Tatra 147 DC 5, scratch, 1:100

  • Mein nächstes Projekt wird wieder ein kleiner 100er, ein technisches und tschechisches Urgestein – der Tatra 147 DC5, ein Muldenkipper (DC steht für das alte tschechische Wort „Dumpcar“), der für mich aussieht, als habe Carl Barks den Wagen entworfen – Entenhausen lässt grüßen (oder Franquin – als großer Bruder zu Gaston´s Fiat?).
    Technisch allerdings hat er nichts Komisches an sich, dafür aber sehr viel Marken-DNA, von der wiederum es auch sehr viel zu entdecken gibt. Wen das nicht interessiert, der muss jetzt leiden… :D
    Tatra ist nach (Mercedes-)Benz und Peugeot drittältester Autohersteller der Welt, und, wie ich finde, auch einer der interessantesten. Blickt man auf den Fahrzeugbau allgemein, sind sie nächstes Jahr seit immerhin 170 Jahren ununterbrochen von Kopřivnice aus (auf deutsch: Nesselsdorf, ehemals Sudetenland) im Geschäft, was dazu führte, dass heute offiziell im Stadtwappen dort ein Auto prangt - da kommt also schon etwas an Erfahrung zusammen. 1850 noch von Herrn Schustala als Stellmacherbetrieb für Kutschen gegründet, wurde neben Eisenbahnwaggons ab 1897 auch der „Nesselsdorf Präsident“ gebaut, was die Firma als „Nesselsdorfer Wagenbau-Fabriks-Gesellschaft“ zur ersten Automanufaktur in Böhmen/Mähren und ganz Österreich-Ungarn machte.
    Im selben Jahr wurde Hans Ledwinka eingestellt, ein Österreicher, der 1905 mit gerade 27 Jahren Chefkonstrukteur wurde und 1921 nach 4 Jahren Unterbrechung als technischer Direktor in die Firma zurückkehrte, die sich im selben Jahr in „Tatra“ umbenannte – so zumindest Tatra auf seiner eigenen Homepage. Wikipedia datiert die Umfirmierung je nach Eintrag zwischen 1924 und 1935, sucht es Euch also aus… 1923 entwickelte Ledwinka den Tatra 11, das erste Serienauto auf einem Zentralrohrrahmen, der die Marke bis heute als DAS Konstruktionsmerkmal prägt und auch „Tatra-Prinzip“ genannt wird. Das XXL-Mittelrohr ist dabei das tragende Rückgrat des Autos, an dem alles andere angebaut ist und dient gerade nicht „nur“ als Ummantelung der Kraftübertragung. Außerdem galt seither für die nächsten 92 Jahre (mit einer Handvoll Ausnahmen noch vor dem Krieg), dass Tatras luftgekühlt sind. Ledwinkas Tatras, gerade die Luxusmodelle Tatra 77 und Tatra 87 galten als topmodern, robust und leistungsfähig und haben letztlich auch den GröFaZ so beeindruckt, dass ein dritter Österreicher unter erheblichen Druck geriet, sich von dem Konzept des 1937 auf den Markt gekommenen Tatra 97, ein preis- und strömungsgünstiger PKW für 4 Personen, Heckantrieb mit luftgekühltem 4-Zylinder-Boxer-Motor, Pendelachse und - natürlich - zentralem Rohrrahmen( – naaa?) – sagen wir: “inspirieren“ zu lassen. Ledwinka scheint das nicht sonderlich tragisch gefunden zu haben, aber Tatra erhob 1938 Klage gegen Ferdinand Porsche wegen der Verletzung von insgesamt 10 Patenten zur Luftkühlung. Hitler soll Porsche versprochen haben, sich darum zu kümmern, und noch im selben Jahr wurde das Verfahren mit Annektion der Tschechoslowakei und Einsetzung einer deutschen Verwaltung abgebogen (und der Tatra 97 sofort eingestellt – freie Fahrt dem KdF-Wagen!). Nach dem 2. Weltkrieg wurde VW allerdings tatsächlich noch zur Zahlung von 1 Million DM verurteilt - an Tatra. Ledwinka, der 1948 als Nazi-Kollaborateur in der Tschechoslowakei zu 5 Jahren Haft verurteilt wurde (in der er weiter an der Entwicklung des Tatra 87-Nachfolgers arbeitete, dem Tatra 600 und 660 Tatraplan) und nach seiner Haftentlassung 1950 (ja, ich kann rechnen…) zuerst nach Österreich und dann nach München zog, sah hiervon nichts. 1992 hat ihn das tschechische Verfassungsgericht vollständig rehabilitiert. Eine sehr informative ultrakurz-Biografie hat Tatra ihm 2018 auf seiner Homepagegewidmet.
    Schon nach dem Willen der Deutschen sollte Tatra nur noch LKW bauen, und das machten sie gut. Ledwinka entwickelte den Tatra 111, der von 1942 an gebaut wurde und alle Kennzeichen und Vorteile des Tatra-Konzepts aufwies: ein Zentralrohrrahmen, der gerade im Gelände durch seinen großen runden Querschnitt enorm biege- und verwindungssteif war. Allradantrieb. Einzelradaufhängung an Halbachsen, die auch bei enormer Auslenkung und Verschränkung immer noch Bodenkontakt und Traktion boten, wo Starrachsen längst in der Luft hingen. Und ein 12-Zylinder Diesel für alle Klimazonen (natürlich luftgekühlt), der im Krieg z. B. auch im Radpanzer Sd.-Kfz 234 und dem Jagdpanzer „Hetzer“ zum Einsatz kam, nach leichter Modellpflege nach dem Krieg aber noch in einer ganzen Reihe anderen tschechischen LKW eingesetzt wurde (viele davon sind auch als Modell erhältlich), erforderlichenfalls zum 8-Zylinder verkürzt oder zum Reihen-6 Zylinder geteilt. Diese Motoren sind inzwischen Geschichte – Tatra zum Glück nicht.
    Der Bau von Tatra-PKW wurde nach dem Krieg auch im Sozialismus nur ungern gesehen, gestoppt, dann, auf Luxusmodelle für Spitzen-Apperatschiks beschränkt, wieder aufgenommen (wann endlich gibt es den Tatra 603-1 als Modell??!) und 1999 mit dem Tatra 700 endgültig beendet - wer also heute wirklich noch in einem PKW mit z.B. luftgekühlten 8 Zylindermotor auf der Hinterachse herumfahren möchte, muss für Liebhaberstücke schon echtes Geld in die Hand nehmen. Die LKW hingegen boomten. Der Tatra 111 wurde bis 1962 weiter gebaut und gilt in Tschechien als das Auto des Wiederaufbaus. Auch in anderern Ländern bewährten sie sich; in den italienischen Marmor-Steinbrüchen etwa wurden sie noch lange als praktisch unzerstörbare Lastesel geschätzt.


    Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs jedoch erlitten Tatra einen schleichenden Niedergang. Die Entwicklung des Tatra 163 Jamal etwa führte zwar noch zum Bau des einzigen luftgekühlten LKW-Motors, der angeblich die Euro 5-Norm einhielt (selbst KHD hat das nicht mehr versucht), aber das Anforderungsprofil (auf 1 Wort gebracht: „Sibirien!“) war wohl doch etwas zu speziell für andere Märkte, und die Abgasnormen verschärften sich weiter. Mittlerweile ist aber DAF eingestiegen und spendet Motoren (Paccar-MX Motoren, die auch in Peterbilt- und Kenworth-Trucks eingebaut werden) und Kabinen, während Tatra als Geländespezialist an seinen Chassis festhält und halten soll. Zur aktuellen Baureihe Phönix, den Vorteilen des Tatra-Konzepts und den Aussichten für die Firma in der Zukunft empfehle ich diesen Artikel hier. Insgesamt können Tatras ihr volles Potential offenbar nur noch im Gelände ausspielen (oder auf dem Weg nach Dakar), weil sie voll beladen für die Straße zu schwer werden; das aktuelle Modell etwa hat als 8 x 8 Version auf der Straße ein zulässiges Gesamtgewicht von 34 t, im Gelände aber bis 50 t und dann als „Überlasttragfähigkeit“ immer noch Reserven. Bei 22 t Eigengewicht sind das 8 t Zuladung für die Straße, aber 28 t im Gelände. Ein interessantes Video dazu sehr Ihr hier.


    Bilder, die ich hier einstelle, sind entweder Gemeingut von Wikipedia oder aus dem Buch "Tatra 111" von Jan Neumann, das ich gekauft habe. Oder selbst gemacht...

  • Zurück zu meinem Vorhaben.
    Der Tatra 147 wurde bis 1956 aus dem Tatra 111 entwickelt, hauptsächlich, indem man den Radstand stark verkürzte und eine gewaltige Mulde aufsetzte, die zum Schutz der Fahrerkabine mit einem enormen Schutzdach versehen wurde, was mich insgesamt eben an Carl Barks denken lässt. Hans Ledwinka war hieran nicht mehr beteiligt; er hatte zu der Zeit die Tschechoslowakei bereits verlassen müssen.
    Im Gegensatz zum Tatra 111 ist von den Tatra 147 praktisch nichts mehr übrig geblieben, in den Tatra-Foren schreibt man vom „Phantom-Tatra“ und ähnliches. Nur wenige Unterlagen sind erhalten, so dass niemand mit Gewissheit sagen kann, wie viele überhaupt gebaut wurden (ca. 500, so das Tatraforum), und echte Exemplare gibt es noch weniger. Meines Wissens gibt es aktuell nur 2 restaurierte Exemplare, die blaue „12“ , zu mieten hier und ein ehemals in Spanien vergammeltes Exemplar, das 2013 nach Tschechien zurückgeholt und seither dort prachtvoll restauriert worden ist.
    Darüber hinaus gibt es die rote „06/05“, die streng genommen aber ebenfalls ein Modell ist, wenn auch fahrbereit und in 1:1 – eine wunderschöne Replik. Auf YouTube sieht man sie öfter mit der blauen „12“, auch da oben.
    Ausgangsmodell für meinen Kipper war ein Download bei Minimodel.cz. Die Proportionen sind sehr schön getroffen, ausgehend von den bekannten Abmessungen ist auch der Maßstab sehr gut eingehalten, und die Markierung der roten „06/05“ sind ebenfalls gut getroffen - aber das, was den Wagen technisch ausmachte, kommt mir hier viel zu kurz. Das Chassis? Ein einfacher Kasten – arrgh. Dabei geht es auch – anders (blödes Wortspiel, tut mir leid). Dieser Autokran etwa auf Fahrgestell des Tatra 111 von Ander74 (den richtigen Namen muss ich noch herausbekommen) bietet für diesen Maßstab schon eine ordentliche Grundlage für das Chassis. Noch detaillierter ist natürlich das Modell von Spida in 1:24
    , zu dessen Beta-Bau es einen Bildbericht im Forum papierovemodelarstvi.cz gibt und das Slawomir auch in seinem Shop anbietet. Dessen Chassis zeigt, in welche Richtung ich möchte: allein die Federung der Vorderachse ist (im wahrsten Sinne) so schräg – da kann man doch nicht einfach einen Kasten daraus machen!
    Ich fange mit den Rädern an. Wer sich bis dahin noch die Zeit vertreiben will, kann sich ja solange noch ein paar Originale anschauen (hier und hier) – ich baue übrigens die blaue „12“.

    "Ich glaube nicht, dass der Shitstorm die Weiterentwicklung der Demokratie ist." (Wolfgang Schäuble)

    Wer "Remigration" wählt, wird "Endlösung" ernten.

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    Edited once, last by Heiner: Adresse geändert für minimodel-Download ().

  • Dies sind noch Bilder vom Probebau. Das Ziel sind drehbare Räder, aber leider waren die Nadelköpfe dicker, als erwartet, so dass ich bei diesem Durchgang nicht vermeiden konnte, sie an die Räder zu kleben - das soll im nächsten Anlauf besser werden. Immerhin erkennt man, wie ich es mir gedacht habe. Die Räder sind in den 50er und 60er Jahren noch auf einer Reihe weiterer LKW benutzt worden, vor allem den Praga V3s, die ungefähr einem 3-Achs-Unimog entsprechen dürften und von denen es so viele herunterzuladen gibt, dass man noch Jahre damit beschäftigt wäre.
    Die Hinterräder fallen etwas anders aus, als die Vorderräder, und von den Zwillingsreifen die inneren anders als die äußeren, aber der Grundaufbau ist eigentlich immer derselbe.

  • Moin, moin Heiner,


    ein wirklich sehr interessantes kartonales Projekt :thumbup:!
    Nach der Wende haben wir hier im Marinetransportbataillon 3 (Bad Sülze / Böhlendorf) noch ein paar Jahre den Container-Seitenlader Tatra 815-2 Steelbro KL 300/61 gefahren. Die Fahrzeuge wurden von der NVA-VM übernommen und haben sich bestens bewährt. Ähnliche Fahrzeuge gab es in der Bw davor nicht. Gibt es auch als Kartonmodell bei Slawomir.


    Gruß von der Ostsee
    HaJo

    Exercitatio artem parat!

  • Moin HaJo, moin Stephan!
    @ HaJo: ja, das Ding fand ich auch vom ersten Moment an eine Wahnsinns-Idee - pack 2 Davits auf eine Ladefläche und vergiss den ganzen Stress mit Hubbrücken, Staplern usw - Du hast alles für die Containerfahrt "am Mann". Wundert mich eigentlich, dass die Idee sich nicht weiter verbreitet hat. Es gibt den Seitenlader auch hier in 1:100 als download mit LKW-Anhänger (ich habe ihn auf Festplatte, finde ihn nur gerade nicht) - den auf einen passenden Tatra 815 zu verpflanzen sollte kein echtes Hindernis sein. Mal sehen :D
    @ Stefan: einzeln! Das Original hatte sogar Einzelradaufhängung (das Modell soll auch eine bekommen), da gab es keinen durchgehenden "Besenstiel" als Achse.

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  • Heute ein Probebau des Rohrrahmens - es hätte viel schlimmer sein können. Die Länge und die Radstände stimmen schon mal genau (12,2 und 29,0 mm müssen es sein, da liege ich vielleicht jeweils vielleicht 2 Kommastellen daneben), dafür muss ich an die Differentialgehäuse nochmal ran (hinten zu groß, vorne - ups. Offenbar für ein anderes Auto, "unpassend" ist noch untertrieben). Der dicken Querträger zwischen den Hinterachsen ist so, wie ich mir das gedacht hatte, unbaubar, den muss ich vereinfachen. Außerdem sind die Wippfedern der Hinterachsen dort angeschlagen, die beim Ein- und Ausfedern mit dem ganzen Federpaket die jeweils andere Achse in Gegenrichtung mitgezogen hat - gut fürs Gelände, aber wie ich das bauen soll, weiß ich noch nicht... Die Anschläge für den Hilfsrahmen stehen alle in unterschiedlichen Höhen, das geht auch nicht. Dafür bin ich mit der Befestigung der Achsen am Rahmen (die rechts hinten seht Ihr aus dem Rahmen stehen) wieder sehr zufrieden, die Räder haben viel Platz zum Federn.
    zum Vergleich habe ich mal Bilder vom Tatra 111-Chassis daneben gestellt, man bekommt da einen ganz guten Eindruck, auch wenn die Proportionen hier natürlich andere sind.

  • Die nächste Baugruppe hat mich jetzt gut 4 Tage aufgehalten, obwohl man sie später beim besten Willen nicht wirklich wird sehen können: das Getriebe. Aber nachdem ich nach mehreren Tagen vergeblicher Suche auf YouTube auf einen russischen Film über Jan Neumanns Buch gestolpert bin, grinste mich da plötzlich das lange gesuchte Bild an. Auf der Webseite des west-märischen Motorradmuseums waren auch interessante Beiträge und eine Schnittzeichnung veröffentlicht, mit denen ich endlich den Aufbau soweit kapert habe, dass ich mir meine Version schnitzen konnte. Im 4. Anlauf passten dann heute endlich nicht nur die Teile zu einander, sondern auch die Größenverhältnisse zum Rest - das bleibt jetzt so. Die zerknitterte weiße Scheibe vorne ist die Kupplung, die wird beim finalen Bau nochmal neu belegt... :D Nächste Station: der Motor.

  • Der Motor war ein Thema für sich, ein echter Tatra eben. Von Hans Ledwinka wurde er als luftgekühlter V 12 Dieselmotor angelegt, mit knapp 15 l Hubraum und 210 PS bei 2000 Umdrehungen pro Minute („Tatra V910“, als Panzermotor auch „Tatra 103“). Für den Antrieb von Panzern wurde auch mit einer dritten Zylinderbank experimentiert, die ihn zu einem W 18 Zylinder gemacht hätte, aber für mein Projekt habe ich das nicht mehr vertieft. Kriegswirtschaft ist Mangelwirtschaft, also musste Ledwinka den allgemeinen Rohstoffmangel einbeziehen und verzichtete so weit wie möglich auf alle exotischeren Ingredienzien wie etwa Magnesium, mit dem er noch den Motor des Tatra 87 auf „Leichtgewicht“ getrimmt hatte und nahm einfachen Baustahl. Dichtungen waren knapp, also wurde möglichst darauf verzichtet, indem man an den Verbindungsstellen die Oberflächen vergütete und unmittelbar aufeinander setzte. In der Folge fingen die Motoren schnell an zu lecken, da jeder Kratzer bei Wartung oder Reparatur zu Undichtigkeiten führte, aber im Krieg gab es wichtigeres. Da Tatra keine 12-Zylinder-Einspritzpumpe hatte, setzte man 2 Pumpen hintereinander, eine für jede Zylinderreihe. Der Motor wurde noch im Krieg auf 200 PS bei 2000 Umdrehungen gedrosselt und hieß jetzt ebenfalls „Tatra 111“, um die Zuverlässigkeit zu verbessern und 1952 komplett überarbeitet, wobei die Leistung nochmals gedrosselt wurde auf nun 180 PS bei 1800 Touren. Luft- und Abgasführung wechselten die Seiten, so dass der Abgaskrümmer nun außen saß, die Einspritzpumpen bedienten „über Kreuz“ die ihnen nächstgelegenen Zylinder und die Kolben erhielten einen vollständig geänderten Querschnitt mit integrierter Brennkammer. Diese Version („Tatra 111A“) war bei den älteren Fahrern nicht sehr beliebt; auf der Seite des Motorradmuseums erzählt der Betreiber die Geschichte, wie er damals zum Abladen ausstieg und dann ein durchaus längeres Päuschen einlegte; als er abends zurück wollte, wunderte er sich, dass der Wagen schlecht zog und mit der Kühlluft kein Ölnebel mehr auf die Windschutzscheibe geblasen wurde – angeblich hatte man aus seinem Wagen den Kriegsmotor geklaut und dafür einen neuen 111A eingesetzt. Er war nicht dankbar…
    Ich habe nach Bildern und vor allem den Plänen den Motor neu gezeichnet. Es gibt eine sehr hilfreiche Querschnittszeichnung, die ich dank des Kupplungsquerschnitts und vielen Vergleichen mit einer Längsschnittzeichnung dann auch in Länge und Höhe auf ein passendes Maß skalieren konnte. Die beiden Einspritzpumpen sitzen zwischen den Zylinderreihen. Am Motor herrschte kein Mangel an Riemenscheibben und Antriebsriemen, da kommen also durchaus noch Kleinteile hinzu, für den Moment und den Zweck (Passt es? Lässt es sich bauen?) reicht mir aber der aktuelle Zustand. Damit ist die Baugruppe „Rohrrahmen“ fertig und es wird Zeit, sich mit der Radaufhängung zu beschäftigen.

  • Als Literatur zu Hans und Erich Ledwinka, kann ich das Buch von Günther Nagenkögl & Hans Stögmüller empfehlen. ISBN 978-3-9503964-9-2 vom Akazia Verlag, gefördert von der Redtenbacher Gesellschaft.


    Vater und Sohn Ledwinka haben zwei Automobilwerke wesentlich mit ihren Konstruktionen beieinflusst. Steyr-Daimler-Puch und die Tatra Werke.


    Weiterhin noch gutes Gelingen.


    Liebe Grüße
    René

    ....es ist 5 vor 33

    Demokratie ist alternativlos!

    "sei a Mensch"

  • Danke für den Tip! Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass Steyer - Daimler- Puch für mich noch ein echte Wissenslücke ist (wenn da mal jemand ein Modell zu baut und darüber schreibt, wäre das schon Klasse!), so dass ich auch über Erich Ledwinka noch nicht gestolpert bin, aber das wird sicher nicht so bleiben.
    Nun, zur Radaufhängung ist eigentlich das wichtigste schon gesagt - Einzelradaufhängung an Halbachsen, Allradantrieb, schräg stehende Blattfederpakete. Ich habe versucht, die Anzahl der Teile überschaubar zu halten. Die BIlder geben die Reihenfolge wieder; bisher passt alles. Einzig die Federfunktion ist noch nicht umgesetzt, hier steht der proof-of-concept noch aus, aber das fällt leichter, wenn man an den Bauteilen sonst nichts mehr ändern muss.
    Ich fange schon mal an, Fahrerhaus und Motorhaube zu bearbeiten - langsam wird der Bogen voll.

  • Moin alle!
    So, seit Montag aus dem Krankenhaus entlassen, komme ich langsam auf die Beine und mache hier weiter. In der Klinik hatte ich den Laptop dabei und konnte das Fahrerhaus fertigzeichnen, aber der Probebau zeigt, dass ich wirklich nicht so auf der Höhe war, deshalb ist das Thema leider noch nicht abgeschlossen. Für das Feintuning von Fahrerhaus und Mulde brauche ich als Grundlage erstmal ein passendes Chassis, deshalb habe ich mit den Teilen für ein neues Weißmodell angefangen.

  • Das neue Chassis steht, und zwar auf eigenen Rädern, und auch hier ein wichtiger Erkenntnisgewinn: weniger ist mehr, die Kombination aus drehbaren Rädern und möglicher Federung lasse ich bleiben. Ich finde kein passendes Federelement, das weich genug wäre, den filigranen Achsen ein unbeschadetes Einfedern zu erlauben und trotzdem danach zuverlässig die Räder wieder in die Ausgangslage bringt. Außerdem bekommt die Nadel, um die sich das jeweillige Rad drehen soll, gerade an den Hinterachse keinen vernünftigen Halt mehr; Ihr könnt auf dem ersten Bild sehen, dass nur noch weniger als 5 mm in die Achse eingesteckt werden können. Ich habe hier jetzt alles mit Uhu fest verklebt und stelle fest, dass das auch geht. Am Ende werden die Achsen jetzt etwas weniger Außendurchmesser haben und direkt in die Aussparungen der Differentiale geklebt, dann können die Nadeln von außen bis zum Zahnstocher im Rohrrahmen eingesteckt werden.
    Die Kombination von Fahrerhaus, Motorhaube und Kotflügel verlangt einiges an Anpassungen. Die Kabine nährt sich immerhin aktuell mit Version (ca.) 4.3 einem Zustand, an dem ich nicht mehr viel ändern möchte. Die Spritzwand ist sowohl Spant für das Fahrerhaus als auch Ankerpunkt für dessen Anbringung auf dem hinteren Hilfsrahmen. Der Übergang zur Motorhaube ist (freundlich gesagt) suboptimal, sollte mich aber nicht mehr überfordern. Die Motorhaube ist praktisch fertig, wird sich später aber öffnen lassen (wozu sonst der Motor?), und hier wird es kompliziert, weil sie dabei auf Teilen ruht, die konstruktiv gar nicht mit der Fahrerkabine verbunden sind, sondern auf einem eigenen, bei mir: sehr wackeligen Hilfsrahmen sitzen. Spida hat beide Hilfsrahmen in seinem großen Modell zu einem einzigen verbunden, was konstruktiv durchaus Sinn macht und viel Stabilität bringen würde, aber nach der einzigen mir bekannten detaillierteren Konstruktionszeichnung ist das falsch, und ich habe es auch auf keinem einzigen Photo finden können, deswegen habe ich mir diese Lösung bisher nicht erlaubt. Andererseits ist der hintere Hilfsrahmen bei der rekonstruierten blauen "12" auch im Original eindeutig anders ausgeführt, als in der Konstruktionszeichnung vorgesehen, wo die Träger in der Kontur noch wesentlich mehr Ähnlichkeit haben mit dem Ausgangsmodel dem Tatra 111, was man auch auf Bildern des dritten 147ers erkennen kann, der Nummer "7" aus Spanien.
    Und dann muss ich auch noch die Lücke füllen in den Kotflügeln, die sich (leider) zur Motorhaube hin deutlich verjüngen. Wenn ich dafür eine Lösung habe, werde ich die Motorhaube nochmal anpassen müssen.

  • Moin alle!
    Der erste (fast) komplette Probebau ist endlich fertig und der Eindruck stimmt langsam, auch wenn eine Reihe von Kleinteilen noch fehlen: Scheinwerfer, Drucklufttanks hinter dem "Koffer" (im Original war in dem Kasten das Reserverad und ein komplettes Regal mit 3 Böden für Werkzeug und Ersatzteile untergebracht), weitere Rippen an der Mulde, 2 Hydraulikzylinder um sie zu kippen, der Sicherungsmechanismus gegen "Überstrecken" der Hydraulik, die Andeutung von Kotflügeln unter der Mulde , Luftfilter im Motorraum, ein Füllstutzen an der Ölwanne. alle Schalt- und sonstigen Ganghebel im Fahrerhaus, 2 Auspufftöpfe und deren Verrohrung, die Gummilager der Mulde, Trittstufen an der Kabine - doch, da kommt später noch einiges. Für den Augenblick und dieses Weißmodell reicht es mir aber auch ohne, für ein Modell zum Behalten stecken ohnehin schon zu viel Fehler drin (dabei fand ich z. B. die Mulde beim zeichnen noch einfach), außerdem bekomme ich langsam massive Probleme, alles auf 1 DIN-A4 Bogen unterzubringen. Einige Teile sind auch aufgrund des kleinen Querschnitts nur schwer baubar, ich überlege z. B. noch, die Rippen an der Mulde aus "massivem" 1 mm Siebdruckkarton zu schneiden, statt sie einzeln zu falten, aber irgendwie kommt mir das nicht "richtig" vor, wenn nicht alle Teile vom selben Blatt kommen.
    Wenn beim nächsten Durchgang alles passt, müsste ich wohl auch über eine Bauanleitung nachdenken und mich dann ans Einfärben machen - wer den kleinen Tatra haben will, wird sich noch etwas in Geduld üben müssen. Aber müssen wir das nicht alle?

  • Moin alle!
    Vielen Dank erstmal für alle likes und besonders für Dein Lob, Klaus-Dieter - besonders, wenn man weiß, was Du selber auf die Schneidmatte zauberst, geht das runter wie Honig... Trotzdem bin ich noch nicht ganz zufrieden mit der Front, und wenn ich auch schwöre, dass ich bisher von dem o.a. Ursprungsbogen in 1:100 nichts "geklaut" habe, wollte ich jetzt doch wissen, wie sie dort gelöst wurde. Ich habe dafür die letzten beiden Abende den Ausdruck zusammengeschustert, hastig, nicht immer sauber und ohne gefärbte Kanten, und ich finde das Ergebnis ernüchternd gut - meine Oma hätte das jetzt mit meinem eigenen verglichen und gefragt "Junge, tat das nun Not?" Der kleine Bogen ist erstaunlich maßstabsgetreu, einzig die Mulde ist nennenswert größer als an meinem Modell und als auf den Konstruktionszeichnungen. Da aber auf verschiedenen zeitgenössischen Bildern und bei der Rekonstruktion der blauen "7" aus Spanien eine andere Mulde aufgebaut ist, als im Plan vorgesehen, kann ich nicht einmal mit Sicherheit sagen, dass die Größe falsch ist, nur, dass sie etwas vereinfacht wurde und die Verstärkungen auf der Vorderseite keiner der mir bekannten Abbildungen entsprechen. Gleiches gilt für andere Details, etwa die nach vorne geneigte Windschutzscheibe, die angeblich so eingesetzt wurde, um zu verhindern, dass Lichtreflexe Tiefflieger aufmerksam machten (was allerdings erst ein paar Jahre nach dem zweiten Weltkrieg eingeführt wurde und auf der Seite des Motorradmuseums sinngemäß kommentiert wurde: "Die Kommunisten haben halt immer überall Feinde gesehen...").
    Für nachher am Berliner Stammtisch muss das genügen, Räder und ein Fahrwerk kommen noch nachträglich daran, und dann werde ich die nächsten Tage nochmal versuchen, ob ich aus den Plänen etwas konstruieren kann, was dieser Motorhaube mehr ähnelt als bisher. Die Kühlerlamellen müssen auf alle Fälle größer werden und die Haubenfront sich stärker nach hinten neigen....
    Bis die Tage
    Heiner

  • Moin alle!
    Um wenigstens 1 Baustelle abschließen zu können, habe ich am Wochenende noch den angefangenen Ur-Bogen zu Ende gebaut. Für Achsen und Rohrrahmen (es ist durchaus einer vorgesehen, es findet sich nur kein Teil dafür) habe ich Zahnstocher gekürzt und eingeklebt Im Ergebnis finde ich ihn einen schönen Einstieg in die Welt der 100er, vielleicht sogar als Anfängerbogen überhaupt, da die Teile ohne besondere Hilfsmittel (eine Pinzette setze ich mal voraus) gut gebaut werden können und zusammen passen, der Aufbau auch ohne Bauanleitung sich unkompliziert von selber erschließt und das Ergebnis die Anmutung des Originals sehr gut trifft.
    Möchte man (innerhalb der Möglichkeiten des Maßstabs) näher am Original bleiben, sind sicherlich ein paar Verbesserungen erforderlich, die aber ebenfalls noch im zumutbaren Rahmen liegen: hier müsste vor allem ein 2. Ausdruck auf ca. 89 % skaliert werden, damit die Mulde zum Rest passt. Der Auspuff sollte statt dessen ganz weggelassen werden, er ist viel zu groß (solche gab es am Tatra 111, nicht aber am 147er), es wären außerdem 2 gewesen - einer unter jeder Seite der Fahrerkabine, und sie hingen etwas versteckt; bei der hier sinnvollen und gut gemachten Vereinfachung der Fahrerkabine lägen sie eigentlich innerhalb des umbauten Raums - weg damit. Und die sonstigen Abweichungen (die vorderen Scheinwerfer stehen eigentlich etwas zu eng, es gab keinen Unterfahrschutz, die Rücklichter stimmen nicht) fallen nur auf, wenn man sich vorher ein paar Tage mit dem Original beschäftigt hat, sie stören also keineswegs.
    An meinem eigenen Bogen probiere ich weiter aus, die Haube halbwegs so hinzubekommen, wie ich sie gerne hätte, und wenn das klappt, geht ans Einfärben und Dekorieren.
    Bis denn - und vielen Dank für Eure likes.
    Viele Grüße
    Heiner

  • So, wieder einen Termin nicht geschafft - auf minimodel.sk war am 31.08. Abgabe für selbst konstruiertes zum Thema "Baustellenfahrzeuge und -maschinen" - da hatte ich ihn für angemeldet und fertig bekommen wollen . Hat nicht geklappt. :thumbdown: Na gut, mache ich ihn eben hier zu Ende.^^

    Die Radaufhängungen habe ich mit 0,8 mm starken Drahtschlaufen um den Zahnstocher im Rohrrahmen gelöst. Das Gute daran: die Hinterachsen haben jetzt die typischen Tatra-X-Beine entwickelt. Das Doofe: ich hatte die Bremstrommeln auf der Innenseite der Räder vergrößert, aber vergessen, die Achsen entsprechend zu kürzen - die Spur ist jetzt 2 mm zu breit (wären im Original immerhin 20 cm) und die Räder werden unter den Kotflügeln herausragen - gut, erklären wir das hier eben zu einem weiteren Probebau.


     


     


     


     

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  • Danke für das Daumendrücken!

    Teil der Aufgabe bei minimodel war eine Bauanleitung - auch da bin ich aber noch lange nicht mit fertig. Ein paar Dinge muss ich nur in 3D simulieren, was erstaunlicherweise gar nicht so schwer ist (in Höhe oder Breite skalieren, scheren, duplizieren und in der richtigen Reihenfolge "stapeln"), aber andere habe ich auch konstruktiv noch überhaupt nicht gelöst. Ziemlich den ganzen Vorderwagen, wenn ich so darüber nachdenke. :pinch:

    Ich habe da neulich einen Film gefunden von der Restauration des letzten 147ers, der eine Vermutung von mir bestätigt hat über die Geometrie des vorderen Hilfsrahmens - :wacko: Mist. Ich habe keine Idee, wie ich die vorderen Kotflügel anschlage. Erst damit kann ich aber die Haube anpassen, die in ihrer jetzigen Form nicht mal ansatzweise passt. Dass die Motorhaube des Weissmodells geöffnet war, hatte nicht nur mit dem Motor darunter zu tun... es bleibt also spannend.


     


     

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  • Weia, schon wieder ein Monat rum, wenn das so weitergeht, ist nächste Woche plötzlich Weihnachten... Zur Zeit brummt es auf Arbeit, privat planen wir einen Anbau an unserem Haus, ich hole mir bei der Fahrschule den "Roller-Schein" als Ergänzung zu meiner Klasse III Karte - viel Zeit für Modellbau war da nicht. Da ich eine Pause vom Rechner wollte, habe ich gedacht, ich baue einfach schnell die Mulde. Die Rippen waren in der vorherigen Fassung zu lang und schmal, um für mich baubar zu sein, mit der neuen Aufteilung bin ich jetzt aber zufrieden. Es scheint auch ziemlich genau zu passen. Sinnvoll wäre allerdings, die Rippen erst an der Mulde auszurichten und zu verkleben und erst danach die Traverse als "Rippenbogen" an die obere Kante zu setzen - nächstes Mal. Einen weiteren Bau muss es noch geben, weil sich wegen eines Fehlers der Spalt im hinteren Knick der Mulde seitlich nicht schließen lässt - das musste ich in der Zeichnung korrigieren. Außerdem habe ich die Scharniere für den Hilfsrahmen genau falsch herum angeschlagen, weshalb die Mulde so nicht hinter die übrigen Aufbauten passen wird, wenn die jemals fertig werden. Und ich überlege, die 8 Muldenlager auf dem Hilfsrahmen durch aufgedoppelte Scheiben darzustellen statt durch "Poller" - von hinten gesehen scheint die Mulde viel zu hoch zu sitzen, mindestens - ähm - 0,5 mm, eine Katastrophe!


     


     

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  • Die Fahrerkabine wird an den Ecken zusammengeklebt, die Inneneinrichtung von oben eingeschoben und dann das Dach geschlossen. Die Spritzwand der Kabine hakt vorne an den Hilfsrahmen ein und die Getriebeoberseite passt genau in die Aussparung im Kabinenboden - da kann man nichts falsch positionieren. Dahinter kommt der Kofferaufbau, dahinter das Gestell mit den Drucklufttanks - auch hier keine Probleme. Die Kabine passt natürlich nicht unter das Dach der Mulde, Letztere muss also als erstes wieder runter - nicht ohne Schaden. Ist jetzt aber auch egal, bei ihr weiß ich schon, was ich wissen wollte.

    Und damit sind wir wieder bei dem alten Problem: Haube - Kotflügel - Anschluss an die Fahrerkabine. Das sieht jetzt alles ziemlich lieblos aus und ist es wohl auch, aber immerhin hatte ich jetzt endlich eine Idee, wie ich den Bereich vernünftig zeichnen und aufbauen kann.


     


     


     



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