Hallo Liebe Kartonbaufreunde,
nachdem ich mich mittlerweile ca. 7 Jahre hier im Forum als Voyeur herumtreibe, möchte ich mich nun mit meinen ersten Baubericht an die kritische Öffentlichkeit wenden.
Bevor ich mit dem Bericht anfange zunächst ein paar Worte zu meiner Person. Bereits seit frühster Jugend, genauer gesagt, als ich alt genug war um eine Laubsäge zu halten, begann ich mit dem Basteln. Als mein Gespartes die schwindelte Höhe von einigen Deutschen Mark erreichte, entschloss ich mich mein erstes Kartonmodell zu kaufen (damals wurde die Modelle noch bogenweise verkauft und 1Bogen kostete 80 Pf.). Ich war damals ca. 8 Jahre alt. In den Folgejahren habe ich dann alles was es in unserem Dorf an Schreiberbögen zu kaufen gab gebaut. Als Jugendliche wechselte ich dann zum Funktionsmodellbau, musste aber immer wieder feststellen, das Newton die Schwerkraft erfunden hat, war für meine Flugmodelle kein wirklicher Vorteil. Durch Studium, Beruf, Häusle baue und Kinder, musste ich mein Hobby leider zurückstellen. Nun, nach dem diese wesentlichen Lebensphasen mehr oder weniger erfolgreich hinter mir liegen, habe ich mich meinem alten Hobby wieder zugewandt.
Als ich 2010 beruflich nach Amerika wechseln durfte, konnte ich nur einen kleinen Teil meiner Utensilien mitnehmen, auch das Modell, was ich hier bauen wollte sollte nicht zu groß sein, da es letztlich in einem Karton verpackt wieder nach Deutschland transportiert werden musste. In meinem Stapel befand sich noch die Beilage aus Modellwerft 11/2009, der Lotsenkutter Dorian Gray.
Das Modell wurde hier im Forum und bei den „Kartonisten“ schon besprochen, gebaut wurde es hier im Forum noch nicht, zumindest habe ich es beim Surfen nicht gefunden. Die Informationen im Internet zum Original sind sehr spärlichen.
..."Die Dorian Gray wurde 1909 in St. Nazaire als Gaffelkutter gebaut, vermutlich nur wenige Meter entfernt von dem "Geburtsort" der wesentlich bekannteren "Jolie Brise". Die sehr yachtähnliche Rumpfform erinnert an die revolutionäre "Faith" von Bristol Channel, allerdings mit feinerem, typisch französischem Heck."...
Baubericht:
Wie üblich beginne ich mit dem Ausschneiden der Spanten (Bild 2), ich folgte wider besseren Wissens der Bauanleitung in der Modellwerft und klebte nur die Querspanten auf 1mm Karton. Dies sollte sich später als großer Fehler erweisen, der in unnötigen Zeitaufwand für die Nachbesserung endete. An dieser Stelle sei bereits gesagt, dass der Karton nicht die allerbeste Qualität aufweist, er ist zu dünn und bereits ein leichtes Rillen führt beim Abknicken zum Aufreißen der Kanten. Wie bereits gesagt, ich folgte der Bauanleitung, hatte aber das Gefühl, dass der nicht verstärkte Mittellängsspant nicht wirklich Stabilität bringt und habe daher aus 1mm Karton Führungen auf die Bodenplatte geklebt (Bild1). Nach dem Zusammenkleben und Trocknen des Spantengerüsts zeigte sich, dass eine ausreichende Stabilität in Längs- und Querrichtung nicht gegeben war. Letztlich verstärkte ich die äußeren Längsspanten und die Bug- und Heckpartie (Bild 3, Bild 4). Der Einbau des Ruderstandes in das Spantengerüst ergab keine wesentlichen Probleme.
Nach dem Ausschneiden der Bordwände (Bild 5) erfolgte das Aufkleben des Spantengerüstes auf den Bodenplatte-Bordwände-Verbund unter Mithilfe aller erreichbaren
Beschwerungsgegenstände (Bild 6). Nach 24h Trocknungszeit erfolgte das Ausformen der Bordwände. Durch den dünnen Karton und vor allen Dingen dadurch, dass ich die Bordwände nicht verdoppelt habe, konnte ich es nicht vermeiden, dass sich die Spanten teilweise deutlich unter der Bordwand abzeichnen. Ebenso war die Passgenauigkeit der inneren Bordwandinnenverkleidung nicht optimal, oder mein es war Fehler diese erst nach Ausformen der Bordwände anzubringen. Auf jeden Fall stimmen, zu mindestens bei meinem Modell, die Ausschnitte in der äußeren und innerenBordwand nicht überein. Dies ist auch immer wieder in den Bildern zu erkennen (Bild 7). Ich hoffe nach der Fertigstellung und mit Hilfe einiger Farbe, dass dies im Gesamteindruck des Modells untergeht.
Um diese Erfahrung aus dem Rumpfgerüstbau reicher, klebte ich das Deck auf 1mm Karton. Dies war das einzig Wahre.Das Deck liegt nach dem Einkleben und Trocknen
unter Last (Bild 7.1) ohne jede Beule auf den Spanten auf. Durch das 1mm Deck und das 1mm „Spantengerüst“ hat der kleine Rumpf nun eine praktikable Steifigkeit
in Quer- und Längsrichtung. Nachdem der Bug geschlossen war konnte man erkennen, dass der Längsspant viel zu lange ist und vorne, aus dem Bug herausstand (Bild 13.1) . Da durch die Bodenplatte des Spantengerüsts und die mit den Bordwänden verbundene Bodenplatte des Schiffsbodens ein Verschieben des Längsträgers in Bugrichtung nicht möglich ist, ist dieser Überstand sicherlich kein Baufehler sondern konstruktionsbedingt. Doch dazu später mehr.
Im Modellbogen wird die Möglichkeit angeboten die oberhalb des Decks befindlichen Spantenköpfe und das zur Stützung der Reling darüber befindliche Querholz als separate Aufdopplung auszuführen. Ich habe mich entschlossen nicht die Aufdopplung zu verwenden, sondern in „3D“ die innere Bordwand zu gestallten. Hierzu habe ich einen 1 mm breiten Streifen aus 1mm Karton geschnitten und eingefärbt. Für die Spantenköpfe habe ich ca. 0, 7mm starken Karton benutzt (Bild 8). Das Ergebnis spricht für sich (Bild 9)
EineHerausforderung bei der Verklebung von Bordwand und Deck war die Passgenauigkeit, da ich keinen schiefen Rumpf bauen wollt, musste sich die Bordwand dem Deck unterordnen. Dies führte, zumindest auf der Backbordseite zu starken Beulen in der Bordwand (Bild 10). Ich hoffte aber diese durch das „Querholz“ für die Reling wieder
gerade zu bekommen. Nachdem ich das Problem mit den Beulen in der Bordwand gelöst hatte, stellte sich mir das nächste Problem. Auch hier glaube ich nicht, dass dies an meinen Unvermögen gelegen hat. Letztlich war das Deck in seiner Kontur im Bogen vorgegeben und die Bordwand muss dieser Kontur folgen. Das in der Modellbeschreibung angesprochen schlanke Heck führt letztlich dazu, dass der Verlauf der Reling im hinteren Teil des Schiffes mehr oder weniger gerade ist. Die Reling aus dem Bogen hat aber am Bug und am Heck nahezu die gleichen Rundungen und passte daher nicht zu dem Relingverlauf bei meiner Dorian Gray (Bild 10.1). Also musste ich mir eine neue Reling selber machen. Hierzu habe ich den Rumpf über Kopf auf ein Blatt Papier gesetzt, die Konturen nachgezeichnet und dann mittels Power Point einen geraden Relingsverlauf gezeichnet (Bild 10.3)