HMS Mercury - Fregatte der Enterprize-Klasse; Shipyard-Modell, 1:72

  • Nach der Rumpf-Kupfer-Arie kann ich endlich das machen, was ich hier wirklich will: Kartonmodellbau! :D


    Mal schauen, was das hier wird:

    Nun, mal schauen, wozu das gebraucht wird, gelle? ;)


    Das hier ist relativ klar erkennbar, das werden die Kranbalken:


    Nach dem Zusammenbau schön glatt schleifen...


    Dann waren da noch ein paar andere Teile, der Pinsel wurde geschwungen, und die Zwischenausbeute schaut so aus:


    Und nun spätestens weiß man, was hier gebaut wird: Das Galion in all seiner Pracht und Schönheit! Wahnsinnig viele Teile sind da noch zu bewegen, aber das macht einen enormen Spaß, und die Mercury hat eben nicht nur ein schönes Hinterteil, sondern wird auch von vorn hübsch anzuschauen sein. Man ahnt es schon:


    So, nächste Krise - aber ich habe auch gleich eine Lösung parat.
    Der Zusammenbau des Galions ist eine echte Herausforderung. Das ist schon ein kleines Kunstwerk, ich kann mich so richtig dran festbeißen, also bildlich gesprochen. [Blocked Image: http://www.bolitho-und-co.de/onboard/styles/default/bolitho/smilies/kobolok/smile.gif] Nun war es im Zuge dieser Arbeiten auch an der Zeit, die ersten größeren Zierstreifen auszuschneiden. Die sind ja auf sehr dünnem Papier. Die ersten beiden Teile direkt am Bug sehen richtig gut aus:


    Aber dann, das nächste Stück, bedeutend länger als das hier... Ich mache die Trockenprobe - perfekt! Ich leime schnell und sauber ein, klebe drauf, und: Katastrophe! Obwohl schnell gearbeitet, weicht das dünne Papier derartig auf, dass der Streifen in die Länge geht, und die ganze Passgenauigkeit ist im A***h. :cursing:
    So schaut das aus:

    Und nun kommt die Lösung: Ganz ehrlich, ich wälze schon einige Zeit erhebliche Zweifel, ob so eine 6-Rate-Fregatte wirklich derartig überladen mit Gold und Schnitzwerk war. Ich glaube das nicht wirklich. Das scheint mir so eine Macke von Shipyard zu sein - ihre Enterprize sieht in der Hinsicht genauso aus. Und als ich neulich mal wieder DEN Film gesehen habe (mein absoluter Lieblingsfilm: Master and Commander), fiel mir sofort die schlichte Eleganz der Surprise gegenüber der Mercury auf.
    Selbst die Victory hat solchen Firlefanz nicht.


    Also werde ich alle diese blau-goldigen Streifen in kuscheliges Schwarz kleiden! :D Ich bin mir sicher, dass mir die Mercury dann noch viel besser gefällt. ;) Diese bedruckten Teile haben mir irgendwie nie so hundertprozentig gefallen, und alle Versuche, sie mir selbst schön zu reden, haben nicht wirklich geholfen. Insofern kann die untere Heckpartie auch schon mal zittern! X(
    Ich werde weiter berichten. ;)

  • Moin zusammen,


    wenn ich es richtig in Erinnerung habe, war der Schmuck der Schiffe Sache des Kommandanten. Von der Werft kam ein kampftaugliches und ausgerüstetes Schiff in der Mindestausstattung. Ein Schiff 6.Ranges war da wohl eher unterer Bereich der Nahrungskette...


    Der Zierrat wurde maximal in gelbocker bemalt. Wer Blattgold wollte, musste schon zahlen, am besten mit den entsprechenden Prisengeldern ;) .


    Ein bewundernder


    Hadu

    Vielleicht kommt der Tag, an dem mehr Leute checken, dass Idiotie nicht links oder rechts ist, sondern in erster Linie daher rührt, dass jemand ein Idiot ist! (M. Tegge)




    www.modell-und-geschichte.jimdo.com


    Mitglied der Luft'46-Gang

  • Eben, eben, und so eine Fregatte hatte ja auch nur in wenigen Fällen einen gut betuchten Kommandanten - und ob der dann sein Geld immer in überreichen Zierrat für sein Schiff steckte... Die bisher bekannte Geschichte der HMS Mercury spricht nun auch nicht grad eine prisengeldträchtige Sprache. Wer ein mit Schmuck, Schnitzwerk und Blattgold überladenes Schiff will, soll die Wasa bauen! :D (Womit ich nix gegen die Wasa sagen will - ich habe sie voriges Jahr in Stockholm besucht und hatte während meines reichlich dreistündigen Aufenthalts im Wasa-Museum eine dauerhafte Gänsehaut. 250 Fotos und unvergessliche Erinnerungen inklusive... :S )

  • Urlaub ist schön, da kann ich auch in der Woche am Schiff arbeiten. :D


    So, es ist vollbracht. Alle Bereiche, die für bedruckte blau-goldig gemusterte Teile vorgesehen waren, wurden geschwärzt. Das schaut momentan noch gruselig aus, da ja noch die Zierleisten (nennt man die da oben auch Barkhölzer? Nee, oder?) fehlen.


    Dann habe ich weiter am Galion gearbeitet:

    Die beiden Galionsregeln bestehen aus je 6 Einzelteilen. Immerhin war die Galionsgräting als ganzes Teil vorhanden.


    An Backbord habe ich im Bugbereich jetzt die ersten Leisten angebracht. Außerdem wurden die bedruckten Zierstreifen auf den Kanten der beiden Schloiknie überstrichen. Dann habe ich die Galionsgräting mit den Galionsregeln aufgesetzt, und Freund Freddy durfte mal wieder auf seinen künftigen Stammsitz.

    Was noch fehlt, sind die Galionssimse und die Galionsspanten, deshalb ist das Grätingteil auch nur erst aufgesteckt und noch nicht verleimt.


    Aber mal ganz ehrlich: Wie der legendäre Sänger von Queen sieht der Typ da vorne aber nicht aus! Das soll Mercury sein? Im Leben nicht! Also da beschwer ich mich mal bei Shipyard! :cursing: :D

  • Mit dem Bau des Galions hatte ich richtig Spaß. Hier gab es einen Punkt, bei dem man an der Bauanleitung schier verzweifeln kann. Die Galionsspanten sollen mit bedruckten Streifen von diesem Ausschneidebogen versehen werden. Gut, das kann ich auch selbst anmalen, dachte ich mir. Aber als ich dann die Basisteile aus dem Laserbogen nahm, fühlte ich mich doch etwas verschaukelt. Die Teile waren viel zu klein, um als Galionsspanten an diesem Schiff fungieren zu können. Und auch in der Form waren sie abweichend vom dazugehörigen Bunt-Streifen. Hier mal ein Beispiel - ich habe das Basisteil gelb gefärbt, damit man es gut erkennen kann.

    Das soll zu Teil 246 l gehören. Und selbst man es zum p-Teil packt, wird das nix. Kann ja auch sein, dass ich da irgendwas nicht geschnallt habe, aber wenn es da einen speziell zu beachtenden Haken gab, habe ich ihn nicht erkannt, und auch die Bauanleitung schweigt sich an der Stelle heftigst aus.
    Also erinnerte mich an an frühere Modelle, bei denen es fast ständig nötig war, die Teile mit Karton zu verstärken. Ich klebte die Bunt-Teile auf ein Stück Karton der passenden Stärke,

    schnitt zur Probe eins aus, färbte die Kanten ein und probierte. Jepp, das passte. Und nun ist das Galion fertig.

    Außerdem habe ich heute die Kupferung mit Zapon-Lack überzogen. Der ist ideal für den Schutz von Kupfer, verhindert das schnelle Grünspan ansetzen und versiegelt die Oberfläche. Es gab ihn nur in der Spray-Flasche, also habe ich mein Schiff erst einmal bis zur KWL eingepackt. Dann raus auf den Balkon, Schiff umgedreht - natürlich fein abgepolstert - und dann zwar nicht meinen Charme, aber den Zapon-Lack versprüht. Meine Abklebung war nicht überall ganz dicht bzw. löste sich hier und da, was mich ein wenig in Panik versetzte. also schnell mit Küchenkrepp versucht, das, was an Lack lustig den Rumpf runter lief - also nach oben, Richtung Bordwand sozusagen, wischte ich schnell ab, wobei auch ein Teil der Farbe, speziell der auf dem breiten schwarzen Streifen, mit abgewischt wurde. Aber durch mein schnelles Handeln wurde schlimmerer Schaden verhindert, und inzwischen sieht man davon nichts mehr, denn ich habe sofort, nachdem der Lack trocken war (was sehr schnell ging!) den Pinsel geschwungen.
    Normalerweise hätte ich weiter die Baumärkte und Farbläden nach Zapon zum Streichen abgesucht, aber mir fehlt dazu einfach die Zeit, ich habe noch ein paar Reisevorbereitungen zu treffen, fahre übermorgen für 14 Tage weit weg. :rolleyes: Ich wollte aber keinesfalls in 2 Wochen nach der Rückkehr einen Grünspan ansetzenden Rumpf vorfinden, daher mein Griff zur Sprayflasche, die ich heute endlich im vierten Fachgeschäft bekam. ;)


    So, und jetzt schaue ich mal, was ich als nächstes mache. :)

  • Hallo Bonden,


    Dein Bericht ist super, schon fast eine ausführliche Baubeschreibung. Man kann alles so richtig nachvollziehen und die Ergebnisse sprechen für sich!
    Ich wünsche Dir in den nächsten 14 Tagen einen recht schönen und erholsamen Urlaub!


    Gruß
    Fritz

  • schon fast eine ausführliche Baubeschreibung.

    Ok, an dem "fast" muss ich noch arbeiten. :D


    Vielen Dank für Dein Feedback, Fritz! :thumbup:


    Der Werftbetrieb ruht jetzt für 2 Wochen; ich werde mich in der Zeit ein wenig im Reich der Mitte umtun. Dort soll man ja auch sehr geschickt mit Papier sein. Mal schauen! :rolleyes:

  • Moin Bonden,


    sehr schön gebaut und sehr ausführlich beschrieben, alle Achtung!


    Und wegen der Galionsfigur


    Das soll Mercury sein? Im Leben nicht!


    solltest Du dich nicht grämen. In diesem Leben sieht er nicht so aus, aber in seinem damaligen könnte es gepasst haben.


    Ich wünsche Dir eien erlebnisreichen und interessanten Urlaub
    Gustav

  • Danke euch! :thumbup:


    So, das ist jetzt die ultimative Abmeldung - die Werft hat Betriebsferien bis einschließlich 1. Mai. Ich habe vorhin noch ein paar Zierleisten gefärbt und angebracht - aber die Kamera ist aus naheliegenden Gründen schon reisefertig verpackt, daher keine Bilder heute, sorry. Vielleicht läuft mir in China ja eine hübsche Kartonmodell-Dschunke über den Weg - die bringe ich dann mit! :D


    Tschüss allerseits! :rolleyes:

  • Hallo Bonden ,

    Vielleicht läuft mir in China ja eine hübsche Kartonmodell-Dschunke über den Weg - die bringe ich dann mit!

    tu das! Modelle von Dschunken muss man hierzulande mit der Lupe suchen. Außer einem älteren Bogen von Richard Vyskowski ist mir gar keines bekannt und ich suche schon eine ganze Weile ...

    "Die meisten Dinge gehen nicht durch Gebrauch kaputt, sondern durch Putzen."


    E. Kästner

  • Ahoi, melde mich zurück von meiner China-Reise. Bevor hier der Werftbetrieb wieder aufgenommen wird, muss ich erst einmal meine knapp 2.500 Fotos sichten, bearbeiten und einsortieren - sowas macht man ja am besten, wenn die Eindrücke noch frisch sind, Und was für Eindrücke! Ich war auf der Mauer, ich habe die Terrakotta-Armee gesehen, und und und... :thumbsup: Eine Kartonmodell-Dschunke habe ich leider nicht mitgebracht, aber zumindest habe ich eine echte kleine Dschunke gesehen und fotografiert. :)


    Aber keine Bange: Schon bald geht es hier weiter! ;)

  • Endlich geht es weiter! An der Backbordseite habe ich weitere Zierleisten angebracht; die waagerechten Lücken, die da jetzt noch zu sehen sind, bleiben den Rüstbrettern vorbehalten.

    Bald werde ich die Rüstbretter am Rumpf anbringen. Dazu werde ich sie natürlich ordentlich vorbereiten, d.h., Farbgebung vornehmen und dann die unteren Rüstjungfern nebst Rüsteisen anbringen. Dem Bausatz liegen ja die bei Shipyard üblichen Selbstherstellblöcke aus Karton bei, die ich aber wiederum nicht benutzen will. Einige spezielle schon, aber eben z.B. nicht die Jungfern, da möchte ich es doch lieber stabiler. Laut Bauanleitung brauche ich dabei für Fock- und Großmast Blöcke von 4 mm Durchmesser, für den Besan 3 mm. Darüber hinaus werden dann noch für andere Sachen 2,5-mm-Jungfern benötigt. Jetzt habe ich zum einen im Netz geschaut, was ich da so bekommen kann. Es ist wie verhext, bei keinem Anbieter bekomme ich alle drei Größen. Ich möchte aber schon alle vom selben Anbieter nehmen, schon wegen der Optik. Bei der Papegojan war ich mit den Krick-Jungfern sehr zufrieden. Dort gibt es aber nur 2,5 mm, 3,5 mm und 5 mm. Ich wollte nun wissen, wie weit das vom Original abweicht und habe den dicken Marquardt befragt ("Bemastung und Takelung von Schiffen des 18. Jahrhunderts"). Dort finde ich im Tabellenanhang die Angabe, dass bspw. am Groß- und auch Fockmast die Jungfern einen Durchmesser von 13 Zoll haben, macht also 330,2 mm. Das im Maßstab 1:72 berechnet zeigt mir 4,586 mm. Also liege ich mit meinen angedachten 5 mm nicht falsch und werde dementsprechend bestellen. Bei hobby-lobby-modellbau.com werde ich fündig und bestelle die Größen 5mm, 3,5 mm und 2,5 mm.


    Weiter geht's am Rumpf. Das hier werden die Stützen für die Drehbassen:


    Am Schiff schaut das dann so aus:


    Später sind dann weitere dieser Stützen fertig:


    Nun habe ich mal wieder Lust auf etwas anderes, und da bei einem der vielen Bögen ein bestimmtes Teil durch das häufige Bewegen der Bögen schon fast rausfällt, schaue ich, wo das dazugehört, sehe, dass es einem von der Reihenfolge eher unkritischen Stück zuzuordnen ist (Anker) und beschließe deshalb, die beiden großen Anker zu bauen. Zuerst einmal herrscht etwas Verwirrung, denn die Bilder des fertigen Modells bei Shipyard zeigen auf jeder Seite am Bug drei Anker - zwei große und ein kleinerer. Definitiv beinhaltet der Bausatz aber nur je einen großen und kleinen Anker backbord und steuerbord; das ändert sich auch nicht nach nochmaligem Durchgucken der Bögen. Wieder ein Posten auf meiner kleinen, aber doch anwachsenden Mängelliste...


    Ok, bauen wir eben zwei große Anker! :)


    Die Ankerbänder sind feine Papierstreifen, die ich schwarz einfärbe - im Original waren sie aus Metall.


    Und hier sind die beiden Hoschies!


    Zum Schluss stelle ich euch meinen neuen Werftaufseher vor, den ich in China der Terrakotta-Armee abgeworben habe: General Bon-Den-Wahn. :D

  • Kleines Update: Die Mannschaft hat jetzt auch ihren Abtritt; gleich vier Sitze mit Frischluftgarantie stehen zum kollektiven Abprotzen zur Verfügung. :D

    Das Oberteil vom Achterdeck habe ich mit dem weißen Unterteil verbunden und die Lukensülls gefertigt und eingesetzt. Die Grätings kommen erst später drauf; man hält den Rumpf beim Arbeiten ja mal so und mal so fest, und ich habe mich schon beim Hauptdeck geärgert, dass ich die Grätings schon fest verklebt habe. Die Teile sind recht dünn, und man läuft Gefahr, sie schnell einzudrücken. Ach ja, das Achterdeck ist nur aufgesteckt und kann jederzeit problemlos entfernt werden; schließlich müssen ja erst noch die Kanonen ordentlich getakelt und eingesetzt werden, bevor ich die Decks endgültig schließe. Bei der Art der Bauanleitung sollte es mich nicht wundern, wenn da der eine oder andere fluchend seine Oberdecks abgerissen hat, weil er erkannt hat, dass die Kanonen fehlen - Shipyard geht wohl davon aus, dass man das weiß und erspart sich daher jeden Hinweis darauf... :S

  • Moin Bonden,
    dein Dampfer sieht klasse aus. wahrscheinlich ist 1/75 bzw. 72 auch der goldene Maßstab.
    Bezüglich der Karton-Blücke und -Jungfern kann ich dich verstehen. Ich werd sie auch icht mehr benutzen. Die Junfern müssen alle Nachgebohrt und mit Sekundenkleber gehörtet werden dann geht es aber es ist schon ein großer Aufwand. Da kann man auch die Sachen gleich selber machen.


    Gruß Uwe

    Man lebt ruhiger, wenn man nicht alles sagt was man weiß, nicht alles glaubt, was man hört und über den Rest einfach nur lächelt.

  • Dampfer? Hast Du Dampfer gesagt? Das fasse ich als Beleidigung auf; darauf gibt es nur eine Antwort: Ein Zweikampf! Bau Du Deinen Franzmann fertig, ich stelle meine Mercury in Dienst, und dann puste ich Deinen Kahn aus dem Wasser! :D Hach, das wird ein schönes Gefecht! :thumbsup:


    Keine Bange - der Bonden macht nur Spaß. ;)


    Und zu den Papierblöcken: Bei der Papegojan habe ich nur die genommen, die ich in Holz nicht zu kaufen bekam. Das waren ein paar Violinblöcke sowie die Kardeelblöcke für die Unterrahen an Fock- und Großmast. Mal schauen, was ich bei der Mercury von den Kartonblöcken nutze. :)

  • Hallo Bonden,


    es geht ja glücklicherweise in gleichem Stil weiter! Die Anker sind lupenrein geworden. Das Bild mit dem Abtritt habe ich irgendwie nicht dazu bekommen sich mir zu zeigen.
    Was die Blöcke betrifft, kann ich Euch nur beipflichten und so habe ich mich genau wie Du mich bei meiner Schebecke bei Hobby-Lobby bedient, da ich die gleichen Erfahrungen wie Uwe gemacht habe.


    Gruß
    Fritz

  • Mal wieder ein kurzes Update. Im Moment gibt es nur wenig zu zeigen, da ich das, was ich Steuerbord gemacht habe, jetzt Backbord ebenfalls baue, also die Zierleisten und die Stützen für die Drehbassen. Da ich aber zwischendurch auch immer mal das eine oder andere kleine Teil baue, welches dann später gebraucht wird, fiel mir auf, dass offenbar Teile fehlten. Daher schrieb ich eine Mail an Slawomir von Kartonmodellshop.de. Hier die wichtigste Passage:

    Quote

    Ich habe ein kleines Problem, bei dem ich die Hilfe von Shipyard brauche. Ich suche krampfhaft ein paar Teile, die in der Bauanleitung genannt sind, die ich aber auf den Bögen nicht finde. Ich habe jeden Bogen vor Beginn des Baus genauestens erfasst. Dazu habe ich die Bögen durchnummeriert, mir eine Excel-Tabelle gefertigt und habe dort jedes Teil eingetragen. Was ich nun trotz nochmaligem Durchsehen aller Bögen nicht finde, sind folgende Teile: 270p, 270l, 270ap, 270al. Ich vermute, dass es sich dabei um schmale Zierstreifen handelt, bin mir aber nicht ganz sicher. Vielleicht könnte man mir ein Foto mit dem Bogen, auf dem ich diese Teile finde, schicken, das wäre nett. Oder wenigstens ein Foto des fertigen Modells, auf dem man die Teile genau erkennt. Es handelt sich um den Bugbereich unterhalb des Rüstbrettes für den Fockmast.

    Auf den Fotos in der Bauanleitung ist das ganz schlecht zu erkennen, kein Bild zeigt diesen Bereich so, dass man sieht, was da konkret ist; daher war es schwierig, zur Not etwas nachzubauen, sollten diese Teile nicht erhältlich sein.


    Slawomir ist ja ein ganz Netter, er hat meine Anfrage an Shipyard weitergeleitet, und kurz darauf kam die Antwort von ihm, in der er mir mitteilte, dass sich Shipyard entschuldige, die fehlenden Teile würden per Post kommen. Und gestern waren sie da - offenbar weiß man bei Shipyard inzwischen, dass sie da einen Fehler haben und sind auf Reklamationen vorbereitet. Ich finde das toll, wie schnell und unkompliziert das geklappt hat! :thumbup:


    Lustig ist das Verhältnis von Verpackung und Inhalt - hier ein Bild dessen, was in dem großen A-4-Umschlag war, den ich bekommen habe:


    Das wollte ich einfach mal berichten, auch, um eventuell anderen zu helfen, die vor dem selben Problem stehen irgendwann. Also, falls es andere Pappkameraden gibt, die sich der 1:72-Mercury widmen: Prüft, ob die oben genannten Teile da sind. ;)

  • Heute gibt es mal wieder was zum Zeigen.
    Irgendwann muss ich ja mal anfangen mit dem Kanonentakeln. Schließlich will ich ja bald das Vor- und Achterdeck schließen, und das geht nun mal nicht, bevor die Geschütze am richtigen Platz sind.
    Dem Bausatz liegen ja Messingrohre in drei verschiedenen Größen bei. Da sind 24 Neunpfünder, 6 Dreipfünder sowie 12 kleine Drehbassen. (Die 4 Karronaden sind aus Plastik - schade. Da muss ich mal sehen, wie ich die dann so anmale, dass sie zu den anderen Rohren passen.)
    Ein erster Akt war, die Schildzapfen durch die Rohre zu bekommen. Bei den Dreipfündern war das kein Problem, aber bei den großen Wummen musste ich wirklich jede Bohrung nacharbeiten. :thumbdown: Aber dann war es geschafft:

    So goldig glänzend können die natürlich nicht bleiben. Also kamen die Teile ins Brünierbad. Ich verwende Brünierbeize von Fohrmann; die gibt es aktuell nicht mehr im Handel, schade, denn ich bin recht zufrieden mit dem Zeug. Das Ergebnis sieht dann so aus:

    Und eins der Rohre mal probeweise auf eine Lafette gesetzt macht einen soliden Eindruck:

    Nun habe ich die erste Lafette getakelt. Von der Fummelei habe ich leider keine Bilder; ich war so vertieft in die Arbeit, dass ich völlig vergessen habe, Fotopausen zu machen. Das erste Geschütz wollte ich funktionsfähig takeln - schaut selbst:

    In dieser Position ist das Geschütz zum Feuern bereit. Was passiert beim Abfeuern? Das Geschütz macht durch den Rückstoß einen gewaltigen Satz nach hinten. Das Brooktau, das ist das dicke Tau, welches um das Rohrende gewickelt ist, verhindert, dass die Lafette samt Rohr ausbricht und schlimmstenfalls die gegenüberliegende Bordwand zerschlägt und auf Nimmerwiedersehen im Meer verschwindet. Das Brooktau muss so bemessen sein, dass, wenn das Geschütz mittels des Rückholtakels - das ist das am Ende der Lafette angebrachte Tau, welches durch zwei einfache Blöcke geschoren wird - nach binnenbords gezogen wird, genügend Paltz bleibt, um neu zu laden. Wie man sieht, klappt das hier:

    Zugegeben, der Loader muss sich mit dem Ladestock aus der Stückpforte lehnen, um seinen Job zu machen, und er kann nur hoffen, dass ihm der Ladestock nicht runterfällt, aber das war nun mal gängige Praxis damals. :)


    So ganz zufrieden bin ich noch nicht mit; aber da dieses Geschütz ja später unter dem Vordeck verschwindet, lasse ich es so. Natürlich werde ich die Lafette noch sehr fest arretieren, damit mir das Geschütz nicht nach innen abhaut, wenn ich beim weiteren Bau mal aus Versehen von außen gegen das vorstehende Rohr drücke.
    Ach ja, ich habe sämtliche Takel erst angebracht und dann das Geschütz an Deck befestigt. Heute noch freihändig, ich will mir aber eine kleine Battlestation bauen, um dort Geschütz für Geschütz aufzubereiten.


    Soviel für heute. ;)

  • ...
    Zugegeben, der Loader muss sich mit dem Ladestock aus der Stückpforte lehnen, um seinen Job zu machen, und er kann nur hoffen, dass ihm der Ladestock nicht runterfällt, aber das war nun mal gängige Praxis damals. :)


    ...


    Hallo Bonden,


    das war mir völlig neu. Danke, wieder etwas gelernt, wenn ich auch nicht ganz verstehe, warum man dem Leader so eine akrobatische Nummer zugemutet hat.
    Wäre es nicht einfacher gewesen, das Geschütz weiter zurückzuziehen (vielleicht nach Aushaken des Brooktaus)?

    Fertig: MS WILHELM GUSTLOFF, 1:250



    Aufwachen - es ist 5 vor 33...

  • Hallo Helmut,
    klingt nach einer guten Idee, aber war aus mehreren Gründen nicht machbar. Das Brooktau kann man nicht einfach aushängen; es war in einen in die Bordwand eingelassenen Augbolzen fest eingebunden. Außerdem kostet das zuviel Zeit - wir sind auf einer Fregatte des Königs und stehen im Krieg mit Frankreich! Im Gefecht Schiff gegen Schiff kam es neben der Feuerkraft und Zielgenauigkeit vor allem auch auf die Feuergeschwindigkeit an, und die Kanoniere der Royal Navy galten schlechthin als die besten. Einer Breitseite der Franzosen hielt man locker zwei eigene entgegen. Weiter nach hinten ziehen ließ sich das Geschütz auch nicht, denn da war schlicht und ergreifend kein Platz. Schau Dir zum Beispiel mal dieses Bild hier an - würde man den Kanonen durch ein längeres Brooktau mehr Auslauf nach hinten geben, würden sie gegen die Sülls der Luken krachen, die Kanonenkugeln aus ihren Halterungen schmeißen oder schlimmstenfalls in den Luken verschwinden. Zur Bedienung eines jeden Geschützes waren mehrere Männer notwendig; auch die benötigen ein Mindestmaß an Platz. Da wäre der Gun Captain, also der Geschützführer, der Loader, also der, der das Laden übernimmt, dann der Sponger, der, der das Rohr nach dem Schuss auswischt, und dann noch je nach Größe des Geschützes eine gewisse Anzahl an Männern, die je nach Bedarf die Seitentakel bzw. das Rückholtakel ziehen. Bei größeren Geschützen gab es noch einen Second Gun Captain, ebenso einen sec. Loader und sec. Sponger. Kannst Dir also gut vorstellen, was da für ein Gewimmel herrschte. :rolleyes:


    Ich hoffe, ich konnte es einigermaßen verständlich erläutern. ;)


    Ich empfehle ja bei solchen Fragen immer wieder sehr gern meinen Lieblingsfilm "Master and Commander" - dort kann man in einigen Szenen sehr gut nachempfinden, wie eng es auf so einer Fregatte zuging. Und das dortige Schiff, die "Surprise", ist ein Schwesternschiff der "Mercury", insofern ist das feinster Anschauungsunterricht. ;)

  • Kleiner Nachtrag: Bevor man jetzt auf die Idee kommt und vorschlägt, dann doch wenigstens bei den Geschützen unter dem Vordeck mehr Leine zu geben, da wäre doch mehr Platz... Weit gefehlt! Ich habe mal einen Teil dessen, was dort später sein wird, hingestellt - und allein beim Ofen dürfte klar sein, dass man zwar so einiges beim Gefecht wegräumen kann, nicht aber dieses Teil. :D


    Gestern hatte ich ja geschrieben, dass ich mir zum Kanonentakeln eine Battlestation bauen will - hier ist sie schon:

    Da kommen jetzt noch zwei Haken zum Einhängen der Augbolzen für das Brooktau in die Bordwand sowie diverse Halterungen an Deck, um Seiten- und Rückholtakel zu fixieren. Ich hoffe mal, dann geht das alles etwas flotter und vor allem leichter.


    Ich werde berichten. :cool:

  • Danke sehr für die ausführliche Erläuterung, Bonden. :)


    Das ist für mich jetzt so nachvollziehbar.
    Aber das Reinigen und Laden war trotzdem ein sehr akrobatischer Akt. Hut ab vor den Geschützmannschaften!

    Fertig: MS WILHELM GUSTLOFF, 1:250



    Aufwachen - es ist 5 vor 33...

  • Mit dem kleinen Geschützdeck-Ausschnitt arbeitet es sich doch besser als wenn man die Wummen freihändig oder gar direkt an Bord takelt.

    So vorbereitet ist es wesentlich angenehmer, die Kanone an ihren endgültigen Platz zu bringen. Die beweglichen Taue habe ich mit Ponal Turbokleber an Deck befestigt und die überschüssigen Enden abgeschnitten. Wären diese Geschütze später frei sichtbar, würde ich noch ordentlich aufgeschossene Taurollen darüber anbringen; hier unter dem Vordeck spare ich mir das, da man später davon ja sowieso nichts mehr sieht.
    Auf jeden Fall ist meine Fregatte jetzt nicht mehr völlig wehrlos! :thumbsup:

  • Sieht schon sehr, sehr überzeugend aus; tränk' die Brooktaue noch mit Leim damit sie nicht freischwebend sind .. :D


    mit liebem Gruß
    Wilfried

  • Hallo Wilfried,


    danke für den Tipp. Mit Leim tränken werde ich die Taue nicht, aber auf jeden Fall mit kleinen Leimpunkten so fixieren, dass es "echt" aussieht; zumindest bei den später sichtbaren Geschützen. :)

  • Bei diesem Arbeitsstand ging es heute weiter:

    Manchmal hilft es, über einmal Geplantes nochmal nachzudenken. Und so verwarf ich mein Vorhaben, nach dem Einsetzen der vier Geschütze im Bugbereich das Vordeck zu schließen. Stattdessen werde ich jetzt sämtliche Kanonen auf dem Hauptdeck takeln und anbringen und erst dann Vor- und Achterdeck schließen. Das ist besonders der Vorsicht geschuldet: Angenommen, ich versaue aus irgend einem Grund eine Lafette im auch später noch sichtbaren Bereich. Kann ja passieren. Jetzt habe ich die Möglichkeit, sie gegen eine andere auszutauschen und dann eben bei einem Geschütz unter Deck zu mogeln; sind die beiden Decks geschlossen, geht das nicht mehr. Außerdem hat Serienproduktion auch was, man hat recht schnell ein gewisses Arbeitsschema, und es geht immer flotter von der Hand. Also habe ich heute Akkordarbeit geleistet und 20 Lafetten am Stück produziert. (Oh je, und das am Sonntag - hoffentlich kriegt das die Gewerkschaft nicht mit! :D)


    In Posting Nr. 12 hatte ich ja schon mal gezeigt, wie die Lafetten gebaut werden. Die winzigsten Teile sehen so aus:

    Sind wichtig, denn das sind die Achsen, wie man hier sieht:

    Die größte Herausforderung dabei war, diese Winzlinge in einem Stück aus dem dicken Finnpappe-Bogen zu bekommen. Seltsamerweise ist mir das bei allen gelungen, ohne das auch nur ein Teil zerfaserte. Etliche Zeit später sah es dann so aus:

    Freie Stückpforten am Schiff zählen, mit zwei multiplizieren, Lafetten zählen - Ergebnis lautet: 20 = 20. Stimmt also! :D


    Nun wurde fleißig der Pinsel geschwungen, und hier passierte dann das, was vorhin nicht passiert ist: Einige der Achsenteilchen lösten sich plötzlich in dünne Einzelplättchen auf! :cursing: Nachdem mir das zum zweiten Mal passierte, nahm ich Sekundenleim und tröpfelte ihn auf jedes Rad. Danach war alles fest und ich konnte in Ruhe weiterpinseln. Und so sieht das Tagewerk aus:


    Damit schließt die Werft für die nächsten Tage und wird frühestens Freitag Abend die Arbeit wieder aufnehmen. :)

  • Hallo Bonden,


    zwar ist es üblich, die Rückholtakel an den Lafetten mit zu modellieren, aber mittlerweile zweifle ich an dieser Praxis. Bei meinen Recherchen zur HMB Endeavour (Baubericht ist in Vorbereitung) habe ich mir viele zeitgenössische Bilder angesehen und bis auf explizite Darstellungen der Kanonentakelung sieht man die Rückholtakel nirgends. Eine interessante Zeichnung findet sich hier:


    http://www.magnoliabox.com/art…and_poop_of_HMS_Venerable


    Sie stammt von 1799 und zeigt das Deck der HMS Venerable (ein 74er) in gefechtsklarem Zustand. Bemerkenswert das Netz zum Schutz vor herabfallenden Teilen und die komplett ausgeräumte Kapitänskajüte. Die Seitentakel der Kanonen sind detailliert dargestellt, die Rückholtakel fehlen. Logisch nachvollziehbar, das waren üble Stolperfallen und damit möglichst zu vermeiden. Auch auf anderen Darstellungen von Schiffen auf dem Marsch oder im Gefecht sind Rückholtakel fast nie zu entdecken. Einzige mir bekannte Ausnahme ist das Bild von Samuel Drummond "Admiral Duncan Receiving the Sword of the Dutch Admiral de Winter at the Battle of Camperdown", zu finden hier:


    http://www.bbc.co.uk/arts/your…the-dutch-admiral-d173460


    Die Kanone links hat ein teilweise montiertes Rückholtakel. Ich vermute deshalb, dass diese normalerweise verstaut waren und nur bei Gebrauch angelegt wurden, d.h. wenn die Kanone außerplanmäßig eingeholt werden musste, z.B. bei Schäden. Im Gegensatz dazu blieben die Seitentakel, da weniger störend, immer dran. Niemand wird etwas dagegen haben, wenn du die Rückholtakel im Modell zeigst, aber meiner Meinung nach ist der Aufwand dafür nicht nötig.


    P.S.: Ob mit, ob ohne - ein tolles Modell! :thumbsup:


    Robert

    "Die meisten Dinge gehen nicht durch Gebrauch kaputt, sondern durch Putzen."


    E. Kästner

  • Ahoi Dagon,


    danke für Deinen Beitrag und für Dein Interesse an meinem Modell. :thumbup: Zum Thema Rückholtakel will ich mich gern äußern.


    Welchen Zweck erfüllt das Rückholtakel? Ich hole mal zur Beantwortung dieser Frage etwas weiter aus. Wenn der Befehl ertönt "Schiff klar machen zum Gefecht!" passieren mehrere Dinge. Wie Du richtig bemerkst, ist die Kapitänskajüte komplett ausgeräumt. Und nicht nur diese, auch die Offiziersmesse und überhaupt so ziemlich alles, was auf dem Kanonendeck steht, auch sämtliche Schotts, also auch die quer zur Schiffslinie stehenden Trennwände, werden abgebaut und unter Deck verstaut. Die Kanonen werden geladen und ausgerannt.
    Stellen wir uns jetzt vor, dass unser Schiff eine Breitseite abfeuert. Im Kanonenrohr explodiert die Pulverkartusche und treibt das Geschoss mit enormer Wucht aus dem Lauf in Richtung feindliches Schiff. Der Rückstoß ist gewaltig, unsere Kanone bockt und springt wie ein junges Fohlen zurück. Der Rückstoß lässt sich bei diesen Geschützen nicht wirklich kontrolliert steuern, was dazu führt, dass das Geschütz, im Rahmen der Bewegungsfreiheit, die ihm das fette Brooktau lässt, irgendwie wieder zum Stehen kommt. Um es nun neu laden zu können, muss es aber so weit wie möglich zurück geholt werden, damit zuerst der Ausputzer die Reste der Kartusche aus dem Rohr popeln kann, mit dem nassen Schwamm eventuell noch glimmende Pulverreste löschen und entfernen kann und dann der Loader die neue Kartusche, Wergpfropfen, Kugel und einen weiteren Wergpfropfen in das Rohr stopfen kann - das alles jeweils mit Werkzeugen, die an langen Stangen befestigt sind, um sie bis in die Tiefen des Kanonenrohres stoßen zu können. Und genau um die Kanone in diese für diese Arbeiten richtige Position zu bringen, bedarf es des Rückholtakels. Männer ziehen an der Leine, unterstützt werden sie von weiteren Seeleuten, die notfalls mit Handspaken die Lafette, die sich oftmals etwas quer gestellt hat beim Rückstoß, wieder in eine Position zu bringen, bei der das Rohr im gewünschten Winkel in Richtung Stückpforte zeigt. Nahezu die gesamte Takelage an einem Segelschiff funktioniert nach dem Flaschenzugprinzip. So auch unser Rückholtakel. Der Block an der Lafette und der Block, der mittels eines aushängbaren Hakens in einem Augbolzen an Deck befestigt wird, bilden hier den Flaschenzug. Ohne dies müssten die armen Männer der Geschützmannschaft die Lafette allein mit ihrer Muskelkraft zurückschieben. Das kostet nicht nur Kraft, sondern auch sehr viel Zeit - zur Bedeutung der Feuergeschwindigkeit hatte ich mich ja schon weiter vorn geäußert.
    Also, zusammengefasst: Rückholtakel ist straff und am Augbolzen eingehakt, das lose Ende des Takels wird von ein paar Männern der Geschützbedienung festgehalten. Geschütz feuert, sofort danach ziehen Männer am Ende des Rückholtakels - siehe oben.
    Wenn man also sein Modell in Gefechtssituation darstellt - was wohl die meisten, die ein historisches Segelkriegsschiff bauen, machen werden - also mit ausgerannten Kanonen, dann gehört das Rückholtakel dazu.


    Zur Situation "auf Fahrt". Außerhalb jeglicher Gefechtsbereitschaft waren die Geschütze vertäut und die Stückpforten geschlossen. Hier diente das Rückholtakel der Sicherung des Geschützes; es wurde anstatt am Augbolzen an Deck an einem in die Bordwand oberhalb des Geschützes eingelassenen Augbolzens eingehängt und straff verzurrt; das Rohrende wurde vom gleichen Augbolzen aus mit einem sog. Kopfstropp zusätzlich gesichert. Klar, dass es in dieser Situation keine Stolperfalle darstellte, wie Du so sorgenvoll befürchtest. ;)


    Nun hoffe ich, dass ich mich mich verständlich machen konnte - falls nicht, gib bitte Bescheid. Wenn ich die nächsten Geschütze takele, kann ich das, was ich da eben so wortreich beschrieben habe, auch gern noch an meiner kleinen Battlestation vorführen. :) Heute geht das leider nicht, weil lustige Hof-Party mit den Nachbarn, mit Kesselgoulasch und lecker Schluck und so... :P


    Auf jeden Fall freue ich mich, dass Dir mein Modell gefällt und hoffe weiterhin auf Dein Interesse. :thumbsup:

  • Ahoi allerseits,


    kleines Lebenszeichen von mir: Die Abende werden wieder länger, ein untrügliches Zeichen dafür, dass man wieder mehr Lust auf's Werkeln am Schiffchen verspürt. Und so bringe ich mich so langsam wieder in Stimmung, habe mit dem Kanonentakeln weitergemacht und mir zwischendurch mal überlegt, das kahle Deck etwas zu beleben. Es gibt von HÄT einen Satz britische Matrosen und Seesoldaten im Maßstab 1:72, die ich mir bestellt habe. Auch das eine Premiere für mich: Figuren anmalen. So ganz zufrieden bin ich noch nicht, aber auch nicht wirklich unzufrieden - die bösen Makroaufnahmen zeigen immer viel zu viele Unzulänglichkeiten, die man mit bloßem Auge gar nicht erkennt. :D Mal sehen, ob ich später wirklich meine Decks mit einer Mannschaft bevölkere; für jetzt finde es ich aber erstmal interessant, auch mal maßstabsgetreue Figuren ins Spiel zu bringen. Und falls ich sie einsetze, kommen sie auf jeden Fall von diesem Sockel runter... ;)


    (Ich hoffe, es wird mir nachgesehen, dass ich hier Plastefiguren zum Einsatz bringe - kartontechnisch sehe ich da einige Probleme, adäquates in vergleichbarer Qualität zu liefern... :whistling: )

  • Ich find die Figuren sehr gut so, auch ohne extra Mattlack.
    Der leichte Glanz könnte vom Blitz herrühren.


    Ausserdem - wer am Geschütz so hart arbeitet, darf auch schwitzen ! :P

    Fertig: MS WILHELM GUSTLOFF, 1:250



    Aufwachen - es ist 5 vor 33...

  • Kleines Update: Die Sommerpause ist zu Ende, jetzt geht es wieder verschärft weiter. :) Es wären ja noch reichlich Kanonen zu takeln, aber dazu hatte ich heute keine Lust, und so habe ich mir eine andere Arbeit am Schiffchen gesucht. Da die vier Kanonen im Bugbereich ja bereits fertig getakelt sind, war es Zeit, das Vordeck endlich zu schließen. Also wurde das Vordeck gestrichen; nach dem Trocknen habe ich dann wieder (wie bereits weiter vorn beschrieben) die Plankenstöße mit einem harten Bleistift nachgezogen und die Decksdübelung mit einem Druckbleistift plastisch gestaltet. Die Lukensülls wurden dann gebaut

    und ebenfalls gestrichen, der schmucke Ofen an seinen Platz gebracht (Tschüss, Ofen - Du bist mein Lieblingsteil, und nun nicht mehr zu sehen. ;( )

    und dann der Deckel zugemacht.


    Das Anbringen der inneren Bordwand scheiterte am Fehlen von ein paar Teilen - schade, schon wieder so ein Mangel am ansonsten sehr guten Bausatz. Hab aber schon Kontakt aufgenommen und bin mir sicher, dass Shipyard auch diesmal wieder schnell nachliefern wird. Ärgerlich ist es dennoch. Aber Langeweile kommt bis dahin nicht auf, es gibt ja genug zu tun. :D

  • Hallo Bonden,
    erst mal Beifall zu dienem Bau und der lebensechten Beschreibung. :thumbsup:
    Du kennst mich schon an meinem Avatar.
    Ein Tip bzgl. der Figuren : falls du sie nicht permanent aufkleben willst, entferne die Bodenplatte und ersetze sie mit klarem Kunststoff ( z.B. wie bei Preiser ).
    Außerdem ist mir aufgefallen, weil ich das Freifallklo am Bug wieder sehe : Wie beim Klabauter sind die Jungs auf ihr Häuschen gekommen ?
    Abwärts geht´s ja schnell , aber aufwärts hätte man ihnen wenigstens eine Leiter gönnen sollen. ;(
    So long
    Herbert :D

    Papier ,Karton , Schere und Messer, Noch etwas Uhu , dann klebt es besser !

  • Ha, Du hier! Da rufe ich Dir doch zuerst einmal ein freundliches "Schnauze, Nelson!" rüber! :D (Achtung, Insider zwischen uns beiden. ;) ) Schön, Dich hier zu sehen. :thumbup:


    Zum Thema Figuren und Bodenplatte abmachen guckst Du hier in Posting 73:

    Und falls ich sie einsetze, kommen sie auf jeden Fall von diesem Sockel runter...

    ;)


    Und Deine Frage wegen der Freiluftlatrinen: Da ist ja später der Bugspriet und jede Menge Takelwerk, und Du weißt ja, die Seeleute waren schon immer erfinderisch. :cool:

  • Getreu der Liedzeile von Rammstein "Der Mensch ist doch ein Augentier, schöne Dinge wünsch ich mir!" habe ich mich heute intensiv mit dem Hinterteil meiner hübschen Fregatte beschäftigt. Wer braucht schon am Sonntag schnödes Kanonentakeln! :P
    Der bisherige Arbeitsstand am Heck sah ja so aus: Klick!


    Ich habe nochmal über die Ausschneideteile nachgedacht, die an das Heck sollen. Eins ist ja schon dran, wie man oben sieht, und es schaut gut aus. Dann habe ich ein paar Proben gemacht, um speziell das Teil mit dem Namenszug selbst herzustellen, habe das dann verworfen. Und so sah dann der Zwischenstand aus:


    Ich fand es gut und habe also weitergemacht. Am Heck und den Seitengalerien waren noch einige Zierleisten anzubringen, zwischen den Fenstern der Seitengalerien noch säulenartige Balken. Und all die Teile mussten ja vorher noch angemalt werden. Zum Schluss kamen dann die dem Baukasten beiliegenden Zierteile dran, und jetzt glänzt die Heckpartie in all ihrer Schönheit:


    So, nun kann ich wieder Kanonen takeln. Der Sonntag war jedenfalls schön. :D