Da ich von diesem Modell auf Anhieb keinen Baubericht in diesem Forum gefunden habe, trau ich mich mal und erzähle von meinen Erlebnissen damit. Ich werde diesen Baubericht in Abschnitten posten, allerdings nicht immer in "Echtzeit" sondern manchmal auch erst nachdem ich einige Wochen lang an einem Bauabschnitt gesessen habe.
Auch in diesem Bericht beginne ich mit der Vorwarnung "Achtung Anfänger" - das ist hier alles gebaut, fotografiert und berichtet aus der Sicht eines Wiedereinsteigers in den Kartonmodellbau nach langer Pause
Ich will vor allem anderen (Wieder-)Einsteigern Mut machen ihre einfachen Projekte zu teilen, weil ich es selber immer hilfreich finde, zwischen all den begeisternden Meisterwerken auch mal Dinge von anderen "Fußgängern" zu sehen, die für mich irgendwie in erreichbarer Nähe scheinen. Gerade an den Problemen, die man mit mittelschweren Modellen haben kann, erahnt man ja dann erst die Leistung, die in fehlerfreien, supersauberen Modellen steckt.
Nach meinem Ausflug in den Schiffbau (mit gemischten Erfolgsgefühlen) kehre ich in Sachen Kartonmodelle erstmal zur Architektur zurück, das sieht im Ergebnis auch nicht dramatisch besser aus, geht aber immerhin leichter von der Hand.
Ich habe mir eine große Burganlage mit einer Mischung von "bewohnbaren", neueren Teilen und Ruinenteilen aus dem ersten Lebensabschnitt der Burganlage vorgenommen, die auch als Kulisse für meine Zinnsoldaten auf dem Tabletop taugt: die tschechische Burg Waldstein aus dem ebenfalls tschechischen (glaube ich jedenfalls) Verlag Z-Art.
Der Bausatz ist in kleinerem Maßstab (1:300) als meine Zinnfiguren, weil es mir eher auf maßstabsgetreue Bodenfläche auf dem Tabletop ankommt als auf passende Gebäudehöhe. Man sieht das auch in den Fotos hier: ich finde es störender wenn ein Gebäude von der belegten Bodenfläche her so lang und breit wie drei Batallione ist (also sozusagen einen halben Kilometer oder mehr) als wenn es mit den Figuren verglichen nur hüfthoch ist - die Einheiten auf dem Tabletop sind ja selbst auch "im Maßstab" von ca 1:25 (Zinnfiguren pro echten Soldaten) dargestellt.
1. Abend
Wir verabschieden die Hafenfähre in die Vitrine und wenden uns wieder eckigeren, wenn auch nicht trivialen, Formen zu.
Die Anleitung bietet eine kurze Beschreibung der Burg, Zeichnungen mit Ansichten der Bauabschnitte und allen Teilen mit Teilenummern (sehr hilfreich, das hat mir bei der Fähre bei vielen Kleinteilen gefehlt), und eine sehr kurz gefasste Bauanleitung in Worten (tschechisch und englisch), die im Wesentlichen die Reihenfolge der Bauteile angibt (man baut nicht immer ganz streng in aufsteigender Nummerierung).
Die Luftaufnahme der Burganlage ist übrigens auch auf Wikipedia zu sehen - also von den Nutzungsrechten her hoffentlich korrekt verwendet.
Ich bin für den Ausflug in den Schiffsbau und seine sehr kleinen Bauteile durchaus dankbar, denn sonst hätte mich die Winzigkeit mancher Teile dieser Burg und die teilweise noch winzigeren und sehr schmalen Klebelaschen doch sehr überrascht und verunsichert. Das ist schon was anderes als die Micky-Maus- und Schreiberbögen (oder auch das Minarett von Lednice), die ich früher mal gebaut habe.
Ein "Luxusfaktor" in diesem Bausatz ist, dass viele Fenster und Türen als Einzelteile nach hinten / innen versetzt in die Fenster- bzw. Türrahmen gesetzt werden. Den erfahrenen Modellbauern ist das vertraut, für Leute wie mich kann es recht fitzelig werden, braucht definitiv ein Skalpell zum Ausschneiden der Fenster aus den größeren Wänden, und ergibt dann doch einen sehr schönen Effekt. Obwohl man manchmal wissen muss, dass es den Effekt gibt, weil man ihn beim ersten Hinsehen teilweise gar nicht bemerkt...
Im Bild oben sieht man so ein Gebäude mit Aussparungen in den Wänden und die Einzelteile für zurückversetzte Türen und Fenster. Unten sieht man zwei Fenster vor ihrem Einbau in die Gebäudewand: