Bericht über den Bau der Passat vom Passat-Verlag mit der Bausatznummer 148:
1. Vorgeschichte
Den Modellbaubogen habe ich bereits in 1996 (soweit ich mich recht erinnere) gekauft. Ich hatte damals gerade meine Schleswig Holstein fertiggestellt und war vom Kartonmodellbau geradezu begeistert. Aber wie das so ist - nach dem Bau des Rumpfes der Passat mußte die Vollendung des schönen Modells erst einmal anderen Interessen, wie Familie, Beruf und auch dem RC-Modellbau Platz machen. Aber - das halb fertige Modell hat die Jahre gut in einer extra dafür hergestellten Staub-dichten Vitrine überstanden.
Nun als Rentner und nach der Fertigstellung eines historischen Zweideckers aus Holz ist die Leidenschaft wieder erwacht. Da ich ein Fan von Segelschiffen bin und selbst schon auf Windjammern gefahren und auch Wachen gegangen bin, fasziniert mich insbesondere die Funktionalität der Takelage dieser Schiffe. Mein Ziel ist es deshalb, die Takelung der Viermastbark so realistisch wie möglich nachbauen, d. h. deren Funktion sollte am Modell einigermassen nachvollziehbar sein. Mal sehen, wie weit mir das gelingen wird .
Ein erster Kompromiss, den ich eingehen werde, ist der Verzicht auf Segel. Die Vielzahl der Gordinge, Geitaue, Schoten, usw. lässt sich an einem Modell dieses Massstabes einfach nicht realisieren.
Das laufende Gut der Rahen wird schon anspruchsvoll genug.
Anbei ein paar Bilder, die den aktuellen Bauzustand dokumentieren:
Den Rumpf habe ich bereits fertig gestellt.
Wie man auf den folgenden Nahaufnahmen sieht, habe ich die Kartonreling durch eine Eigenbaureling, die aus Kupfer und Messingdraht besteht, ersetzt.
Dazu habe ich die Kartonreling kopiert und die Relingstützen sowie die Durchzüge aus Draht mit Überstand auf der Kopie positioniert und die überstehenden Enden mit Sekundenkleber fixiert. Die Kreuzungspunkte der Stützen und Durchzüge wurden dann verlötet. Trennt man die überstehenden Enden nun mit der Schere ab, hat man eine genau zum Modell passende Reling aus Draht.
Weitere Details, die ich abweichend vom Modellbaubogen herstellte, sind die beiden Steuerräder. Bei diesen habe ich nur die Ringe aus Karton ausgeschnitten, die Speichen sind dagegen aus Kupferdraht. Das Ganze wurde dann braun gestichen.
Da ich meine Modelle so weit möglich an die Wirklichkeit anpassen möchte, habe ich auch die Schiffsglocke sowie die Kompasshauben nicht aus Karton gefertigt sondern aus Messing auf meiner kleinen Drehbank gedreht. Hoffentlich verträgt sich das noch mit Kartonbau ?
Zum Rollen der kleinen Zylinder für die Poller habe ich mit "verlorenen Werkzeugen" gearbeitet, d. h. das ausgeschnittene Kartonteil wurde mit der Längskante an einen Draht mit entsprechendem Kerndurchmesser mit Sekundenkleber angeheftet. Nach der Trocknung wurde noch ein wenig Sekundenkleber auf den Draht gegeben und dann das Kartonstückchen beherzt um den Draht gerollt.
Das ergibt schöne gleichmäßige Zylinderchen, wobei das obere Ende noch plan geschliffen und mit dem Kartonscheibchen abzudecken ist. Da unten herausragende Drahtende der Zylinder habe ich einfach durch Bohrungen in der Grundplatte der Poller gesteckt, verklebt und unter der Grundplatte wieder plan geschliffen - fertig.
2. Nagelbänke - Mastgarten
Ein ähnliches Verfahren habe ich bei der Herstellung der Nagelbänke an den Masten (Mastgärten) angewendet.
Wie man auf dem Original sehen kann, sind die Stützen unten quadratisch und weiter oben rund gedrechselt mit absesetzten Wulsten.
Das wollte ich irgenwie näherungsweise realisieren.
Die hierzu nötigen Fertigungsschritte sieht man auf den folgenden Bildern.
Die Wulste an den Stützen bestehen auch hier aus Ringen, die aus 0,25 mm Kupferdraht gefertigt wurden.
Über die Herstellung der Anker berichte ich im nächsten Abschnitt
Bis dahin ...
3. Herstellung der Anker
Da ich die beiden Anker etwas plastischer gestalten wollte, als im Modellbaubogen vorgesehen, habe ich wieder Kopien gezogen und diese so oft mit Karton verstärkt, bis ich auf eine Dicke von 1,5 mm kam. das entspricht 375 mm im Original, was in etwa passen sollte.
Aber - wie schneidet man die filigranen Ankerchen aus derart dickem Schichtkarton, der auch noch mit Sekundenkleber zusammengehalten wird, aus?
Schere oder Skalpell kann man da sofort vergessen und einen Laser habe ich nocht nicht, wobei ich mir nicht sicher bin, ob ein Hobby-Laser derart dicken Karton schneiden kann.
Für eine praktikable Lösung des Problems konnte ich auf meine Erfahrung als "Holzschiff-Bauer" zurückgreifen.
Ich nahm meine gute alte Laubsäge, spannte das dünnste Metallsägeblatt (Nr. 0) ein und startete eine Versuch.
Der Karton liess sich überraschend gut und ohne auszufransen schneiden.
Als nächstes wurden die Arme und der Schaft jeden Ankers zum Ende hin mit einer kleinen Schleifmaschine verjüngt und danach die Flunken aus einfachem Karton, sowie die Decksklammern und jeweils ein Ankerstock - auch aus Karton - angeklebt.
Hier sieht man die beiden Anker im Rohbau.
Danach wurde noch schwarz angemalt und die Anker auf der Back montiert.
Der Backbord-Anker ist an einer Kette angesteckt.
Die Kette des Steuerbord-Ankers soll später an einer Boje festgemacht werden, da ja die Passat ohne Segel dargestellt wird und in diesem Zustand vielleicht auf Ladung wartet.
Im nächsten Abschitt gehe ich auf den Bugspriet ein.
Herzliche Grüße
Heinrich