Moin zusammen,
als ich den Baubericht über die BØRØYSUND abschloss, schrieb ich: „Einen schönen Restsommer und bis irgendwann (vielleicht) einmal…“ Das „irgendwann“ ist nun doch schneller da, als erwartet, denn einerseits gibt es ja hier (seit gerade eben ) den Galerie-Beitrag über die HMS ORKNEY, andererseits erschien gleichzeitig mit dem BØRØYSUND-Bogen auch der Bogen TS HAMBURG auf den Markt, irgendwie ein MUSS, zumindest für mich als "Hamburger Jung"
. Aber auch dazu die bei mir inzwischen fast schon obligatorische Einleitungsgeschichte…
Anfang 1964 zogen meine Eltern und ich nach Neugraben im Süden Hamburgs. Das Haus, in dem wir in der obersten Etage wohnten, lag etwas den Geesthang hinauf an der Cuxhavener Straße. Vom Küchenfenster aus hatte man einen wundervollen Blick über die Elbmarsch; die Großsiedlung Neuwiedenthal war damals erst noch im Bau. Der Blick ging bis zum anderen Elbufer mit Blankenese und Teufelsbrück und die Kräne der Deutschen Werft auf Finkenwerder waren auch in unserem Blickfeld. An einigen Tagen im Winter waren dort auch die markanten roten Schornsteine der HANSEATIC zu sehen, wenn das Schiff seine alljährliche Werftliegezeit absolvierte.
Das hatte schlagartig ein Ende, als die Maschinenanlage der HANSEATIC im September 1966 bei einem Brand in New York so nachhaltig beschädigt wurde, dass sich eine Reparatur nicht mehr lohnte. Als kurzfristiger Ersatz wurde in Israel die SHALOM angekauft, die als zweite HANSEATIC in Fahrt kam; gleichzeitig wurde bei der Deutschen Werft ein Neubau geordert. Dessen Entstehung habe ich seinerzeit in Etappen mitbekommen. Finkenwerder war von Neugraben aus mit dem Fahrrad gut zu erreichen und der Ausrüstungskai der Werft (die im Laufe des Baues der HAMBURG mit Howaldt fusionierte und damit zur „Howaldtswerke Deutsche Werft“ wurde; aus dem bekannten DW wurde damit HDW…) lag am Steendiekkanal gegenüber dem damals schon existierenden Gorch-Fock-Park. Vom Parkgelände aus hatte man einen guten Blick auf die in Ausrüstung befindlichen Schiffe, so auch auf die „Schöne Hamburgerin“, das TS HAMBURG.
Leider hatte die Reederei im weiteren Verlauf nicht viel Glück und so musste nach nur wenigen Jahren die zweite HANSEATIC verkauft werden und aus der HAMBURG wurde die dritte HANSEATIC. Doch auch diesen Namen sollte sie nicht lange tragen, die Hamburg Atlantic Linie musste Konkurs anmelden, das Schiff wurde verkauft und fuhr seitdem als MAKSIM GORKIY zur See. Zunächst unter russischer Flagge, später unter der Flagge der Bahamas für Phönix-Reisen…
Ende 2008 wurde das Schiff außer Dienst gestellt und landete schließlich Ende Februar 2009 auf dem Strand von Alang, wo es abgewrackt wurde. Ein Versuch, es als Hotelschiff nach Hamburg zu holen, scheiterte.
Nun ist in diesem Jahr beim HMV ein Modellbaubogen dieses schönen Schiffes erschienen. Nach einem ersten Studium des Bausatzes verspricht der Bau recht interessant zu werden. Und zum Teil sind die einzelnen Bauteile ganz schön über die 30 Bögen verteilt. Mal sehen, ob ich denn auch alles finde… Ich habe mir auch den recht umfangreichen und damit auch schon ein wenig teureren LC-Satz gegönnt. Sicherlich werde ich auch diesmal nicht alle LC-Teile verbauen, aber Relings und Niedergänge müssen schon sein. (Wenn ich die tatsächliche Verwendung der LC-Teile bei der BØRØYSUND zugrunde lege, dann landen bei der HAMBURG letztendlich rd. € 35,- in der Rundablage… )
Was ich mir bei diesem Modell sparen werde, ist das Ausstechen der Fenster, soweit sich dahinter Räume befinden. Die Textur ist hier wunderbar dunkel, das kommt dem Original schon recht nahe. Und weil es keine Inneneinrichtungen - auch nicht der Brücke - gibt, erübrigt sich das Ausstechen auch aus dem Grunde. Folglich werden nur die Fenster im Bereich des Tennisplatzes usw. ausgeschnitten.
Bevor es los geht noch eine kleine Geschichte am Rande: Ausrüster der Restaurants an Bord war die (auch schon lange nicht mehr existierende) Hamburger Traditionsfirma Lattorff. Als die Hamburg Atlantic Linie endgültig in Konkurs ging, verkaufte Lattorff auch seine Bestände an Geschirr, Gläsern usw. Über eine Bekannte meiner Eltern, die dort arbeitete, habe ich damals Wein-, Sherry-, Sekt- und Whiskygläser erstanden, die wir heute noch nutzen! Diese Gläser ziert natürlich das Logo der Reederei, das gezackte Kleeblatt, das auch am Schornstein der HAMBURG zu finden ist. Insofern lässt sich auch der Baubeginn schon mal stilvoll begehen…
In diesem Sinne, …