Metcalfe Parish Church in 1:76

  • Moin,


    nachdem ich mich immer 'mal wieder mit den Modellen von Metcalfe konfrontiert sah und auch ein gewisses Interesse an "Gotteshäusern" (im wahrlich weitesten Sinne) habe, konnte ich beim Modellbahnhändler meines Vertrauens an der Parish Church (Gemeindekirche) von Metcalfe nicht mehr vorbeigehen.


    Das Modell ist im britischen Eisenbahnmassstab 1:76 gehalten und in erster Linie als Modellbahnzubehör konzipiert. Man sollte also kein ausgefeiltes Architekturmodell nach konkretem Vorbild erwarten - es ist ein "typisches" Kirchengebäude, wie es vom Mittelalter bis in die Neuzeit überall auf den britischen Inseln vorkommen kann. Neben der Kirche selbst ist auch das Kirchhoftor (Lych Gate) vorhanden.


    Was mir bislang nicht bewusst war: Die Metcalfe-Sets sind vorgestanzt. Kleine Lücken in der Stanzung müssen aber noch beseitigt werden, also kommt man ganz ohne ein (sehr schmales) Messer nicht aus.


    Neben den bedruckten Teilen und etwas gestanztem Graukarton für Verstärkungen bekommt man auch ein transparentes Stück Plastikfolie für die Fenster ... etwas enttäuschend, wenn auch nicht komplett falsch (dazu später mehr).


    Die Bauanleitung ist eigentlich gut bebildert, aber teilweise doch recht textlastig - die Bilder sind nicht immer ohne den Text zu verstehen.


    Hier also erstmal im Schnellüberblick das, was einen erwartet:

  • Dann wollen wir 'mal loslegen ...


    Die Austrennung der Bauteile machte wenig Arbeit. Einige fallen einem in den Schoss (wortwörtlich), andere müssen mit dem Bastelmesser nachbehandelt werden. Am deutlichsten ist dies bei den kleinen Innenöffnungen der gotischen Fenster (wie auch oben Rot markiert). Hier ist Vorsicht geboten, die Stanzung "gelang" an diesen Winzigteilen etwas grob!


    Übrigens habe ich mich nicht an die Metcalfe-Anleitung gehalten, erstmal alle Teile auszutrennen, ich bin ein Freund der schrittweisen Sammlung von Baumaterial.


    Die Bilder:


    Bild 1 zeigt die westliche Turmfassade mit der typischen Sandwich-Bauweise, die einen schönen plastischen Effekt erzeugt, aber etwas genaueres Arbeiten erfordert. Jedes einzuklebende Teil sollte einzeln mit seinem Rahmen ausgerichtet werden, ein Zusammenkleben "von hinten" im Schnelldurchgang erzeugt garantiert eine Katastrophe.


    Bild 2 hat schon die fertigen Turmteile zum Inhalt, deutlich sieht man die Hinterfütterung durch Schichten von Pappe. Die im oberen Turmbereich hervorstehenden Teile sind nicht "unsauberes Arbeiten", sie dienen später zur Befestigung der Stützmauern. In Wahrheit sind sie nämlich die Hinterfütterung einer Aussparung im Eckbereich des Turms.


    Bild 3 widmet sich dem Westfenster ... das an sich recht gut passte, aber in reinem Monochrom-Druck mir zu langweilig war. Wichtig: Es gibt ganz farblose Kirchenfenster in dieser Grösse, es handelt sich also nicht um einen "Fehler"!


    Ich verschaffte mir Abhilfe über einen Kompromiss: Meine Gemeinde "St. Jude the Obscure" hatte kein Geld für grossartige Fenstermalereien, konnte sich aber etwas bunte Fenster leisten. Mit schnell herbeigesuchten CD-Markern wurden per Zufallsprinzip Punkte auf der Rückseite der "Verglasung" aufgebracht. Trotz der Verwendung von nur drei Markern ist der Endeffekt dezent und überzeugend. Mission accomplished ... und irgendwann finde ich auch den blauen Marker wieder.

  • Einmal im Schwung, bin ich kaum zu stoppen (was an der Trägheit meiner Masse liegen mag, nicht unbedingt an meinerm dynamischen Vorgehen). Also wurde der Turm gestern Abend noch endmontiert (während auf dem Kohleofen eine Winzersuppe köchelte).


    Ich hatte oben bereits die textlastige Bauanleitung erwähnt ... es ist zwar noch nicht ganz so dramatisch wie bei einigen polnischen Bausätzen, aber man sollte schon mitlesen können. Die Zeichnungen sind eher eine Unterstützung des Textes. Aber mit Basiskenntnissen des Englischen sollte man hinkommen.


    So, Bild Dir einen Kirchturm:


    Bild 1 zeigt die Montage des inneren Verstärkungsteils, das als Graukarton beiliegt und wie gegossen passt. Die Konstruktion, das zeigt sich in solchen Momenten am ehesten, ist wirklich genau erfolgt. Zwar gibt es Toleranzen (der Fixierungsschlitz in der Ostfassade des Turms ist zu gross), aber diese erleichtern die Montage eher, als dass sie ein Problem darstellen.


    In Bild 2 ist der Turmrohbau fertig - neben dem Verstärkungsteil sind der obere Boden und der Fussboden hinzugekommen. Jetzt wird es spannend, denn die Westfassade soll hier genau reinpassen. Und ...


    ... wie Bild 3 beweist, gelingt dies ohne Probleme, der Turm steht. Die Anbringung der seitlich abgewinkelten Stützmauern ist konstruktionsbedingt etwas diffizil. Ich habe sie nach Bauanleitung erstellt, dann aber noch "feucht" an den Turm geklebt, um minimale Ausgleichsarbeiten vorzunehmen. Klappt.


    Jetzt geht es an Details:


    In Bild 4 sind Dächer dazugekommen - auf den Stützpfeilern und auf dem Turm.


    Bild 5 schliesslich zeigt die Endmontage des Turms, vier kleine Türmchen werden aufgesetzt und mit Deckplatten verschlossen.


    Der Turm ist fertig ... und mir kommen Gedanken, wie man das Modell abändern könnte. Die werde ich aber später 'mal zusammenfassen, hier geht es ja um den Bau out of the box.

  • Intermezzo mit dem lych gate ... abweichend von der Bauanleitung habe ich schnell das Kirchhofstor oder lych gate zusammengepfriemelt. Ging ohne Probleme und macht etwas her.


    Dieses Teil ist eine Besonderheit vieler britischer Kirchhöfe, hier nahm der Pfarrer den Sarg in Empfang. Aus diesem Grund haben viele lych gates auch heute noch in der Mitte eine Ablageplattform für einen Sarg - leider hier nicht nachgebildet. Lych oder lich ist übrigens altes Englisch und bedeutet ... Leiche.


    Die Tore habe ich halboffen gelassen. Machte weniger Arbeit mit der Ausrichtung und sieht immer nett aus. Finde ich jedenfalls.

  • Weiter im Text und zurück zur vorgesehenen Baureihenfolge, das Kirchenschiff ist dran.


    Bilder 1 und 2 zeigen die Grundkonstruktion, die Dank eines riesigen Teils und der Sandwichbauweise schnell voran geht. Im zweiten Bild sind dann schon die Fenster eingeklebt, wie oben mit Markern "verfeinert".


    Auf Bild 3 kann man den Effekt erahnen - gegen Licht gehalten werden die Fenster aufgelockert. Beim fertigen Modell ist der Effekt weitaus dezenter, da es im Kircheninnern "duster" ist. Man kann ihn jedoch immer wieder wahrnehmen und der Gesamteindruck ist einfach besser.


    Die zwei letzten Bilder zeigen dann die Montage der Dachunterkonstruktion - problemlos und stabil. Die Seitenstützen der "Giebel" (Former für das Dach) müssen aus Kartonresten selber hergestellt werden, ich habe die ausgeschnittenen, rechtwinkligen Enden der Fensterinnenräume genommen.


    Das Kirchenshiff ist jetzt im Rohbau fertig.

  • Was macht man nun mit einem Kirchturm und einem Kirchenschiff? Man baut sie zusammen ... was relativ unproblematisch vonstatten ging.


    Bild 1 - An den Turm kommt eine Stirnwand, die zentriert werden muss (wegen der Toleranzen beim Schlitz muss man hier schon etwas aufpassen).


    Bild 2 - An der Stirnwand wird das Kirchenschiff montiert, Turm und Hauptschiff haben dieselbe Breite.


    Bild 3 - Jetzt sieht's schon nach Kirche aus ... aber nicht toll. Der Turm wirkt einfach zu wuchtig. Das soll sich aber bald ändern!

  • Da das Kirchenschiff zu schmal ist, mussten dringendst Seitenschiffe her.


    Die werden in gleicher Form gebaut und unterscheiden sich lediglich in der Positionierung der Türen und Fenster, wie Bilder 1 und 2 zeigen. Fenster wieder gemarkert ...


    Bild 3 zeigt die Dachkonstruktion, die mittels eines Kartonträgers verstärkt wird - ein Durchsacken etwa bei Feuchtigkeit wird so recht schwierig.


    Die letzten zwei Bilder dann ... die Seitenschiffe fertig gebaut und an die Kirche montiert. Ah, jetzt stimmt der optische Eindruck! Aber ein Problem zeigt sich - zwischen den Dächern der Seitenschiffe und der Wand des Hauptschiffes klafft bei näherem Hinsehen eine Lücke. Auf einer Modellbahnanlage (und im Foto) aber kaum auffallend.

  • Hi Bernd,
    in diese sehr britische Kirche müsstest du aber noch ein typisches Läutewerk einbauen.


    Mit besten Grüßen


    modellschiff

                                                                                   Artikel 1 GG:

    Die Würde des Menschen ist unantastbar.

    Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt



  • Komisch, modellschif ... sagte "Herself" auch schon! Aber zu den möglichen Verbesserungen kommen wir später, jetzt erstmal Endspurt ...


    Letztes wichtiges Teil ist der Eingang, der mittels ausgeklügelter Falterei und Sandwichbauweise blitzschnell fertig war. Eine Bank kommt hinein, fertig. Hier habe ich das Fenster in durchsichtigem Glas gelassen, das ist durchaus üblich.


    Bild 1 zeigt den Eingang von hinten, in Bild 2 ist er schon montiert. Damit ist der Rohbau der Kirche beendet, es fehlen nur noch Details wie Decksteine und zwei Stützmauern ... über deren Verwendung ich mir noch nicht sicher bin.


    Auf Bild 3 einmal das Machwerk aus Gruftperspektive - die Inennaufteilung ist so gut, dass durch die Fenster der Eindruck einer echten Kirche, nicht einer leeren Holzkiste entsteht.