Moin zusammen,
eigentlich war ja - wie so oft - ganz etwas anderes geplant…
Meine letzten vier Modelle waren, wie die gerade fertiggestellte BRUNO ILLING, alle aus dem zivilen Bereich. Das letzte Modell aus dem „grauen“ Sektor, die USS INDIANAPOLIS, steht nun schon seit Anfang November 2019 in der Vitrine. Aber genau dort möchte ich jetzt anknüpfen, es hat sich in der Zwischenzeit etwas ergeben…
Meinen Filius und mich verbindet nicht nur das Interesse an der Schleppschifffahrt (BUGSIER 18 ), sondern auch ein ausgeprägtes Geschichtsinteresse. Ganz allgemein, aber besonders eben auch im maritimen Bereich. Das hat sich bei ihm u.a. dahingehend ausgewirkt, dass er seinerzeit seine Facharbeit in Geschichte in der Oberstufe am Gymnasium über den Einsatz der Flugzeugträger der USN im Pazifik geschrieben hat. Für diese Facharbeit nutzte er u.a. bei mir vorhandenes Quellenmaterial, allen voran Samuel E. Morisons „History of United States Naval Operations in World War II“ mit insgesamt 14 Bänden. Diese Bücher hatte ich mir in meiner Jugendzeit im Laufe mehrerer Jahre zugelegt (im damals noch existierenden Buchladen von Eckardt & Messtorff am Rödingsmarkt!) und ich habe insbesondere die Geschichte der Operationen im Pazifik mit großem Interesse gelesen.
Im Band VIII mit dem Titel „New Guinea and the Marianas“ wird auf den Seiten 224 bis 228 der Einsatz eines Geleitzerstörers (DE) geschildert, der im Laufe von nur zwölf Tagen sechs japanische U-Boote versenkte. Wobei interessant ist, dass das Boot nicht als Einzelfahrer operierte, sondern auch andere DEs an den Jagden beteiligt waren, allerdings allesamt ohne Erfolg. Bei dem erfolgreichen Boot handelte es sich um die USS ENGLAND.
Sie gehörte zur insgesamt 102 Einheiten umfassenden BUCKLEY-Klasse und lief am 26. September 1943 bei der Bethlehem Shipbuilding Company in San Francisco von Stapel. Taufpatin war die Mutter des Fähnrichs John C. England, der bei dem Angriff der Japaner auf Pearl Harbor auf dem Schlachtschiff USS OKLAHOMA ums Leben gekommen war und nach dem dieser Geleitzerstörer benannt wurde.
Die USS ENGLAND war 93 m lang, 11 m breit und hatte einen maximalen Tiefgang von 3,43 m. Voll ausgerüstet verdrängte sie 1.760 t. Sie hatte eine turbo-elektrische Antriebsanlage mit einer Leistung von 12.000 WPS auf zwei Propeller, die dem Boot eine Geschwindigkeit von maximal 23 kn (rd. 42 km/h) verlieh. Der erforderliche Dampf wurde in zwei Kesseln erzeugt. Bei einer Marschgeschwindigkeit von 15 kn (rd. 28 km/h) betrug die Reichweite ca. 3.700 Meilen.
Bewaffnet war das Boot mit drei 3“/50 cal Geschützen, einem 1.1“ Vierling, acht 20 mm Oerlikons und einem Drilling-Torpedorohrsatz. Zur Bekämpfung von U-Booten war es mit einem Hedgehog-Werfer auf dem Vorschiff, acht Wasserbombenwerfern entlang der Bordwände sowie zwei Ablaufgestellen für Wasserbomben auf dem Achterschiff ausgerüstet.
Die Besatzung bestand aus 15 Offizieren und 198 Mannschaften.
Die USS ENGLAND stellte am 10. Dezember 1943 in Dienst und traf nach ihrer Einfahrzeit im Südwestpazifik ein. Dort nahm sie ihren Geleitdienst auf, der abgesehen von der oben erwähnten Episode in der zweiten Maihälfte 1944 insgesamt sehr unspektakulär verlief. Am 9. Mai 1945 wurde sie bei Kerama Retto von drei japanischen Bombern angegriffen und schwer beschädigt. Eine am 16. Juli 1945 in Philadelphia begonnene Reparatur wurde aufgrund des Kriegsendes sowie der großen Anzahl vorhandener Einheiten des gleichen Typs abgebrochen. Die USS ENGLAND wurde am 15. Oktober 1945 außer Dienst gestellt und am 26. November 1946 auf Abbruch verkauft.
Das Modell wurde schon vor vielen Jahren von Darius Lipinski gezeichnet und seinerzeit auch auf seiner (damaligen) Internetseite vorgestellt. Es ist schließlich im Februar 2021 als HMV-Bogen erschienen und weil meine Kinder um meine Interessen wissen, habe ich diesen Bogen von ihnen, genauer gesagt: von meiner Tochter, bekommen. Das Modell wird bestens zu meinen drei bereits vorhandenen USN-Kreuzern passen, der Konstrukteur ist ja der gleiche...
Insgesamt rd. 1.800 Teile finden sich auf 11 Bogen wieder. Dabei ist mir erstmals beim HMV ein farbiger Rückseitendruck aufgefallen; eine unbedingt positiv zu bewertende Neuerung, bislang war ja der Rückseitendruck bei diesem Verlag aus Kostengründen ausschließlich in schwarz bzw. entsprechenden Abstufungen in grau möglich. Außerdem weist der Bausatz noch ein paar Neuerungen gegenüber früheren HMV-Modellen auf. So wird z.B. auf Klebelaschen an der Grundplatte verzichtet und Decks, Spantengerüst und Grundplatte sind zu verdoppeln. (siehe Bilder)
Der Konstrukteur ist für die Qualität seiner Arbeit bekannt, ich vermute mal, dass ich ein ähnliches Vergnügen beim Bau haben werde, wie es schon bei den drei Kreuzern (Bauberichte hier, dort und da) und dem britischen Fischereischutzboot (Galeriebeitrag hier) der Fall gewesen ist.
Also: gehen wir’s an, statt des ursprünglich geplanten zivilen Modells mal wieder etwas Graues; meine „Ableger“ werden sich sicher freuen, wenn dieses Modell so schnell in Angriff genommen wird…
Ach ja, weil ich nicht die Absicht habe, mir auf meine alten Tage noch eine Profi-Fotoausrüstung zuzulegen und entsprechende Lehrgänge zu besuchen, bitte ich schon jetzt die mindere Qualität der Aufnahmen zu entschuldigen…
Na denn, auf geht's
Beste Grüße aus dem halbhohen Norden
Fiete