Vitrinenbeleuchtung im (Karton-) Eigenbau - ein kleines Tutorial

  • Guten Morgen Freunde,


    nachdem sich das Schiffshebewerk nun langsam aber sicher der Fertigstellung nähert, habe ich mir irgendwann überlegt, wie ich das Teil staubsicher und auch repräsentativ aufstellen kann, ohne, dass es quasi irgendwo im Regal "verschwindet".

    Die Schraub-Vitrinen von Sora sind ja immer eine gute und vergleichsweise preiswerte Adresse (hoffe, die Schleichwerbund widerspricht nicht einer speziellen Regel), der Punkt allerdings, der mich dazu führte über ein eigenes Beleuchtungskonzept nachzudenken, ist schlicht der, das die Grundfläche 56x42cm viel zu tief für mein Modellregal ist. Also bleibt die Aufstellung als Solitär, was aber dazu führt, dass es nicht besonders zur Geltung kommt.


    Einen Lichtdeckel, ähnlich wie für ein Aquarium zu kaufen fällt aus zweierlei Gründen aus:

    1. Preis !!

    2. Maße, da nur Standardmaße vorhanden - und die Sora Vitrinen bestelle ich ja immer in Abhängigkeit individuell zum Modell angepasst.


    Also habe ich mir nachfolgende Beleuchtungslösung einfallen lassen, an der ich Euch gerne teilhaben lasse, falls jemand auch schon mal überlegt hat, so etwas umzusetzen.


    Was soll also die Beleuchtung gewährleisten?

    - Betriebssicherheit und niedrigen Stromverbrauch --> SMD-LED

    - niedriges Gewicht --> kein Holz, kein Metall

    - Eigenbau möglich --> Karton (gut, dass ich kein Plastikmodellbauer bin;))

    - gute Lichtausbeute

    - Einblick von oben trotz Beleuchtung immer noch möglich



    Die Wahl des Materials des Leuchtdeckels war für mich recht einfach, da noch im Fundus verfügbar und bekannt für seine hohe Festigkeit und gute Bearbeitungseigenschaften - Bristolkarton in der Stärke 1mm.

    Die Lichtquelle ist SMD-LED Leuchtband, konfektioniert auf 5m Länge, wobei es so konstruiert ist, dass man es alle drei LEDs trennen und einzeln einsetzen kann, da immer wieder Widerstände eingebaut sind. Der 12V Trafo dazu war ebenfalls noch irgendwo in einer Elektrokiste, insofern stand diesem Projekt nichts entgegen.


    Als Grundform habe ich mich zwischen der Variante "England" oder "Schottland" entscheiden müssen, was heißt, die Stege laufen entweder parallel zu den Außenkanten oder diagonal. Die Schottland-Version hätte ich eigentlich charmanter gefunden, habe aber einfach keine Lust gehabt die Kanten auf Gehrung zuzuschneiden, was bei 1mm Karton im Grunde zwangsläufig erforderlich ist - also die England-Version:


    Los geht's - Aufzeichnen der Grundmaße. Hier ist natürlich das Ganze so zu bemessen, dass der Deckel stramm, aber nicht zu stramm auf der Vitrine sitzt und satt aufliegt. Also in jeder Achse 3mm zugegeben - passt genau. Die Außenkante hat eine Höhe von 20mm, die Innenstreben 15mm, so dass der Deckel dann das Vitrinendach umschließt.



    Grundform ausschnitzen:



    Spanten dito, zurechtlegen und prüfen, ob alles vorhanden ist:



    Montageschritt 1: die inneren Rahmen um die "Fenster" herum:


  • Nach den Innenrahmen habe ich die Leuchtmittel eingebaut, da man so noch gut an alle Stellen herankommt, was insbesondere beim Löten deutlich einfacher ist, als innerhalb der Gesamtkonstruktion zu arbeiten.


    Habe das LED Leuchtband also entsprechend der einzelnen Längen zugeschnitten und eingeklebt, wobei ich mir beim Stromverlauf überlegt habe, wie man diese halbwegs ökonomisch umsetzen kann. Da das Leuchtband nicht gut um die Ecke gelegt werden kann, kommt man um ein Teilen und wieder verbinden nicht umhin.


    Zum Verbinden gibt es einerseits spezielle Klemmen, die man sich bestellen kann, die aber vergleichsweise dick auftragen, man kann aber auch ganz einfach direkt auf die Kuperkontakte löten. Gesagt getan. Seinerzeit habe ich mir für die Beleuchtung des Tokyo Towers einen vernünftigen Lötkolben zugelegt, der hier mal wieder zu Ehren kam.


    Die Verkabelung habe ich aus alter Tradition gemäß der Märklin-Farbsystematik für Lichtstrom in braun-gelb gewählt, so kommt man nicht durcheinander, welche Farbe für was steht. Gelb: Phase, Braun: Rückleiter



    Beginn mit der Kabelzuführung, die idealerweise irgendwo mittig liegen soll:



    vorgesehener Stromverlauf (alle LED Streifen eingesetzt)



    Es empfiehlt sich nach jedem 2. oder 3. Lötschritt mal wieder zu prüfen, ob die Verbindungen auch sauber leiten, nicht, dass man sich nachher einen Wolf sucht, wenn es dann irgendwo nicht geklappt hat.

    Auch der Schlusstest nach Festlöten aller Kontakte war erfolgreich:



    Erstes Probeliegen auf der Vitrine, um zu sehen, ob die Lichtausbeute wie erwartet ausfällt:



    Passt!:cool:

  • Moin, moin Peter,


    top:thumbup:! Das Thema des Tutorials passt und ist ganz sicher interessant für uns alle, zumal viele von uns bereits Vitrinen haben und ggf. auch Beleuchtung nachrüsten könnten.....wenn denn erforderlich oder zur Verbesserung.


    Gruß

    HaJo

    Exercitatio artem parat!

  • Danach Fertigstellung des Rahmens und Anbau aller noch fehlenden Streben.



    Grundlackierung mittels schwarzem Sprühlack, da sich beim Pobeleuchten gezeigt hat, dass auch 1mm Bristolkarton recht durchscheinend ist:



    Abdichten aller Klebekanten mit grauem 300gr Tonkarton verhindert, dass auch dort Licht durchscheinen kann, so dass das vorläufige Endergebnis in der Oben-Ansicht nun so aussieht:



    und das Vitrinen-Innere:


     


    Ich persönlich finde diese Lösung als guten Kompromiß zwischen Aufwand und Nutzen, da für relativ schmales Geld, überschaubaren Zeitaufwand inkl. Bastelspaß doch ein halbwegs vorzeigbares und individuell passendes Ergebnis zustandekommt, was mit einer Kauflösung nur für einen ungleich viel höheren Kostenaufwand zu bekommen gewesen wäre.


    Hier noch eine kurze Zusammenstellung des erforderlichen Materials (wo noch präsent mit Preis):

    - 1 Bogen DIN A2 1mm Bristol (4-5€)

    - 1 Rolle SMD-LED Band (9 €)

    - 12V Netzteil (alter 12-16V Eisenbahn-Trafo ginge auch) (10€)

    - Dose Farbspray (2,50€)

    - etwa laufender Meter Schaltkabel (wenige Cent)


    Der Zeitaufwand betrug gut 6 Stunden, inkl. Mittagessen und Nachmittagskaffee.:)


    Damit endet das kleine Tutorial auch schon.

    Ich hoffe, dass der Ein- oder Andere ein bisschen was Hifreiches oder auch Anregungen über eine mögliche Art der Modellpräsentation daraus ziehen kann und wünsche viel Spaß beim Nachbauen. Ich finde, das Ergebnis lohnt.:)


    Lieben Grüße

    Peter

  • Moin Pitje ,


    Die Beleuchtung sieht gut aus, gerade das filigrane Gitterwerk des Schiffshebewerks kommt damit nochmal besser zur Geltung. Sicherlich werden auch Fotos davon profitieren.

    Eine Frage stellt sich mir aber: Wie hast du denn auf den letzten 2 Bildern diese beeindruckenden Schneefalleffekte erzielt 8o :D

    (sorry, der musste einfach sein)


    mfg

    Johannes

  • Das ist ja mal richtig cool!
    Leicht und preiswert, ohne besondere Werkzeuge zu erstellen! Top!

    Frage: Auch LEDs entwickeln eine gewisse Wärme, hast du da schon Langzeit-Erfahrungen?

    Gruß aus Ostfriesland, Ralf

  • Hallo,

    das Schöne bei den LEd ist doch gerade, dass sie kaum Wärme abgeben. Außerdem sind sie oberhalb des Dioramas eingebaut wie ich den Beitrag verstanden habe.Und Wärme steigt nach oben.

    Peter Man muss nicht alles kaufen müssen. Man sehr viel selber machen :thumbsup:.

    Ulrich

                                                                                   Artikel 1 GG:

    Die Würde des Menschen ist unantastbar.

    Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt



  • Schönen guten Abend zusammen,


    zunächst danke ich für die positive Resonanz in Form der Likes und Kommentare.:)


    Im Einzelnen:

    Hans-Joachim Möllenberg : der Varianten sind bei solchen Konstruktionen keinerlei Grenzen gesetzt. Geht deutlich kleiner, aber auch um den Faktor X größer. Mit Hilfe deser Leuchtbänder kann man bequem ein Zimmer komplett ausleuchten, ein Netzteil packt problems drei in Reihe geschaltet, also 15m.

    Johannes Gründling : habe keine Kosten und Mühen gescheut, auch diesen Aspekt der Wettergestaltung mit einzubeziehen - Sonne geht, Schnee geht, ...:D

    Ralf S. : hallo, was die Wärmeentwicklung angeht, so verhält es sich, wie von Ulrich (modellschiff) schon gesagt, die SMD-LED strahlen selber so gut, wie keine Wärme ab. Wo sich die Konstruktion leicht erwärmt, ist am Kreuzungspunkt in der Mitte, wo ich die beiden getrennten Leuchtbänder mit Drahtbrücken verbunden habe. Ist aber nur lauwarm. Habe heute seit gut 12 Stunden mal brennen lassen - konstant - also unkritisch.

    modellschiff : ganz genau!:thumbup:


    Habe den Rahmen übrigens mittlerweile wieder in weiß umgespritzt, so wirkt das Ganze optisch deutlich gefälliger.


    Zimmer hell:



    Zimmer dunkel:


    +




    Liebe Grüße

    Peter

  • Guten Morgen zusammen,


    René Pinos : das würde mich freuen, viel Spass dabei!:)

    Pappi: Danke! :) Hier ein paar Bilder Packung - gekauft bei einem großen Online Versand mit A***


     


    Rechts sind auch die technischen Spezifikationen erkennbar.


    Ich selber verwende diese Art von Leuchtstreifen in "Warmweiß", "Kaltweiß" erscheint sehr bläulich und sorgt für sehr ungemütliche Lichtathmosphäre. Diese sind übrigens selbstklebend.

    Zur Nachhaltigkeit: Meine Regalbeleuchtung basiert seit mittlerweile 3 Jahren darauf - bisher völlig fehlerfrei bei gleichbleibendener Leuchtkraft. In unserer Küche ist ein anderes, aber technisch vergleichbares Produkt seit über 10 Jahren im Einsatz - wir sind vollauf zufrieden.



    Liebe Grüße

    Peter