3D Drucker im Kartonmodellbau?

  • Kartonmodeller haben ungeschriebene Gesetze. Karton darf nicht mit Kleberesten, Farbe oder Fremdmaterial beschmutzt werden. Es muss alles sauber an der Kante geschnitten und gesetzt sein usw. usf.


    Wenn man nun den Ehrgeiz hat, ein Kartonmodell mit rudimentären Funktionen zu gestalten stößt man schnell an Grenzen. Icht hatte einen Hilferuf im Forum gesetzt weil es mir nicht gelang, bei einem Kübelwagenmodell die Querlenker und Steuerung funktional zu bekommen, da das Material Karton hier schlicht versagte. Danach habe ich mich mit dem Thema beschäftigt und auch bei dem uns ja gut bekannten Fuchsjos erkundigt wie er das immer schafft.


    Aus den Erfolgen von Fuchsjos und meinen Recherchen ergibt sich die Frage, ob es nicht an der Zeit ist, 3D Drucker in Kartonmodellbau "zuzulassen". Einfache 3D Drucker erhält man am Amazonas schon für 180€. Angeblich seien die schon sehr genau. Das dabei verwendete Polymer dürfte die Festigkeit mit sich bringen, um bewegliche Teile sehr stabil zu gestalten. Wir sind doch eh längst dabei und verbinden CAD mit Modellbau. Fuchsjos hat es dabei natürlich einfach. Als Konstrukteur verfügt er über hochwertige Technik und Software. Wir müssten uns an das Thema herantasten.


    Daher meine Frage: Wie seht Ihr das?


    Gruß
    Lothar

  • Hallo Lothar,


    ich sehe da kein Problem. Ätzteile, tiefgezogene Cockpitkanzeln aus Kunststoff, Folien, Draht in allen Varianten, Fadenrelinge, gegossene Teile aus Resin, Elektronik.... haben doch schon lange im Karton-Modellbau Einzug gehalten. Warum also auch nicht Teile aus dem 3D-Drucker?


    Solange der kartonale Anteil überwiegt... In deinem Fall kann es dem Modell nur gut tun.


    Viele Grüße


    Hans Jörg

    Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“ - Albert Einstein

  • Moin Lothar,

    wir bauen ja Modelle aus unterschiedlichsten Motiven. Insoweit kann jeder machen was er oder sie will oder kann. Ist halt ein Unterschied, ob ich mit Enkeln irgendetwas aus Wellpappe heißverklebe oder an einer Weltmeisterschaft teilnehmen will.

    Ich glaube, dass ein Kartonmodell als Sonderform des Modellbaus in jedem Fall um so mehr Anerkennung findet, je weniger Fremdmaterial verwendet wird.

    So ähnlich ist es auch beim normalen Modellbau: Ein selbst hergestelltes Modell erntet immer mehr Respekt als ein Baukastenmodell.
    Nach den Regeln der NAVIGA, dem internationalen Dachverband im Bereich des Schiffsmodellsports, werden für Kartonmodelle zwei Gruppen unterschieden, nämlich C-7-A und C-7-B. Näheres siehe dort.


    Muss halt jeder für sich entscheiden.


    Beste Grüße,


    Manfred

    Es muss nicht alles perfekt sein, was gut tut.

  • Quote

    Ich glaube, dass ein Kartonmodell als Sonderform des Modellbaus in jedem Fall um so mehr Anerkennung findet, je weniger Fremdmaterial verwendet wird.


    Genau!!! - Aber es gibt natürlich Grenzen, und wenn ich einen Querlenker funktionsfähig haben will, dann geht's wohl nur mit Fremdmaterial. Ich für mich versuche so wenig wie möglich andere Materialien einzusetzen, wenn aber die Optik gar zu sehr leidet, dann wird schon mal gedrechselt (Spinner vom Propeller, Räder....)


    Gruß Harald

  • Ich sehe da kein Problem.


    Für mich ist das erlaubt, was mir gefällt. Und so verwende ich auch Fremdmaterialien, wenn es dem Modell und vor allem seinem Erscheinungsbild dient. Lieber ein passendes Fremdmaterial als ein schlecht aussehendes Kartonteil. Aber grundsätzlich heisst es auch bei mir: Karton first!

    Im Bau:

    BREMEN IV und Columbuskaje

  • Moin,


    ich sehe das wie Helmut. Erst wenn der mit Sekundenkleber verstärkte Karton nicht mehr hält, schaue ich nach Fremdmaterialien. Wobei - ist der Sekundenkleber nicht schon Fremdmaterial? [Blocked Image: http://pics.riknet.de/232.gif]
    In diesem Sinne: das kann und sollte jeder für sich selbst entscheiden und niemand sollte solch eine Entscheidung anprangern.


    LG
    Riklef

    "Nein, ich bin nicht dumm. Ich habe nur Pech beim denken."


    ----------------
    Projekte:
    Fertig:
    Iljushin IL-14 1:33
    Lockheed L-1649 A 1:100 (1. Version fertig)
    SIBAJAK von Scaldis 1:250


    Im Bau:
    Hauptfahrwerk einer Boeing B777
    De Haviland Comet 4B 1:100


    Geplant: so vieles... :rolleyes:

  • Ich teile Manfreds Ansicht durchaus, denn "back to the roots" ist zumindest einer der gangbaren Wege. Wenn man hingegen bewusst etwas ganz Schönes bauen will, ist natürlich Helmuts Ansatz in Ordnung. Gut fände ich es, wenn beides anerkannt wird. Ein Streit muss ja daraus nicht entstehen ^^.


    Bis gleich, Jupp

  • Wenns hilft, immer! In vielen Bereichen werden 3D-Teile verwendet, aber können den "konventionellen" Bau in keinster Weise ersetzen, nur ergänzen. Gruß Hadu

    Vielleicht kommt der Tag, an dem mehr Leute checken, dass Idiotie nicht links oder rechts ist, sondern in erster Linie daher rührt, dass jemand ein Idiot ist! (M. Tegge)




    www.modell-und-geschichte.jimdo.com


    Mitglied der Luft'46-Gang

  • Aus den Erfolgen von Fuchsjos und meinen Recherchen ergibt sich die Frage, ob es nicht an der Zeit ist, 3D Drucker in Kartonmodellbau "zuzulassen".


    ... also im Kartonmodellbau - immer; oft sind es sogar Ätzteile aus Fremdmaterialien, die ich gerne verwende. Ausser den angebrannten Kartonteilen, die immer wieder für sündhaftes Geld an "Sondermodelle" geklebt werden und manchem Verlag als eiserne Lunge dienen. Komplizierte Teile finden immer ihren Platz aus Fremdmaterial - es geht doch um das Modell, oder? Oder doch der Pflege des Purismus? Kartonmodellbastelei lebt vom Kompromiss - und der geht von den Fähigkeiten des Materials direkt hinein in die des Erbauers. Und ich bin mittlerweile ein Verfechter der Originaltreue und weniger des Nachbauens von irgendwelchen Teilen, die vom Original nur die Idee aus Karton wiedergeben. Trompetenlüfter sind für mich immer ein Paradebeispiel ab einer gewissen Größe. Was ich da schon für Tüten gesehen habe. Manch Kiffer hat da bessere schon gedreht .... :D
    Also, die Kirche aus dem Dorf und den Verstand im Kopf lassen ...


    mit einem lieben Gruß
    Wilfried

  • Über diesen Thread bin ich angenehm überrascht. Hätte erwartet, dass die stringenten Kartonfetischisten hier rigoros reagieren. Aber so moderat? Gefällt mir!


    Allerdings scheitert der Ansatz dann derzeit doch noch an der Technologie. Es ist ja nicht nur der 3D Drucker für 180€ vom Amazonas. Man braucht Software und viel Erfahrung. Fuchsjos macht das in seinem Job jeden Tag im Office. Daher kann er auch mit relativ geringem Aufwand mal eben so eine komplette Querlenkung drucken lassen.


    Die Diskussion schafft also eine gewisse Startplattform - scheitert aber dann sicher an der Umsetzung. Hat mich trotzdem gefreut, dass hier nicht nur Asketen dabei sind.
    Und vielleicht bietet hier mal einer das Ganze als Dienstleistung an? :)


    Den oben erwähnten "verbrannten Karton" finde ich übrigens gar nicht so übel.


    Gruß
    Lorei

  • Servus Lore,


    Quote

    Fuchsjos macht das in seinem Job jeden Tag im Office. Daher kann er auch mit relativ geringem Aufwand mal eben so eine komplette Querlenkung drucken lassen


    Der besagte Querlenker ist nicht gedruckt, sondern aus Karton und Papier.

    .


    Servus aus Wien


    Robert


    "Stell dir vor da ist ein Forum und keiner schreibt was rein!"


    Crawler: 133/499

  • Nun ja, da werde ich auch noch meinen Senf dazu geben. Ja, ich besitze und verwende einen 3D-Drucker. Aber .... auch wenn damit relativ präzise und stabile Teile herstellbar sind, bitte keine Illusionen machen ... diese Teile sind eigentlich aufgrund der Oberflächenbeschaffenheit für den Modellbau unbrauchbar. Durch den Aufbau aus vielen Lagen runder Plastikstränge ist die Oberfläche nicht glatt, sondern gerillt (zumindest bei jenen Druckern, die sich normal Sterbliche leisten können) und müßte erst durch sehr umfangreiche Schleiferei in eine passable Form gebracht werden. Hoher Aufwand und Verlust der Genauigkeit lohnen sich da nicht.


    Eine weitere Möglichkeit wäre eine Beschichtung mit Papier - quasi das Tapezieren der Flächen ... nun ja, dann könnte ich das Teil ja gleich aus Papier bauen - wozu also der zusätzliche Aufwand?


    Ich verwende den 3D-Drucker fast ausschließlich zum Bau von (Press-) Formen und Werkzeugen. Bei der Krupp Protze z. B. ist genau ein Teil aus dem 3D-Drucker und zwar der kleine Bügel (ca. 5x5 mm) der als Hauplager für die Schwingen der Hinterräder dient. Durch die Verwendung von echten Federn und voller Funkionalität (damit alle vier Räder der Doppelachse auf dem Boden stehen) wäre das mit einem Lager aus Karton nicht gegangen.


    Eine weiter Anwendung des 3D-Druckers bei diesem Modell war ein Prägewerkzeug für den Kühlergrill und ein Hilfswerkzeug für die Montage der Achsen bei den Schwingen der Hinterräder.


    LG
    Josef


    Krupp Protze, 1:25, Verlag Modelik

  • Aufgrund meiner Erfahrung - NEIN! Der Drucker kann ja nicht auf Luft drucken, daher wird normalerweise die erste Schicht mit mehr Durchfluß und höherer Temperatur aufgetragen. Dadurch soll die erste Schicht gut haftend auf die Montageplatte aufgebracht werden - Nebeneffekt - aus dem runden Strang wird eine flach gedrückte Wurst, die selbst bei einer kleinen 0,3 mm Düse einen Strang mit ca. 0,5 x 0,15 mm erzeugt. Ohne diese Maßnahme wäre die erste Schicht keine Schicht, sondern ein zusammengeballter Haufen aus Plastikfäden. Wenn man mit diesen Dimensionen leben kann, dann wäre auch eine sehr filigrane Reeling möglich - die 3D-Konstruktion für einen derartigen Bauteil, ist dann eine andere Geschichte.


    LG
    Josef

  • wäre der Druck von Relingen in ähnlicher Qualität wie Lasercuts mit 3d Druckern möglich?


    ... wohl eher nicht; das Nonplusultra für Relingsteile - gleich welcher Form und Grösse - sind immer noch Neusilberätzrelinge egal von welchem Hersteller oder Verlag - Saemann ist erste Adresse für Standardteile ...


    mit liebem Gruß
    Wilfried

  • Doch geht schon…. Wenn man es will und Geld an die Hand nimmt. Ich betreuen einen Drucker der auf Harzbasis arbeitet ….. Im Prinzip trägt er das Harz wie ein Tintenstrahldrucker auf, härtet es dann mit UV Licht aus… fertig. Stützmaterial ist abwaschbar…. Das Ding kostet so viel wie ein Einfamilienhaus…. Also … wenn man es will

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