Turbinenschiff ERLANGEN - Mythos und Fluch der Akribik - ein Handmuster entsteht

  • Moin, moin!


    Ich hatte dem Karl Nielsen Ende letzten Jahres versprochen, auf dem Treffen in Flensburg wieder etwas zu zeigen unter der Rubrik "Aus dem Konstruktionsbüro"; leider gab es triftige Gründe, die mich davon abhielten an dieser Veranstaltung teilzunehmen.
    Ich möchte dieses Versäumnis nun hier nachholen.
    Anfang des Jahres erhielt ich eine Mail mit der Bitte um einen Kontrollbau; ein Freund hatte eine Konstruktion im Maßstab 1:100 gefertigt und bat, eben jenes Modell zu fertigen.
    Meine Schiffsglocke läutete so heftig, dass ich anregte, ob nicht ein viel kleinerer Maßstab viel besser - obgleich ohne Unterwasserrumpf - tauge ...?
    Es begab sich, daß ich am nächsten Tag eine PDF-Datei vorfand, die keine Wünsche offen ließ und sich mir derart offenbarte, daß mein Zeichenprogramm sich direkt aktivierte und gierig nach Betätigung meinerseits verlangte.


    Ach so, um welches Objekt handelt es sich eigentlich und warum war ich so mental engagiert auf einem Mal?


    Freunde, von denen ich nur ein paar habe, wissen - Schiffe mit Geschichte oder Nischen, in denen ich mich nicht verstecke sondern die ich öffentlich mache und ans Licht führe ... dafür entflammt der Sack ..


    Auslöser für diese ganze Geschichte sind Frank Müller und Helmut Grams; ihr Buch "Die legendäre Flucht des Dampfers Erlangen: Ein Mythos" gab den Anstoß für Zeichnungen und was nun daraus entsteht - von meiner Seite.


    Ich erlaube mir hier mal ganz kurz den Lebenslauf dieses Schiffes, welches in einer Serie von 4 Dampfern für den Norddeutschen Lloyd bei Blohm und Voss in Hamburg als Baunummer 484 entstand, zu skizzieren:


    Die ERLANGEN wurde vom Norddeutschen Lloyd Bremen im Dienst zwischen dem US-Golf und Australien und Neuseeland eingesetzt. Sie diente als Zulieferer von Stückgutladung für die von und nach Europa bestimmten Linie-/ bzw. Post-Frachtschiffe des Lloyd.
    28. 8. 1939: Die ERLANGEN«verlässt Dunedin, um im australischen Port Kembla (34° 28' Süd, 150° 54' Ost) Kohle zu bunkern. Wegen des drohenden Krieges wird zunächst Kurs nach NNO genommen. Im Dunkel der Nacht werden die unbewohnten Auckland-Inseln angesteuert, wo man sich bis zur Klärung der Lage verbergen wollte.
    29. 8. 1939 : »ERLANGEN« erreicht abends die Auckland-Inseln (Carnley Harbour) und ankert auf 50° 46' Süd, 166° 6' Ost. Nach Kriegsausbruch wird der Plan gefasst, den Bunkerbestand von nur noch 220 t Kohle (Tagesverbrauch 45 t) durch an Land gefälltes Holz aufzufüllen, um Chile als nächstes neutrales Land erreichen zu können.
    7. 10. 1939: Auslaufen nach Chile. Auf der Reise dorthin wurde bei günstigem Wind die Maschine abgestellt und die Fahrt mit Behelfssegeln fortgesetzt.
    11. 11. 1939: Ankunft in Ancud (41° 52' Süd, 73° 49' West), Chile.
    12. 11. 1939: Vor Anker in Puerto Mont.
    [5]17. 5. 1941:[/b] Auslaufen nach Mar del Plata (38° 0' Süd, 57° 34' West) zur Übernahme von Ladung für Deutschland und zum Bunkern von Kohle für die Überfahrt
    3. 6. 1941: Ankern vor Mar del Plata.
    25. 7. 1941: Selbstversenkung der »ERLANGEN« nach Annäherung des britischen Kreuzers »Newcastle«.


    Ich möchte den Ereignissen jedoch nicht vorgreifen ... Ihr Stapellauf war 1929 ... hier ein Foto aus der Zeit


    Bildnachweis: Müller/Grams


    Ein Schelm, welcher nicht vermutet, wo ich den Trennschnitt für die Rumpfseitenwand gelegt habe?
    Nur ein kleines Detail - aber eben der Akribik geschuldet - wie ich schon im Titel schrieb - manchmal ist Akribik auch ein Fluch ..


    Ich habe dieses Objekt bewußt gewählt; damals hatten Piet und ich oft herumgekaspert; er wollte ja noch einen Hansa-Dampfer machen aus den Zwanzigern, der später als Schleuderschiff; leider kam es nicht mehr dazu. Ich habe mir gedacht, ich nehme den Faden mal auf - NDL-Dampfer zum einen und 3-Insel-Dampfer zum anderen sind nicht direkt im Maßstab 1:250 vertreten. Und ich möchte mich hier mal auf ein Schiff einlassen, dass weit vor meiner Zeit entstanden ist, und auf dem ich mich dann aber sehr viel später zurecht finden kann - allein Dampfwinden sind schon mal eine Herausforderung .. die Dampfleitungen dahin allemal ..
    Ich nehme es als Fingerübung für die 8 Schiffe der -fels-Klasse der Hansa-Reederei .. die als nachfolgend bei mir entstehen wird. Ob es die Kandel-, Golden-, Kyb- oder eine andere fels wird? Die Werftpläne liegen jedenfalls schon mal vor ..


    Ach ja, ich werde hier ein Handmuster erstellen, was nicht in allen Teilen komplett und nur der Machbarkeit dienen wird; das komplette Modell werden dann Freunde erstellen, die daß sehr viel besser als ich können ...
    Soviel für den Moment


    Wilfried

    Edited 4 times, last by Ehemaliger Benutzer 167 ().

  • Moin Wilfried


    toles Projekt mit einer tollen Einleitung. Ich bin auf die Umsetzung gespannt, bleibe dran.


    Liebe Grüße
    Robi

    Jean Luc Picard ( USS Enterprise): Die Summe der Intelligenz auf dem Planeten bleibt immer gleich, nur die Bevölkerung wächst.


    Andere haben Flugzeugträger, wir haben die Gorch Fock.


    I´m a Billiever, #17, Go Buffalo

  • Ich bin auf die Umsetzung gespannt, bleibe dran.


    Ich denke, daß ich durch die Unterstützung von Freunden hier mal ein Frachtschiff aus den 20igern aufdröseln kann; es hilft mir, dass ich dann den nächsten Schritt hin gehen kann. Vom Dampfer zum Motorschiff ...


    Wilfried

  • Hallo Wilfried,


    demnach baust du ein "halbes Unterwasserschiff" mit. Das finde ich sehr spannend. Auch die Vorbildauswahl ist sehr interessant.
    Behelfssegel, auf die Idee kommt ja langsam die Schiffahrt wieder, sobald sie dann noch kapiert hat, dass man auch mit 12kn fahren kann.....


    Gruß pianisto

  • Hallo Wilfried,
    von den 20 Jahren- Frachtschiffmodellen in Karton sieht man nicht allzu viele. Deshalb wünsche ich dir viel Freude und Erfolg bei der Koonstruktion und dem Bau dieses Arbeitspferdes der Meere.
    Ulrich

                                                                                   Artikel 1 GG:

    Die Würde des Menschen ist unantastbar.

    Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt



  • Es gefällt mir gut, Dein Projekt, Wilfried!
    Zumal wir ja vor nicht allzu langer Zeit mal über die "Hansa-Felsen" gesprochen hatten...

    Fertig: MS WILHELM GUSTLOFF, 1:250



    Aufwachen - es ist 5 vor 33...

  • Die Vorstellung die Handelschifffahrt mit Segel zu betreiben ist derzeit eine romantische Illusion. Die ERLANGEN fuhr laut Wikipedia mit einen Schnitt von 5,7kt. Würden die Frachtschiffe mit dieser Geschwindigkeit über die Meere brausen, so würden für dasselbe Frachtvolumen wohl mehr als doppelt soviele Schiffe und ein mehrfaches an Personal benötigt werden, da jedes Schiff dann nur einen Bruchteil seiner Frachtzyklen pro Jahr machen könnte. Die dadurch entstehenden Kosten dürfen dann wir alle tragen. Es hat schon seinen Grund dass die Segelschiffe im auslaufenden 19jh verschwunden sind. Auf manchen Strecken, für bestimmte Ladungen und Schiffstypen können Segel eine Ergänzung zum Motorantrieb sein. Trotzdem sollte man versuchen sich auch bei dieser Antriebstechnik weiter um Verbesserungen zu bemühen.

  • Moin, moin Wilfried,
    mönsch......tolles Projekt :thumbup: ! Auch vom Antrieb her, bietet die ERLANGEN interessante Fakten. Die Viererserie FRANKFURT, CHEMNITZ mit Dreifach-Expansionsdampfmaschine und Bauer-Wach-Abdampfturbine mit 4200 PS (Bauwerft: Bremer-Vulkan) und ERLANGEN, GOSLAR mit einer vierstufigen Dampf-Getriebeturbine (System Blohm&Voß) mit 3800 PS (Bauwerft: Blohm&Voß) sollte dem NDL auch zu einem wirtschaftlichen Vergleich der Antriebe dienen.


    So verfügte die ERLANGEN erstmals über eine mechanische Befeuerung in Form einer Raupenrostfeuerung. Damit jederzeit Dampferzeugung unabhängig von der Leistungsfähigkeit der Heizer (gerade in tropischen Fahrtbereichen, Ostasien) und Einsparung von Personal. Mit der Raupenrostfeuerung konnte auch jede Art von Kohle (Qualität) verfeuert werden.


    Mit der ERLANGEN stellte der NDL das erste Einschrauben-Turbinenfrachtschiff in seine Flotte ein.
    In das selbe Baujahr (1929) fällt ja auch das Kartonmodell der KATHARINA DOROTHEA FRITZEN (vorm. engl. GRAINTON) von cfm - auch wohl von der Größe her. Die beiden Modelle nebeneinander......das hätte etwas!


    Also Wilfried.......
    Gruß von der Ostsee
    HaJo

  • Hi,
    für mich als Dampfschifffreak ein Leckerli. Den Bericht werde ich mit Sicherheit interessiert verfolgen - nicht nur des Kartonmodells wegen, sondern auch wegen des ganzen "Umzu", das du immer vortrefflich recherchierst!
    Viele Grüße aus dem "echten Norden"
    Michael

  • Moin Wilfried,


    ein wirklich sehr spannendes Projekt, sowohl von der Typengeschichte her, als auch dem Schicksal des konkreten Vorbilds. Es wurde ja schon gesagt, dass es nur wenige, meines Erachtens zu wenige Kartonmodelle solcher Frachtschiffe aus den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts gibt, von NdL und HAPAG wohl gar keine. Das ist schade, denn der Übergang vom Dampfer zum Motorschiff und dem eleganten (Kombi-)Frachterdesign der 30er Jahre ist ein interessantes Stück Technik- und Wirtschaftsgeschichte.


    Insofern bin ich sehr gespannt auf den Fortgang der Konstruktion!

    Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis


    Viele Grüße, Nils

  • Moin, moin!


    Ich bin doch einigermaßen übergerascht vom Interesse an meinem Ansinnen.
    Die Höflichkeit gebietet es, daß ich Euch erst einmal dafür danke und auch für die fundierten Beiträge; hier mal der Chief Möllenberg genannt; so etwas liebe ich, Fachwissen und Informationen über das Original eingestreut - mehr davon!
    Ob ich allerdings die Raupenrostfeuerung ... gut, die Wähler der Grünen lesen sicherlich nicht mit ... :D


    Hier noch ein paar Daten zum Dampfer:


    Auftraggeber: Norddeutscher Lloyd Bremen
    Bauwerft Blohm + Voss AG., Hamburg, Bau-Nr. 484
    Schiffstyp Stückgutfrachter der Frankfurt-Klasse
    Stapellauf 31.8.1929
    Indienststellung 12.11.1929
    Schwesterschiff »GOSLAR«
    Besatzung 63 (13 Offiziere, 50 Mannschaften)
    Passagiere max. 6 Personen
    Vermessung 6 040 BRT
    Verdrängung 9 690 tsdw
    Länge über alles 143,25 m
    Länge zw. d. Loten 135,11 m
    Breite auf Spanten 17,55 m
    Seitenhöhe
    bis 1. Deck 12,15 m
    Tiefgang 7,90 m
    Maschinenanlage 1 Satz Getriebeturbinen Blohm + Voss
    Leistung 3 800 PSw auf einen 4-flügeligen Propeller
    Geschwindigkeit 13,25 kn
    Unterscheidungssignal
    bis ca. 1935: Q M K H, danach D O A J
    Heimathafen Bremen


    Mein Handmuster hat also die stolze Länge von 57,3 cm; da kannste nich meckern.
    Der Querspantenabstand liegt bei 27 mm und damit noch in dem Bereich, wo keine Langeweile ob der Wiederholungen aufkommt; da ich den Mittelspant - gedoppelt auch für die Kastenbauweise verwende, bietet sich die Möglichkeit der variablen Aufteilung und alle Ladeluken - wenn man es denn mag - geöffnet darzustellen. Dieses Modell wird alle entsprechenden Markierungen auf Deck, Decksringe, Wanten, Stage, Pardunen sowie die Positionen für die Rollen des Ruderreeps enthalten bzw., ich werde sie darstellen können.


    Hier noch ein Foto beim Kohle bunkern in 1929 ..


    Bildnachweis Grams/Müller


    Sü, und nu komme ich; diese Version werde ich nicht im Modell nachbilden!
    Wie die Fachleute sicherlich auch schon beim ersten Originalfoto erkannt haben, befindet sich einen schwarze Bauchbinde oberhalb der Ockerfarbe am Schornstein; diese Art wurd damals von der Roland-Linie übernommen und diente bis 1934;
    Wie man auch an der auswehenden Heckflagge sehen kann; noch Schwarz/Weiß/Rot.
    Ich möchte jedoch die Zeit der letzten Fahrten im Modell entstehen lassen; vor allem wegens der Lüfter. Das ist allerdings ein anderes Kapitel und bereitet mir im Moment etwas "Sorge".


    So, genug geredet; hier nun ein paar Fotos, die für meine Nachbauer und Freunde hilfreich sind ...






    Die Konstruktionsweise ist bekannt; alles was Spanten heißt, wird auf gleicher Materialstärke aufgedoppelt .. die einzige Benummerung betrifft die Querspanten; alle anderen Horizontalspanten und ähnliches ergeben sich aus der Logik.
    Nein, dieses Modell wird kein Hineinschlüpfen und sich wohlfühlen sondern eines, welches ein Angebot an höchste - eigene - Detailierung ist. Sozusagen eine Option ... man kann sich darauf einlassen


    Insofern erst einmal mit einem lieben Gruß
    Wilfried


    Im Nachklapp - ich möchte Ewald noch einmal danken, daß meine Angabe eines Referenzmaßes einen Anklang fand; es ist mir en Bedürfnis und daß nicht nur bei Selbstausdrucken. Eine Referenzlinie anzugeben kostet fast nix, kann aber so hilfreich sein .. Danke noch einmal!

    Edited 2 times, last by Ehemaliger Benutzer 167 ().

  • Moin Wilfried,
    das ist ein Modell, wie ich es liebe! Keine Schachteln an Bord, keine fahrenden Hochhäuser, rund in den Linien, … eben noch ein richtiges Schiff!!!
    Gruß aus Flensburg
    Jochen

  • Hallo Wilfried,
    Vielen vielen vielen Dank dafür, dass Du diese Schiffsklasse in Angriff nimmst. Einfach geil: die GOSLAR!!! Ich bin Goslarer und hätte niemals gedacht das eine GOSLAR als Kartonmodell erscheinen würde! Ein Traum ist in Erfüllung gegangen. 8o
    Ich werde dann Mal sehen wie ich aus der ERLANGEN eine GOSLAR machen kann!?


    Ich würde mir mehr Handelsschiff-Modelle aus dem Zeitraum vom Ende 19.Jhd bis Ende 1960iger Jahre.wünschen! Ich bin ein großer Fan dieser Epoche.


    Viele Grüße vom begeisterten Hansakuddel aus dem sonnigen Goslar

  • Moin, moin zusammen!


    Auch in Zeiten des Internets geht es nicht ohne was Gedrucktes; ohne dieses Buch wären Kontakte nicht entstanden und auch dieses Projekt wäre nicht meinem Zeichenprogramm und meiner Schere zum Opfer gefallen ...


    So, nun mal zum Gedruckten:



    ... Wenige Tage vor Ausbruch des Zweiten Weltrieges liegt der Frachter ERLANGEN des Norddeutschen Llyods im neuseeländischen Hafen Dunedin.
    Kapitän Alfred Grams erhält den Funkspruch, sofort einen neutralen Hafen anzulaufen. Nahezu ohne Kohle und Proviant an Bord, ein höchst gewagtes Unterfangen.
    Doch die ERLANGEN läuft aus und ist wochenlang für die allierten Suchschiffe verschwunden. Erst nach Monaten taucht das Schiff an der rettenden chilenischen Küste wieder auf.
    Eine seemännische und menschliche Leistung, der damals und auch heute noch weltweite Anerkennung gezollt wird ...


    Soweit der Umschlagtext über eine Seereise, die Hollywood nicht besser hätte erfinden können und die nebenbei später auch mit Lana Turner und John Wayne unter dem Originaltitel "The Sea Chase" verfilmt wurde.


    Ich möchte hier das Buch vorstellen, welches Frank Müller und der Sohn des Kapitäns, Helmut Grams veröffentlicht haben. Und welches seinem Vater und den Angehörigen der Besatzung der ERLANGEN ein literarisches Denkmal setzt.
    Die Geschichte des Schiffes, ergänzt durch Fotos und eine Reproduktion des Werftplanes sowie Bilder der 3 Schwesterschiffe der FRANKFURT-Klasse und deren Verbleib, Antriebstechnik und Texte von der Indienststellung - all' daß lohnt.



    Die Geschichte des Ausbruchs aus Dunedin - Fotos vom Versteck, damals und die Schauplätze heute - immer wieder interessant, solche Gegenüberstellungen.
    Einblick in das Privatleben des Kapitäns von früheren Kommandos und seine Vita bis zu seinem Tode - ein Stück Zeitgeschichte.
    Dann die Zeit der Internierung und das Zusammentreffen mit den "Jungs" von der PRIWALL ...
    spannender kann Marinegeschichte nicht aufbereitet werden - immer mit Originaldokumenten ergänzt - als es der Frank Müller hier getan hat.



    Wer sich für dieses Buch interessiert?
    Es ist gebunden, 112 Seiten, 160 Fotos/Abbildungen
    hat die ISBN-Nummer 978-3-00-055238-0
    und kostet 19,90€ plus Versand
    Amazon, Hugendubel und Thalia haben es im Sortiment; direkte Bestellung beim Autor ist möglich:


    Frank Müller
    Wallweg 7
    91341 Röttenbach


    PS: Die e-mail Adresse kann bei mir per PN erfragt werden.


    Ich bedanke für mich für Euer Interesse und verbleibe mit einem lieben Gruß
    Wilfried

  • Sü, und nu komme ich; diese Version werde ich nicht im Modell nachbilden!


    Nach dem Lesen des Buches über dieses Schiff war mir klar, daß es nur der letzte Bauzustand sein konnte.
    Der Generalplan und der Bauplan von Bernd hatten mir zwar eine wunderbare Vorlage geliefert aber damit war ich nicht an dem Schiff dran, dem ich ein kleines Denkmal in Karton setzen wollte.
    Es gibt verschiedene Gründe, ein Modell zu zeichnen. Manch einer findet die Linien schön, der nächste vielleicht die privaten Erlebnisse, die er auf einem Schiff gehabt hat; der nächste vielleicht, weil es einen Auftrag gab.
    Und ich - tja, mich interessiert die Geschichte hinter oder von einem Schiff; Menschen und Schicksale - sie müssen ja nicht immer so sein, wie im vorliegenden Fall. Bei meinen Fregatten war es die Geschichte der Bundesmarine in ihren Anfängen.
    Die OSTE entstand deshalb, weil ihre Geschichte und ich auf ihr meine Seebeine bekommen.
    Selbst die beste Planlage würde mich nicht dazu verführen, ein Schiff zu zeichnen wenn die Geschichte dazu fehlt.
    Und wenn dann alles paßt - so wie in diesem Falle - dann bin auch ich bereit, meine Geschichte von der Entstehung des dazugehörigen Modells, zu berichten. Wobei mein größter Spaß das Erzählen und nicht das Zeigen meines diletanttischen, handwerklichen Tuns ist.
    Und weil ich gerade dabei bin; ich persönlich gebe gerne meine Machwerke in die Hände anderer solange sie nicht von mir behördliche Nummernverzeichnisse und verwaltungstechnisch einwandfreie Bauanleitungen erwarten.
    Ich stecke meine Restlaufzeit lieber in Objekte, die als Original etwas zu erzählen haben. Denn hinter jedem Original stecken auch Menschen und deren Schicksale, manche, haben es verdient, erwähnt zu werden.


    So, nachdem daß geklärt ist - die ERLANGEN, wie ich sie mir zum Vorbild genommen habe; am 26. August erhielt Kaptän Grams en QWA mit dem Hinweis "innerhalb von 4 bis 5 Tagen einen neutralen Hafen anzulaufen"... auf dem Foto muss wohl auch schon der Schornstein die schwarze Farbe bekommen haben, die das Schiff in die BENGALEN der Royal Rotterdam Lloyd verwandeln sollte. Und ich muss sagen, wie das Foto aus dem von mir empfohlenen Buch zeigt, nahezu perfekt.


    Foto: Sammlung Ian Farquhar, Dunedin, NZ


    Und im Gegensatz zum Generalplan, hier mal ein Auszug ....


    Archiv Familie Grams


    gefallen mir auch die Trompetenlüfter auf dem Maschinenhaus einfach besser; wobei ich hier auch wieder Gedanken habe, ob sie vielleicht in dieser Höhe - unabhängig von der Form - nicht ausreichend waren? Man wird ja wohl nicht aus schier Schandudel - Reeder rechnen scharf - die Veränderung nach einem Werftaufenthalt herbeigeführt haben?
    Ja, noch so eine Marotte von mir - sich mit dem Original vertraut machen - hineinschmecken - erspüren - stundenlang Bilder vom Original betrachten und dann Schlüsse ziehen ... ist aufwendig aber lohnend.


    Wenn Ihr als meine Leser daran Spaß empfinden könnt - dann wird dieses ganze Ding auch für Euch ein solcher ...


    mit einem lieben Gruß
    Wilfried

    Edited once, last by Ehemaliger Benutzer 167 ().

  • Moin, moin Wilfried,
    in dem Buch von Arnold Kludas "Die Seeschiffe des Norddeutschen Lloyd 1857 bis 1970" befinden sich auf den Seiten 86/87 Fotos von allen vier Schiffen. Beim genauen Betrachten kann man auch sehr schnell die kleinen Unterschiede zwischen den beiden Blohm&Voß-Schiffen und den beiden beim Bremer Vulkan gebauten erkennen.


    Auf dem Foto der ERLANGEN fallen natürlich die deutlich höheren Trompetenlüfter auf der "Schornstein-Insel" ins Auge.....und abweichend zu den anderen Schwesterschiffen....zumindest auf diesem Foto die Ladepfosten mit -bäumen jeweils an Bb- und Stb-Seite vor der Brückenfront und an der Achterkante der "Schornstein-Insel" vor Luke 4. Diese Ladepfosten sind wohl später wieder entfernt worden.


    Auf den beiden Vulkan-Schiffen geht die vordere Holzverbretterung des Brückenhauses seitlich bis in die Nocken und die ganz vorne auf dem Backdeck beidseitig befindliche weiße Schanz ist etwas länger einschließlich der länglichen Klüsen für die Führung der Vorleinen/Trossen.


    Deinen spannenden Ausführungen folge ich gerne.... :)



    Gruß
    HaJo

    Exercitatio artem parat!

  • Moinsen!


    Danke Hajo für deine Anmerkungen zur Schiffsklasse und deren Unterschiede; der Kludas liegt mir auch vor – aber vielleicht motiviert ja dein Literaturtip auch zum Erwerb auf antiquarischem Wege? Das Internet – für die durch Smartphone sozialisierte Generation geradezu der Brockhaus unserer Generation - ist nämlich nicht immer das Füllhorn für mehr Information. Gerade in diesem Falle alles äußerst spärlich.


    Ich werde im späteren Verlauf noch aus deinem Text zitieren.
    Selbstverständlich danke ich auch den vielen Mitlesern und den Sternchen in meinem Gefallensbuch.


    So – nun aber!
    Das Auflegen eines Decks zum ersten Mal nach der Zeichnung und Ausdrucken ist immer ein spannender Moment; zumal es sich hier um einen Flatschen von 52 Zentimetern bei einer Breite von 7 cm handelt ... ich hatte ihn aber so geteilt, daß er noch für mich auf deine DIN A4-Seite paßt.
    Der Ausschnitt für die Luke II fast schon brauchbar; hatte mich in der Zeichnung ganz karibisch an den Maßstab gehalten - ne, man muß auch mal Größe zeigen ... :D
    Unterhalb des Backdecks musste ich etwas schnitzen; hier wurde "gestückelt".



    So, an dieser Stelle hätte ich das gesamte Gerippe von der dicken Glasplatte nehmen müssen. Stabil wäre es allemal gewesen - aber nein, der Herr musste ja auch die zweite Hälfte aufs Spantengerüst stülpen; ja, es paßte wie verrückt – bis auf eine klitzekleine Kleinigkeit ...



    Es begnete mir zum ersten Mal, daß die beiden Vermessungsluken offen gefahren wurden; die Luke in der Mitte – mit Lukendeckeln verschlossen – staut an Steuerbord den Reservepropeller; auf entsprechenden Traversen die Ladewinde mittschiffs für die Postluke sowie an Backbord die Ankerwinde für den Heckanker.
    Also, zwei Propellerflügel herauslugen lassen und das ganze Luk mit Lukendeckeln verschließen. Nö – Fluch der Akribik - aufmachen und später darstellen ...



    Bei all' meiner Begeisterung über die Passung hatte ich überhaupt nicht auf die zentrische Ausrichtung im Heckbereich geachtet - wie denn auch, die Glasplatte wiegt gut 3 Kilo und mit zwei Händen hat man eine zuwenig ...
    Deshalb, das Spantengerüst gibt auf der Längsachse soviel Stabilität, daß ich hier alles von der Glasplatte hätte nehmen sollen, oder ...
    Und ich hatte ja auch den kompletten Lukeneinsatz separat erstellt und eingebaut. Und die Verbindung zwischen dem Reststück des Hecks in diesem Bereich war eben nur 1,5 mm breit und 12 mm lang ...
    Und einen Anschlag für die Bordwand hat man dann ja auch nicht so richtig. Also entsprechend in der Zeichnung korrigiert.



    So, daß soll erst einmal reichen ....


    mit einem lieben Gruß
    Wilfried

    Edited once, last by Ehemaliger Benutzer 167 ().

  • Moinsen,


    tja, da kommste ja nicht dran vorbei; die Kohlenbrenner hatten Lukenabdeckungen, die aus Scherstöcken als Unterbau, darauf die Lukendeckel und wurden dann - je nach Fahrtgebiet - mit mehreren Lagen Persenningen verschalkt ... so heißt daß, glaube ich; und dann seitlich am Lukenrand verkeilt. Die Keile wurden so gesetzt, daß der Seeschlag sie noch fester verankerte. Weil der ja von vörn kam ... auf jedem Törn, de Wind de käm von vörn ... Radfahrerschnack
    Erklärte mir ein alter Seemann, der es wissen mußte.
    Nu stell' mal Persenning in Karton dar. Nix mit Hatch Covers von McGregor und Konsorten. Da hilft ein simpler Grauton und gut ist. Aber Persenning gedruckt mit Tintenstrahl - ist eine Qual. Also erst einmal gezeichnet und dann mit 2 Sorten Tonpapier versucht ..



    mmmhmmm - also ehrlich, sieht docht gut aus – hätte ich vor Jahren vielleicht genommen. Siehe Titel dieses Berichts .. Fluch ...
    Eine Ides setzte sich fest - du bist doch nicht ganz unbewandert und solltest mal etwas mit Verläufen versuchen ... tja, und dann habe ich mich mal verlaufen ...



    Also, ich sage mal so - die Anmutung ist nicht ganz daneben und wenn ich dann noch die Linien auf 50 Prozent Tonwert setze - aber tut daß alles nun wirklich not?



    Vielleicht doch - irgendwelche Meinungen zu diesem Thema? Obwohl ist ja Wochenende und ein Klick sagt da nicht wirklich viel ....


    mit einem lieben Gruß und erholt Euch von mir :D
    Wilfried

  • Moin Wilfried


    also, das mit den Verläufen ist eine super Idee. Da ich ja in letzter Zeit mal in Richtung Plastikmodellbau und Bemalung geschnuppert habe, kann ich nur untermauern, dass solche Verläufe die "Echtheit" steigern. Der Lichteinfall bekommt somit noch eine drucktechnische Verstärkung und es sieht richtig realistisch aus.


    Für Interessenten kann ich nur die Videotutorials der Firma AK Interactive auf YouTube empfehlen, da gibt es reichlich Erläuterungen dazu.


    Klasse Arbeit bis dato, Wilfried


    Liebe grüße
    Robi

    Jean Luc Picard ( USS Enterprise): Die Summe der Intelligenz auf dem Planeten bleibt immer gleich, nur die Bevölkerung wächst.


    Andere haben Flugzeugträger, wir haben die Gorch Fock.


    I´m a Billiever, #17, Go Buffalo

  • Moin Wilfried,


    das sieht sehr überzeugend und stimmig aus. Durch Verlaufen geradewegs zum Ziel kommen hat doch was ;)

    Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis


    Viele Grüße, Nils

  • Moin, moin Wilfried,


    so eine alte Luken-Persenning ist ja immer etwas dreckig, speckig und spakig - mit den "Verläufen" kommt man schon gut in diese Richtung. Sie geben den Luken Plastizität und Tiefe!


    Gefällt mir :thumbup: !


    Gruß
    HaJo

    Exercitatio artem parat!

  • Moin;


    in dem Schaller von 1957 steht folgendes über Lukenabdeckungen geschrieben:
    Ich zitiere:


    Die Luken werden durch stählerne oder hölzerne Deckel mittels Persenninge, Vorreiber, Keil-Schrauben ( Verschalken ) verschlossen.-Statt Schiebbalken in Führungen zu lagern, werden sie neuerdings auf Längsschienen zu den Lukenenden gerollt.


    Die Lukendeckel bestehen aus 50 bis 70 mm dicken Kiefernbrettern, die miteinander zu quer – oder längsschiff verlegten Deckeln bis 750mm Breite verbohrt sind. An zwei diagonal gegenüberliegenden Ecken sind Handgriffe eingelassen: die Ausführung erfolgt nach FNS-Normen.Zitat Ende.


    Mein Vater hat während seiner Lehrzeit und später als Geselle noch Holzluken mit gebaut.


    Im laufe der 60 ger Jahre wurden dann zunehmend Mc Gregor; Kverner und andere Systeme verwendet.


    Während meiner Lehrzeit wurden 5 Kümos mit 299 BRT / 1100 tdw und Faltdeckelpaaren gebaut. 3 Schiffe gingen in die Getreidefahrt und 2 Schiffe wurden für den Transport von Holz aus Skandinavien eingesetzt.


    Die Luken wurden zusätzlich mit 2 Lagen Persenningen abgedeckt.
    Diese wurde am Längs- und Quersüll befestigt und verkeilt. Die Faltdeckelpaare waren mit Scheerstöcken gesichert.


    Die Holzfrachter hatten auf den Holzpaketen zusätzliche Persenning.


    Einer der Gründe für diese aufwendige Abdeckung war, dass man verhindern wollte, das bei schlechten Wetter Wasser in den Laderaum eindringt.


    Viele Grüße und ein schönes Wochenende
    Arne

    Viele Grüße vom Rande der dänischen Südsee

    Arne



    als Langläufer:

    Helgen 1 einen 299 BRT Kümo kurz vor dem Stapellauf, vom Reeder zurückgestellt
    Helgen 1a einen AHTS in Arbeit.
    Helgen 2 einen 1599 BRT Mehrzweckfrachter in Arbeit, wird auf Wunsch der Reederei umgebaut

    Edited once, last by Shipbuilder ().

  • also, das mit den Verläufen ist eine super Idee


    ja, danke Robi – die Idee dahinter war, daß die Bewitterung meist von oben kommt, Regen Seeschlag und deshalb im oberen Bereich die Auswaschung vielleicht stärker als im unteren und seitlichen Bereich ist.


    Wobei, und da muss ich mich selbst auch manchmal ein klein wenig zurücknehmen - wir bewegen uns hier im Maßstab 1:250 und nicht im Museums- und Fahrmodellbereich, der bei 1:100 liegt; diese Erfahrung mache ich gerade bei der Umsetzung der Wedel-Quadrant-Davits ...


    Die Luken wurden zusätzlich mit 2 Lagen Persenningen abgedeckt.


    Danke, Arne;
    Deine Ausführungen decken sich mit meinem Halbwissen :D Solche Ergänzungen machen mein Geschreibsel so lebendig und authentisch.


    o eine alte Luken-Persenning ist ja immer etwas dreckig, speckig und spakig


    Ja, aber ich bin noch am Üben; weniger ist manchmal mehr – aber ich bin sicher, daß die etablierten Konstrukteure diese Idee vielleicht aufnehmen?


    Ein Dankeschön auch an alle, die mir mit enem kleinen Klick gezeigt haben, daß es ihnen gefallen hat .. in diesem Sinne Euch allen noch ein schönes Restwochenende;
    mit einem lieben Gruß
    Wilfried

  • Moin Wilfried,


    Quote

    aber ich bin sicher, daß die etablierten Konstrukteure diese Idee vielleicht aufnehmen?

    Eine weitere Frage wäre glatt, könnte man damit auch die Balkenbucht unterstützen? - Um die Idee einmal weiterzudenken....


    Das neckische Rosa hatten wir ja schon beim Feuerschiff. :cool:


    gruß pianisto

  • Moin ;


    die Alten Dampfer haben es in sich.
    Bucht und Sprung sorgten damals und auch heute für ein:


    wunderschönes Design
    Auftrieb bei überkommenden Wasser
    Wasser was übergekommen ist, auch wieder schnell abläuft


    Schiffbauer, die altes Wissen ausgraben müssen, um es mit den Abwicklungen zu händeln.


    Der Ing-. oder Konstrukteur gibt nur die Maße vor. Der Schiffbauer auf den Schnürboden wickelt ab und fertigt die Biegemodelle. Der Schiffbauer in der Anzeichnerei bringt es auf die Stahlplatte, dann brennen, biegen und verschweißen. Erst heften und kontrollieren, dann verschweißen und zum Schluss das ganze dann richten, wegen Verzug und Beulen.


    Dann geht es auf den Neubau und wird nach " Örtlichkeit "
    verbaut.


    Beim Nieten wurden in eine Zwischenschritt die Löcher für die Nieten gebohrt.


    Wehe wenn die Niete ausgeglüht war oder die Bohrungen zu klein ..... !


    Viele Grüße aus den sonnigen Flensburg
    Arne

    Viele Grüße vom Rande der dänischen Südsee

    Arne



    als Langläufer:

    Helgen 1 einen 299 BRT Kümo kurz vor dem Stapellauf, vom Reeder zurückgestellt
    Helgen 1a einen AHTS in Arbeit.
    Helgen 2 einen 1599 BRT Mehrzweckfrachter in Arbeit, wird auf Wunsch der Reederei umgebaut

  • könnte man damit auch die Balkenbucht unterstützen?


    tja, Dirk - ob ich Dich hier richtig verstanden habe? Neugier führte zu beidem und deswegen mal etwas gekaspert und das Deck der ERLANGEN auf Holz umgestrickt.




    Nebenbei sieht man auch schön die Positionen für die Decksringe :D


    Sollte es so gemeint und gefallen - mir reicht der Minutenwalzer und falls nicht - die Wut über den verlorenen Groschen ... :D


    mit einem lieben Gruß
    Wilfried

  • Moin Wilfried,


    ja, so war es gedacht. :) Nun muss ich wohl den polnisch geprägten Salon in Paris ausgraben. (Ist sowieso leichter, als der Beethoven....).


    Gruß pianisto

  • Moin, moin!


    nachdem ich gerade festgestellt habe, daß der Plan im Bereich des Maschinenhauses bezüglich der Decksstützen noch einer Überarbeitung bedarf – ich hatte im blinden Vertrauen, die Markierungen dafür schon auf der Innenschanz eingezeichnet, lasse ich dieses Teil heute aus.
    Die Werft meines Vertrauens wird dafür Verständnis haben.
    So, nun aber an die Arbeit. Die Aufbauwand anlaschen und das Backdeck - nach sorgfältigem Ausrichten - aufkleben.
    Achtung: hier habe ich mal wieder nicht den Farbvorgaben des NDL gefolgt:


    Decksfarbe Brückendeck: RAL 9005 Schwarz
    Decksfarbe Backdeck, Maschinenhausdeck, Decks der Deckshäuser beiderseits: RAL 7040 fenstergrau
    Verschanzung innen und Deckshäuser beiderseits bis Höhe Schanzkleid: RAL 3014 Altrosa


    Wie jetzt - RAL - die gab es doch damals gar nicht?! Aber na klar doch;
    Am 23. April 1925 wurde der Reichs-Ausschuss für Lieferbedingungen gegründet, unter diesem Zeichen sollte es verlässliche und klare Angaben für diverse Wirtschaftsgüter geben; unter anderem eben auch für Farben. Wenn ein Kunde RAL 9010 für sein Produkt bestellte, dann sollte dieser Farbton auch bei anderen Herstellern oder Produkten gleich sein.
    Etwas ähnliches geschah auch Anfang/Mitte der 60er Jahre in meinem damaligen Berufszweig, als sich drei Firmen, die im Bereich der grafischen Industrie tätig waren und sich auf die HKS-Farben - geltend für Volltonfarben - also ungemischte – einigten. Es handelt sich damals um die Druckfarbenfabriken Kast & Ehinger, Hostmann-Steinberg und Schmincke als Hersteller von Farben für Künstler. Der Grafiker konnte sicher sein, daß seine Entwurfsfarbe mit dem Druckergebnis übereinstimmte. Und daß gilt bis heute.


    Verzeiht mir diesen kleinen Ausflug – aber manche Dinge gehören für mich dazu und außerdem plaudere ich gerne über das Umfeld :D


    So, hier das Foto zum obigen Text:


    Dann die Bordwände entsprechend vorbeireitet; die Teile für das innere Schanzkleid gleich als Positionierhilfe/Anschlag verklebt.
    Ein bißchen Rillen, Ritzen und im Bereich der weißen Linie habe ich einen Schnitt vorgenommen und dann wieder stumpf verklebt.
    Das entsprechende Färben habe ich mir verkniffen, weil man kann späterhin aus Tonpapier die Linien, die als Hilfe dienen mit entsprechenden Deckleisten versehen.



    Die Rundung im unteren Bereich des Stevens brauch' nicht ganz so heftig ausfallen; aber hinterher ist man immer schlauer.



    Mittlerweile bin ich überzeugt, daß man besser beide Teile zusammen verklebt und dann über das Spantengerüst zieht; das Spantengerüst gibt es allemal her; vielleicht macht die Werft mal einen Versuch?



    Fast vergessen, die beiden Rerenzpunkte – hier Linien.



    Und hier mit Stützen....


    Und für alle, die immer noch skeptisch sind ob der Farbe für die Innenschanz; hier eine Aufnahme von der ILLSTEIN:



    Ich hätte mir auch eine andere Farbe gewünscht; vielleicht – ach, ne.... :D
    Und für alle, die die alten geschriebenen Bauanleitungen lieben; hier ist so eine. Mit moderner Technik auf einem anderen Medium aber irgendwie doch ähnlich – oder?


    In diesem Sinne –genießt den Sommer und macht Euch einen ...
    Wilfried

  • Altrosa ist schon hart an der Grenze zu Magenta. :D


    Schöne und lehrreiche Ausführungen, wie immer.


    Liebe Grüße
    Robi

    Jean Luc Picard ( USS Enterprise): Die Summe der Intelligenz auf dem Planeten bleibt immer gleich, nur die Bevölkerung wächst.


    Andere haben Flugzeugträger, wir haben die Gorch Fock.


    I´m a Billiever, #17, Go Buffalo

  • Wie vor Dir gewohnt, Wilfried...


    Bis jetzt hast Du den Fluch der Akribik (ich liebe dieses Wortspiel, auch weil mein Korrekturprogramm den Sinn nicht begreifen will) bestens im Griff.


    Zu "Altrosa": Jedenfalls überraschend, dieser Farbton... :D

    Fertig: MS WILHELM GUSTLOFF, 1:250



    Aufwachen - es ist 5 vor 33...

  • ... um mal ein Zitat von Carl Binsen aufzugreifen, der ja alles Weise damals schon geheckt hat, bevor das Internet aufkam.
    Der ja eigentlich Koarl gerufen wurde und aus der Nähe von Döntjessiel kam. Ein kleiner Kreis in Ostfreesland übrigens.


    Bis jetzt hast Du den Fluch der Akribik bestens im Griff.


    Wat Du woll weest; wenn es etwas gibt, vor dem ich am meisten Respekt habe, sind es Dampfer- oder elliptische Heckformen.
    Wobei Respekt für mich bedeutet – bilde es so nach, daß du mit wenigen Stücken auskommst, damit die Form erhalten bleibt.
    Ich habe mich hier - von Hand gemacht, versteht sich - für ein Stück Karton entschieden.
    Und daß sah nach Rillen, Knicken und Schneiden und wieder Stumpfverkleben – so aus:



    Ich habe hier ein wenig gegen das Material, sprich Laufrichtung des Kartons, arbeiten müssen; sonst hätte ich mir im Bereich der Vermessungsluken eine Beule eingefangen.



    Ein Bild sagt mehr als viele Worte;



    Sieht ziemlich wild aus – aber ich zeige eben, wie ich es gemacht habe; ich habe keine Angst davor, Macken und Kinken zu zeigen. Und bis zu diesem Ergebnis geht auch mal der eine oder andere Fluch durch die Hallen meiner kleinen Werft. Und für dieses Handmuster habe ich weder Kanten noch sonst etwas gefärbt – so wird nichts beschönigt.



    Was sich hier ganz friedlich zeigt; klar, es paßt und im Bereich des Namensläppchens wird dann entsprechend der Trennschnitt erfolgen.
    Ich hatte in einem Beitrag vorher schon einmal auf die zentrische Anordnung der Grundplatte bis zum Brückendeck hingewiesen;
    also nochmals - Sorgfalt in diesem Bereich.
    Kleine Toleranzen sind von mir eingearbeitet....


    NACHSCHLAG:


    Wie schön, wenn es eine Werft gibt, die kontrollbaut – und einen immer wieder daran erinnert, die eigene Vorgehensweise nicht als selbstverständlich vorauszusetzen. :D
    Und weil das Gelingen des Rumpfes ganz entscheidend vom Heck abhängt, hier noch ein paar Hinweise.



    Das Bauteil besteht aus einem Stück Karton und wird lediglich gerillt, eingeschnitten und die Schnittstellen stumpf verklebt; es wird nichts vorgeformt!



    Innen wird jetzt das Schanzteil bündig eingeklebt und ggf. der Ausschnitt für die Klüse vorgenommen.
    Die beiden senkrechten Markierungslinien des bilden die Referenz für den Ansatz am Spantengerüst/Deck.
    Das innere Schanzteil liegt auf dem Deck auf und bildet einen Anschlag für eine Paßprobe.
    Anschließend wird der durch die Pfeile gekennzeichnete Bereich am Rumpf verklebt und der Rest in homöopathischen Schritten Richtung Heck angeklebt. Der Teil vor dem Deckshaus wird nicht mit dem Rumpf verbunden - es folgt später ein Trennschnitt in Verbindung mit dem Mittelteil....



    Auf die gleiche Weise erfolgt jetzt der Anbau des Gegenstücks. Dann wird das Heck auf Passung kontrolliert und man kann auf der Wasserlinie in kleinen Schritten Grundplatte und Seitenteile miteinander verbinden. Als letztes erfolgt der Trennschnitt beim Namensläppchen.
    Es sollte dann – hier mein Handmuster – ungefähr so aussehen.



    Die entsprechenden Stellen werden später mit einer Deckleiste versehen – im Bereich des Ruders reicht wohl etwas Farbe?


    mit einem lieben Gruß
    Wilfried

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  • Hallo Wilfried,


    dass Du ein Meister bist, hast Du schon mehr als einmal bewiesen.
    Jetzt kannst Du nur noch Deine eigene, ohnehin schon hohe Messlatte noch ein Stückchen höher legen!
    Und das tust Du ja gerade !!!


    Insofern Chapeau, Chapeau , Chapeau


    Ich verbleibe mit freundlichen Grüßen


    Thomas


  • dass Du ein Meister bist, hast Du schon mehr als einmal bewiesen.
    Thomas


    Laß' es gut sein, Thomas – nachher kommt noch jemand auf den Gedanken, ich hätte Dich für diese Zeilen korrumpiert. :D
    Nein, ich bin kein Meister, vielleicht habe ich ein wenig mehr Talent als andere und vielleicht ein gutes Auge für Dinge, die manchen verborgen und vielleicht auch ein wenig mehr Demut, um sich mit dem Original zu beschäftigen und nicht gleich eine Zeichnung an die Öffentlichkeit zu trompeten, die dann nur oberflächlich ist um einen Erfolg beim Publikum einzuheimsen. Nein, Effekthascherei war und ist nicht mein Ding.
    Hier bei der ERLANGEN geht es mir darum, daß ein Schiff aus den späten 20igern auf den Basteltisch kommt; die Planlage – durch die Unterstützung von Frank Müller und die Familie des Kapitäns Grams sowie meines Freundes Bernd Jocham, mit dem ich noch an Verfeinerungen arbeite – ist so gut wie ich sie noch nie bei meinen Projekten hatte. Und wir reden hier von einem Schiff, dessen Stapellauf sich im nächsten Jahr zum 90sten Mal jährt ...
    Und an dieser Stelle auch einen Dank an die Freunde aus der Szene, die mich hier kritisch begleiten und Anregungen und Hilfe ohne Ende geben – um des Projekts wegen.
    Also, für mich ist hier Bescheidenheit angesagt; trotzdem freue ich mich für die Einschaltungen und Bekundungen.


    mit einem lieben Gruß
    Wilfried

  • Moin, moin Wilfried,


    das sieht ja schon alles ganz gut aus :thumbup: ! Das "altmodische" Dampferheck in Karton ist ja immer nicht ganz ohne. Mich wundert immer wieder, dass in jenen 20er-Jahren sowohl die alte Heckform wie auch schon die modernere zugleich auf den Werften gefertigt wurden. Was waren da wohl die Prämissen?


    Das Dampferheck ist sehr schön in dem Buch von Hans Jürgen Witthöft "Gebaut bei Blohm&Voss" auf Seite 100 bei der GOSLAR (Bau-Nr. 485) zu sehen - hoch aus dem Wasser in Ballast mit einem wild um sich schlagenden Propeller am "Steert". Im Vergleich dazu hat die Bau-Nr. 480, die portugiesische D. QUANZA, schon ein modernes Heck.


    Gruß nach Bremen
    HaJo

    Exercitatio artem parat!

  • Moin, moin zusammen!


    Die beiden achteren Deckshäuser – ich habe für das Handmuster nur eines gebaut und auch gleich ein paar Änderungen in die Zeichnung eingepflegt; als nächstes dann die Fertigung der Ladeluken aufgenommen; die Lukensülle dem Decksprung angepaßt und auch darauf geachtet, daß die Süllstützen lotrecht ausfallen. Mir erschien hier auch wieder Tonpapier die richtige Wahl.



    Luken für das Foto nur aufs Deck gelegt; finden dann bei meinem "richtigen" Modell die Verwendung.



    Die grafische Gestaltung hatte ich ja schon an anderer Stelle ausgeführt.


    Tja, und was die Heckform angeht – da sind die Werften sich und ihrer Erfahrung mit Segelschiffen wohl treu geblieben? Daß konnte man und daß kannte man; es gab ja immer eine gesunde Skepsis allem neuen gegenüber; ich denke hier nur an die Hilfsbeseglung bei den ersten Dampfschiffen. Und als sich die Dampfer dann langsam durchgesetzt hatten – auch der Weg zum Einschraubendampfer war mit viel Skepsis und teilweise Ablehnung begleitet.
    Schön, daß hier auch über das Modell hinaus der eine und andere Beitrag geschrieben wird.


    mit einem lieben Gruß
    Wilfried