[FERTIG] Erz/Kohlefrachter SOLDEK - JSC - 1:250

  • Die zusammengelegten Strickleitern wirken ungeheuer überzeugend. Die Idee, sie aus aufgeweichten Laserleitern herzustellen, ist äusserst originell.
    Klasse!


    Bernhard

    Ewig währt am längsten.

  • Es gibt wieder Neuigkeiten aus der Werft zu vermelden:


    Das Ladegeschirr


    Wie bei JSC üblich, gibt der Bogen für die Masten und Ladebäume nur Schablonen vor.
    Bei der Soldek sind einzig die Salinge als Kartonteil vorhanden. Durch die knackig orange Farbgebung für meinen alten, leicht angegammelten Kohlenfresser so natürlich nicht zu gebrauchen.


    Die Frage war nun, welche Farbe fürs Geschirr und woraus herstellen?
    Aktuell hat das Original rotbraune Masten und Bäume. Auf der Zeichnung des Bogentitels sind sie aber eher sandfarben-ocker-beige, oder so ähnlich.


    Der Farbton gefällt mir gut, hellt das Ganze etwas auf.
    Hier kam nun erstmals Tonpapier mit einer passenden Tönung zum Einsatz. Das Doppeln der Salingteile aus dem Bogen habe ich durch das Ausdrucken auf entsprechendem Foto-/Tonkarton umgangen.
    Die Pfosten und die Toppmasten habe ich aus normalem Tonpapier gerollt. Hat mich zwar einige Versuche gekostet, aber nach einer Weile hatte ich den richtigen "Dreh" raus - mit ein wenig Wasser ließ sich der Karton in Form bringen.
    Im Gegensatz zur SLITE habe ich hier jedoch die Masten und Pfosten mit Draht ausgesteift, da sich der Karton doch ein wenig zur Klebenaht hin krümmte.


    Laserreling auf den Salingen verhindert, das die Seelords runterfallen können. Ich hatte die Teile gerade verklebt, da stellte ich erschrocken fest, das sie eigentlich gar nicht bis an die Aussenkante gehen dürfen - aber der Leim hatte schon zugepackt. Also lasse ich sie so.


    Dann alles noch ein büschen anrosten lassen, damit es auch zum Rest des Schiffes passt :D


    Für die Stagen der Topmasten habe ich (meine erstmals gelungenen) gezogene Gießäste verwendet.
    Ist schon eine tolle Sache, das mit dem Ziehen ...


    Die Ladebäume sind ebenfalls schon fertig und warten auf den Einbau.
    Auch wieder aus Tonpapier gerollt, mit Drahtseele.



    ...

  • ... und weiter geht es:


    Windendecks


    Die Ladewinden sind auf den Windendecks zwischen den Luken aufgeklebt.
    Genau betrachtet, hätte ich sie noch etwas kleiner machen können, wirken doch noch etwas "protzig" im Verhältnis.
    Damit dem Arbeitsschutz auch hier Genüge getan wird, sind die Decks zur Luke hin mit Reling abgesichert. Die Laserreling paßte nicht mehr richtig zwischen Lukendeckel und Winde, deshalb die habe ich die Fadenreling verbaut.


    Ladegeschirr


    Hier gab es wieder mehrere "Kinken":


    Nachdem nun die Tormasten eingeklebt waren, stellte ich anschliessend beim "Probeliegen" der Bäume fest, daß diese zu kurz sind! :evil:
    Die Baumnocken reichten nicht bis an die Auflagen am Aufbau heran, es fehlen ca. 2mm.
    Das selbe Elend bei den beiden vorderen Bäumen, mehrere Millimeter vom Backdeck entfernt!
    Nochmal nachgemessen - stimmt, Länge genau nach Schablone. Wat nu´ ?


    Einfache Lösung, den Bäumen 1 - 6 habe ich daraufhin, sozusagen als Lümmellager-Imitat, ein Stück StripStyrene eingesetzt, welches die fehlenden 2 mm ausgleicht.


    Die Nummer 7 + 8 sind in Baumstützen an Deck abgelegt, daher war es hier eher uninteressant. Außerdem waren diese schon verklebt.
    Leider habe ich hier beim Messen irgendwie geschlust, und die Stützen zu weit nach vorn gesetzt.
    Deshalb ragen die Bäume zu weit darüber hinaus und die Lastseile hängen davor.


    Ebenso wie die beiden letzten Bäume sind die Nummern 1 + 2 in Stützen aus 0,5mm Evergreen-Stäben auf der Back abgelegt.


    Takelage


    Da habe ich eine Weile überlegt und probiert, wieviel Bändselei ich dem Dampfer verabreiche.
    Schlußendlich blieb der jetzige Zustand als Endergebnis "übrig".
    Ich habe die Masten komplett "verwantet", das Ladegschirr aber nur teilweise ausgeführt.
    Dazu blieben nur die Last- u. Hangerseile an den Bäumen bestehen. Die teilweise schon eingesetzten weiterführenden Fäden von den Blöcken zum Deck und den Winden habe ich wieder entfernt.
    Irgendwie sah das Ganze auf dem kleinen Raum zu chaotisch, zu gedrängt aus.
    Ausserdem konnte ich nicht ergründen, wie genau die Seilführung an Deck realisiert wurde, bei jeweils 4 Lastseilen auf nur 2 Winden.
    Ach ja, die Geien habe ich nicht vergessen. Die sind, da die Bäume ja niedergelegt sind, abgeschäkelt und im Kabelgatt verstaut :D


    ...

  • Moin, moin, Peter!


    Gratulation zum fast fertigen Modell, ein schönes Stück für die Sammlung!
    Das Weglassen von Details wie zuvielen "Strippen" ist der Gesamtwirkung eher förderlich, wie schon der kartonbau-erfahrene Johann Wolfgang Goethe fand: "In der Beschränkung zeigt sich erst der Meister.."
    Zum Strippenziehen kamen mir doch Fragen: Waren denn auch bei Portalmasten Wanten? Ich dachte bisher, diese Masten hätten den Vorteil, keine zu benötigen - oder war dennoch eine Schrägabstagung erforderlich?
    (In Bremerhaven gelernt: ) Wenn man ganz, ganz dünnes Garn für die Takelung nimmt, das zudem auch nicht schwarz, sondern (dunkel-)grau ist, wirkt es nicht so dominant.
    Vielleicht könnte Dein nächstes Modell dann die Bleichen von Piet im HMV sein - das wäre quasi ein Gegenstück zur SOLDEK... ;)


    Kleben Sie wohl!
    Kartonkapitän

    Ich schnipsel mit Schere, ich klebe und falz';
    das is zwar nur Schimäre, doch mich unterhalt's! :P(frei nach Johann Nestroy)

    Edited 3 times, last by Kartonkapitän ().

  • Moin Herr Kapitän ;)


    vielen Dank.


    Mit den Wanten an den Tormasten hast Du irgendwie recht. Zumindest konnte man sicher so die Anzahl verringern, was die Aufnahme der Querkräfte betrifft.
    Komplett wantenlos hat man meines Wissens aber später eigentlich nur, wenn überhaupt, die Zweibein- oder A-Masten gebaut.
    Ich gehe mal davon aus, daß auch die Stahlqualität damals nicht so berauschend war und die Konstrukteure auf Nummer sicher gehen wollten :]


    Ich verwende 100er Garn, farblich als dunkelgrau bezeichnet. Nennt sich Seralon S (von Amann). Konnte mich bisher noch nicht zu Serafil durchringen ...
    Die Bleichen wird wohl etwas warten müssen, da gibts andere, und wesentlich "dringendere" Baustellen zu eröffnen, irgendwann, im nächsten Urlaub :D


    Gruß
    Peter

  • Die Schiffbauer, Schweißer, Maler und Schlosser packen ihr Werkzeug ein, der letzte Pinselstrich Farbe wird noch aufgetragen, die letzte Schraube noch mal festgezogen. Bis zum Schluß waren die Arbeiter damit beschäftigt, die Rettungsboote und Davits mit Riemen und Manntauen auszustatten.
    Das Ankergeschirr ist ebenso noch rechtzeitig komplettiert worden wie die fehlende Takelage und Funkantenne.
    Zu guter Letzt kamen dann auch die Gangways an Bord.


    Dann!


    Hektische Betriebsamkeit auf der SOLDEK!
    Die Kessel sind angeheizt worden, es kommt zum ersten Mal richtig Rauch aus dem Schornstein. Unter den wachsamen Augen dutzender Monteure, den Reedereivertretern und den Herren von Klasse und Revision läuft der Dampfer zur Probefahrt aus!


    ...


    Die Manntaue habe ich, nach einem Tip, mit "Drahtwickeln" aus Cu-Litze ausprobiert.
    Ist ´ne feine Sache, sieht ganz passabel aus. Trotzdem muß ich noch etwas üben ;)
    Die Gangways sind Laserteile aus Landshut, die Podeste mit Kartonstücken angedeutet.
    Als Gangwaygalgen, zum Ein- u. Aussetzen der Gangway, kamen gebogene Styrenestäbe zum Einsatz. Die Talje und die Traversen des Gangwaygeschirrs habe ich aus Kartonstreifen und Gießast-Fäden darzustellen versucht.


    Dummerweise habe ich beim Ziehen der Takelage nicht aufgepasst, und die Stage vorn und achtern zu hoch an den Masten angesetzt. Ich war heilfroh, das die Strippen, so wie sie sind, erstmal sicher und fest dran waren. Da wollte ich mein Glück nicht herausfordern, und das Ganze noch mal wieder ändern.
    Normalerweise führte die Soldek die Flagge nämlich im achteren Masttop - leider passt sie jetzt so nicht dahin, der Stag ist im Weg.
    Deshalb hängt sie jetzt erstmal am Flaggenstock - ich weiß, ist nicht richtig, aber bleibt erstmal so.


    ...

  • Alle Beteiligten sind hochzufrieden und glücklich!


    Es klappert und quietscht hier und da zwar etwas, aber das sind Sachen, die sich im Rahmen der Garantiearbeiten abstellen lassen.
    Ansonsten hat der kleine Kohlenfresser aber seine "Feuertaufe" gut bestanden.


    Spät in der Nacht macht sich die SOLDEK auf den Rückweg in den Hafen


    ...

  • ...
    damit schließe ich den Bau an meiner Werft-Nr. 7 ab.


    Rückblickend habe ich eigentlich fast alle Vorhaben auf meiner To-do-Liste abgearbeitet.
    Neben den (um-)baulichen Tagesordnungspunkten bei Ruderhaus und Winden kam für mich noch der erstmalige Einsatz von Laserreling und Tonpapier als "Lernerfolg" dazu.
    Nicht zu vergessen, meine erste Antenne :D


    Mein Fazit:
    Es hat Spaß gemacht, an dem Dampfer zu werkeln. Die SOLDEK ist ein Modell, an dem man sich, ohne jetzt zwangsläufig an ganz bestimmte Vorgaben wie bei detaillierteren Modellen gebunden zu sein, so richtig austoben und "fantasieren" kann.


    So, und jetzt wandert das nunmehr größte Schiff meiner Flotte ab in die Vitrine und geht neben der Slite zu Anker, bewacht und geschützt von den Big Guns der Roberts und des Fürchtenix :D


    Gruß
    Peter

  • Hallo Peter,
    Glückwunsch zur Fertigstellung!
    Ich finde das Schiff ist rundum gelungen. Den einen und den anderen Deiner Tricks werde ich wohl auch mal ausprobieren, vor Allem den Tipp mit den Manntauen!

    Gruß und Glückauf,
    Lutz



    temporäre Bastel-Auszeit!


    a famous philosopher once said: "I´ll be back"

  • Moin Peter,


    toll geworden, der Pott! Mir gefällt aber auch die Art Deiner Bauberichte sehr gut, die richtige Mischung aus Information und Humor.


    Und beim "Rückweg in der Nacht"-Bild stellt sich mir doch spontan die Frage: wie hast Du das gemacht mit dem "Lichtergesindel"? :D


    Deiner Soldek also allzeit gute Fahrt (und Dir auch, wenn's wieder soweit ist)!


    Gruß,
    Wolfgang

  • Hallo Peter,


    das doch relativ einfache JSC-Modell hast Du wirklich sehenswert "aufgemotzt"! Klasse!


    Wieder mal ein Beweis, was man auch aus einfachen Bogen zaubern kann.


    Frage: Womit hast Du die Laserrelinge angemalt? Meine Versuche mit Aquarellfarbe und Gouache endeten in Totalverlust durch Aufquellen...


    Schöne Grüße
    Bernhard

  • Moin moin,


    freut mich, daß der Kohlenpott Anklang findet ;)


    @ Wolfgang


    das "Lichtergesindel" (wir sagen da Topp- u. Seitenlaterne dazu :D ) habe ich mit Photoshop fabriziert.
    Anfangs hatte ich nur mit der Beleuchtungskorrektur herumgespielt (Ausgangsbild Bild 1) - und dabei den Gegenlicht-Filter mehrfach durchlaufen lassen. (Bild 2)
    Und plötzlich war es Nacht auf See. -->> das funktioniert nur mit dem unkomprimierten Originalbild, sonst gibt es Klötzchen!
    Dann eine halbwegs runde Markierung um die Laternen aufgezogen (Bild 3) Dabei die Konturgrenze auf "Weiche Kante" setzen, sonst gibts scharfe Übergänge - und nun die Kontur mittels Farbeimer-Füllwerkzeug mit der entsprechenden Farbe gefüllt, die Deckkraft habe ich dabei auf unter 15% gesetzt (Bild 4) damit die Masten und Aufbau durch den "Lichtschein" noch zu sehen sind.


    @ Bernhard


    das Problem mit dem Aufweichen bzw. Aufquellen kenne ich.
    Ich habe deshalb mit mehreren Farben experimentiert.
    * die weißen Relings auf dem Peildeck sind mit Revell-Email Color bemalt, von meinen Farben das "weißeste" Weiß
    * die schwarzen Relings haben eine Mischung aus Supermarkt-Tuschkasten und Marabu Acryl (Decormatt) als Anstrich.
    Den ersten Farbauftrag mache ich mit einem größeren, weichen Pinsel.
    Dann gleich kurz auf die Heizung, kurz antrocknen, und wieder weiter.
    Bei den Relings hat das eigentlich sehr gut geklappt. Ob die Methode allerdings bei speziellen gelaserten Detailsätzen funktioniert, glaube ich jedoch nicht ...


    @ Darek,


    danke sehr.
    Dann viel Spaß mit deiner SOLDEK.
    Auch Dir "Merry X-mas" und einen guten Rutsch


    Gruß
    Peter

  • Moin ToKro,


    eben der "künstlerischen Freiheit" wegen hatte ich mir die Soldek auch ausgesucht ( neben dem 40cm Vitrinen-Rastermaß ).
    Und da bieten, besonders die älteren und zivilen, JSC Modelle genug Freiraum und man behält den Überblick :]


    Auf die Idee mit den Gangwaygalgen und den Traversen bin ich eigentlich so mittendrin bei meinen Gießast-zieh-Experimenten gekommen.


    ...


    Übrigens habe ich jetzt endlich den Grund herausgefunden, warum der Dampfer nicht richtig auf ebenem Kiel liegt, sondern ein "Hohlkreuz" macht (in der maritimen Umgangssprache sagt man dazu auch Hogging ...) und daher kippelt und immer Schlagseite hat :evil:
    Als ich das Grundgerüst gebaut und über nacht, ordentlich beschwert, habe trocknen lassen, habe ich leider nicht nachkontrolliert, ob die Unterlage (mein Schreibtisch) auch wirklich ganz eben ist.
    In der Längsrichtung ist er es, Quer ist die blöde Tischplatte aber ganz leicht gebogen. Ist nicht viel, reicht aber aus ... arrgh
    Dummerweise hab ich das Modell damals in die andere Richtung geschoben ...


    Gruß
    Peter

  • Moin Peter,


    ein sehenswertes Modell, spektakulär und überzeugend in Szene gesetzt!


    Es hat großen Spaß gemacht, diesen Baubericht zu verfolgen. Danke für die Mühe, die Du Dir mit dem Einstellen der Texte und Bilder gemacht hast.


    Vielleicht habe ich ja auch mal die Chance, das Modell im Original zu sehen.

    Fertig: MS WILHELM GUSTLOFF, 1:250



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