Kohlenkipper

  • Hallo Freunde,
    ein der Zeit von etwa 1850 bis rund gesehen um 1950 wurden viele Schiffe mit Kohlen befeuert. Dazu gab es in den Häfen, so auch in Hamburg Kohleumschlageinrichtungen, sog. Kohlenkipper. Mit deren Hilfe wurde die Kohle von der Eisenbahn auf Kohleleichter umgeladen. So einen Kipper habe ich mir vor genommen. Ein Bild kein Plan. Aber es gibt genügend Hinweise, bei der Konstruktion die richtigen Proportionen zu finden. Einmal kann man von der Größe der Männer auf dem Bild ausgehen. Etwas 1,70m oder von der Türe des Maschinenhauses(2m) oder der Reling( 1,25m). Der Kohlenwaggon wird auf eine Art Wippe geschoben, festgelascht und dann in Längsrichtung gekippt. Über eine Schütte landet dann die Kohle auf dem Leichter


    Als Grund llage diente mir dein quadratisches Kaimodul von Rokos Hafenmodule. In der Mitte dieses Moduls muss eine Grube in Mindestbreite der Wippe gebaut werden.
    Die Schütte lässt sich vom Waggonteil abknicken. Die Schütte selber geht nach vornen etwas zu. Eingefärbt ist dieses Herzstück mit brauner Edding und mit auf dem Finger verteilter und auf dem Karton verriebener schwarzer Kreide . Das Waggonteil hat an der Stelle, wo es in die Schütte übergeht zwei nach unten ragende Ausleger, durch die später die Drehachse kommt, damit das Teil kippen kann.

  • Hallo Modellschiff,


    das ist eine interessante Ergänzung. Du hast sicherlich noch mehr Informationen darüber?

    Gruß


    Willi


    Gewalt

    ist die letzte Zuflucht

    der Unfähigen

    (Isaac Asimov

    192 - 1992)

  • Deas Waggonteil hat einen Unterbau mit Rädern, die etwas mit der automatischen Öffnung einer Klappe zu tun hat. Nach der Landseite hat dieses Teil eine Stütze, damit es immer waagerecht aufliegen kann. Ich habe an der Stelle am Unterbau eine Stufe angebracht. Diese Stützen verhindern ein Durch-
    rauschen nach unten. Sie dürfen aber nicht ganz dicht zur Mauer hin angebracht werden, weil man sonst beim Kippen das Bauteil bewegen kann.

  • Die Kippe ist mit einen 0.3mm Draht aus dem Gartenbedarf durchstochen und in das Mauerwerk eingelassen. Es kommt waagerecht und auf gleicher Höhe wie die Podestoberseite zu liegen. Die Seitenwände der Schütte sind etwas breiter angebacht als die des Waggonteils, damit beim Hochklappen der Schütte es keine Karambolage der Wände gibt. Die "Hörner" vorne an der Schütte nehmen später Seile auf, mit denen die Schütte in Position gebracht werden kann.
    Hier ein Blick ins Innere der Anlage.

  • So ein Anlage wirkt nicht so gut, wenn sie nicht zeigt, für was sie gebaut ist. Deswegen habe ich aus einem Rungenwagen der Möwe Hafeneinsenbahn einen Kohlewagen gebaut, dessen Klappe beim Abschütten der Kohle automatisch aufgeht. Auf dem linken Bild erkennt man das "Herzstück " der Kippanlage.

  • Hier die zwei Öffnungszustände des Waggons. Ich habe das Fahrgestell des Wagens verdoppelt, weil ich der Erfahrung mit diesen Modellen weiß, dass die Räder trotz Querstreben gerne platt werden.

  • Was ist ein Kohlekipper ohne Kohlen. Dehalb habe ich für den Waggon ein Stückchen Karton genommen, das nach hinten höher liegt und etwas Kohle von den Modelleisenbahner in Weißlein verrührt und zu einem "Kohleleimbrei" verrührt und auf den Karton gegossen. Ebenso , nur auf flachen Karton ,für die Schütte und den Rest für den Kohleleichter. Auf den Bildern erkennt man noch, dass der Leim nicht durchgetrocknet ist.

  • So wird einmal die Kohle vom Kipper in den Leichter geschüttet. Aber über das Kernstück der Anlage kommt noch ein Aufbau.

    Images

                                                                                   Artikel 1 GG:

    Die Würde des Menschen ist unantastbar.

    Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt



  • Hallo Nosports,
    wenn man alte Berichte über das Bekohlen von Dampfern liest, war das eine langwierige und äußerste dreckige Arbeit. Dabei ist das Kohleentladen oder - fassen durch einen Waggonkippe schon eine große Erleichterung. Bei vielen Schiffen - gerade auch den Grauen- musste die Kohle z. T. mit Körben auf den Schultern der Besatzung in die Bunker bzw. zu den Kohllöchern an Deck getragen werden. Nach dem Bekohlen musste das gesamte Schiff gründlichst gereinigt werden, weil der Kohlenstaub in jede Ritze des Fahrzeugs kroch.
    Daher erkärt auch, warum die traditionellen Segelboys die Nase über die Kohlendampfer rümpften. Mit Schiffsromantik a la Freddy Quinn hatte das überhaupt nichts zu tun. Das war reine Schinderei und gesund für die Lungen war das auch nicht.
    Willi: Nein, ich habe keine weiteren Informationen über diese Einrichtung außer diesem erwähnten Bild.
    Mit freundlichen Grüßen
    Ulrich

                                                                                   Artikel 1 GG:

    Die Würde des Menschen ist unantastbar.

    Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt



    Edited 2 times, last by modellschiff ().

  • also ich find die sache etwas ineffektiv.......


    Da muss man ja ewig rangieren, bis ein ganzer Zug entladen ist....


    Na ja, es gibt - wenn man ein wenig sucht - auch einige Erleichterungen - z.B. eine Kippeinrichtung mit Drehscheibe. Da muß dann nur der Zug in einzelne Waggons geteilt werden. Lustig war damals die Arbeit am Hafen sicher nicht ...


    ... ob die Züge senkrecht zur Kaikante ankommen? Das wäre wirklich extrem unpraktisch, insbesondere zu Dampflokzeiten!


    Jörg

  • Hallo zusammen,


    im Atlasband der "Zeitschrift für Bauwesen", Jahrgang 1902 findet sich auf Seite 39 eine Zeichnung eines Wagonkippers im Dortmunder Hafen. Die Zeitschrift ist Online über die Zentral- und Landesbibliothek Berlin zugänglich. Hiier der Link zu dem o.a. Atlasband http://opus.kobv.de/zlb/vollte…86/pdf/ZfB_1902_Atlas.pdf



    In der Ausgabe von 1888 ist auf Seite 71 ein Wagonkipper im Kaiserhafen bei Ruhrort dargestellt http://opus.kobv.de/zlb/vollte…51/pdf/ZfB_1888_Atlas.pdf
    durch den beigefügten kleinen Lageplankann man hier auch gut die Eisenbahnanbindung mit Drehscheibe erkennen.




    Die Atlasbände enthalten eine Vielzahl von interessanten Projekten für Modellbauer. Anders als der Titel vermuten läst, enthält die Zeitschrift nicht nur Beiträge zu Gebäuden sondern auch Beiträge zur zeitgenössischen Technik Hier der Link zu den Atlasbänden http://opus.kobv.de/zlb/ergebn…ir=2&suche=&la=de


    Grüße Martin

  • Moin Leute,


    hier habe ich mal den Bremer Kohlehafen im Netz gefunden.
    Dort kamen die Waggons zwar nicht mit der Stirnseite auf den Kai zu ist aber trotzdem interessant.


    Kohlehafen Bremen:


    http://www.drahtkupplung.de/0_…hn/0_D/0_Kipper/KI01.html
    Alle Fotos sind © by Thomas Becker.



    Gruß aus Bremen
    Blackbox

  • Hallo Martin,
    was für eine Fundgrube zum Thema Kohlekipper hast Du da aufgetan.
    So nun zu meinem Modell. Nach dem bild aus dem Hafen Hamburg hatte der Kipper eine großes Gestell, auf dem oben ein Maschinenhaus oder ähnliches stand. Das Gestellt ist sehr filigran und war im Original wohl aus Stahl. Ich habe es grün eingefärbt. Vielelicht war auch grau oder rostrot. Aber grün ist eine gängige Farbe im alten Industriegerätebau. Hier einmal eine Probe, wie das Ganze man aussehen wird und etwas später sieht man das durchbrochene Teil. Dieses Bauteil ist verdoppelt und auch wieder mit Kohlekreide gealtert.

  • Der Aufgang zum Haus erfolgte über einen Wendeltreppe. Über einem 1mm Draht habe ich Karton geklebt und daran kamen die Treppenstufen. Ich habe eine gezeichnet und die restlich 50 Stück mit dem Rechner kopiert. Naürlich darf auch das Geländer nicht fehlen. Durch etwas ausprobieren als die Treppen festgeklebt waren bekam ich die Steigung. Oben ist die Treppe mit einem Podest mit dem Haus verbunden.
    Diese Kohlenkippe arbeitete in Deutschland in den frühen dreißiger Jahren in eine sehr schlechten Zeit. Was nimmt es da Wunder, wenn mal etwas vom Waggon heruntergefallenen Kohle fand. Wie die Kohle herunterplumpste lassen wir mal unbeantwortet. Man brauchte also einen Wagen, um das "Fundgut wegzuschaffen. Also habe ich einen Wagen gebaut. Vorbild stand der Pferdewagen des HMV Hafendioramas.

  • Hier macht man die Klappen des Wagens hoch. Und da noch etwas mehr Kohle vom Waggon fiel kommen noch zwei Hafenarbeiter mit einer Sackkarren und Kisten darauf. Es brauche ja nich alle sehen, was so an Fundgut weggebracht wird.

  • Die Möwe, deren Blick man hier hat kann glücklicherweise nicht sprechen und für den Rest passt oben auf der Wendeltreppe ein Macker auf, sollten allzuneugierige Personen sich dem Geschehen nähern.

  • Die Kohlenkippe ist hier in ein Stück Hafwen eingebaut. Wen genau hingesehen hat, wird erkennen, dass landseitig noch zwei quadratische Pfeiler stehen. In diesen waren Gegengewichte für den zu kippenden Waggon angebracht. Für den Entwurf und den Bau der kleinen Anlage ( 65 x60 x 90 mm) vergingen 8 Tage.