping noch nicht. Nochmals: wunderschön!



    Ganz toll sind auch die anspruchsvoll gestalteten Absätze an der Unterkante der Außenfassaden. So was hätte ich nicht erwartet: Sie geben dem Bau die wertige und für das Erscheinungsbild charakteristische Profilierung! Selbst die Kapitelle der Pilaster waren von Schreiber her einzeln (!) aufzukleben, um ihnen so mehr Plastizität zu verleihen. Ich habe sie selbst dann auch nochmal verstärkt, ich glaube mit 1 mm-Pappe, was wohl leider ein winziges Mü zu viel ist, aber was solls......


         


    Die wunderschön detaillierten Dachaufbauten und Nebenkuppeln.

    Immer, wenn ich dieses tolle Modell anschaue, denke ich, ich wäre in meiner Lieblingsstadt Rom - zumal man ja auch oben aufs Dach steigen kann, wenn man die Kuppel besichtigt. Holiday at home, sage ich nur...... :D


         


         


    Fortsetzung folgt!


    Liebe Grüße

    Stefan

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  • Und weiter gehts nun kommt meine erste Superung!


    Tatsächlich hat Schreiber das Petersdom-Modell so konzipert, dass man die Kuppel abnehmen und in den Innenraum, bzw. in den Kuppelraum hinein oder hinabschauen kann. Sehr schön und exakt hat man dabei sowohl den konstbaren Marmorfußboden als auch das berühmte Altar-Ziborum von Bernini nachgebildet.


    Aber - oh weh! - das war es dann auch fast schon: Zwar hat man noch die oberen Kanten der vier großen Bögen mit den Zwickelfeldern (= dreieckige Randstücke neben den Bögen) angedeutet, aber plötzlich reißen dann die Bögen dort, wo eigentlich die berühmten vier großen Kuppelpfeiler von Bramante wären, ab. Der ganze Raum schwebt damit quasi in der Luft. Sehr unschön, wie ich finde, um nicht zu sagen häßlich und für mich als Architekturhistoriker ging das einfach gar nicht.....


    © Aue-Verlag / Schreiber


    Deshalb beschloss ich, die Pfeiler mit hineinzubauen. Das war dann aber nur der Anfang mehrerer Superungen für meinen ganzen Petersdom. Aus dem Netz klaute ich die vier Pfeiler und bearbeitete sie am Computer. Leider hatte ich damals nur ein einfaches Programm, das zu nicht sehr vielen Funktionen in der Lage ist (oder ich verstand sie nie). Heute benutze ich das frei herunterladbare GIMP, mit dem man großartige Ergebnisse, v. a. hinsichtlich der Ebenbearbeitung und der Verzerrung erzielen kann. Das hatte ich 2017 aber leider noch nicht bei der Hand, aber ich denke, es ist ingesamt auch so ganz gut geworden. Wichtig war mir, dass die Pfeiler nicht einheitlich waren, sondern jeder seine unterschiedliche Nischenfigur (die Hl. Veronika, Hl. Andreas, Hl. Helena und Hl. Longinus), den entsprechenden Inschrift-Abschnitt im Gesims darüber sowie den jeweiligen Evangelisten in den Tondi (= Rundbildern) in der Zwickeln der Pfeiler ganz oben trugen (bei Schreiber einheitliche Darstellungen). Dafür war dann aber erst einmal etwas an Recherchearbeit nötig, damit alles an seine richtige Stelle gelangte.....


         


    Und so sah es dann fürs erste aus. Die bei Schreiber hellen Scherwände, die den Kuppelraum von dem nicht dargestellten Rest des Petersdoms abtrennen, hatte ich vorher schon vorsorglich mit schwarzer Pappe beklebt, um es stimmiger zu machen:

         


    Das war für den Anfang schon mal nicht schlecht, aber die schwarzen Wände befriedigten mich auf Dauer nicht. So beschloss ich, "Fototapeten" von den entsprechenden Stellen (also Seitenschiffe, Längsschiff und Chorbereich) des Petersdoms in an die jeweiligen Stellen einzukleben. Nicht ganz einfach, denn der Petersdom stand ja schon und ebenso das sehr kleine und zierliche Ziborium, das man leicht mit der Hand zerdrücken konnte, wenn man nicht vorsichtig war. Sicherheitshalber klebte ich die vier neuen Innenansichten mit Buchbinderleim ein, dem man die Dinge zur Not noch ein paar Minuten lang geradeziehen kann....


    Ja und das war dann hierzu erst einmal das Endergebnis. Da war ich dann schon recht zufrieden und mächtig stolz drauf. Gerade aus der (mit Spiegel gemachten) Perspektive aus Augenhöhe gehen real gebaute Teile (Chorschranke, Ziborium und Fußboden) eine perfekte Verschmelzung mit den nur aufgeklebten Wänden ein. Perfetto!


         


    So, das war's dann für heute erst mal. Über Fragen und/oder Rückmeldungen würde ich mich freuen


    Liebe Grüße

    Stefan


    Fortsetzung folgt!

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  • Hallo Stefan!

    Das Du den Innenraum weiter darstellen wolltest kann ich bei diesem inposanten Gebäude sehr gut verstehen. Bei meinem florenzer Dom habe ich es auch gemacht. Deine Ausführung ist aber professioneller geworden. Mein Respekt dazu. Ich bin ganz Begeistert von Deinem Modell!!

    Mit besten Grüßen aus Hagen

    Christoph



    "Der Mensch ist nur da in der vollen Bedeutung des Wortes Mensch wo er spielt und er spielt nur da, wo er Mensch ist."
    Friederich Schiller

  • Hallo erstmal,

    was soll man da noch viel sagen? Außer ganz toll.


    Gruß

    Michel

    Ich betrachte auch einen siegreichen Krieg an sich immer als Übel, welches die Staatskunst den Völkern zu ersparen bemüht sein muß. (Otto von Bismarck)

  • Hallo Christoph,


    danke für das nette Kompliment! Aber ich habe deinen Florenzer Dom ja noch gar nicht gesehen (gibts den hier irgendwo?). Eigentlich wollte ich den ja auch mal bauen. Der Satz liegt schon lange in der Schublade.....


    Na ja...Es sind schon auch etliche mehr oder weniger große oder kleine Fehler mit drin. Ich werde immer pingeliger bei diesen Superungs-Sachen. Aktuell baue ich Limburg - mit Innenraum! Der gelingt mir leider nicht annähernd so gut, wie der von Rom....


    Aber ich bin ja noch nicht fertig mit dem Bericht.....

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  • Guten Morgen Oktavian...

    Die Arbeit hat sich gelohnt, dass kann man wohl sagen.

    Der Innenraum schaut imposant aus und lässt keinen Vergleich mit dem Originalbogen zu.

    Das Du die, von oben gesehene, Perspektive so irre gut hinbekommen hast, ist grandios.

    Ich bin restlos begeistert. :thumbsup: :thumbup: :thumbsup:

    Gruß, Renee

    Im Wald boten sich mir zwei Wege dar.

    Ich nahm den, der weniger betreten war!

  • Vielen lieben Dank an euch alle für die Komplimente...... Aber ich bin ja noch nicht fertig.

    Weiter gehts also.


    Ihr werdest am ersten Bild meines Modells sicherlich gleich einen großen Unterschied bemerkt haben zum heutigen, originalen Bau in Rom: Es sind die beiden berühmten Glockentürme von St. Peter, die ich meinem Modell hinzugefügt habe. Berühmt, werdet Ihr fragen? Ja, berühmt, da es sie nie gegeben hatte.... :D

    In allen Projekten für St. Peter waren immer zwei solcher Glockentürme an den Seiten der Hauptfassade vorgesehen gewesen, vor allem nachdem diese von Maderneo errichtet worden war, denn so, wie sie heute dasteht, erscheint die Fassade viel zu breit und zu "lätschig"


    Der berühmteste Architekt seiner Zeit, Gianlorenzo Bernini, entwarf gleich eine ganze Serie von Türmen und fing auf der Südseite (also an der Fassade links) mit den beiden ersten Geschossen an zu bauen, als sich - oh Graus! - das Fundament absenkte. Auf Druch des Papstes musste er 1641 den angefangenen Turm aber wieder abreißen. Ein Desaster für den damals berühmtesten Architekten seiner Zeit und ein Riesenknick in seiner Karriere, gleich für mehrere Jahre. Am Ende konnte er es aber wieder rausreißen, indem er für den Nachfolgepapst den großartigen Petersplatz entwarf und baute. Dieser hatte u. a. auch den Zweck, die nach wie vor zu breite Hauptfassade perspektivisch etwas zu verbessern.......


                                                                   

    © Universität Hamburg /Repro aus Brauer/Wittkower 1931 © Universität Hamburg / Repro aus Bonanni, Numismata Templi Vaticani (1694)


    Hier nun mein erster Versuch, bzw. das Probe-Modell, das ich machte. Ich kopierte einfach den o. g. Entwurf Berninis (das war wohl auch der zur Ausfühung vorgesehene) vier- bzw. achtmal, zog ihn auf dünne Pappe auf, zerschnitt ihn dann stockwerksweise, damit ich dann die Etagenböden einfügen und die Geschosse von allen Seiten zurückgesetzt montieren konnte - fertig!

    Vorher mussten natürlich die genauen Proportionen errmittelt werden, aber das war kein Problem, denn die Türme mussten ja nur auf die für sie immer schon vorgeshenen Unterbauten passen. Das klappte dann auch wirklich und sogar von allen vier Seiten. Einmnal mehr sieht man, wie genau Schreiber die origialen Bauten nachbildet!! Noch etwas: die Türme sind natürlch reversibel, also nur auf die Balusraden aufgesteckt und ich kann sie jederzeit abmachen. Die heutgen Uhren (bzw. die Glockenstühle), die ja die Nachfolger der nie gebauten großen Türme sind, blieben natürlich trotzdem. Passt optisch alles ganz gut zusammen......



    Dies ist dann das Endergebnis:

        

    Nein, wir sind hier nicht in Rom, sondern auf meinem Balkon.....


    Ein beeindruckender Petersdom - letztlich ein ganz anderer Bau als der heutige! Bernini hatte die durchbrochenen Glockentürme übrigens bewusst so filigran konzipiert (klar - auch aus Gewichtsgründen), um damit für die massive Peterskuppel Michelangelos ein abwechslungsreiches Pendant zu errichten..... hinreißend!!

    Auch in der Seitenansicht (hier mit noch nicht fertiggestelltem Platz) sieht man, dass der Bau mit den Türmen ein ganz anderer ist, noch beeindruckender und vor allem in den Proportionen stimmiger:



    So das war's dann mal für heute!

    Morgen kommt das Grande Finale!


    Liebe Grüße

    Stefan

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    Edited once, last by Oktavian ().

  • Si, perfetto, Stefan!


    Die Idee mit der Darstellung der seitlichen "Fluchten" mittels Fotos ist von Dir herausragend gut umgesetzt worden.

    Hast Du die Fotos selber gemacht?

    Auf das Ergebnis kannst Du zu recht stolz sein, finde ich.

    Fertig: MS WILHELM GUSTLOFF, 1:250



    Aufwachen - es ist 5 vor 33...

  • Hallo Helmut,

    vielen lieben Dank für das Lob und den Zuspruch!


    Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich mit den eingeklebten Fotos wirklich sehr viel Glück hatte, a) dass das Einkleben im Nachhinein (also in den schon bestehenden Bau) überhaupt geklappt hatte und b) dass die Perspektive weitgehend stimmt.


    Nein, die hatte ich eingescannt bzw. abfotografiert aus dem Imhof-Buch. Da sind tolle, ganzseitige Bilder drin! Das Langhaus hatte ich, glaube ich, aus dem Netz geklaut und dann noch etwas nachbearbeitet.


    Viele Grüße

    Stefan

    Nächste Projekte: Hamburger Michel, Kolosseum Rom, Bremer Rathaus, Notre Dame de Paris (alle von Schreiber)

  • Hallo Stefan,


    das schaut großartig aus. Wenn der Papst hier reinschaut, lässt er die Türme am Ende noch ausführen. :D


    Gruß

    Michel

    Ich betrachte auch einen siegreichen Krieg an sich immer als Übel, welches die Staatskunst den Völkern zu ersparen bemüht sein muß. (Otto von Bismarck)

  • Hallo Stefan,

    Hallo Christoph,


    danke für das nette Kompliment! Aber ich habe deinen Florenzer Dom ja noch gar nicht gesehen (gibts den hier irgendwo?). Eigentlich wollte ich den ja auch mal bauen. Der Satz liegt schon lange in der Schublade.....

    hier kannst Du den Baubericht über den Florenzer Dom finden: Baubericht Florenzer Dom 1:250 (Duomo Firenze L´Instant Durable 1:400)

    Mit besten Grüßen aus Hagen

    Christoph



    "Der Mensch ist nur da in der vollen Bedeutung des Wortes Mensch wo er spielt und er spielt nur da, wo er Mensch ist."
    Friederich Schiller

  • Super - danke! Sehr beeindruckend.


    Also der F'er Dom liegt bei mir in der Schublade, ich werde ihn aber nie bauen. Einfach kein Platz mehr in der Wohnung......

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  • Guten Morgen, liebe Freunde,

    nun geht es also zum Endspurt - die Kuppel von Michelangelo natürlich!!


    Ich hatte vor dieser einigermaßen großen Respekt, da das Bauen der Kuppel des Pantheons, das ich vor einigen Jahren bewerkstelligte (der Bericht müsste hier irgeedwo noch sein) nicht sonderlich gut klappte. Aber das lag auch an der Zweischaligkeit und daran, dass die innere Schale nicht so recht in die äußere hineinpasste (wie ich in einem anderen Form las, ist die Tragkonstruktion, die daziwschen liegt, wohl falsch. Das ist der m. E. erste größere Patzer, den ich bei Schreiber über alle die Jahrzehnte bemerkte).


    Deshalb beschlos ich, die Kuppel erst einmal auf Probe zu bauen: Scannen, Ausdrucken im Copyshop (die haben dort sehr hochwertiges Papier und eine exzellente Druckqualität, die, wie es scheint, halbwegs lichtbeständig ist. Ich bin über die Jahre von meinem heimischen Drucker ganz weggekommen).


    Ich bastelte das Dingens zusammen - problemlos! - und beschloss, sie meiner Kollegin als Dankeschön für das tolle Geschenk zu überreichen: wie im großen Modell ist die Kuppel vom Tambour abnehmbar, und darinnen steht dann ein kleiner, netter Pappe-Papst (habe aber leider kein Bild davon) ....



    Zusätzlich und zur Probe für mich machte ich damals aber schon die Innenseite der Kuppel farbig, d. h. ich beklebte sie einmal mit den verzierten Rippen der echten Peterskuppel aus dem Netz. Leider gelang es mich damals nicht, die optischen Verzerrungen rückgängig zu machen, so dass die seitlichen blauen Trennstreifen zwischen den großen Rippen (mit den Sternen) so unschön auseinandergingen und nur notdürftig mit Farbe kaschiert wurden (im Originalmodell gelang es mir etwas besser). Die unterschiedlichen Bilder in der Kuppel (Engel, Heilige etc.) würde ich heute alle unterschiedlich machen, aber das war mir damals zuviel und es sind dann vier Viererpaare geworden statt 16 einzelne..... Aber was solls! Trotz allem sah die Peterskuppel fürs erste schon sehr gut aus und verführte mich schließlich zu den finanelen Superungen im eigenen Modell.....



    Zunächst sollte die Innenseite des Tambours (also des zylindrischen Unterbaus) farbig werden wie im Original . Hier habe ich auch nur Pi mal Daumen eine Farbfassung angenommen und alles auch ohne dekroative Details.



    Sehr wichtig war mir aber der berühmte Galerie-Umgang, denn der fehlte bei Schreiber völlig bzw. war dort nur flach aufgemalt gewesen. Hier seht ihr nun dieses Teil als Einzelstück kurt vor dem Einbau. Da bin ich heute noch erstaunt drüber und muss sagen, dass ich nach den Jahren gar nicht mehr weiß, wie ich dieses so paßgenau zwischen die Schreiber-Originalteile hinbekommen habe, dass es ohne Knirschen reinpasste - aber es gelang! Der Umgang war mir deshalb so wichtig, da ich meinen Petersdom mit Bodenluke konzipiert hatte, d. h. das Abnehmen der Kuppel reichte mir nicht, ich wollte unbedingt in den Innenraum auch so reinsehen können, wie man ihn in Rom besichtigen kann. Von unten aber sieht man den vorspringenden Umgang mit den kräftigen Konsolsteinen aber sehr deutlich - also musste das auch in meinem Modell so kommen. Ich glaube, es waren knapp 100 kleine Papp-Konsolen von 2 x 4 mm, die ich an Weihnachten 2017 da mit der Pinzette drunterklebte.



    Und schließlich sollte die Laterne (= der oberste Aufsatz auf der Kuppel) offen sein, damit auch dort Licht in den Dom hineinströmen kann. Das war beim Probemodell, wie man oben sehen kann, ja noch nicht gewesen, ist aber für die Lichtführung im Dom ganz wichtig. Also kurzerhand die Laterne an den Seiten zwischen den kleinen Pilastern aufgeschnitten. Und zusätzlich habe ich die Laterne dann nicht aufgeklebt, sondern nur aufgesteckt, so dass man auch sie abnehmen kann und dann von ganz oben in den Raum mitsamt der Kuppel hinabsehen kann (ich weiß gar nicht, ob das in Rom so möglich ist....)



    Ja, und dies ist nun das finale Ergebnis - ich hoffe, es gefällt euch:


               


    Und für alle, die wie ich viellleicht ehemals katholisch und etwas sentimental sind, auch noch etwas authentische "Begleitmusik" aus der größten und bedeutendsten Kirche der Christenheit mit dazu:


    Papst Franziskus - Osternachtsmesse 2018-03-31_ 360p2.mp4


    So, das wars! Ich hoffe, es hat euch gefallen


    Liebe Grüße

    Stefan

    Nächste Projekte: Hamburger Michel, Kolosseum Rom, Bremer Rathaus, Notre Dame de Paris (alle von Schreiber)

    Edited 2 times, last by Oktavian ().

  • Wunderschön, Stefan!

    Ich bin weder ehemals katholisch noch überhaupt katholisch, sondern hinsichtlich der Religionsangehörigkeit das Ergebnis der auch durch die Art der Finanzierung des Petersdoms ausgelösten Refombewegung…


    Und ich bin eigentlich auch eher ein Fan der Gotik und der Romanik.


    Aber Dein Bau fasziniert mich, vor allem auch wegen Deiner gekonnten Verfeinerungen.

    Fertig: MS WILHELM GUSTLOFF, 1:250



    Aufwachen - es ist 5 vor 33...

  • Hallo Oktavian...

    Das Modell ist Dir wahrhaft sehr gut gelungen. :thumbup:

    Aber erst durch Deine Verfeinerungen, ist daraus etwas Großartiges geworden.

    Mit großem Respekt vor dieser Leistung,

    Renee

    Im Wald boten sich mir zwei Wege dar.

    Ich nahm den, der weniger betreten war!

  • Danke, ihr Lieben, für die vielen Komplimente. Das freut mich wirklich sehr!


    Wie gesagt, der Bau ist ja schon eine Zeit her (ich komme so selten zum Posten...), aber ich denke, das Modell war es wert, hier einmal gezeigt zu werden. Mir gefällt der Dom auch prima!


    Liebe Grüße

    Stefan


    Nächste Projekte: Hamburger Michel, Kolosseum Rom, Bremer Rathaus, Notre Dame de Paris (alle von Schreiber)