Von Dortmund bis Norddeich auf dem Emsradweg - Schiffe und Architektur

Fast 400 km ist er lang - der Emsradweg. Aber wenn man ihn auf zwei Wochen verteilt, ist er gut zu bewältigen. Meine Frau und ich sind allerdings nicht bei den Emsquellen in der Nähe von Paderborn in den Radweg angestiegen, sondern sind die ersten Etappen zwischen Dortmund und Münster am Dortmund-Ems-Kanal entlanggefahren.

Schon zu Beginn des Weges wird man nördlich von Dortmund mit einem freundlichen Brücken-Graffiti begrüßt: „Heaven on earth“. Und wenig später erreicht man westlich von Waltrop den ersten kanalarchitektonischen Höhepunkt: das Schiffshebewerk Henrichenburg.

Vielen Dank für die Likes!

Genau genommen ist das 1899 eröffnete Schiffshebewerk Teil eines „Schleusenparkes“ mit zwei Schachtschleusen (eine davon mittlerweile abgebaut) und zwei Hebewerken (das zweite war von 1962 bis 2005 im Betrieb).

Auf dem (Museums-)Gelände des Schleusenparkes finden sich verschiedene historische Kanalschiffe - im Original und im Modell.

Daneben gibt es auch exotische Exponate: etwa die elektrisch betriebene Schlepplok der früheren Schleuse und ein Eimerketten-Baggerschiff (auf der Museumswiese aufgebockt).

Vielen Dank auch weiterhin für die Likes! Es freut mich, dass diese Art von Reisebericht Anklang findet.

Und ja, Harald, ich glaube, auch ich sehe durch die "Modellbaubrille" - allerdings auch erweitert um die Dimension Landschaft und Dioramenbau. Die nächsten beiden Bilder sind dafür ein schönes Beispiel:

Nördlich von Datteln überquert der Dortmund-Ems-Kanal in einer Trogbrücke die Lippe. Hier wird sichtbar, wie hoch der Kanal zum Teil über der umgebenden Landschaft aufgedeicht ist.

Das nächste architektonische Highlight am Dortmund-Ems-Kanal: die Wasserburg Vischering in Lüdinghausen, in ihren ältesten Teilen von 1271. Gibt es eigentlich einen Papiermodellbogen von diesem eindrucksvollen Bauwerk?

Nordöstlich von Münster trifft der Dortmund-Ems-Kanal auf die Ems. Wie man auf den Informationstafeln am Radweg erfährt, wurde die Ems in früheren Jahrhunderten von Ostfriesland aus bis nach Münster hin für den Lastentransport mit Flößen oder Kähnen genutzt, die in der Regel getreidelt (also von Menschen oder Tieren vom Ufer aus gezogen) und gelegentlich auch gesegelt wurden. Der dabei verwendete Schiffstyp wurde als „Pünte“ bezeichnet, wobei mit diesem aus dem Lateinischen abgeleiteten Wort „pons“ = „Brücke“ an der Ems aber auch und vor allem die Fährkähne über den Fluß bezeichnet wurden (und werden). Das abgebildete Modell einer „Haarener Pünte“ habe ich ein einem Museum weiter nördlich an der Ems gefunden.

Mancherorts werden an der Ems bis heute als touristischer Service noch kleine Fähren zur Flußüberquerung weiter betrieben.

Hier geht es demnächst weiter ...

Hallo Dieter,

das ist ja sowieso meine Vermutung - dass die verschiedenen Sparten des Modellbaues auch immer etwas mit den persönlichen Erinnerungen zu tun haben, die auf diesem Weg ihren Ausdruck finden.

Danke für den Hinweis auf das Stadtwappen von Greven mit der Pünte - ich habe es beim Vorbeifahren auch gesehen, hatte dann aber gerade die Kamera nicht einsatzbereit.

Weiter auf dem Emsradweg:

Auf der Eisenbahnstrecke zwischen Emden und dem Ruhrgebiet wurde in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg in langen Güterzügen (genannt „Langer Heinrich“) Eisenerz und Kohle transportiert. Auf der Strecke zwischen Emden und Rheine wurden diese Züge bis 1977 von zwei Dampflokomotiven der Baureihen 42 und 43 gezogen. Die Dampflok 043 196-5 wurde 1978 auf dem Bahnhof Salzbergen als Museumslok aufgestellt.

Nördlich von Lathen führt der Emsradweg noch einmal am Dortmund-Ems-Kanal entlang. An der Schleuse Düthen erwartete mich eine Überraschung: das Baggerschiff „Christine“, Heimathafen Mondorf (Rhein). Als Papiermodellbaubogen (incl. Bagger!) im freien Download erhältlich: https://www.kallboys.de/mondorfer-bastelboegen (Mondorfer Bastelbogen Nr.58)

Südlich von Papenburg trifft man auf die „Leher Pünte“ - die „einzige seilgebundene Fähre auf der schiffbaren Ems“. Diese wird seit von einem 2003 gegründeten Verein betrieben, der vor allem im nahegelegenen Dorf Lehe verwurzelt ist. Weitere Informationen: http://www.leher-puente.de/ Die Fähre wurde von Meyer-Werft in Papenburg gebaut.

Beim Stichwort Papenburg denken die meisten zuerst einmal an die Meyer-Werft und die Kreuzfahrtschiffe, die dort gebaut werden. Aber Papenburg hat auch eine interessante Entstehungsgeschichte, die bis heute noch in den grachtenartigen Kanälen im Stadtbild zu erkennen ist.

1631 bezog der damalige Drost des Emslandes Dietrich van Velen die bereits vorher bestehende Papenborg und warb Siedler an, die in „Fehnkolonien“ mit dem Bau langer Kanäle und Schleusenanlagen das Moor entwässerten und Torf abbauten - vor der Entdeckung der Kohle ein begehrter Brennstoff. Das Museum an der Van-Velen-Anlage zeigt anschaulich, unter welch harten Bedingungen die ersten Generationen der Siedler lebten: „Dem ersten sein Tod, dem zweiten seine Not, dem dritten sein Brot“

Der in Papenburg gestochene Torf wurde nach ganz Ostfriesland exportiert - mit offenen Treidelkähnen, und auf Ems und Nordsee vor allem mit den „Spitzmutten“ - Frachtseglern mit geschlossenem Laderaum. Einen Papiermodellbogen dieses Schiffstyps hat übrigens vor längerer Zeit das Deutsche Schiffahrtsmuseum Bremerhaven veröffentlicht.

Hallo Klaus (und auch die anderen, die immer mal wieder den Daumen heben),

es freut mich, wenn Euch diese Art von Reisebericht gefällt!

Weiter auf der Reise durch Papenburg:

Über den Torfexport entwickelte sich ein reger Handel - die entladenen Torfschiffe wurden auf dem Rückweg nach Papenburg mit anderen Gütern wie Muschelkalk und Ziegelsteine, und später noch anderen Handelsgütern beladen. Gleichzeitig entstanden in diesem Zusammenhang die ersten Bootswerften in Papenburg - unter ihnen die 1795 gegründete Meyer-Werft.

Die heutige Meyer-Werft mit ihrer riesigen Montagehalle liegt im Nordwesten der Stadt. Eintrittskarten zur Werftbesichtigung waren Corona-bedingt vergriffen. Aber auch der Blick von außen mit dem davorliegenden Kreuzfahrtschiff „AIDA cosma“ war eindrucksvoll. Der Wohnmobilparkplatz direkt daneben zeigt die touristische Anziehungskraft der Werft.

Nördlich von Papenburg ist die Ems mittlerweile zu einem breiten Fluss geworden. Die Brücken sind hier als Klappbrücken gebaut, um die Großschiffe der Meyer-Werft durchlassen zu können.

Die Friesenbrücke in Weener, bereits 1874 bis 1876 als eingleisige Eisenbahn- und Fußgängerbrücke auf der Bahnstrecke Leer-Groningen gebaut und zwischen 1924 bis 1926 als Fachwerkbrücke mit Roll-Klappbrücke neu errichtet, wurde im Dezember 2015 von einem Frachtschiff gerammt. Dabei wurde der geschlossene (!) Klappteil der Brücke zerstört. Ein Neubau der Brücke ist ab 2022 geplant.

Bis zum Neubau der Brücke bei Weener ist für Fußgänger/innen und Fahrräder die „Friesenfähre“ im Einsatz.

Die Anwesenheit des vollbeladenen Baggerschiffes „Hegemann III“ in der Nähe der Brücke macht auf ein Problem aufmerksam, dass seit Jahren die Gemüter an der unteren Ems erhitzt: der Fluss wurde und wird regelmäßig ausgebaggert, um die nötige Tiefe für die Durchfahrt von Großschiffen der Meyer-Werft zu ermöglichen. Die Nebenwirkungen: das salzige Meerwasser dringt mit der Tide immer weiter in den Fluss ein (in Papenburg beträgt der Tidenhub mittlerweile 2,5 m) und die verstärkte Strömung lässt gleichzeitig an manchen Stellen die Flussufer versanden. Gegenwärtig wird versucht, durch wechselnde Einstellungen der Fluttore des Emssperrwerkes (1998–2002 zwischen Gandersum und Nendorp kurz vor der Mündung der Ems in den Dollart errichtet) diese Probleme zu beheben.

Im Hafen von Leer kann man eine Reihe von Museumsschiffen bewundern - vor allem Schlepper und Plattbodensegler verschiedener Größen und Bauarten. Und - eine Überraschung: seit 2017 liegt in Leer auch die frühere Nordseefähre „Spiekeroog III“, im Jahr 2015 umgebaut zu einem Restaurant. Da wurden bei mir sofort Erinnerungen an frühere Familienreisen nach Spiekeroog wach …

Prominentes Schaustück im Museumhafen Leer ist natürlich das 1909 auf der Meyer-Werft in Papenburg gebaute Traditionsschiff "Prinz Heinrich“, das bis 1969 als Post- und Passagierdampfer im Liniendienst zwischen Emden und Borkum eingesetzt wurde. Danach über mehrere Stationen an die Ostseeküste verkauft, wurde das Schiff von einem Traditionsverein 2003 nach Leer geholt und 2018 aufwendig restauriert. Es werden Ausflugs- und Charterfahrten angeboten.

Michael Bauer hat ein detailliertes Papiermodell dieses Schiffes im Maßstab 1:250 gezeichnet:

Post- & Passagierdampfer Prinz Heinrich, Eigenkonstruktion

Im Heimatmuseum Leer gibt es auch einen Raum mit Schiffsmodellen und Informationen rund um die Schifffahrtshistorie der Stadt. Besonders eindrucksvoll das schöne Modell eines westfriesischen (niederländischen) Tjalks.

Im Heimatmuseum Leer findet sich auch das Original (genauer gesagt: Bug und Heck) der 1906 gebauten "Gretje", der letzten hölzernen Torfmutte Ostfrieslands. Wobei man auf den entsprechenden Schautafeln lernt, dass mit solchen Schiffen nicht nur Torf, sondern (auf dem „Rückweg“) auch Sand, Muschelkalk und Ziegel transportiert wurden. Eine weitere Schautafel vermittelt mit einer großformatigen historischen Fotografie etwas Hafenflair des alten Leer.

An der Jann-Berghaus-Brücke, die westlich von Leer die Ems überquert, kam dann überraschend das Flusskreuzfahrtschiff „Thurgau Saxonia“ der schweizerischen Reederei Thurgau Travel in den Blick, das normalerweise eher zwischen Basel, Berlin und Amsterdam unterwegs ist.

Unmittelbar vor der Einmündung der Ems in den Dollart liegt der Fährhafen von Ditzum. Die dort verkehrende Fähre hat schon einige Jahre auf dem Buckel: 1926 als Dampffähre auf der Meyer-Werft in Papenburg gebaut; 1954 wurde die Dampfmaschine durch einen Dieselmotor ersetzt. 2005/06 wurde die Fähre von der Schiffswerft Diedrich in Oldersum restauriert und vergrößert.

Im Hafen von Ditzum lagen auch noch andere historisch anmutendende Schiffe, die ich aber nicht zuordnen konnte.

In Emden ist das das Ende des Emsradweges erreicht. Hier liegen vor allem in der Ratsdelft einige bekannte Museumsschiffe: der Segel-Heringslogger „Stadt Emden“, das Feuerschiff „Deutsche Bucht“ (1915 auf der Meyer-Werft in Papenburg gebaut und ab 1919 unter dem Namen „Amrumbank II“ in Dienst gestellt, 1969 bis zur Außerdienststellung 1983 auf der Seeposition „Deutsche Bucht“) und der Seenotkreuzer „Georg Breusing“ (gebaut 1963 und bis zur Außerdienststellung 1988 auf Borkum stationiert).

Hallo Harald,

das Gebäude im Hintergrund ist das nach dem Krieg wieder aufgebaute Rathaus von Emden.

Stichwort Diorama - die Idee kam mir auch. Jedenfalls habe ich die Front des Rathauses auch noch einmal extra fotografiert und könnte mir vorstellen, das Foto als Hintergrund für die Modelle des Seenotkreuzers und des Feuerschiffes (beide habe ich noch als Modellbogen liegen) zu verwenden.

Mit herzlichem Gruß, Ulrich

Hallo Klaus,

vielen Dank für Deine Information und Angebot. Der Bogen des Rathauses sieht ja beeindruckend aus.

Ich dachte in meinem Fall aber eher an ein Fotodiorama (also meine Modelle zum Fotografieren vor einem Hintergrundbild arrangiert), nicht an den Bau eines festen Dioramas - dazu müsste man ja auch noch den Rathausvorplatz bis zum Schiffskai bauen, und dann würde das Ganze doch ziemlich groß ...

Mit herzlichem Gruß, Ulrich

Hier noch einmal die beiden Museumsschiffe aus anderer Perspektive.

Von beiden Schiffen gibt es Modellbaubögen: „Georg Breusing“ im HMV Verlag, Maßstab 1:250, gezeichnet von Peter Brandt und überarbeitet von Fritz Pohl - https://www.kartonmodellbau.de…using-und-hans-luken.html und „Deutsche Bucht“ im Passat-Verlag, Maßstab 1:250, gezeichnet von Wilfried Wieczorek - https://passat-verlag.de/museu…mbank-deutsche-bucht.html

Das Modell der „Georg Breusing“ von Peter Brandt aus dem Verlag Alstermodell -

hier noch in der ursprünglichen Farbgebung in weiß, grün und orange -

habe ich vor Jahren gebaut: einmal im Originalmaßstab 1:250, und einmal skaliert auf den Maßstab 1:1000.