TITANIC, Fly, 1 : 200, Bilder vom Baufortschritt [ABGESCHLOSSEN]

  • ...


    wenn ich mal wieder sehen will, wie die Titanic tatsächlich ausgesehen hat...


    ...


    Vielen Dank, Thomas. :)


    Ganz sicher, dass das Modell genau so die TITANIC am 10.04.1912 zeigt, ist das natürlich nicht. Forschungen darüber, wie sie wirklich ausgesehen hat, werten die wenigen Bilder der T aus und orientieren sich in der Hauptsache an der praktisch zeitgleich gebauten, nur wenige Wochen älteren Schwester OLYMPIC.
    Selbst durch die Erforschung des Wracks sind noch viele Details geklärt worden.


    Aber ein paar kleine Geheimnisse wird dieses Schiff sicher behalten...



    Hallo Matthias,


    auch Dir vielen Dank für Interesse und Lob!


    Irgendwo weiter vorn habe ich schon etwas zu diesen "Ringen" geschrieben. Aber Wiederholung schadet ja nicht... :D


    Diese Augen sind Überstücke aus Ätzplatinen von Modellen des Passat-Verlages. Auf jeder Ätzplatine unseres Verlages sind immer deutlich mehr von diesen Ringen enthalten, als konkret für das entsprechende Modell benötigt werden.


    So sehen sie, extrem vergrößert,aus:


    An den Masten (und auch den Schornsteinen) habe ich diese Augen mit der kleinen Fußplatte angeklebt (Sekundenkleber).
    An Deck habe ich einen Schlitz in die "Beplankung" geschnitten, genau ich der Größe der "Füßchen", und dort habe ich dann die Füße der Ringe ebenfalls mit Sekundenkleber eingeklebt.


    Zum Takeln selbst nehme ich solche Klammern zu Hilfe:


    Reihenfolge und Vorgehensweise sind einfach. Zunächst den Garnabschnitt an Deck befestigen. Ich benutze dazu keine Knoten, sondern lege das Garn nach Durchzug durch das Auge über Kreuz und bringe eine ganz kleine Menge viskosen Sekundenkleber auf dem "Kreuz" an. Diese Verklebung wird nach dem Aushärten des Sekundenklebers mit Weissleim gesichert.


    Wenn der untere Punkt fest ist, ziehe ich das Garn durch das obere Auge, lege es ebenfalls über Kreuz und hänge an das freie Ende eine dieser Klammern. Das ergab jedenfalls bei meinem Modell den richtigen Zug, um die passende Spannung zu erhalten. Bei einem Stagenpaar richte ich beide Stagen gleichzeitig ein und kann so auch korrigieren, falls sich etwas verziehen sollte.
    Dann wiederum Sekundenkleber und Weissleim wie oben geschildert.
    Alles klar ? ;)



    Moin Jürgen,


    so eine Stahllitze habe ich auch da. Aber ich finde sie mit umgerechnet 8 cm generell zu dick für Abspannungen...


    Danke für Dein Lob ! :)



    _____________



    Noch ein Hinweis: Aktuell fehlen noch die (Kletter-) Wanten an beiden Masten.

    Im Bau:

    BREMEN IV und Columbuskaje

  • Hallo Helmut,


    vielen Dank für Deine ausführliche Erläuterung. Das hilft mir sehr beim Thema Takeln gleich vernünftig aufzugleisen. Das ist wirklich prima bei diesem Forum dass man sich bei Fragen an solch erfahrene Modellbauer wenden kann und nicht immer den mühseligen Weg über Versuch und Irrtum gehen muss.


    Vielen Dank nochmal und schöne Grüße aus Hamburg
    Matthias

  • Am Achterstag und hierzu parallel verlief ein Fall, an dem 2 Blöcke befestigt waren.


    Wie auch beim Vorstag konnte mit dem Fall die Position der Blöcke über Deck bestimmt werden.



    Übersicht:


    (hohe Auflösung)


    (geringere Auflösung)


    Detail:


    Mittels der Blöcke konnte eine Bogenlampe zur Ausleuchtung der Poop und des achteren Welldecks gesetzt werden. In den niedrigeren, am selben Fall befestigten Block war wie dargestellt in Southampton keine Leine eingeschoren.


    Das Fall war auf der BB-Seite unterhalb der Wanten belegt. Hierzu weiter unten.


    Die Leine des oberen Blocks war an der Vorderkanten-Reling des Poopdecks befestigt, etwa in der Mitte der steuerbordseitigen Hälfte.

    Im Bau:

    BREMEN IV und Columbuskaje

  • Und wieder ein wenig Senf den ich zu diesem Meisterwerk dazugeben muss.


    Es ist faszinierend, dass es trotz der langen Zeit seit dem Untergang noch immer so viele detailierte Unterlagen gibt, anhand deren man so ein Modell bauen kann. 101 Jahre is ja nicht gerade gestern und zwischendrin gab es noch zwei verhehrende Kriege die ja teilweise nur Schutt und Asche übrig gelassen haben. So gesehen ist das schon erstaunlich. In der aeronautischen Fraktion sind Fotos oder Detailpläne von Flugzeugen die kaum älter als 50 Jahre sind oft schwer zu bekommen. Ich denke da an die Super Sabre die ich gerade baue. Fotos mit dem Tailcode CD hab ich gerade mal 3 gefunden (und die Ende der 60er Jahre geflogen!).


    walter

    die Zukunft geschieht, egal was man tut

  • Hallo Walter,


    die Faszination dieses Schiffes und wohl vor allem die damit verbundene Katastrophe haben jahrzehntelang viele Modellbauer und auch die schiffshistorische Forschung immer wieder angetrieben, sich mit diesem Schiff zu befassen.
    Das hat zu recht umfangreichen Erkenntnissen über die Details geführt, trotz der spärlichen Bildquellenlage speziell bei der TITANIC.
    Auch die Original-Werftpläne existieren noch.


    Maßgeblichen Anteil hatte und hat daran die TRMA, die ich in diesem Baubericht schon öfters erwähnt habe.


    Es gibt aber sicher viele interessante Schiffe, die mindestens so viel Aufmerksamkeit ebenfalls verdient hätten, schon weil sie vielleicht eher ein Meilenstein in der Entwicklung des modernen Schiffbaus darstellen.



    _______________



    Die Webeleinen ("Ratlines")


    Dank Hadu bin ich jetzt im Besitz eines Rahmens, der die Herstellung sehr feiner Webeleinen (auch gelegentlich "Kletterwanten" genannt) ermöglicht.
    Dieser Rahmen war Plastikbausätzen der Firma Heller beigegeben, und er passt perfekt zur Herstellung der erforderlichen Ratlines.


    Nochmals einen herzlichen Dank an Haduwolf dafür, dass er mir dieses Hilfsmittel überlassen hat!


    Der Abstand der einzelnen Querstreben beträgt umgerechnet 45 cm und passt damit recht genau zu den Verhältnissen beim Original. ("Querstreben", also horizontale Stäbe haben dieses Gitter gebildet, kein gespannter Draht.)


    Die Wanten selbst bestanden aus etwas dickerem Draht als die Stage und Pardunen. Da ich kein passendes Material in der notwendigen Stärke hatte, habe ich schwarzes Serafil genommen, das so dicker wirkt als das graue Garn der Querstreben. Die horizontalen Stäbe aus Draht nachzubilden habe ich mir wegen der Längenunterschiede nicht zugetraut.


    Nach dem Aufspannen der (senkrechten) Wanten


    habe ich die eigentlichen "Webeleinen" nachgebildet



    und dann zunächst jeden einzelnen Kreuzungspunkt mit flüssigem Sekundenkleber, aufgebracht mit der Spitze eines 0,25 mm dünnen Drahts, fixiert.
    Danach habe ich vorsichtig die grauen Fäden (nur die grauen) mit Sekundenkleber versteift.
    Das Ganze ist eine recht zeitaufwändige Arbeit, aber das Ergebnis sieht ziemlich überzeugend aus, finde ich.
    Dadurch, dass die schwarzen, senkrechten Fäden weitgehend ohne Kleber geblieben sind, lässt sich später das Gebilde weitgehend vorbildgerecht spannen.



    Das Ergebnis: (Wiedergabe der Buchseite mit freundl. Genehmigung von Peter Davies-Garner)

    Die Bilder leiden ein wenig unter der Schattenbildung auf der weissen Unterlage. Aber die Ratlines wirken sehr filigran.


    Die Montage folgt - die Tage... :)

    Im Bau:

    BREMEN IV und Columbuskaje

  • Hi Helmut...
    Saubere Arbeit kann ich da nur sagen! :thumbup:
    Und so einen Webleinen-Rahmen kannst Du auch für Segelschiffe verwenden.
    Gruß, Renee

    Im Wald boten sich mir zwei Wege dar.

    Ich nahm den, der weniger betreten war!

  • Die Fa. Heller hatte diesen Rahmen auch den Bausätzen von Segelschiffen beigegeben.


    Danke Renee.


    ________________


    Update:


    Vorn sind die Wanten mit den "Webeleinen" montiert.


    Die Stäbe waren aussen auf den Wanten befestigt.



    Und noch eine Möwenperspektive:


    (geo.de)


    Die Montage war vor allem an den an der Innenseite der Welldeck-Schanz montierten Fußpunkten ein echtes Geduldsspiel. Absolut nichts für Zappelphilippe...



    Das Ratline-Paar achtern muss ich neu machen. Ich habe da, warum auch immer, Wellen eingebaut; so sieht das besch... aus. Das ganze Ding ist verzogen. :wacko:

    Im Bau:

    BREMEN IV und Columbuskaje

  • Die Sonne scheint, ...


    das Frühstück im Garten war top ...


    und es gibt neue Bilder von der Titanic.


    Schöner kann ein Tag kaum beginnen!

    Es muss nicht alles perfekt sein, was gut tut.

  • Moin Helmut,
    Möwen mit Kameras zu bestücken und im Wohnzimmer fliegen zu lassen finde ich daneben! Der Tierschutz sollte höher bewertet werden! :D
    Was mir am Bug fehlt, ist Kate Winslet mit ausgebreiteten Armen - ansonsten muss ich mich nur zum zigten mal wiederholen: Einfach ein genial gebautes Modell!!!
    Gruß aus Flensburg
    Jochen


    Übrigens der Tipp mit dem Flens ist okay nur ledet nach einigen Braunschen Röhren die Sehkraft :D

  • ...ich trau mich gar nicht mehr, meine Betakelung zu zeigen. Du setzt Maßstäbe, die bis dato unerreicht sind. Chapeau :thumbsup:


    liebe Grüße aus Südwest vom Hänschen

    beste Grüße vom hänschen

  • Hallo Manfred, Jochen und Hänschen,


    die Werft dankt herzlich ! :)


    __________________


    Aber nun ist endlich Zeit für das Geständnis.


    Das mit dem Maßstab hat mich schon sehr belastet - aber nu ist es raus:


    Weil - eigentlich bau ich ja in 1 : 50 ... Sorry, aber ich wollt es Euch schon die ganze Zeit sagen... :wacko:

    Im Bau:

    BREMEN IV und Columbuskaje

  • Hallo Helmut,

    Quote

    Weil - eigentlich bau ich ja in 1 : 50

    vielen Dank für deine Ehrlichkeit, jetzt können alle wieder ruhig schlafen und weiterbauen..... :D Hatte in Bremerhaven sowieso das Gefühl, daß du eine optische Verkleinerungsvitrine verwendest, die Scheiben waren so komisch, wie in einem Spiegelkabinett........


    Gruß pianisto


    P.S.: Für 1:50 ist das trotzdem sehr, sehr ordentlich! ;)


  • Aber nun ist endlich Zeit für das Geständnis.


    Das mit dem Maßstab hat mich schon sehr belastet - aber nu ist es raus:


    Weil - eigentlich bau ich ja in 1 : 50 ... Sorry, aber ich wollt es Euch schon die ganze Zeit sagen... :wacko:


    :thumbsup:8o:D:D
    Ich habs ja schon immer gewusst.


    Sach ma, wo haste denn den schönen UHU-Sticker her?


    LG
    Riklef

    "Nein, ich bin nicht dumm. Ich habe nur Pech beim denken."


    ----------------
    Projekte:
    Fertig:
    Iljushin IL-14 1:33
    Lockheed L-1649 A 1:100 (1. Version fertig)
    SIBAJAK von Scaldis 1:250


    Im Bau:
    Hauptfahrwerk einer Boeing B777
    De Haviland Comet 4B 1:100


    Geplant: so vieles... :rolleyes:

  • So,


    nachdem es jetzt raus ist ( Riklef, Du alter Verräter... :D), kann ich ja beruhigt in 200 weiterbauen... ;)


    Der Pin war übrigens einem Fläschchen UHU-Sekundenkleber beigegeben... Hier die Originalgröße:


    _________________


    Unterhalb der ersten "Stufe" der Webeleinen und knapp oberhalb der Spannschrauben ("Turnbuckles") befand sich an den Wanten eine Nagelbank.


    Die genaue Anzahl der Belegnägel bei der TITANIC ist nicht bekannt, es dürften aber wohl durchaus drei pro Seite gewesen sein (für Signalleinen und ggflls. die Geitaue des Ladebaums).


    Entsprechend habe ich mich mal entschieden.



    Die Belegnägel sind 3,5 mm lang und bestehen aus 0,2 mm-Stahldraht. Die Köpfe sind aus Weissleim dargestellt.

    Im Bau:

    BREMEN IV und Columbuskaje

  • Moin Helmut,einmal mehr bewundere ich Deine Präzision, die gründlichste Recherche, die ich je zu einem Modell verfolgen durfte und Dein Durchhaltevermögen. Jeder Modellbauer weiß was es heißt, 1 Jahr + (bisher) 8 Monate an e i n e m Projekt zu arbeiten, immer dasselbe vor Augen zu haben und trotzdem (hoch-)motiviert zu bleiben und das auch noch in einem solchen Bericht so prima zu transportieren.
    Ein dickes DANKESCHÖN von der Ostsee,
    Kurt

  • Vielen Dank, Kurt !
    Ich freue mich, dass dieser Baubericht trotz seiner epischen Länge offenbar immer noch auf recht viel Interesse stösst.



    _________________


    Nachdem in der letzten Woche ein anderer Autofahrer glaubte, mich von der Vorfahrtsstraße schubsen zu müssen, habe ich nun eine Woche Zeit zur Erholung.
    Das kommt natürlich der TITANIC ein wenig zugute...


    Die achteren Webeleinen habe ich neu gemacht


    (was auch nötig war): *) siehe unten


    und inzwischen montiert:




    *) Hinweis:


    Serafil hat ein gewisses Reck.


    Wenn nun, wie bei diesem Netz, die Wanten und eigentlichen Webeleinen nicht möglichst gleichmäßig stark gespannt sind, kann nach dem Herauslösen aus dem Rahmen ein solch besch...es Ergebnis entstehen.

    Im Bau:

    BREMEN IV und Columbuskaje

  • Nachdem in der letzten Woche ein anderer Autofahrer glaubte, mich von der Vorfahrtsstraße schubsen zu müssen, habe ich nun eine Woche Zeit zur Erholung.

    Sch..... Hoffentlich ist nichts gravierendes passiert?
    Dann wünsche ich Dir jedenfalls gute Erholung!


    Zu Diener Webeleine: Ich habe mir die Mühe gemacht, die Schablone dazu aus Messing oder Neusilber zu fertigen. Ist zwar ein Mehraufwand, der sich aber lohnt! Da kann man meiner Meinung nach die Spannung viel besser halten.


    trotz seiner epischen Länge

    Es gibt Bücher die auch mit 1000 Seiten immer spannend bleiben :thumbsup:


    Deine Fotos sind mal wieder grandios! Einfach imposant, Deine T!!!


    Freundliche Grüsse
    Peter

  • Moin zusammen,


    auf die in 85m thronenden Antennen (4 Stück) bin ich schon sehr gespannt. Kaum bekannt ist den Meisten, daß die Funkstationen nicht dem Schiff bzw. der Reederei gehörten, sondern von den Herstellern der Funkgeräte als Dienstleister betrieben wurden. Bei der "T" war es die Firma Marconi.


    Daher war das Funkrufzeichen der "T" auch "M-GY" ...M für Marconi. Die Funker waren auch Angestellte der Firma Marconi und arbeiteten völlig unabhängig vom Schiffsbetrieb. Einzig der Kapitän hatte die Befugnis, dem Schiffsbetrieb dienende Nachrichten anzuordnen.


    Die von Marconi garantierte Reichweite der Funkanlage betrug bei Tag
    250-400 Meilen, bei Nacht 2.000 Meilen, das sollte nach damaliger Vorstellung völlig ausreichen.
    "Marconi Wireless Operators"oder üblicher "Marconisten" waren recht jung. Erster Funkoffizier war John George Phillips (25), genannt Jack; 2. Funkoffizier mit 21 ist Harold Bride.
    Phillips starb beim Untergang der "T".


    Gruß
    Hadu

    Vielleicht kommt der Tag, an dem mehr Leute checken, dass Idiotie nicht links oder rechts ist, sondern in erster Linie daher rührt, dass jemand ein Idiot ist! (M. Tegge)




    www.modell-und-geschichte.jimdo.com


    Mitglied der Luft'46-Gang

  • Danke Peter, alles gut. :)


    Es ist nur etwas Schonung für die strapazierte HWS angesagt...


    ____________________


    Im Moment baue ich an der von Hadu erwähnten Antenne zwischen den beiden Masten.
    Eine aussagefähige Erläuterung und Bilder folgen demnächst.


    Wer bei Google


    "CQD Titanic 41.44 N 50.24 W". Die Rolle der Funkkommunikation beim Untergang der Titanic. Von David Barlow."


    eingibt, findet ein PDF-Dokument, das sich detailreich, aber auch gut lesbar mit der damals modernsten Funkanlage befasst.
    Die Anlage arbeitete mit Frequenzen, die heute in etwa dem Bereich der Mittelwelle zugeordnet werden.

    Im Bau:

    BREMEN IV und Columbuskaje

  • Und los geht's:


    Die Antennenanlage der TITANIC war auf 4 einzelne Drähte leicht unterschiedlicher Länge aufgeteilt. Dabei zog sich der eigentliche Antennendraht nicht über die gesamte Länge zwischen den Masten hin. Die Drähte selbst endeten zwischen dem 3. und 4. Schornstein. Dort befanden sich, wie auch vorn am Antennendraht, Isolatoren. An diese Isolatoren war jeweils ein geteertes Hanftau befestigt, das zu der achteren Antennenspreize führte und dahinter über ein Auge auf ein einzelnes Fall geschoren war.
    Mit diesem Fall konnte der Durchhang der Antenne reguliert werden.
    Auch vorn befand sich natürlich eine solche Spreize.


    Meine Antennenspreitze besteht (fast genau maßstäblich) aus 0,55 mm dünnem Karbondraht *) und hat eine Länge von 30,5 mm. Der Abstand zwischen den beiden mittleren Drähten war größer als der Abstand zwischen einem mittleren und dem jeweiligen äusseren Draht.
    Die "Isolatoren" sind 0,5mm Litzendraht; die eigentliche Litze habe ich herausgezogen und in die so entstandene Hülse Wonderwire eingeklebt:



    Die vorderen "Isolatoren" haben eine Länge von 6 mm.


    Hier die Isolatoren am achteren Ende der beiden steuerbordseitigen Antennendrähte:


    Diese Hülsen sind 10 mm lang.
    Die unterschiedliche Länge der Drähte sind das eine kleine Problem. Das weitere ergibt sich daraus, dass die äusseren Antennendrähte etwas mehr Durchhang hatten als die inneren. Mal sehen, wie ich das hinkriege.


    Die genauen Maße lassen sich jeweils durch Dreisatzumrechnung dem Rigging Diagram auf der TRMA-Seite entnehmen.


    *) Warum Karbon?
    Karbonstäbchen sind wesentlich leichter als vergleichbar dicker Stahldraht und über diese Länge absolut ausreichend biegesteif.

    Im Bau:

    BREMEN IV und Columbuskaje

  • Weiter...


    Die unterschiedlichen Längen der Drähte:



    Für Nachbauer: Der obere Antennendraht (bb aussen) hat eine Länge von 635 mm, jeweils Mitte/Mitte Isolator.

    Im Bau:

    BREMEN IV und Columbuskaje

  • Hinter dem Isolator war die Verbindung zur achteren Spreitze, wie oben beschrieben, durch geteerte Hanfleinen hergestellt.


    Ich habe schwarzes Serafil stumpf an die "Isolatoren" angeklebt, und zwar mit UHU Alleskleber Super, einem auch angetrocknet noch flexiblem Kleber mit Cyanacrylatanteil. Man hat bei diesem Kleber noch ausreichend Zeit, um nachzukorrigieren.


    Während des Trocknens müssen "Isolatoren" und Serafil gerade gegeneinander ausgerichtet sein, weil es sonst hässliche Knicke gibt. Das in den Hülsen befindliche Wonderwire ist komplett durchgesteckt, damit die Hülsen ihre Form behalten.



    Diese Klebeverbindung wird trotz der sehr kleinen Klebefäche ausreichend haltbar sein, um die Antenne zu tragen - starken Zug verträgt sie aber naturgemäß nicht (aber wer zieht da auch schon heftig dran?).

    Im Bau:

    BREMEN IV und Columbuskaje

  • Achtere Spreize:



    Ich habe die Fäden auf der so fixierten Spreize ausgerichtet und zunächst mit Alleskleber Super fixiert.
    Dabei haben die beiden äusseren Fäden etwas mehr Durchhang:



    Durchhang in der Mitte des Gebildes:


    Und die Positionen der Isolatoren, ziemlich entsprechend dem Original: (Steuerbordseite unten)


    Jetzt muss das Ganze erst einmal gut durchtrocknen und die Klebepunkte werden noch ein wenig verstärkt, auch wegen der Optik.
    Dann geht's an die vier Halteleinen achtern.


    Länge des steuerbordseitigen inneren Fadens: 215 mm

    Im Bau:

    BREMEN IV und Columbuskaje

  • Moin zusammen,


    leider...vielleicht deswegen, weil die "Titanic" so ausführlich thematisch abgehandelt ist.


    Jetzt geht nur noch grösser oder kleiner...oder anders...beleuchtet...sinkend...als Wrack unter Wasser.


    Jedenfalls ist hier eine Marke gesetzt. :thumbsup:
    Gruß
    Hadu

    Vielleicht kommt der Tag, an dem mehr Leute checken, dass Idiotie nicht links oder rechts ist, sondern in erster Linie daher rührt, dass jemand ein Idiot ist! (M. Tegge)




    www.modell-und-geschichte.jimdo.com


    Mitglied der Luft'46-Gang

  • Die Antennenkonstruktion musste ich noch mal überarbeiten, weil die inneren Drähte eine Idee ungleich waren und ich das nicht über die Aufhängung ausgleichen wollte.
    Das hätte sonst bedeutet, dass eine Spreize nicht genau quer zur Längsachse des Schiffs montiert worden wäre.
    Vielleicht hätte es kaum jemand bemerkt, aber ich hätte es gewusst...


    Also kam das Teil jetzt auf die Streckbank...



    Also habe ich die eine Verklebung ( 3. Draht von unten im 2. Bild) vorsichtig gelöst und neu gespannt wieder angeklebt.


    Ideal war eine schon etwas ältere Weichholzkommode - pssst, nicht Marion erzählen... ;)





    (Der Geheimnisverrat wäre aber nicht schlimm. Das Möbel wird eh demnächst lackiert; ratet mal, von wem ...)

    Im Bau:

    BREMEN IV und Columbuskaje

  • Hallo Helmut,
    das sieht ja sehr nach Neurochirugie aus mit Deinen Antennen.


    Vielel Grüße
    Ulrich

                                                                                   Artikel 1 GG:

    Die Würde des Menschen ist unantastbar.

    Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt



  • Hallo Ulrich,


    mich hat das Einfädeln in die Hülsen eher an die künstliche Besamung von Läusen erinnert...


    ________________


    Die achtere Aufhängung im Bau:



    Forts. folgt...

    Im Bau:

    BREMEN IV und Columbuskaje

  • Und dann kommt der Moment, in dem der Elefant das Wasser lässt...


    Damit sich die Antenne nicht in den Schornsteinstagen oder sonstwo verhakt und einfacher ausgerichtet werden kann, habe ich sie mittig abgestützt.


    Jetzt zeigt sich auch, ob ich mittels Dreisatz aus den mir vorliegenden Rissen die einzelnen Strecken (Wonderwire, Serail und achtere Traverse) richtig berechnet habe.





    Um es kurz zu machen: Es passt alles richtig gut!


    Was mich wiederum etwas erstaunt - weil ja schon die Römer wussten: Judex non calculat...


    Forts. folgt...

    Im Bau:

    BREMEN IV und Columbuskaje

  • Die Antenne hängt nun frei.
    Für mich ist das ein großer Moment - ich habe mir immer wieder den Kopf zerbrochen, wie man dieses Detail am besten bauen und montieren kann.
    Nun bin ich richtig erleichtert, dass das so gut geklappt hat. Alles passt, sogar der Durchhang der Drähte stimmt ziemlich genau.


    Und es sieht richtig klasse aus; die Bilder können das gar nicht so rüberbringen. Schade...



    So bin ich vorgegangen:


    Achtern habe ich das Fall der Antenne mit einer angehängten Klammer gespannt.
    Dann habe ich die Antenne so weit wie in den Plänen gezeigt nach vorn gezogen, bis die vordere Spreitze genau mittig vor dem Mast saß. Vorn hingen an den Fäden zum Beschweren Zahnstocher. Deren Leichtgewichte reichen aus, um in Verbindung mit der Reibung des Fadens im Auge ein genaues Ausrichten der Spreize zu ermöglichen.



    Gespannte achtere Spreize:


    Vorn habe ich die beiden äusseren Fäden bereits mit Sekundenkleber (eine Allzweckwaffe beim Takeln!) im Auge fixiert.
    Achtern muss ich noch die Spannvorrichtung darstellen. Deswegen wird hier noch nicht verklebt.


    Für heute wars das - danke für Euer Interesse.


    (Und auf die montierte Antenne gibt's gleich eine Hopfenkaltschale von Fiege...)

    Im Bau:

    BREMEN IV und Columbuskaje

  • Das "Leider Geil" ist aus einem Lied welches unsere Jugend prägt.


    Absolut Geil wäre wohl der bessere Begriff für deine TT :thumbsup:

    LG Erik
    Titanic 1:100 von Schreiber im Bau.
    Lockheed L1649 1:50 von Schreiber im Bau

  • ...Und dann kommt der Moment, in dem der Elefant das Wasser lässt...


    ...alle Damen und Herren, die nicht schwimmen können, werde gebeten, auf die große Kiste in der Ecke zu steigen! :D


    Moin Helmut,


    spätestens seit Deinem Flying-P-Liner weiß ich, dass Du gut takeln kannst. Das hast Du grade wieder unter Beweis gestellt. Alle Achtung!


    Beste Grüße


    Fiete

  • Vielen Dank,Ihr beiden. :)


    Ich habe gerade mal versucht, das Gewicht der Original-Antennenanlage zu bestimmen. Das sind ganz interessante Daten:


    Die 4 Drähte hatten eine Gesamtlauflänge von rund 510 m. Hinzuzurechnen wäre noch das Gewicht der Spanntaue und der Spreitzen.


    Der Durchmesser des eigentlichen Drahtes betrug (geschätzt) 0,5" = 12,7 mm. Nach den einschlägigen Umrechnungstabellen kommt man dann allein für den Draht schon auf ein Gewicht von ziemlich genau 500 kg.


    Wenn man dann noch die Gewichte für die Spreizen, die Seile, die Isolatoren und die 4 Zuleitungen hinzurechnet (ich schätze das mal auf weitere 250 kg), so hingen zwischen den Masten rund eine Dreivierteltonne...


    Mein lieber Scholli- hätte meine Oma gesagt... :D


    Die Antennendrähte befanden sich am höchsten Punkt (vorn) etwa 58 m, am tiefsten Punkt (circa am 3. Schornstein) rund 46 m über der Wasserlinie, je nach Durchhang.

    Im Bau:

    BREMEN IV und Columbuskaje

  • Moin Helmut,


    deine Antenne und die anderen Takelage sieht ausgesprochen gut aus 8o
    Damit hast du die Maßlatte noch ein Stückchen höher gehängt :S


    Aber zum Glück muss ja nicht jeder so perfekt bauen wie du ^^:thumbup:


    Ich bin schon ganz traurig, wenn ich daran danke, dass dieser geniale Baubericht sich dem Ende zuneigt ;(


    LG
    Riklef

    "Nein, ich bin nicht dumm. Ich habe nur Pech beim denken."


    ----------------
    Projekte:
    Fertig:
    Iljushin IL-14 1:33
    Lockheed L-1649 A 1:100 (1. Version fertig)
    SIBAJAK von Scaldis 1:250


    Im Bau:
    Hauptfahrwerk einer Boeing B777
    De Haviland Comet 4B 1:100


    Geplant: so vieles... :rolleyes:

  • Hey Riklef und Helmut

    Aber zum Glück muss ja nicht jeder so perfekt bauen wie du

    Ich bin ganz froh, dass Helmut so genial baut. Würde er nämlich schlechter bauen, wäre ich ev. versucht, ihm nach zu eifern ohne dabei erfolgreich zu sein :rolleyes:
    Und so kann man das einfach als andere Liga ansehen. Ein Fussballclub der in der 3. Liga spielt hat ja auch keinerlei Ambitionen in der 1. Bundesliga zu spielen.


    Mal ganz ernsthaft (nicht das ich da oben nicht ernst gemeint hätte...)
    Dieser Baubericht ist sowas von informativ, unterhaltsam und lehrreich gleichermassen, dass er eigentlich als DIE perfekte Werbung für unser Hobby dienen sollte.
    Das hier setzt nicht nur neue Massstäbe im Kartonbau, sondern auch im Schreiben von Bauberichten.


    Vielen, vielen Dank Helmut!

    Ich bin schon ganz traurig, wenn ich daran danke, dass dieser geniale Baubericht sich dem Ende zuneigt

    Da bist Du nicht alleine :(


    Freundliche Grüsse
    Peter

  • Hallo Riklef, hallo Peter,


    danke, aber kommt doch noch einiges...


    Noch ist keine Zeit für Elegien ! :D


    _______________


    Die vordere Antennenspreize ist fertig.


    Original : (Ausschnitt TITANIC in Southampton, TRMA)


    und "Fälschung" ( ;) ):


    Im Modell hängt die Spreize (und damit die Antenne) nur an den beiden äusseren Fäden. So vermeide ich, dass beim Spannen des in dem Maßstab recht widerspenstigen Serafils Lose auftritt. Die inneren Fäden sind, mit Sekundenkleber versteift, nur aufgelegt.

    Im Bau:

    BREMEN IV und Columbuskaje

  • Der "Antennenspanner" (Antennenfall) am Großmast:



    Insbesondere durch Hitze dehnten sich die Antennendrähte aufgrund ihrer Länge erheblich aus und hingen dann stark durch.
    Um den Durchhang regulieren zu können, konnte die Antenne mittels dieses Falls nachgespannt werden. Auch für die Wartung der Antennenanlage war dieses Fall nötig.


    Die Antenne beschrieb "im Normalzustand" einen deutlichen Bogen.
    Darstellungen und Modelle, die diese Mehrfachantenne dagegen straff gespannt zeigen, sind nicht korrekt.


    Ein wichtiges Bauteil der Antennenkonstruktion (nein, nicht die Zuleitungen, die kommen auch noch) fehlt noch... Welches ? :cool:

    Im Bau:

    BREMEN IV und Columbuskaje