Takelage HMV Wuppertal

  • Guten morgen,


    in der Anleitung vom HMV zum Fischdampfer Wuppertal werden zwei Seile von jeweils einer Kiste auf dem Deck über Umlenkrollen zu Seilwinden weggeführt.


    Ich habe das beim Aufbau der Fischkisten so berücksichtigt, bin jedoch über die Richtigkeit am zweifeln.


    Weiß jemand, wofür diese Seile eingesetzt werden?


    Generell ist mir die Seilführung an anderen Stellen auch nicht so ganz klar. Hat jemand weiterführende Informationen über Takelage und Seilführung vergleichbarer Fischdampfer oder kann mir Quellen nennen?


    Vielen Dank.


    Grüße


    Torsten

  • Moin Torsten,
    die "Fischkisten", wie Du sie nennst, sind die Luken vom Laderaum. Die Jolltaue, die dort in der Anleitung eingezeichnet sind, dienen dazu, im Hafen die (richtigen :D) Fischkisten aus dem Raum zu hieven. Allerdings enden die nicht einfach so in der Mitte der (geschlossenen) Luken. Wenn überhaupt würde man das Ende am Lukensüll belegen. Ich kann mir auch vorstellen, dass das freie Ende unterwegs nicht gerade an der Luke belegt wurde, weil es da eher im Weg war. Ich werde mal meine Fischdampfer-Literatur durchflöhen, ob sich da Nähers findet.
    Beste Grüße
    Fiete

  • Hallo Thorsten und Fietje,
    mit Euren Beiträgen wird deutlich, was ich schon immer bemängele: Selbst bei sehr gut durchkonstruierten Modellen fehlen oft die präzisen Angaben wo und wie Taue, Stage , Seile etc. cc belegt waren. Schaut man sich Pläne und Explorationszeichnungen an, dann verschwinden Tauführungen hinter Bordwänden oder sonstigen Aufbaueten und man weiß nicht wie das "Tauwerk" auf dem Schiff befestigt war.
    Bei der Exaktheit der Modellkonstruktionen dürfte es doch kein Problem sein, die Takelage in den Baubeschreibungen genau darzustellen.


    Mit freundlichen Grüßen

                                                                                   Artikel 1 GG:

    Die Würde des Menschen ist unantastbar.

    Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt



  • Quote

    Original von modellschiff
    Hallo Thorsten und Fietje,
    mit Euren Beiträgen wird deutlich, was ich schon immer bemängele: Selbst bei sehr gut durchkonstruierten Modellen fehlen oft die präzisen Angaben wo und wie Taue, Stage , Seile etc. cc belegt waren. Schaut man sich Pläne und Explorationszeichnungen an, dann verschwinden Tauführungen hinter Bordwänden oder sonstigen Aufbaueten und man weiß nicht wie das "Tauwerk" auf dem Schiff befestigt war.
    Bei der Exaktheit der Modellkonstruktionen dürfte es doch kein Problem sein, die Takelage in den Baubeschreibungen genau darzustellen.


    Mit freundlichen Grüßen


    Richtig, die Takelung der Modelle ist für den Gesamteindruck des Modelles schon sehr wichtig. Ein Beleg-Plan würde sicherlich helfen das Problem zu lösen. Auch könnte man schon während der Rohbauphase die eine oder andere Strippe anbringen und hätte weniger Probleme das Tauwerk zu befestigen.


    Michael

    "Die beste aller möglichen Welten ist eine Welt ohne Religion" John Adams (1735 - 1826) US-Präsident

  • Guten morgen,


    Fiete: Vielen Dank für Deinen Hinweis. Eigentlich hätte ich auch erst nachdenken und fragen sollen und dann erst bauen :D
    Naja, jetzt werde ich den Lukendeckel nochmal vorsichtig aboperieren und die Taue entfernen. Wenn Du noch etwas finden solltest, wie und wo diese belegt sind, laß es mich bitte wissen.
    Und entschuldige bitte meine unkorrekte Verwendung der Seebegriffe. Ich lese viel und gerne im Forum und freue mich jedesmal über Richtigstellung und Hinweise, wie die Fachbegriffe heißen und was sie bedeuten. Nur wenn ich was schreiben soll, fallen mir diese nicht immer korrekt ein. Daher bitte so weitermachen!!


    modellschiff und Michael: Ich stimme Euch 100% zu. Es ist echt schade, da wird eine Menge Aufwand, Arbeit und Geld von den Verlagen in die Konstruktion der Modelle gesteckt und nur bei wenigen Modellen gibt es einen vernünftigen Takelplan. Ich verlange keine Infos über jedes einzelne Tau und Seil am Modell, aber es wäre schön, zumindest über die Haupttakelage Infos zu erhalten.
    Glücklicherweise konnte ich bei Modellen wie die Stettin oder Schaarhörn, da sie im HH Hafen liegen, mir selber ein Bild von machen, aber bei Schiffen, gerade wie die Wuppertal, wo die Takelage zum wesentlichen Erscheinungsbild des Modelles beiträgt, ist das Manko echt schade.
    Hier ist auf jeden Fall noch Verbesserungspotential bei den Verlagen zu erkennen!


    Und daher auch noch mal die Frage an alle Mitlesenden: Wer noch Infos zum Takeplan der Wuppertal oder vergleichbarer Fischdampfer beitragen kann, nur her damit!!


    Vielen Dank!


    Grüße, Torsten

  • Moin zusammen,
    ich würde das alles nicht so eng sehen.
    Eine komplette und vollständige Takelung würde in manchen Fällen ein Modell nur überfrachten. das zunächst mal als Überschrift vorneweg.
    Sehr häufig ändern sich auch Takelungen im Laufe eines Schiffslebens. Und gerade bei historischen Schiffen, bei denen man auf teilweise unzulängliches Bildmaterial angewiesen ist, ist es schwierig, eine zufriedenstellende Lösung zu finden.
    In meinen Anfangsjahren bin ich nach dem WHV-Motto verfahren "Takelung gemäß Titelkasten". Erst in späteren Jahren habe ich dan angefangen, auch auf eigene Faust zu recherchieren, soweit das möglich ist.
    Ich denke, wir sollten nicht zu pingelig sein. Es wäre doch schade, wenn man als Modellbauer keine Eigeninitiative mehr entwickeln bräuchte... ;)
    @ Torsten: Eigentlich müsste ich mich entschuldigen, denn ich schmeiße gleich immer mit den entsprechenden Fachbegriffen um mich, weil sie einem einfach geläufig sind, ohne darüber nachzudenken, dass unzählige "Landratten" genauso begeistert Schiffe bauen und natürlich im einschlägigen "Fach-Chinesisch" nicht bewandert sein können... ;)
    Beste Grüße
    Fiete

  • Moin Moin Thorsten,


    zu den Seilführungen von Fischdampfern habe ich zwei Abbildungen gefunden. Natürlich nicht von der Nürnberg oder Wuppertal
    Das eine ist der Rollerbaum (Bauteilgruppe 101 der Nürnberg).
    Die zweite Skizze zeigt ein möglich Führung der Kurrleinen, an den dann das Netz geschleppt wird.
    Beide Skizzen aus. Der Fischdampferbau, Fritz Scheufle, 1948.


    Zu den speziellen Tauen deiner Frage. Auf einem Foto der Nürnberg in See sind die Seile gar nicht mehr zu erkennen, nur noch die Blöcke sind zu sehen.


    Auf anderen Fotos von Seitenfängern sind die Seile an die Winde geführt,
    an die Wanten geführt,
    an den Mast geführt,
    an das Vordeck geführt,
    an das Peildeck geführt oder
    liegen im Hafen direkt auf der Fischluke auf.


    Zu den Zustand Fertig zur Fangreise, voll gebunkert und Frisch gemalen passt das dargestellte sehr gut.
    Auf See wären die Seile dort nur im Weg.


    Gruß Till

  • Moin zusammen,
    ich habe auch - wie schon angedeutet - mal meine "Fischdampfer-Literatur" durchgesehen. Das Problem ist dabei natürlich, dass auf zahlreichen Bildern die Leinenführung nicht genau zu erkennen ist, weil die Jolltaue nur relativ dünn waren. So scheint es teilweise - wie Till schon geschrieben hat - dass die Blöcke sozusagen "leer" an der Traverse hängen. Das ist aber unwahrscheinlich, weil es zu umständlich wäre, die Jolltaue jedes Mal neu zu scheren. Es liegt ganz offensichtlich daran, dass die Auflösung bei solchen Bildern nicht ausreicht, die Leinen darzustellen.
    Bei anderen Aufnahmen kann man erkennen, dass die besagten Leinen entweder Vorderkante Aufbau oder am backbordschen Schanzkleid belegt sind, und zwar beide Parten zusammen, wie bei Flaggleinen. Ich werde mich für die NÜRNBERG für die "Schanzkleidversion" entscheiden.
    Fündig geworden bin ich übrigens in den Büchern
    Fischzüge von Schmidt/Stölting, Ditzen Druck und Verlags-GmbH, Bremerhaven 1988 und
    Hochseefischerei, Bilder einer vergangenen Arbeitswelt von Benscheidt/Kube ISBN 3-89429-757-3, Bremerhaven 1996
    Zumindest antiquarisch sollten die - wirklich guten - Bücher noch zu ergattern sein.
    Beste Grüße
    Fiet

  • Quote

    Original von Fiete
    ...


    So scheint es teilweise - wie Till schon geschrieben hat - dass die Blöcke sozusagen "leer" an der Traverse hängen. Das ist aber unwahrscheinlich, weil es zu umständlich wäre, die Jolltaue jedes Mal neu zu scheren.


    ...


    Hallo Fiete,


    die Traverse konnte am vorderen Mast abgefiert ("abgesenkt") werden, so dass es kein Problem war, die Blöcke mit den Jolltauen zu scheren (also, die Taue durch den Block zu "fädeln").


    Ich bin eigentlich sicher, dass die Jolltaue auf See normalerweise abgeschlagen ("entfernt und verstaut") waren.

    Fertig: MS WILHELM GUSTLOFF, 1:250



    Aufwachen - es ist 5 vor 33...


  • Besten Dank Helmut, man verlernt nie aus... ;)
    Liebe Grüße
    Fiete

  • Guten morgen Allerseits


    das Wochenende bin ich zu einer Hochzeitsfeier auf dem Darß gewesen. Nach dem Standesamt am Samstag haben wir eine Segeltour mit einem Zeesboot auf dem Bodden gemacht. Mehr Infos über diese schönen Boote unter anderem auf:
    http://www.braune-segel.de
    Mit den blutroten Segeln sind diese sicherlich auch sehr schön als Modell geeignet.
    So, genug abgeschweift...


    @ Fiete: Zuallerst, bitte keine Entschuldigung. Ich freue mich über jede Richtigstellung, da ich denke, daß jeder Mitlesende davon partizipieren kann (und ich selber kenne meine "fachbegrifflichen" Unzulänglichkeiten und nehme so etwas daher auch nicht persönlich) =)
    Natürlich hast Du Recht, daß sich die Takelage über die Lebensdauer des Schiffes ändert. Ebenso ist es aber auch mit Decksaufbauten, Farben, Maste etc. und letztendlich legt sich der Konstrukteur mit seiner Veröffentlichung hier üblicherweise auf einen bestimmten Zeitabschnitt fest, also könnte er das auch mit der Takelage.
    Wie aber auch weiter oben beschrieben, eine gesamte Takelage darzustellen, macht keinen Sinn, daher eben auch die Beschränkung auf die Haupttakelage, wie z.B. ab einer gewissen Taudicke, oder um die Hauptfunktionen darzustellen.


    @Till: Vielen Dank für die Zeichnungen. Werde ich sicherlich verwenden können.


    Fiete und Till: werde mal versuchen, die Bücher zu bekommen, auf jeden vielen Dank für die Literaturvorschläge.


    Helmut und Fiete: bin mir noch nicht ganz sicher, wie ich weitervorgehen werde. Entweder auf die Bücher warten, bzw. auf das fertige Modell der Nürnberg von Fiete (und seine bestimmt richtigere Takelage nachbauen), oder einfach den beiden Zeichnungen aus dem Baubogen folgen. Bin jetzt eh erstmal ne Woche auf Dienstreise und finde da bestimmt mal ne ruhige Minute zur Entscheidungsfindung.


    Viele Grüße aus Hamburg


    Torsten

  • Quote

    Original von Fiete
    ...Besten Dank Helmut, man verlernt nie aus... ;)...


    Lesen hilft (mitunter)...
    Beim Blättern in der Bauanleitung bin ich auch tatsächlich über den entsprechenden Block am vorderen Mast "gestolpert".
    Ob meine Takelung "richtiger" wird, wage ich zu bezweifeln, in dem Maßstab kann das immer nur eine Annäherung sein, wie schon etwas weiter oben geschrieben. Mal sehen, was wir daraus machen...
    Beste Grüße
    Fiete