Lotsenstationsschiff WESER/ 1:250/ Eigenkonstruktion

  • Hallo Modellbaufreunde !


    Nach zwei versuchten Aufwertungen vorhandener Modellbaubögen möchte ich jetzt einmal wieder eine Eigenkonstruktion vorstellen. Es ist das Lotsenstationsschiff WESER und es soll meine Flotte von Lotsenfahrzeugen vervollständigen.


    Die WESER ist das zweite Schiff einer Serie von drei Schiffen, Vorgängerin war die ELBE, Nachfolgerin die WANDELAAR für die belgischen Lotsen. Sie ist 60,82m lang , 24,60m breit (!) und mit knapp 2.500 BRZ vermessen. Gebaut wurde sie 2010 von mehreren Werften unter Federführung von der Werft Abeking&Rasmussen, die sich das SWATH-Prinzip hat patentieren lassen. SWATH ist eine Abkürzung für "Small Waterline-Area Twin Hull" - Doppelrumpf mit kleinem Querschnitt in der Wasserlinie. Dieses Konstruktionsprinzip stammt von den halbtauchenden Offshore-Plattformen. Um diese Plattformen auch in stürmischer See ruhig zu halten, ließ man sie mit ihren Schwimmkörpern so weit abtauchen, dass sie außerhalb der Wellenbewegungen unter Wasser lagen. Die Bewegung der Wasserteilchen dringt nicht bis auf den Meeresboden herunter. Sie ist vielmehr abgeschlossen ungefähr eine Wellenhöhe unterhalb der Wellentäler. In diesen Bereich werden die Schwimmkörper abgesenkt. Während es bei vielen Schiffen darauf ankommt, den Tiefgang wegen begrenzter Wassertiefen zu minimieren, maximiert das SWATH-Prinzip den Tiefgang - bei diesem Schiff auf beachtliche 6,50m.


    Grundlage meines Modellbaus ist ein Generalplan, den ich bei der Bundesanstalt für Wasserbau gefunden habe.


    Das Spantgerüst der beiden seitliche Stützen, die auf den torpedoartigen Schwimmkörpern stehen, ist schon merkwürdig. Die Bordwände lassen sich aber größtenteils aus dem GP ableiten, nur im Bugbereich sind unregelmäßig gekrümmte Flächen, die nach der Butterbrotpapier-Methode abgewickelt habe. Diese Abwicklungen sind nicht horizontal von Deck zu Deck gerichtet, sondern vertikal von Spant zu Spant. In der Regel werden so Unterwasserschiffe abgewickelt.


    Ich hoffe, ich stoße auf euer Interesse.


    Henning

  • Moin Henning,


    ob du auf Interesse stößt? Scherz, natürlich, denn diese SWATH Schiffe sind schon ganz schöne Trumms und ein echter Blickfang. Freue mich auf deinen Konstruktion- und Baubericht.


    Liebe Grüße

    Robi

    Jean Luc Picard ( USS Enterprise): Die Summe der Intelligenz auf dem Planeten bleibt immer gleich, nur die Bevölkerung wächst.


    Andere haben Flugzeugträger, wir haben die Gorch Fock.


    I´m a Billiever, #17, Go Buffalo

  • Hallo Henning,

    viel Erfolg bei der Konstruktion und dem Bau eines solchen außergewöhnliches Schiffes.

                                                                                   Artikel 1 GG:

    Die Würde des Menschen ist unantastbar.

    Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt



  • Moin Henning,


    klasse Projekt! Diese Schiffe haben ein sehr nüchternes Äußeres, aber sie strahlen aus, dass sie Wind und Wellengang trotzen sollen. Ich wünsche wie immer viel Erfolg.

    Schockvideos: Pinguine verspeisen den selben Eisbären gleich zweimal 8o Nur für starke Nerven hier und hier!


    Viele Grüße, Nils

  • Ich habe jetzt auch den zweiten Überwasser-Rumpf fertiggestellt. Zusammen mit dem ersten wurde er unter das Hauptdeck geklebt. In den beiden "Verbindungskästen" sind vorn Sauna, Fitness-Raum und Notgenerator untergebracht, achtern Werkstatt und Maschinen-Kontrollraum.

    Der Vergleich mit Vorgänger GOTTHILF HAGEN zeigt, dass der SWATH nur etwas länger ist, dafür aber mehr als doppelt so breit.

  • Hallo Henning,


    interessantes Projekt, ich habe noch kein WL Modell eines solchen Typs gesehen.


    Auf diesem Video kann man gut die ruhige Lage eines SWATH bei "etwas" kabbeliger See beurteilen!


    Gruß Joachim

  • Das Deckshaus des neuen Lotsenstationsschiffes ist nicht das Komplizierteste, das mir in meiner Modellbauer-Laufbahn untergekommen ist. Man könnte es auch für eine Asylbewerber-Unterkunft oder für ein Baubüro auf einer Großbaustelle halten. Im Erdgeschoss sind die Küche und die Messen für Lotsen und Besatzungsmitglieder, im ersten Stock sind die Lotsenkammern, im Zweiten die Besatzungsunterkünfte.

  • Moin, moin Henning,


    diese Quader-Bauweise ist rationell und spart Arbeitskosten und den Kartonmodell-Konstrukteur freut es;). Der Aufbau erinnert mich irgendwie an das "Schwimmende Kaufhaus", das nach der Wende im Rostocker Stadthafen seinen Liegeplatz hatte und quasi auf einem Schwimmponton stand.


    Gruß

    HaJo

    Exercitatio artem parat!

  • Gestern und heute habe ich die großzügig verglaste Kommandobrücke gezeichnet und gebaut. Damit ist der Rohbau fertig und das Schiff kann an die Ausrüstungskaje verholt werden.

  • Ausrüstung des Hauptdecks


    Von nun an muss man schon genauer hinsehen, um noch einen Baufortschritt erkennen zu können. Ich habe heute die Schanzkleider mit Stützen und teilweise mit Klüsen gebaut, außerdem 16 Notausstiegsluken.

  • Die Detailorgie auf dem Hauptdeck ist voll im Gange. Die Leinenkörbe neben den Leinentrommeln habe ich aus übrig gebliebenen LC-Teilen für die BUTE angefertigt.

  • Heute sind für das Hauptdeck Ätzteile für Relings und eine Leiter an Bord gekommen. Die Niedergänge aus der Saemannschen Standardplatine sind für das erste Aufbaudeck leider zu kurz. Die muss ich also selbst anfertigen. Auf dem Achterdeck sind Winschen, Leinenkörbe und Leinentrommeln dazugekommen.

  • Moin Henning,


    eine sehr schöne Arbeit, die dem Ganzen viel Tiefe gibt :thumbup: Das denkt man auf den ersten Blick bei so einer Plattform gar nicht.

    Schockvideos: Pinguine verspeisen den selben Eisbären gleich zweimal 8o Nur für starke Nerven hier und hier!


    Viele Grüße, Nils

  • Da ich heute hauptsächlich gezeichnet habe, sind nur folgende Details hinzugekommen: der Schraubenschutz, der Davit für das Versetzboot und kleine Schwanenhalslüfter.

  • Moin Henning,


    jetzt will ich mich doch mal einklinken. Interessant. Ich hatte den Bogen der Helgoland/Borkum von Andreas schon so oft in meinen Händen und er liegt in meinem Stapel recht weit oben. Da sind vom Typ her ja doch Parallelen zu erkennen. Werde den Konstruktionsbericht natürlich ab sofort verfolgen. Ich kann den Vorschreibern nur recht geben. In CUX habe ich die Helgoland liegen sehen. Die machte da einen gewaltigen Eindruck auf mich. Sind die "Elbschiffe" mit den "Weserschiffen" größenmäßig gleich/ähnlich ?


    L.G.


    Günter

    Auf der Werft: MS Iserlohn; n.n.-Schiffsmodell in 1:250; Dio "Kleine Werft";


    Meine letzten Modelle:

    S.M.S. Frankfurt; Munitionstransporter Westerwald; FD Nürnberg; Fregatte Baden-Württemberg, MiSuBo Paderborn und Passau, F 213 Scharnhorst, ZKrz Helgoland, S.M.S Nassau, F216 Scheer, MS Wappen von Hamburg, S 13, S 100, P 6059 Jaguar,

    KWdGr mit UWS, A 63 Main, S72 Puma, WFS Planet, Kirche St. Lorenz Nürnberg

  • Moin Günter !


    Es gibt vier SWATH-Lotsenstationsschiffe. Vorläufer war die 2000 gebaute ELBE (l = 49,81m), die später in HANSE umbenannt wurde. Ihr folgte ab 2010 eine Dreierserie, zu der ELBE, WESER und die belgische WANDELAAR (l = 60,82m) gehören. Die HANSE ist heute das Ersatzschiff für ELBE und WESER. Die beiden Zollkreuzer HELGOLAND und BORKUM sind etwas kleiner (l = 49,35m), waren aber mit 20kn deutlich schneller als die 13 kn langsamen Lotsenstationsschiffe.


    Gruß

    Henning

  • Nachdem ich die Rettungsinseln, die großen Schwanenhalslüfter, die Anschlüsse für Ver- und Entsorgungsleitungen, die Niedergänge, Umlenkrollen und Klüsen eingebaut habe, ist das Hauptdeck fertig ausgerüstet. Nils hat recht, man ist erstaunt, wieviele Details auf der Plattform sind. Ich habe sie durchgezählt: es sind 96 Objekte auf dem Hauptdeck. Das Modell macht dadurch einen sehr differenzierten Eindruck. Wenn man das Original anschaut, macht sich das Gefühl breit, das Schiff sei ziemlich einfach und grobschlächtig. Normalerweise kann man auch nicht auf das Hauptdeck hinaufschauen.

  • Hallo Henning,

    es mag sein, dass das Original im Anblick auf See einen recht kantigen, ziemlich „wohnblockmäßigen“ Eindruck macht.

    Aber als Modell macht das Stationsschiff richtig was her!!

    Klasse!

    Fertig: MS WILHELM GUSTLOFF, 1:250



    Aufwachen - es ist 5 vor 33...

  • Versetzboote


    Es ist schon lange her, dass ich für die Bootsrümpfe nicht auf eine vorhandene Konstruktion zurückgreifen konnte, die ich dann skaliert, gestreckt, oder auch verkürzt habe. Die modernen Hurtigruten-Schiffe hatten Großrettungsboote und Tender, die noch nicht auf meiner Festplatte waren. Die Versetzboote des Lotsenstationsschiffs haben einen ungewöhnlichen Rumpf französischer Bauart. Der Wulstbug fängt deutlich oberhalb der Wasserlinie an. Lars hat ein sehr schönes Modell von dem Versetzboot FRYA gezeichnet, das auch diese ungewöhnliche Rumpfform hat.


    Ich habe deshalb ein Spantgerüst mit Deck, Mittelträger, Spanten und zwei Stringern gezeichnet und 2,5-fach vergrößert gebaut. An diesem Spantgerüst habe ich die dreiteilige Bordwand mit Transparentpapier abgewickelt.


    Die gezeichneten Bordwände habe ich dann wieder auf 40% verkleinert. Die Versetzboote sind geometrisch sehr kompliziert, so dass ich sie erheblich vereinfachen musste um sie noch bauen können. Ich hoffe ihr erkennt sie trotzdem wieder.


    Bevor ich das erste Versetzboot in den Davit einklinken konnte, musste ich zunächst die Relings auf das A-Deck setzen.



  • Hallo Henning,

    Dein Bau ist ein Beispiel dafür, dass gute Recherche zum erfoglreich Bau eines Modelles führt. Das Modell sieht sehr gut aus.

    Ulrich

                                                                                   Artikel 1 GG:

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    Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt



  • Mit der LUNE ist jetzt auch das zweite Versetzboot an Bord gekommen. Außerdem sind jetzt alle Aufbauten ordnungsgemäß eingezäunt.


  • Diese beiden Versetzboote sind echte Schmuckstücke, die "schräge" Rumpfform finde ich klasse. Vielleicht mal ein Thema für ein Minibogen.


    Liebe Grüße

    Robi

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  • Fertigstellung



    Zum Abschluss kamen die Hydraulikkräne von Palfinger an Bord, die ich unverändert von der MARIA S. MERIAN übernommen habe und der Mast, der leider ganz anders gebaut wurde, als aus dem Generalplan ersichtlich. Außerdem war auch noch Pulkram einzubauen: Heckflaggenstock, Lichtmast am Heck, Rettungsringe, Feuerlöschkästen, Radom, IMO-Schilder, Lüfterkasten und Backskiste hinter der Kommandobrücke und auf dem Peildeck Scheinwerfer, Positionslichter und Schwanenhalslüfter.


    Damit ist mein SWATH WESER fertig. Viele von euch haben sicher gedacht "Was wird das denn schon wieder für ein Unschiff ?" Ich bin selbst erstaunt darüber, was die WESER für ein attraktives Modell geworden ist.



    Ich hänge noch zwei Bilder dran mit seinem kleinen SWATH-Kumpel GRODEN und mit seinem Vorgänger GOTTHILF HAGEN.



    Ich bedanke mich auch dieses mal für euer Interesse und euren regen Zuspruch.


    Henning

  • Ich bin selbst erstaunt darüber, was die WESER für ein attraktives Modell geworden ist.

    Attraktiv ist sie wirklich geworden und mal wieder eine gelungene Konstruktion - Herzlichen Glückwunsch zur Fertigstellung und danke für den interessanten Baubericht! Ich habe die WESER schon einmal paar Mal an der Seebäderkaje bzw. auf der Weser gesehen. Aus der Perspektive wirkt sie eindrucksvoll, Dein Modell bringt aber erst die Details zur Geltung!

    Schockvideos: Pinguine verspeisen den selben Eisbären gleich zweimal 8o Nur für starke Nerven hier und hier!


    Viele Grüße, Nils

  • Ich schließe mich Nils und Jochen uneingeschränkt an, Henning!

    Ein in mehrfacher Hinsicht hochinteressantes Original, das Du in ein sehr attraktives Mosell verwandelt hast!

    Herzlichen Glückwunsch zum Flottenzuwachs!

    Fertig: MS WILHELM GUSTLOFF, 1:250



    Aufwachen - es ist 5 vor 33...

  • Hallo Henning,

    wieder ein Meisterwerk aus Deiner Hand. Der Bildervergleich der Modelle zeigt sehr eindrucksvoll die Entwicklung der Lotsenschiffe; Boote kann man da bei den Dimensionen nicht mehr sagen.

    Ulrich

                                                                                   Artikel 1 GG:

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    Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt



    Edited once, last by modellschiff ().

  • Hallo Henning,


    auch von mir Glückwünsche zur Indienststellung!


    Der Größenvergleich der beiden Swatchs hat mich jetzt sehr überrascht.


    Eine Frage habe ich: was sind Leinenkörbe, Körbe aus Leinen oder für Leinen


    und wozu werden sie benutzt?


    Gruß Joachim

  • Das sind Körbe für Leinen, in der Regel für die Festmacher.

    Sie nehmen diese Leinen auf, wenn sie nicht benötigt werden.

    Fertig: MS WILHELM GUSTLOFF, 1:250



    Aufwachen - es ist 5 vor 33...

  • Moin Henning

    Was für ein Kasten möchte man auf den ersten Blick sagen ....

    Aber Du weißt ich finde die modernen Schiffe ziemlich spannend und von Deinm Modell bin ich restlos begeistert !!

    Die beiden letzten Fotos mit dem Vergleich alt/neu und Station/Versetzboot finde ich besonders gut.

    Viele Grüße

    Imo

    My mind is like my Internet Browser.

    I have 19 tabs open, 3 are frozen and I have no idea where the music is coming from....